Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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zu Bet­te ging, ver­gaß ich, in mei­ner Fan­ta­sie das Bar­me­ci­den-Sou­per von hei­ßen Brat­kar­tof­feln und Weiß­brot und frisch­ge­mol­ke­ner Milch zu be­rei­ten, mit dem ich sonst mein in­ne­res Seh­nen zu be­frie­di­gen pfleg­te; statt des­sen er­götz­te ich mich an dem An­blick idea­ler Zeich­nun­gen, wel­che ich im Dun­keln sah, alle das Werk mei­ner ei­ge­nen Hand: fein ge­zeich­ne­te Häu­ser und Bäu­me, ma­le­ri­sche Fel­sen und Rui­nen, statt­li­che Vieh­her­den, rei­zen­de Ma­le­rei­en von Schmet­ter­lin­gen, wel­che hal­b­er­schlos­se­ne Ro­sen um­flo­gen; Vö­gel, wel­che an rei­fen Kir­schen pick­ten, Nes­ter von Zaun­kö­ni­gen, in de­nen perl­große Eier la­gen, wäh­rend jun­ge Epheu­ran­ken sie um­wu­cher­ten. Im Ge­dan­ken ven­ti­lier­te ich auch die Mög­lich­keit, ob ich je­mals im­stan­de sein wür­de, ein ge­wis­ses klei­nes fran­zö­si­sches Ge­schich­ten­buch, wel­ches Ma­da­me Pier­rot mir an je­nem Tage ge­zeigt hat­te, flie­ßend über­set­zen zu kön­nen; – aber noch war die­ses Pro­blem nicht zu mei­ner Zufrie­den­heit ge­löst, als ich sanft ein­sch­lief.

      Wie rich­tig hat Sa­lo­mo ge­sagt: – »Bes­ser ein Mahl von fri­schen Kräu­tern, wo die Lie­be ist, als ein ge­mä­s­te­ter Och­se, wo der Hass ist.«

      Jetzt hät­te ich Lo­wood mit all sei­nen Ent­beh­run­gen nicht mehr ge­gen Ga­tes­head-Hall mit sei­nem täg­li­chen Lu­xus ein­ge­tauscht.

      Aber der Ent­beh­run­gen oder viel­mehr der Müh­se­lig­kei­ten in Lo­wood wur­den auch we­ni­ger. Der Früh­ling kam – er war in der Tat schon ge­kom­men; die Win­ter­frös­te hat­ten auf­ge­hört; der Schnee war ge­schmol­zen, die schnei­den­den Win­de hat­ten nach­ge­las­sen. Mei­ne ar­men Füße, wel­che die Lüf­te des Ja­nu­ar ge­schun­den und ent­zün­det hat­ten, be­gan­nen zu hei­len und un­ter den war­men Win­den des April ihre alte Ge­stalt an­zu­neh­men; die Näch­te und Mor­gen lie­ßen mit ih­rer ka­na­di­schen Tem­pe­ra­tur nicht län­ger das Blut in un­se­ren Adern er­frie­ren; wir er­tru­gen es jetzt, die Spiel­stun­de im Gar­ten zu­zu­brin­gen; zu­wei­len an be­son­ders son­ni­gen Ta­gen be­gann es schon an­ge­nehm und freund­lich zu wer­den, ein zar­tes Grün be­gann die brau­nen Bee­te zu über­zie­hen, täg­lich wur­de es fri­scher und er­weck­te die Vor­stel­lung, dass die Hoff­nung wäh­rend der Nacht über sie hin­schrei­te und je­den Mor­gen schö­ne­re Spu­ren ih­rer Schrit­te zu­rück­las­se. Un­ter den Blät­tern blick­ten Blu­men her­vor: Schnee­glöck­chen, Kro­kus, dun­kel­ro­te Au­ri­keln und gol­d­äu­gi­ge Drei­fal­tig­keits­blu­men. An Don­ners­tagnach­mit­tagen – ein hal­ber Fe­ri­al­tag – mach­ten wir jetzt lan­ge Spa­zier­gän­ge und fan­den am Feldrain, un­ter den He­cken noch schö­ne­re Blu­men.

      Ich ent­deck­te auch, dass ein großes Ver­gnü­gen, ein Ge­nuss, wel­chem nur der Ho­ri­zont eine Gren­ze setz­te, au­ßer­halb der ho­hen und mit ei­ser­nen Spit­zen ge­krön­ten Mau­ern un­se­res Gar­tens lag, – die­ser Ge­nuss be­stand näm­lich in der Aus­sicht, wel­che eine lan­ge Rei­he hoch­gip­fe­li­ger, grü­ner und schat­ti­ger Hü­gel bot – in ei­nem kla­ren Bach voll dunk­ler Stei­ne und fun­keln­der Wir­bel und Stru­del.

      Wie ganz an­ders hat­te die­ses Bild aus­ge­se­hen, als ich es in Frost er­starrt, in ein Lei­chen­tuch von Schnee gehüllt un­ter dem blei­er­nen Him­mel des Win­ters ge­se­hen! Wenn to­des­kal­te Ne­bel vom Ost­wind ge­jagt über die­se düs­te­ren Gip­fel hin­zo­gen und über Wie­sen und An­hö­hen hin­un­ter­roll­ten, bis sie sich mit dem ge­fro­re­nen Ne­bel des Ba­ches ver­ei­nig­ten! Die­ser Bach selbst war da­mals ein Strom, zü­gel­los und to­bend; er durch­riss den Wald und er­füll­te die Luft mit to­sen­dem Lärm und wil­dem Sprüh­re­gen; und der Wald an sei­nen Ufern war nichts als eine Rei­he von Ge­rip­pen.

