Aus der Jugendzeit & Historie von der schönen Lau. Eduard Morike
Читать онлайн книгу.uns nicht auf!
Kommen andre nach, unsre Brüder,
da frag' wieder.“
Halt' an! Gemach,
eine kleine Frist!
Sagt, wo der Liebe Heimat ist,
ihr Anfang, ihr Ende?
„Wer's nennen könnte!
Schelmisches Kind,
Lieb' ist wie Wind,
rasch und lebendig,
ruhet nie,
ewig ist sie,
aber nicht immer beständig.
— Fort! Wohlauf! auf!
Halt' uns nicht auf!
Fort über Stoppel und Wälder und Wiesen!
Wenn ich dein Schätzchen seh',
will ich es grüßen.
Kindlein, ade!“
Rat einer Alten.
Bin jung gewesen,
kann auch mitreden,
und alt geworden,
drum gilt mein Wort.
Schön reife Beeren
am Bäumchen hangen:
Nachbar, da hilft kein
Zaun um den Garten;
lustige Vögel
wissen den Weg.
Aber, mein Dirnchen,
du laß dir raten:
Halte dein Schätzchen
wohl in der Liebe,
wohl im Respekt!
Mit den zwei Fädlein,
in eins gedrehet,
ziehst du am kleinen
Finger ihn nach.
Aufrichtig Herze,
doch schweigen können,
früh mit der Sonne
mutig zur Arbeit,
gesunde Glieder,
saubere Linnen,
das machet Mädchen
und Weibchen wert.
Bin jung gewesen,
kann auch mitreden,
und alt geworden,
drum gilt mein Wort.
Der Knabe und das Immlein.
Im Weinberg auf der Höhe
ein Häuslein steht so windebang;
hat weder Tür noch Fenster,
die Weile wird ihm lang.
Und ist der Tag so schwüle,
sind all verstummt die Vögelein,
summt an der Sonnenblume
ein Immlein ganz allein.
Mein Lieb hat einen Garten,
da steht ein hübsches Immenhaus:
Kommst du daher geflogen?
Schickt sie dich nach mir aus?
„O nein, du feiner Knabe,
es hieß mich niemand Boten gehn;
dies Kind weiß nichts von Lieben,
hat dich noch kaum gesehn.
„Was wüßten auch die Mädchen,
wenn sie kaum aus der Schule sind!
Dein herzallerliebstes Schätzchen
ist noch ein Mutterkind.
„Ich bring' ihm Wachs und Honig;
ade! — ich hab' ein ganzes Pfund;
wie wird das Schätzchen lachen,
ihm wässert schon der Mund.“
Ach, wolltest du ihr sagen,
ich wüßte, was viel süßer ist:
Nichts Lieblichers auf Erden,
als wenn man herzt und küßt!
Er ist's.
Frühling läßt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
— Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!
Zu viel.
Der Himmel glänzt vom reinsten Frühlingslichte,
ihm schwillt der Hügel sehnsuchtsvoll entgegen,
die starre Welt zerfließt in Liebessegen
und schmiegt sich rund zum zärtlichsten Gedichte.
Am Dorfeshang, dort bei der luft'gen Fichte,
ist meiner Liebsten kleines Haus gelegen —
o Herz, was hilft dein Wiegen und dein Wägen,
daß all der Wonnestreit in dir sich schlichte!
Du, Liebe, hilf den süßen Zauber lösen,
womit Natur in meinem Innern wühlet!
Und