Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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zu fah­ren. Ich hat­te mein schwarz­wol­le­nes Rei­se­kleid sorg­sam aus­ge­bürs­tet, mei­nen Hut, Muff und mei­ne Hand­schu­he zu­recht ge­legt; in al­len Schieb­la­den nach­ge­sucht, da­mit nichts zu­rück­b­lie­be und jetzt, da ich nichts mehr zu tun hat­te, setz­te ich mich und ver­such­te mich aus­zu­ru­hen. Doch das war un­mög­lich; ob­gleich ich wäh­rend des gan­zen Ta­ges auf den Fü­ßen ge­we­sen, konn­te ich jetzt doch nicht einen Au­gen­blick Ruhe fin­den; ich war zu hef­tig er­regt. Heu­te Abend schloss eine Pha­se mei­nes Le­bens ab; mor­gen be­gann eine an­de­re; un­mög­lich in der Zwi­schen­zeit zu schla­fen. Fie­ber­haft muss­te ich wa­chen, wäh­rend der Über­gang sich voll­zog.

      »Miss«, sag­te ein Mäd­chen, wel­ches mich in dem Kor­ri­dor, wo ich wie ein ge­ängs­tig­ter, ru­he­lo­ser Geist auf- und ab­ging, auf­such­te, »un­ten ist eine Per­son, die mit Ih­nen spre­chen möch­te.«

      »Ohne Zwei­fel der Bote«, dach­te ich und lief ohne wei­te­re Fra­ge die Trep­pe hin­un­ter. Ich ging an dem hin­tern Sa­lon oder Wohn­zim­mer der Leh­re­rin­nen vor­bei, des­sen Tür halb ge­öff­net war, um in die Kü­che zu ge­hen, als je­mand aus dem Zim­mer ge­stürzt kam.

      »Sie ist’s, wahr­haf­tig sie ist’s! – Über­all hät­te ich sie wie­der­er­kannt!« rief die Ge­stalt, die mich in mei­nem Lau­fe auf­hielt und mei­ne Hand er­griff.

      Ich blick­te auf. Vor mir stand eine Frau, ge­klei­det wie eine herr­schaft­li­che Die­ne­rin, ma­tro­nen­haft, aber den­noch jung; sie war hübsch, schwar­zes Haar, dunkle Au­gen, fri­sche Ge­sichts­far­be.

      »Nun, wer ist’s wohl?« frag­te sie mit ei­nem Lä­cheln und ei­ner Stim­me, die ich halb und halb er­kann­te; »aber Miss Jane, ich hof­fe doch, dass Sie mich nicht ganz ver­ges­sen ha­ben?«

      Nach ei­ner hal­b­en Mi­nu­te um­arm­te und küss­te ich sie voll Ent­zücken: »Bes­sie! Bes­sie! Bes­sie!« wei­ter konn­te ich nichts her­vor­brin­gen; sie hin­ge­gen lach­te bald, bald wein­te sie; dann gin­gen wir zu­sam­men ins Wohn­zim­mer. Am Ka­min­feu­er stand ein klei­ner Bur­sche von un­ge­fähr drei Jah­ren in schot­ti­schem Rock und Ho­sen.

      »Das ist mein klei­ner Jun­ge«, sag­te Bes­sie schnell.

      »Du bist also ver­hei­ra­tet, Bes­sie?«

      »Ja. Seit bei­na­he fünf Jah­ren mit Ro­bert Lea­ven, dem Kut­scher; au­ßer dem Bob­by dort habe ich noch ein klei­nes Mäd­chen, das Jane ge­tauft ist.«

      »Und du wohnst nicht mehr in Ga­tes­head?«

      »Ich woh­ne in der Pfört­ner­lo­ge; der alte Por­tier ist fort.«

      »Nun, und wie geht es al­len dort? Du musst mir al­les er­zäh­len, Bes­sie; aber nimm erst Platz; und du, Bob­by, komm zu mir und set­ze dich auf mei­nen Schoß, willst du?« aber Bob­by zog es vor, sich ne­ben sei­ne Mama zu stel­len.

      »Sie sind nicht sehr groß ge­wor­den, Miss Jane, und auch nicht sehr stark«, fuhr Mrs. Lea­ven fort. »Ver­mut­lich hat man Sie hier in der Schu­le nicht all­zu gut ge­hal­ten. Miss Reed ist min­des­tens einen Kopf grö­ßer als Sie, und Miss Ge­or­gia­na ist ge­wiss zwei­mal so breit.«

      »Ge­or­gia­na ist wohl sehr hübsch ge­wor­den, Bes­sie?«

      »Sehr hübsch. Im vo­ri­gen Win­ter ist sie mit ih­rer Mama in Lon­don ge­we­sen und dort hat je­der­mann sie be­wun­dert; ein jun­ger Lord hat sich in sie ver­liebt; aber sei­ne Ver­wand­ten wa­ren ge­gen die Hei­rat; und – was glau­ben Sie wohl? – er und Miss Ge­or­gia­na ver­ab­re­de­ten, mit­ein­an­der da­von zu lau­fen. Aber es kam an den Tag und sie wur­den auf­ge­hal­ten. Miss Reed hat die Sa­che ent­deckt. Ich glau­be, sie war nei­disch. Und jetzt le­ben sie und ihre Schwes­ter wie Hund und Kat­ze mit­ein­an­der; sie zan­ken und strei­ten un­auf­hör­lich.«

