Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      »Nun paßt mal auf –«, sprach er gütig. »Ich werde morgen die Vettern besuchen. Und wenn sich alles so verhält, wie ihr sagtet –«

      »Ganz wahrhaftig, Papa –!«

      »Gut. Dann werde ich meine Bedingungen stellen: Ihr kommt auf ein Jahr in ein Pensionat, wo ihr weder Briefe an die Vettern schreiben noch von ihnen empfangen werdet. Das Ehrenwort werde ich ihnen abverlangen. Kommt ihr dann zurück, und seid ihr vier noch derselben Ansicht, dann mag in Gottes Namen Verlobung und hinterher gleich Hochzeit sein.«

      Wohl senkten die Zwillinge enttäuscht die Köpfe – doch nur einen Augenblick, dann hatte der Vater sie rechts und links am Halse.

      »Das tun wir, Papa – ganz bestimmt, das tun wir –«, kam es wie ein Gelöbnis aus beider Mund.

      »Recht so. Nun bleibt mir nur noch übrig, festzustellen, daß ich meine Töchter wie die warmen Semmeln los werde –«

      »Euer Gezwitscher wird mir allerdings sehr fehlen, ihr muntern Vögel –«

      Da fühlte er seinen Hals rückwärts umfaßt, und sich umwendend, sah er

      in die strahlenden Augen seiner Jüngsten.

      »Du hast doch mich, Papa. Ich bleibe bei dir.«

      »Richtig, Klein Rosenrot, wie konnte ich dich vergessen«, sagte er gerührt. »Und die andere Rosenrot?«

      »Die möchte ich Ihnen bald entführen, lieber Schwiegerpapa«, entgegnete Jörn an ihrer Stelle. »Wir wollen so schnell wie möglich heiraten, um noch vor Weihnachten von der Hochzeitsreise zurückzukehren. Es braucht ja keine geräuschvolle Hochzeit sein. Nur ein stilles Zusammengehen. Das heißt, wenn es der Frau Mama recht ist –«

      Ein harter, verbissener Ausdruck trat nun in Herrn von Ragnitz’ Gesicht. Und hart war auch seine Stimme, als er sagte:

      »Die wird erst gar nicht gefragt. Jetzt werde ich das Glück meiner Kinder,

      die mir noch geblieben sind, überwachen.«

      Frau Fränze schien auch keinen Wert darauf zu legen, gefragt zu werden. Ihr starrer Blick streifte über die Mädchen und deren Vater hin, als gingen sie alle sie nichts an.

      Auch als Ricarda vier Wochen später vor den Altar schritt, starrten der Mutter Augen über sie hinweg. Sie nahm auch keine Notiz davon, als die Zwillinge kurz nach Ricardas Hochzeit in die Pension kamen. Sie schien für nichts anderes mehr Interesse zu haben als für ihre Wirtschaft.

      Natürlich war das Leben in Kalmucken alles andere als harmonisch. Die kleine Rosenrot tat dem Vater von Herzen leid, und er redete ihr zu, wieder nach Uhlen überzusiedeln.

      Doch das lehnte die Kleine entschieden ab. Sie hatte von Jührich ein entzückendes Ponygespann als Geschenk erhalten, mit dem sie nun täglich nach Uhlen kutschierte. Das »Kluckchen« ihr zur Seite, an das sich das Kind innig angeschlossen hatte, worüber das alte Fräulein sehr beglückt war.

      Wenn jedoch die Zeit kam, wo der Vater von seiner Arbeit ins Haus zurückkehrte, dann ließ sich Ira nicht in Uhlen halten.

      So wurde das Kind sein Abgott. Wenn es auf seinem Schoß saß und mit zärtlicher Stimme plauderte, dann konnte er seine drei verlorenen Kinder auf kurze Zeit vergessen.

      Das Kind war sein Alles; denn mit seiner Frau verband ihn nichts mehr. Sie gingen sich aus dem Wege wie Fremde. Manchmal nahm er schon an, daß ihre Sinne verwirrt wären. Wenn er sie dann jedoch im Hause schalten sah, dann kam er von dem Gedanken ab.

      Was sie dachte und fühlte? Ja, das konnte kein Mensch ergründen. Es war fraglich, ob sie überhaupt Schmerz um ihre toten Kinder litt, ob sie sich Schuld an Burgas jähem Ende gab? Sie schien jetzt so wortkarg und verschlossen, wie sie früher redselig und offenherzig gewesen war.

      *

      Wer bist du, Kind?