      Aus dem April wur­de Mai; ein kla­rer, schö­ner Mai; all sei­ne Tage brach­ten blau­en Him­mel und mil­den Son­nen­schein und lei­se west­li­che oder süd­li­che Win­de. Und jetzt reif­te die Ve­ge­ta­ti­on mit Macht; Lo­wood schüt­tel­te sei­ne Lo­cken; es wur­de grün und blü­ten­reich; sei­ne großen Ul­men- und Eschen- und Ei­chen-Ske­let­te wur­den ma­je­stä­ti­schem Le­ben zu­rück­ge­ge­ben. Wald­pflan­zen sprieß­ten in al­len Ecken und Win­keln; zahl­lo­se Abar­ten von Moos füll­ten die Ver­tie­fun­gen, und die wil­den Schlüs­sel­blu­men be­deck­ten den Bo­den wie mit Son­nen­strah­len; oft habe ich an schat­ti­gen Stel­len ih­ren zar­ten, gol­di­gen Glanz für hel­len Son­nen­schein ge­hal­ten. Und al­les dies ge­noss ich oft und voll, frei, un­be­wacht und fast im­mer al­lein; die­se un­ge­wohn­te Frei­heit, die­ses Ver­gnü­gen hat­te eine Ur­sa­che, von wel­cher zu re­den jetzt mei­ne Auf­ga­be sein muss.

      Habe ich die Lage mei­nes Wohn­sit­zes nicht als eine rei­zen­de ge­schil­dert, wenn ich er­zähl­te, dass die­ser in Hü­gel und Wald ge­bet­tet liegt und sich am Ran­de ei­nes Stro­mes er­hebt? Rei­zend in der Tat; ob aber ge­sund oder nicht, das ist eine an­de­re Fra­ge.

      Je­nes Wald­tal, in wel­chem Lo­wood lag, war die Brut­stät­te von Ne­beln und ei­ner aus Ne­bel ent­stan­de­nen Pe­sti­lenz; die­se wuchs mit dem Früh­ling, kroch in das Wai­sen­asyl, hauch­te den Ty­phus in die über­füll­ten Schlaf­sä­le und Schul­zim­mer, und be­vor der Mai ge­kom­men, war die Er­zie­hungs­an­stalt in ein Ho­spi­tal um­ge­wan­delt.

      Durch Hun­ger und ver­nach­läs­sig­te Er­käl­tun­gen war die Mehr­zahl der Schü­le­rin­nen für die An­ste­ckung ver­an­lagt; von acht­zig Mäd­chen wur­den fünf­und­vier­zig zu glei­cher Zeit von der Krank­heit er­grif­fen. Die Schul­stun­den hör­ten auf, alle Re­geln blie­ben un­be­ach­tet. Den We­ni­gen, wel­che ge­sund blie­ben, wur­de eine fast un­be­schränk­te Frei­heit ge­währt, denn der Arzt be­stand auf der Not­wen­dig­keit häu­fi­ger Be­we­gung in frei­er Luft, um sie ge­sund zu er­hal­ten; und selbst wenn es an­ders ge­we­sen wäre, so hat­te nie­mand Zeit oder Lust, sie zu be­wa­chen oder zu­rück­zu­hal­ten. Miss Temp­les gan­ze Auf­merk­sam­keit war von den Pa­ti­en­tin­nen in An­spruch ge­nom­men; sie wohn­te im Kran­ken­zim­mer; nie­mals ver­ließ sie es, mit Aus­nah­me von we­ni­gen Stun­den der Nacht, wo sie selbst die ihr so nö­ti­ge Ruhe such­te. Die Leh­re­rin­nen wa­ren vollauf mit dem Pa­cken oder an­de­ren not­wen­di­gen Vor­be­rei­tun­gen für die Abrei­se je­ner Mäd­chen be­schäf­tigt, wel­che glück­lich ge­nug wa­ren, Freun­de und Ver­wand­te zu be­sit­zen, die sie von dem Seu­chen­herd ent­fern­ten. Vie­le, wel­che den Keim der An­ste­ckung be­reits in sich tru­gen, kehr­ten nur nach Hau­se zu­rück, um zu ster­ben; ei­ni­ge star­ben in der An­stalt und wur­den schnell und ru­hig be­gra­ben, da die Na­tur der Krank­heit kei­nen Auf­schub dul­de­te.

      Wäh­rend so die ent­setz­li­che Krank­heit eine Be­woh­ne­rin von Lo­wood ge­wor­den war und der Tod sein häu­fi­ger Be­su­cher; wäh­rend in­ner­halb sei­ner Mau­ern Furcht und Trau­er herrsch­ten; wäh­rend die Düns­te ei­nes Ho­spi­tals durch Zim­mer und Kor­ri­do­re zo­gen, und Trän­ke und Pa­stil­len um­sonst ver­such­ten, der Aus­düns­tung des To­des ent­ge­gen zu wir­ken, – leuch­te­te drau­ßen der strah­len­de Mai über stol­ze Hü­gel und herr­li­ches Wald­land. Der Gar­ten prang­te im Blu­men­flor: Ro­sen­pal­men wa­ren so hoch wie Bäu­me in die Höhe ge­schos­sen; Li­li­en­kel­che wa­ren er­schlos­sen, Tul­pen und Ro­sen stan­den in Blü­te; die Rän­der der klei­nen Bee­te strahl­ten in ih­rem Schmuck von rosa


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