Ein Winter auf Mallorca. George Sand

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Ein Winter auf Mallorca - George Sand


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Wir hier, verstehen Sie, hören Ihnen geduldig zu, und machen dann doch, was wir wollen. – Gibt es also tatsächlich nichts zu vermieten? – Vermieten? Was ist das denn? Möbel mieten? Sollte es hier so viele geben, dass wir welche zu vermieten haben? – Gibt es denn auch keine zu verkaufen? – Verkaufen? Das würde bedeuten, dass sie bereits angefertigt sind. Haben wir Zeit übrig, um im Voraus Möbel herzustellen? Wenn Sie wollen, lassen Sie aus Frankreich welche kommen, das ganze Land scheint ja voll davon zu sein. – Aber um welche aus Frankreich kommen zu lassen, dauert es mindestens sechs Monate, und Gebühren sind zu entrichten. Wenn man also die Dummheit begeht, hierher zu kommen, ist das einzige Mittel, seinen Irrtum zu beheben, wieder wegzufahren! Das ist, wozu ich Ihnen rate, oder fassen Sie sich in Geduld, viel Geduld, mucha calma, wie die hiesige Volksweisheit es verlangt.

      Wir setzten diesen Rat in die Tat um, als man uns, gewiss in bester Absicht, den schlechten Dienst erwies, ein Haus auf dem Land für uns zu mieten.

      Es handelte sich um die Villa eines reichen Bürgers, die uns zu einem unserer Meinung nach sehr bescheidenen Preis überlassen wurde, der aber für die Gegend ziemlich hoch war (ungefähr 100 Francs pro Monat). Sie war wie alle Landhäuser hier möbliert. Die verbreiteten Feldbetten oder solche aus grün gestrichenem Holz, einige bestanden aus zwei aufgebockten Brettern, auf die man eine dünne Matratze gelegt hatte. Die Strohstühle, die Tische aus unbearbeitetem Holz, die nackten Wände, die mit Kalk geweißt worden waren. Als Gipfel des Luxus gab es in fast allen Zimmern Glasfenster; schließlich befanden sich anstelle von Bildern in dem Raum, der Salon genannt wurde, vier schreckliche Kaminaufsätze, wie diejenigen, die man in unseren ärmlichen Dorfgasthäusern findet, und die der Señor Gomez, unser Vermieter, unbedingt hatte einrahmen lassen wollen, als handele es sich um wertvolle Drucke, um die Holzwände seines Anwesens zu verzieren. Im Übrigen war das Haus großzügig geschnitten, offen (zu offen), die Räume lagen praktisch und waren gut ausgerichtet, es lag am Fuße der Berge, die in gefälligen und fruchtbaren Hängen ausliefen. Wir befanden uns in einem üppigen Tal, das von den gelben Mauern Palmas abgeschlossen wurde, seine massige Kathedrale und das glitzernde Meer sah man am Horizont. Die ersten Tage, die wir hier verbrachten, waren fast gänzlich von Spaziergängen und müßigem Flanieren ausgefüllt, zu denen uns ein äußerst angenehmes Klima sowie eine bezaubernde Natur, die uns völlig neu war, einlud.

      Obwohl ich einen großen Teil meines Lebens unterwegs gewesen bin, habe ich mich selten weit von meiner Heimatgegend entfernt. Es war also das erste Mal, dass ich eine Vegetation und Landschaft sah, die sich so grundlegend von dem, was wir in unseren gemäßigten Breiten haben, unterscheidet. Als ich Italien entdeckte, landete ich an den Stränden der Toskana, und die grandiose Vorstellung, die ich mir von diesem Landstrich gemacht hatte, hielt mich davon ab, seine pastorale Schönheit und strahlende Anmut wahrzunehmen. An den Ufern des Arno glaubte ich mich an der Indre, und ich bin bis nach Venedig gekommen, ohne über irgendetwas erstaunt oder gerührt zu sein. Auf Mallorca hingegen schien es keine Vergleichsmöglichkeit mit mir bekannten Orten zu geben. Die Menschen, die Häuser, die Pflanzen bis hin zum kleinsten Stein auf dem Weg hatten einen besonderen Charakter. Meine Kinder waren hiervon so beeindruckt, dass sie von allem Sammlungen anlegten. Sie wollten alle unsere Schrankkoffer mit diesen schönen Quarzsteinen und geädertem Marmor in allerlei Farben füllen, die um jedes Gehege herum aufgehäuft werden. So kam es, dass die Bauern, die uns sogar trockene Zweige aufsammeln sahen, uns entweder für Apotheker hielten, oder aber einfach für Idioten.

      VI

      Die Insel verdankt die große Vielfalt der Anblicke, die sie bietet, der ständigen Bewegung, der der Boden immer wieder durch gewaltige Wasserfluten ausgesetzt ist. Jener Teil der Insel, in dem wir damals wohnten, hieß Establiments und wies in einem Umkreis von wenigen Meilen ganz unterschiedliche Eindrücke auf. Aller Ackerbau um uns her war auf fruchtbarem Boden und leicht abschüssigen, unregelmäßigen Stufen rings um die Hügel herum angelegt. Dieser terrassenförmige Anbau ist in allen Teilen der Insel anzutreffen, die vom Regen und den plötzlichen anschwellenden Bächen ständig bedroht sind, er begünstigt den Baumbestand, der der Landschaft das Aussehen eines wunderbar gepflegten Obstgartens verleiht.

