Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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ge­hen und mit ihr spre­chen?«

      »O nein, Kind! Das geht nicht an. Und jetzt ist es auch für Sie Zeit, hin­ein zu ge­hen; Sie wer­den das Fie­ber be­kom­men, wenn Sie drau­ßen sind, wäh­rend der Tau fällt.«

      Die Wär­te­rin schloss die Haus­tür; ich ging durch den Sei­ten­ein­gang, wel­cher zu dem Schul­zim­mer führ­te; ich kam noch zu rech­ter Zeit; es war neun Uhr, und Miss Mil­ler rief ge­ra­de die Schü­le­rin­nen zum Schla­fen­ge­hen.

      Es moch­te viel­leicht zwei Stun­den spä­ter, un­ge­fähr elf Uhr sein; es war mir nicht mög­lich ge­we­sen ein­zu­schla­fen und aus der tie­fen Ruhe, wel­che im Schlaf­zim­mer herrsch­te, schloss ich, dass mei­ne Ge­fähr­tin­nen fest schlie­fen; lei­se stand ich auf, zog mein Kleid über mein Nacht­ge­wand und schlich mich bar­fuß aus dem Ge­mach, um Miss Temp­les Zim­mer zu su­chen. Es be­fand sich am ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende des Hau­ses; aber ich kann­te den Weg, und die Strah­len des un­be­wölk­ten Som­mer­mon­des hal­fen mir, ihn zu fin­den. Ich ver­spür­te einen schar­fen Ge­ruch von Kam­pher und ge­brann­tem Es­sig, als ich mich dem Zim­mer der Fie­ber­kran­ken nä­her­te; schnell eil­te ich an der Tür vor­über, aus Furcht, dass die Kran­ken­wär­te­rin, wel­che die gan­ze Nacht wa­chen muss­te, mich hö­ren kön­ne. Ich hat­te Angst da­vor, ent­deckt und zu­rück­ge­schickt zu wer­den, denn ich muss­te He­len se­hen, – ich muss­te sie um­ar­men be­vor sie starb, – ich muss­te ihr einen letz­ten Kuss ge­ben, noch ein letz­tes Wort mit ihr spre­chen.

      Nach­dem ich die Trep­pe hin­un­ter­ge­gan­gen war, einen Teil vom Erd­ge­schoss des Hau­ses durch­schrit­ten hat­te und es mir ge­lun­gen war, ohne Geräusch zwei Tü­ren zu öff­nen, er­reich­te ich eine zwei­te Trep­pe; die­se stieg ich wie­der hin­auf und be­fand mich ge­ra­de vor der Tür von Miss Temp­les Zim­mer. Durch das Schlüs­sel­loch und eine Spal­te un­ter­halb der Tür fiel ein Licht­schein; über­all herrsch­te tiefs­te Stil­le. Als ich nä­her kam, fand ich die Tür ein we­nig ge­öff­net, wahr­schein­lich um in das dump­fe Kran­ken­ge­mach et­was Luft drin­gen zu las­sen. Nicht ge­willt zu zö­gern, von un­ge­dul­di­gem Dran­ge be­seelt – See­le und alle Sin­ne in hef­ti­gem Schmerz er­be­bend – öff­ne­te ich sie ganz und blick­te hin­ein. Mein Auge such­te He­len und fürch­te­te – den Tod zu fin­den.

      Dicht ne­ben Miss Temp­les Bett und mit den wei­ßen Vor­hän­gen des­sel­ben halb ver­hängt, stand ein klei­nes Bett­chen. Ich sah die Um­ris­se ei­ner Ge­stalt un­ter der Bett­de­cke, doch das Ge­sicht war durch die Gar­di­nen ver­deckt. Die Wär­te­rin, mit wel­cher ich im Gar­ten ge­spro­chen hat­te, saß in ei­nem Lehn­stuhl und schlief; eine halb­her­ab­ge­brann­te Ker­ze, die auf dem Ti­sche stand, ver­brei­te­te ein trü­bes Licht. Miss Tem­ple war nicht sicht­bar; spä­ter er­fuhr ich, dass sie zu ei­ner im De­li­ri­um lie­gen­den Fie­ber­kran­ken ge­ru­fen wor­den. – Ich wag­te mich wei­ter ins Zim­mer hin­ein; dann stand ich ne­ben dem klei­nen Bet­te still; mei­ne Hand fass­te den Vor­hang, doch hielt ich es für bes­ser, zu spre­chen, be­vor ich den­sel­ben zur Sei­te zog. Ein Schau­er fass­te mich bei dem Ge­dan­ken, dass ich viel­leicht nur noch eine Lei­che se­hen könn­te.

      »He­len«, flüs­ter­te ich sanft, »wachst du?«

      Sie be­weg­te sich, schob den Vor­hang zu­rück – – und ich blick­te in ihr blei­ches, ab­ge­zehr­tes aber ru­hi­ges Ge­sicht. Sie schi­en so we­nig ver­än­dert, dass mei­ne Furcht au­gen­blick­lich schwand.

      »Bist du’s wirk­lich, Jane?« frag­te sie mit ih­rer ge­wohn­ten, sanf­ten Stim­me.