      Ich kenne dich nicht

      mit Locken so golden wie

      Sonnenlicht,

      mit Augen so blau,

      wie des Meeres Well’,

      mit Gliedern

      so schlank wie die scheue Gazell’.

      Der Herbststurm durchbrauste wieder einmal das Land und hatte strömenden, peitschenden Regen im Gefolge. Es war die Zeit, wo man am knisternden Kamin dem tosenden Lied mit Behagen lauschte, wo man die schöne Heimat

      an Wald und See lieber und lieber gewann.

      Sölve saß im Zimmer des Gatten, tief in den weichen Sessel geschmiegt.

      Frau Fröse hatte sich schon zur Ruhe begeben, und so war Sölve allein. Den Kopf in die aufgestützte Rechte gelegt, sann sie vor sich hin und lauschte dem Sturmgesang da draußen.

      Traurig waren ihre Gedanken, die hinter der weißen Stirn hasteten und bohrten – sehr, sehr traurig.

      Jetzt war sie allein, konnte die Maske fallen lassen, die sie stets im Beisein der Menschen trug. Wenn sie auch liebe Menschen um sich hatte, was bedeutete das alles, wenn der Eine fehlte – der Einzige, von dem ihr Herz bis zum Rande erfüllt war? Sie war einsam.

      Wer Sölve nicht näher kannte, der glaubte sie frei von Trauer um den toten Gatten, was ja auch ganz natürlich erschien. Sie hatte ihn nur kurz gekannt, war seine Frau im wahren Sinne ja nie gewesen. Aber wer sie liebte, wie Frau Marga, der wußte, wie es in ihr aussah.

      So phantastisch Sölves Hoffen und Sehnen auch war, wie sehr sich der Verstand auch dagegen sträubte, ihr Herz glaubte nicht an Jobsts Tod. Es wartete und wartete.

      Ungemein traulich war es in dem Gemach. Das gedämpfte Licht der Ständerlampe durchflutete es mit warmem Leuchten. Mollig warm war es, anheimelnd und traut.

      Das Empfinden hatte auch der Mann, der nun schon minutenlang dastand und auf die regungslose Gestalt im Sessel schaute.

      Wer war dieses wundervolle Geschöpf? Dieses Haar, hell und goldig, wie aus Sonnenstrahlen gewoben, klar und glitzernd wie köstlicher Bernstein im Meeresgrund – hatte er ähnliches überhaupt je gesehen? Klein und schmal die Hand, in die der Kopf gestützt war, mit rosig verlaufenden Fingerspitzen, die Gestalt gazellenhaft weich und biegsam, hochbeinig, mit zierlichen Fesseln – alles so rassig, so ungemein vornehm. Was wollte dieses Menschenkind in seinem Zimmer war Uhlen etwa verkauft –?

      Das gab einen Stich ins Herz, bei dem er aufstöhnen mußte. Da hob Sölve den Kopf, sprang auf –.

      »Elga –!« stammelte der Mann überwältigt, der in diesem Augenblick vergessen hatte, daß die einst so schmerzlich Geliebte ja längst tot war. Wie gebannt sah er in die großen Augen hinein, in denen zuerst helles Entsetzen stand, das dann langsam einem Glücksleuchten Platz machte.

      »Jobst–!« jubelte es dann durch das Gemach. »Jobst – du lebst – mein Herz hat mich nicht – betrogen!«

      Lachend und weinend zugleich hing sie an dem Manne, der stocksteif dastand und sich streicheln und küssen ließ. Er konnte das alles nicht fassen. Das konnte doch unmöglich Sölve sein, die armselige, reizlose Sölve.

      »Nun seht einer bloß diesen Mann an! Läßt sich küssen wie ein gutgelaunter Pascha von seiner Lieblingsfrau.«

      »Du bist – Sölve?« rang es sich da endlich von seinen Lippen.

      »Na, wer denn sonst –!« lachte sie hellauf. »Aber nun gib erst mal deinen Hut her, der trieft ja vor Nässe. Bist du etwa durch den strömenden Regen gekommen?«

      Er strich sich mit hastiger Bewegung über Augen und Stirn.

      »Ja, das bin ich –«, antwortete er, noch immer abwesend mit seinen Gedanken. »Es war schön, dieses Nachhausekommen durch Regen und Sturm. Und daß ich dich hier vorfinden würde – Sölve, das habe ich nicht erwartet.«

      »Das scheint dir gar leid zu tun? Ich will dich nun nicht mit Fragen aufhalten, du mußt zuerst


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