      »Nun, und was ist aus John Reed ge­wor­den?«

      »Ach, er führt sich nicht so brav auf, wie sei­ne Mut­ter es wohl wün­schen könn­te. Er war auf der Uni­ver­si­tät und wur­de fort­ge­jagt; dann woll­ten sei­ne On­kel, dass er Ad­vo­kat wer­den und die Rech­te stu­die­ren soll­te. Aber er ist ein so leicht­sin­ni­ger jun­ger Mensch, ich glau­be, dass nie­mals viel aus ihm wer­den wird.«

      »Wie sieht er aus?«

      »Er ist sehr schlank. Ei­ni­ge Leu­te fin­den, dass er ein schö­ner jun­ger Mann ist. Aber er hat so di­cke, auf­ge­wor­fe­ne Lip­pen.«

      »Und Mrs. Reed?«

      »Die gnä­di­ge Frau sieht im Ge­sicht dick und wohl ge­nug aus, aber ich glau­be nicht, dass sie sich im Ge­müt wohl fühlt. Mr. Johns Be­tra­gen ge­fällt ihr nicht – er braucht sehr, sehr viel Geld.«

      »Hat sie dich her­ge­schickt, Bes­sie?«

      »Nein, in der Tat; aber ich habe schon so lan­ge ge­wünscht, Sie zu se­hen, und als ich hör­te, dass ein Brief von Ih­nen ge­kom­men sei, und dass Sie in eine an­de­re Ge­gend des Lan­des ge­hen woll­ten, dach­te ich mir, dass ich mich auf die Rei­se ma­chen müs­se, um Sie noch ein­mal zu se­hen, be­vor Sie ganz au­ßer mei­nem Be­reich wä­ren.«

      »Und ich fürch­te, Bes­sie, du siehst dich in dei­nen Er­war­tun­gen ge­täuscht.« Dies sag­te ich wohl la­chend, aber ich hat­te be­merkt, dass Bes­sies Bli­cke, wenn sie auch ach­tungs­voll wa­ren, in kei­ner Wei­se Be­wun­de­rung aus­drück­ten.

      »Nein, Miss Jane, das nicht ge­ra­de; Sie se­hen sehr fein aus; Sie se­hen aus wie eine Dame, und mehr habe ich ei­gent­lich nie von Ih­nen er­war­tet. Als Kind wa­ren Sie auch kei­ne Schön­heit.«

      Ich muss­te über Bes­sies of­fen­her­zi­ge Ant­wort lä­cheln. Ich fühl­te, dass sie tref­fend war, aber ich muss ge­ste­hen, dass ich doch nicht ganz un­emp­find­lich ge­gen ih­ren In­halt war. Mit acht­zehn Jah­ren wün­schen die meis­ten Men­schen zu ge­fal­len, und die Über­zeu­gung, dass ihr Äu­ße­res nicht ge­eig­net ist, ih­nen die Er­fül­lung die­ses Wun­sches zu ver­schaf­fen, bringt al­les an­de­re als Freu­dig­keit her­vor.

      »Aber ich ver­mu­te, dass Sie sehr ge­lehrt sind«, fuhr Bes­sie, wie um mich zu trös­ten fort. »Was kön­nen Sie denn al­les? Kön­nen Sie Kla­vier spie­len?«

      »Ein we­nig.«

      Im Zim­mer stand ein In­stru­ment; Bes­sie ging hin und öff­ne­te es; dann bat sie mich, ihr ein Stück vor­zu­spie­len. Ich gab ihr ein paar Wal­zer zum bes­ten und sie war ent­zückt.

      »Die bei­den Miss Reeds kön­nen nicht so gut spie­len!« sag­te sie tri­um­phie­rend. »Ich habe ja im­mer ge­sagt, dass Sie sie im Ler­nen über­tref­fen wür­den. Kön­nen Sie auch zeich­nen?«

      »Dort über dem Ka­min hängt eine von mei­nen Zeich­nun­gen.« Es war eine Land­schaft in Was­ser­far­ben, wel­che ich der Vor­ste­he­rin aus Dank­bar­keit für ihre lie­bens­wür­di­ge Ver­mit­te­lung bei dem Ko­mi­tee ge­schenkt hat­te, und die sie un­ter Glas und Rah­men hat­te brin­gen las­sen.

      »Aber das ist wirk­lich schön, Miss Jane! Der Zei­chen­leh­rer der Miss Reeds könn­te es auch nicht schö­ner ge­malt ha­ben; von den jun­gen Da­men selbst will ich schon gar nicht re­den. De­nen könn­te es bald je­mand nach­ma­chen. Ha­ben Sie auch Fran­zö­sisch ge­lernt?«

      »Ja, Bes­sie; ich kann es le­sen und auch spre­chen.«

      »Und kön­nen Sie auch sti­cken und nä­hen?«

      »Ge­wiss,


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