      »Ah!« dach­te ich, »sie wird nicht ster­ben; sie ir­ren sich alle; wäre es der Fall, so könn­te sie nicht so ru­hig, so fried­lich aus­se­hen; das wäre nicht mög­lich.«

      Ich ging an ihr Bett und küss­te sie; ihre Stirn war kalt und ihre Wan­ge war kalt und ab­ge­zehrt, und ihre Hän­de und ihre Arme eben­falls; aber ihr Lä­cheln war das alte ge­blie­ben.

      »Wes­halb kommst du hier­her, Jane? Es ist schon nach elf Uhr; ich habe es vor ei­ni­gen Mi­nu­ten schla­gen hö­ren.«

      »Ich kam um dich zu se­hen, He­len. Ich hör­te, du seist sehr krank, und ich konn­te nicht ein­schla­fen, be­vor ich noch ein­mal mit dir ge­spro­chen hat­te.«

      »Du bist also ge­kom­men, um mir Le­be­wohl zu sa­gen: wahr­schein­lich bist du ge­ra­de noch zu rech­ter Zeit ge­kom­men.«

      »Willst du fort, He­len? Willst du etwa nach Hau­se.«

      »Ja, nach Hau­se – in mei­ne letz­te, mei­ne ewi­ge Hei­mat!«

      »Nein, nein, He­len«, un­ter­brach ich sie jam­mernd. Wäh­rend ich ver­such­te, mei­ner Trä­nen Herr zu wer­den, hat­te He­len einen hef­ti­gen Hus­ten­an­fall; in­des­sen weck­te die­ser die Kran­ken­wär­te­rin nicht; als er vor­über, lag sie ei­ni­ge Mi­nu­ten ganz er­schöpft da; dann flüs­ter­te sie:

      »Jane, dei­ne klei­nen Füße sind nackt; lege dich zu mir ins Bett und de­cke dich mit mei­ner De­cke zu.«

      Ich tat es; sie schlang ih­ren Arm um mich, und ich schmieg­te mich dicht an sie. Nach lan­gem Schwei­gen fuhr sie flüs­ternd fort:

      »Ich bin sehr glück­lich, Jane; und wenn du hörst, dass ich ge­stor­ben bin, so musst du mir ver­spre­chen, nicht zu trau­ern; denn es ist nichts zu be­trau­ern. Wir alle müs­sen ja ei­nes Ta­ges ster­ben, und die Krank­heit, die mich fort­rafft, ist nicht schmerz­haft; sie schrei­tet lang­sam und schmerz­los fort; mein Ge­müt ist in Frie­den. Ich hin­ter­las­se nie­man­den, der mich be­trau­ert. Ich habe nur einen Va­ter; er hat sich vor kur­z­em wie­der ver­hei­ra­tet und wird mich nicht ver­mis­sen. Ich st­er­be jung – aber ich wer­de auch vie­len Lei­den ent­ge­hen. Ich hat­te kei­ne Ei­gen­schaf­ten, kei­ne Ta­len­te, die mir ge­hol­fen hät­ten, einen gu­ten Weg durch die Welt zu ma­chen. Fort­wäh­rend wür­de ich das Ver­kehr­te ge­tan ha­ben.«

      »Aber wo­hin gehst du denn, He­len? Kannst du es se­hen? Kannst du glau­ben?«

      »Ich glau­be; – ich habe die fes­te Zu­ver­sicht: ich gehe zu Gott.«

      »Wo ist Gott? Was ist Gott?«

      »Mein Schöp­fer und der dei­ne, der nie­mals zer­stö­ren kann, was er ge­schaf­fen hat. Ich glau­be fest an sei­ne Macht und ver­traue sei­ner All­gü­te. Ich zäh­le die Stun­den bis zu je­ner großen, be­deu­tungs­vol­len, die mich ihm zu­rück­ge­ben soll, ihn mir von An­ge­sicht zu An­ge­sicht zei­gen wird.«

      »Du bist also si­cher, He­len, dass es ein Et­was gibt, das sich Him­mel nennt; und dass un­se­re See­len dort­hin ge­hen wer­den, wenn wir ster­ben?«

      »Ich bin si­cher, dass es ein künf­ti­ges Le­ben gibt; ich glau­be, dass Gott gut ist; ich gebe ihm mein un­s­terb­li­ches Teil ver­trau­ens­voll hin. Gott ist mein Va­ter; Gott ist mein Freund, ich lie­be ihn; ich glau­be, dass er mich liebt.«

      »Und wer­de ich dich wie­der­se­hen, He­len, wenn ich st­er­be?«

      »Du wirst in die­sel­ben Re­gio­nen der Glück­se­lig­keit kom­men wie ich; der­sel­be mäch­ti­ge All­va­ter wird auch dich an sein Herz neh­men, Jane, zweifle nicht dar­an.«

      Wie­de­r­um frag­te ich, doch die­ses Mal nur in Ge­dan­ken, »wo sind jene Re­gio­nen? Sin­d sie wirk­lich?« Und fes­ter schlang ich mei­ne Arme um He­len; sie war mir in die­sem Au­gen­blick teu­rer denn je; mir war, als kön­ne ich sie nicht fort­ge­hen las­sen; ich ver­barg


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