Herzmord. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Herzmord - Dietmar Wolfgang Pritzlaff


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Mein Geschrei und Geheule gingen ihnen auf die Nerven.

      Eine Krankenschwester, meine liebe, nette Krankenschwester Ingrid kümmerte sich verständnisvoll und intensiv um mich. Sie war es auch, die mit den älteren Herren schimpfte und um ein bisschen mehr Rücksicht für den Kleinen Scheißer Dietmar kämpfte. Sie setzte sich an mein Bett und lenkte mich mit kindlichen Späßen von meinen Dauerschmerzen ab. Ein Segen, dass es diese Frau in diesem Krankenhaus gab.

      Eine ganze Woche musste ich im Krankenhaus und in diesem mir verhassten Männerzimmer bleiben. Endlich gingen die schrecklichen Schwellungen zurück. Über der Augenbraue musste genäht werden und ist bis heute eine kleine Narbe zurückgeblieben. Außer dieser kleinen feinen Narbe hat sich mein Gesicht im Laufe der nächsten Zeit wieder eingekriegt. Es hatte wohl keine Lust auf Beulen und Dellen und glättete sich wieder.

      Durch den ganzen Dreck in den Wunden und Steinchen unter der Haut bekam ich gleich die nächste Tetanusspritze. Sicher ist sicher. Von diesem Krankenhausaufenthalt hatte ich die Schnauze voll und wollte nie mehr hinein. Es sollte anders kommen.

      Kapitel 6: Raupen-Allergie

      Im Herbst 1968 spielte ich mal wieder im nahen Wald.

      „Oh, was für eine wunderschöne dicke Raupe“, entfuhr es mir. Natürlich musste ich sofort dieses lustig schwarzrote „Ding“ mitnehmen. Ich wollte sie zuhause aufwachsen lassen. Noch ahnte ich nicht, was bald losgehen sollte.

      Noch unterwegs auf dem nach Hause Weg begannen meine Hände zu brennen. Die fette Raupe ließ ich frei und lief nach Hause.

      Ich bekam einen Ausschlag, der sich gewaschen hatte. Juckende Pickel wuchsen in Windeseile zu dicken Pusteln heran. Kratzen war mal wieder verboten, aber ich musste einfach.

      Ich wurde zum Hautarzt geschleppt und mit Salbe und Puder versorgt. Auch zum Mitnehmen.

      Zuhause wollte es die nächsten Tage nicht aufhören zu jucken und ich kratze mir natürlich wie wild die Pickel auf. Ganz allmählich verging die Allergie und ich lernte daraus: Nicht alles was kunterbunt rumkrabbelt in die Hand zu nehmen.

      Kapitel 7: Mandeln und Polypen

      Was muss man in jungen Jahren schon alles mitmachen? Gerade raus aus dem Krankenhaus, eine halbes Jahr Ruhe und im Frühjahr 1969 schon wieder rein ins Krankenhaus.

      Meine zwei Jahre ältere Schwester Vera und ich hatten vier, fünf Mal im Jahr Halsschmerzen mit Mandelentzündungen gehabt. Vereiterte Mandeln waren nicht schön, nicht schön anzusehen und überhaupt nicht schön zu ertragen. Das konnte so nicht weitergehen. Ab zum Arzt und der schickte uns zwei Kleinen mit Mutter ins Krankenhaus. Nicht schon wieder? Doch, aber dieses Mal zu Zweit. Wir bekamen sogar ein Zimmer mit 2 Betten.

      Schnipp und schnapp und schon waren die Mandeln ab. Oder raus. Ich hatte außerdem noch eine Vergrößerung der Rachenmandel, ein Polyp. Nein, die echten Polypen in der Nase hatte ich damals nicht. Die hatte ich erst später. Damals spielte sich alles im Hals ab.

      Nach unseren Operationen lagen wir gemeinsam im Zimmer und flennten vor Schmerzen. Schon Spuckeschlucken bereitete Halsschmerzen. Wir bekamen mehrmals am Tag eine Gummi-Halskrause mit Eisstücken darin um den Hals gelegt. Das kühlte nicht lange und schon fühlte man wieder den ganzen Schmerz. Zu essen bekamen wir erst Mal nur flüssigen Brei, alle möglichen Suppen und auch Puddingsuppe. Die war wirklich lecker, aber dieses verdammte Wund-Schlucken...

      Das einzig richtig Gute an dieser Zeit war die Tatsache, dass wir so viel Eis wie wir wollten essen, schlecken und lecken konnten. Das schmeckte gut, kühlte die rötlichen Schwellungen im Hals und dämmte die Schmerzen ein.

      Nachts war mir unheimlich in dem Krankenhauszimmer. Vom Gang her drangen immer wieder unbekannte Geräusche ins Zimmer. Klappern, Schritte, leises Murmeln.