      Zu unserer Rechten stiegen die Hänge von den Weiden aus nach und nach leicht an und führten in die tannenbedeckten Berge. Am Fuße dieses Gebirges fließt im Winter und bei den Sommergewittern ein Sturzbach, der sich bei unserer Ankunft noch als steiniges Bett darbot. Aber das hübsche Moos, das diese Steine bedeckte, die kleinen Brücken, die durch die Feuchtigkeit grün geworden waren und brüchig durch die Heftigkeit des Stroms und zur Hälfte von den hängenden Zweigen der Weiden und den Pappeln versteckt, diese schönen schlanken Bäume, deren üppiges Blattwerk wie miteinander verschlungen war und die sich neigten, als wollten sie vom einen Ufer zum anderen eine grüne Wiege bilden, ein schmaler Wasserlauf, der lautlos zwischen Gestrüpp und Myrten dahinfloss, und immer wieder Gruppen von Kindern, Frauen und Ziegen, die in geheimnisvollen Vertiefungen hockten, machten aus diesem Ort ein herrliches Motiv für die Malerei. Jeden Tag gingen wir im Bett des Sturzbaches spazieren, und wir nannten diese Stelle der Landschaft den Poussin, weil diese freie Natur elegant und stolz in ihrer Melancholie uns an die Orte erinnerte, die den großen Meistern besonders lieb gewesen zu sein scheinen.

      Ein paar hundert Schritte von unserer Einsiedelei teilte sich der Sturzbach in mehrere Verästelungen, deren Lauf sich in der Ebene zu verlieren schien. Die Olivenbäume und Johannisbrotbäume spreizten ihre Zweige über die gepflügte Erde und verliehen der Ackerlandschaft das Aussehen eines Waldes. Auf den zahlreichen Erhebungen am Rand dieses bewaldeten Teils erhoben sich Hütten von beeindruckender Machart, obwohl sie tatsächlich winzig klein waren. Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Scheunen, Verschläge, Ställe, Höfe und Gärten ein pagès (Grundeigentümer) auf einem kleinen Stück Land unterbringt und von welchem natürlichen Schönheitssinn diese zufällige Anordnung Zeugnis ablegt. Für gewöhnlich besteht das Häuschen aus zwei Stockwerken und einem flachen Dach, dessen Verlängerung eine Galerie überschattet, das geradeso wirkt wie eine Reihe von Schießscharten unter einem florentinischen Dach. Diese symmetrische Krönung verleiht den hinfälligsten und ärmlichsten Bauten etwas Starkes und Herrschaftliches, und die riesigen Bündel von Maiskolben, die an der Luft trocknen und in jeder Öffnung der Galerie hängen, bilden schwere Zacken, wo rot und Bernsteinfarben einander abwechseln, und deren Effekt unglaublich üppig und hübsch ist. Um diese Häuschen herum erhebt sich gewöhnlich eine dicke Hecke von Kaktuspflanzen, deren bizarre Zweige ineinander greifen und eine Mauer bilden, und so die hinfälligen Umzäunungen aus Algen und Schilf schützen, die zur Unterbringung der Schafe dienen. Da sich diese Bauern nie untereinander bestehlen, haben sie, um ihren Besitz zu umschließen, nur ein Tor dieser Art. Mandel- und Orangebäume umgeben den Garten, wo kaum anderes Gemüse als Pfefferschoten und Liebesäpfel angepflanzt werden, aber all dies ist von einer herrlichen Farbe, und oft breitet eine einzige Palme in der Mitte ihren anmutigen Sonnenschirm aus, um dem hübschen Bild, das dieses Anwesen bietet, einen krönenden Abschluss zu verleihen, oder sie neigt sich anmutig zur Seite, wie eine hübsche Feder.

      Diese Gegend ist eine der blühendsten der Insel, und die Eindrücke, die Herr Grasset de Saint-Sauveur in seiner »Reise auf die Balearen« von ihr liefert, bestätigen, was ich zuvor über die Unzulänglichkeit des Ackerbaus im Allgemeinen auf Mallorca gesagt habe. Die Bemerkungen, die dieser kaiserliche Beamte 1807 über die Lethargie und Unwissenheit der Grundbesitzer machte, führten ihn dazu, nach deren Wurzeln zu forschen, und er fand zwei maßgebliche Ursachen:

      Die erste ist die große Anzahl an Klöstern, in die ein Teil der ohnehin bereits geringen Bevölkerung verschwand. Dieses Problem ist jedoch dank des energischen Dekrets von Herrn Mendizabal behoben, das die strenggläubigen Bewohner Mallorcas ihm nie verzeihen werden.

      Die zweite ist die Mentalität der Leibeigenschaft, die bei ihnen vorherrscht, und die sie zu Dutzenden in den Dienst der Reichen und Adeligen treibt. Dieser Missstand zeigt nach wie vor deutliche Auswirkungen. Jeder Aristokrat Mallorcas hat ein Gefolge, das er mit seinem Einkommen kaum unterhalten kann, obwohl es ihm zu keinerlei Annehmlichkeit verhilft. Es ist unmöglich, schlechter bedient zu werden als von jenen Lohndienern.

      Fragt man sich, wofür ein reicher Mallorquiner sein Einkommen ausgeben kann in einer Gegend, wo es weder Luxus noch irgend andere Versuchungen gibt, erhält man die


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