      Zu meinen Schmerzen kam auch noch Schiss vor der Nacht in mein Bettchen gehüpft und ich hüpfte dann zu meiner Schwester Vera ins Bett und genoss ihre Wärme und ihr Dasein in diesen trüben Frühjahrstagen. Was hätte ich nur ohne sie gemacht?

      Wieder dauerte es eine ganze Woche, dann durften wir endlich wieder nach Hause. Spielen. Hurra!

      Kapitel 8: Ziegenpeter

      Wieso muss man, musste ich, alles hintereinander kriegen?

      Im Sommer 1969 schwoll mein Hals zu. Die Ohrspeicheldrüsen waren entzündet und wurden dick und dicker. Der Mumps oder auch Ziegenpeter genannt, hatte zugeschlagen. Eine Virusinfektion welche so schmerzhaft war, wenn man nur den Kopf zu drehen versuchte. Dicke Wangen sehen dabei aus, als ob man einen richtigen Fresskopp hatte. Natürlich hatte auch ich diese sogenannten Hamsterbacken. Dick und geschwollen. Die Ohren schmerzten ebenso. Kopf- und Gliederschmerzen musste ich ertragen. Wenn ich mich umdrehen wollte, schmerzte es in den Gliedern und sogar auf der Haut.

      Ich bekam Fieber bis fast 40 Grad. Mama machte mal wieder Wadenwickel und ich bekam fiebersenkende Tabletten. Um den Hals wurde ein dicker Schal gewickelt. Wärme linderte ein wenig die Beschwerden.

      Ziegenpeter hört sich so fröhlich an. Nichts war mit Fröhlichkeit. 2 Wochen vergingen die Schmerzen kaum und ich litt mal wieder Höllenqualen. Essen wollte ich nichts mehr. Sprechen wollte ich auch nicht. Alles tat weh. Aua!

      Wenn einer anfängt mit dem Mist, dann hatten es auch gleich die anderen. Die Anderen waren mal wieder meine Schwestern. Sie durften sich auch mit dem ungeliebten Ziegenpeter auseinandersetzen.

      Jetzt konnte die Schule kommen. Ich wurde nach den Sommerferien 1969 eingeschult.

      Kapitel 9: Windpocken – und es juckt und juckt

      Ich fehlte in meinem ersten Schuljahr gleich 10 Tage mit Entschuldigung. Denn schon wieder hatte unsere Familie eine Kinderkrankheit zu überstehen. Die Krankheiten hörten wirklich nicht auf.

      Im Frühjahr 1970 juckten uns Blagen die Windpocken. Rote Punkte am ganzen Körper. Meine Schwestern und ich waren konterminiert.

      Ich bekam hohes Fieber, mir war schlecht, hatte Husten und Halsschmerzen. Ich hatte diese juckenden Dinger auch am Gaumen im Mund.

      Ich lag mal wieder flach und durfte nicht kratzen. Es juckte aber doch so schrecklich und ich kratzte trotzdem. Die Pickel platzten auf und aus ihnen lief dann ein Sekret, das schnell weitere Entzündungen auslöste. Was für ein Scheiß!

      Gegen das hohe Fieber gab es mal wieder ein paar fiebersenkende Tabletten. Man sollte kühl liegen und dafür sorgen, dass die Haut gekühlt wird. Wadenwickel und feuchte Handtücher auf den Körper gelegt. Fingernägel wurden kurz geschnitten, um mich am Kratzen zu hindern. Lotionen zur Kühlung der Haut und danach schmierte meine Mutter Zinksalbe auf unsere Pickel am ganzen Körper. Und Puder, immer wieder Puder, für die nässenden aufgeplatzten Pickel. Die Pickel sollten abtrocknen und eine Kruste bilden, aber genau zu diesem Zeitpunkt juckten sie am meisten. Das war doch Folterei!

      Die Betten wurden ständig abgezogen und der Puder flog durch die ganze Bude. Sechs lange Wochen steckte sich einer vom anderen an und gab es an den nächsten weiter. Sechs lange Wochen ging das, bis die Familie die Windpocken endlich besiegt hatte und alle Kinder die Pocken, das Jucken und das Kratzen loswurden.

      Kapitel 10: Der Trick mit dem Tick

      Mit der Schule 1970, ich war 7 Jahre alt, fing alles an. Ich war schon ein hyperaktives Kind, aber die Schule machte aus mir ein nervöses Hemd und ich flatterte wild im Schulwind. Tagsüber dat bisken Hirn in der Schule verbiegen, obwohl ich lieber in Wäldern, Wiesen und Auen spielen hätte wollen, grub sich unter die Haut. Nach außen ein eifriges, lernbegieriges Kind und innen drin tobte die Nervosität. Die Zeit spielte eine große Rolle. Die Schulzeit wurde von Jahr zu Jahr immer länger.

      Irgendwann


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