Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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im Boden von Moosehide stecken habe. Du kennst ihn, Campbell. Steckt soviel drinnen?«

      »Sicher, Daylight.«

      »Wieviel kostet es jetzt?« fragte Kearns.

      »›Bringen‹: zweitausend.«

      »Wir überbieten dich doch nur, wenn du hineingehst«, warnte Daylight ihn.

      »Ich hab' 'ne mächtige Chance«, sagte Kearns und fügte seinen Gutschein über zweitausend zu dem wachsenden Haufen. »Sie krabbelt mir ordentlich den Rücken herauf.«

      »Ich hab' zwar keine große Chance, aber anständige Karten«, erklärte Campbell, indem er seinen Gutschein hinschob; »aber ich kann nicht mehr überschlagen.«

      »Das gehört mir«, Daylight machte eine Pause und schrieb. »Ich ›bringe‹ die tausend und noch so einen strammen Tausender.«

      In diesem Augenblick tat die Jungfrau, die hinter ihm stand, etwas, das selbst der beste Freund eines Mannes nicht tun darf. Sie langte über Daylights Schulter, nahm die fünf Karten vom Tische und besah sie sich, indem sie sie dicht vor ihre Brust hielt. Was sie sah, waren drei Damen und zwei Achten, aber niemand konnte es aus ihren Zügen erraten. Aller Augen waren auf sie gerichtet, aber sie verzog keine Miene. Ihr Gesicht hätte in Eis ausgehauen sein können. Nicht eine Muskel verzog sich; weder bebten ihre Nasenflügel noch kam ein stärkerer Glanz in ihre Augen. Sie legte die Karten wieder auf den Tisch, und die forschenden Augen der Männer ließen von ihr ab, ohne etwas erfahren zu haben.

      Mac Donald lächelte wohlwollend. »Ich ›bringe‹ noch zweitausend. Daylight. Wie steht es mit deiner Chance, Jack?«

      »Immer noch da, Mac. Ihr habt mich jetzt fest, aber es ist ne Chance von der richtigen Sorte, und es ist meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, nicht lockerzulassen. Ich ›bringe‹ dreitausend. Und zudem hab' ich noch eine Chance: Daylight muß ja auch ›bringen‹.«

      »Aber sicher«, stimmte Daylight zu, nachdem Campbell seine Karten hingeworfen hatte. »Er weiß, wann es darauf ankommt und spielt danach. Ich ›bringe‹ die zweitausend, und dann wollen wir kaufen.«

      Und in der Totenstille, die nur von den leisen Stimmen der drei Spieler unterbrochen wurde, kauften sie. Vierunddreißigtausend Dollar lagen schon im Pot. und das Spiel war vielleicht noch nicht halb zu Ende. Zum Erstaunen der Jungfrau behielt Daylight seine drei Damen, warf seine Achten und zog zwei neue Karten. Und diesmal wagte nicht einmal sie zu sehen, was er gekauft hatte. Sie kannte die Grenzen ihrer Selbstbeherrschung. Auch er sah nicht nach. Die beiden neuen Karten lagen mit der Bildseite nach unten auf dem Tische, wie er sie bekommen hatte.

      »Karten?« fragte Kearns MacDonald.

      »Hab' genug«, war die Antwort.

      »Du kannst kaufen, wenn du willst.«

      »Danke, ich hab' genug.«

      Kearns kaufte selbst zwei Karten, sah sie sich aber nicht an. Harnish ließ seine Karten immer noch auf dem Tisch liegen.

      »Ich wette nie gegen eine Karte, die nicht zugekauft ist«, sagte er langsam und sah den Wirt an.

      »Los Mac!«

      Mac Donald zählte seine Karten sorgfältig, um sich noch einmal zu vergewissern, daß sie nicht schlecht waren, schrieb eine Summe auf ein Stück Papier und legte es mit der einfachen Bemerkung »Fünftausend« in den Pot.

      Kearns, auf den sich jetzt alle Augen richteten, sah auf seine beiden zuletzt gezogenen Karten, zählte die drei anderen, um jeden Zweifel auszuschließen, daß er nicht mehr als fünf Karten hätte, und schrieb auch etwas auf.

      »Ich ›bringe‹, Mac,« sagte er, »und noch ein kleines Tausend, nur damit Daylight weitergehen kann.«

      Die Aufmerksamkeit sammelte sich wieder um Daylight. Er untersuchte ebenfalls seine Karten und zählte seine fünf Karten.

      »Ich ›bringe‹ die sechstausend und noch fünftausend ... nur um zu versuchen, dich rauszubringen, Jack.«

      »Und ich setze fünftausend, um dir dabei zu helfen«, meinte MacDonald.

      Seine Stimme war ein ganz klein wenig heiser und angestrengt, und ein nervöses Zittern um die Mundwinkel begleitete seine Worte.

      Kearns war blaß, und die Zuschauer bemerkten, daß seine Hand zitterte, als er den Gutschein schrieb. Seine Stimme war jedoch unverändert.

      »Ich halte die fünftausend«, sagte er.

      Jetzt war Daylight wieder an der Reihe. Das Licht der von der Decke herabhängenden Petroleumlampen spielte in den Schweißtropfen auf seiner Stirn. Die Bronzefarbe seiner Wangen war durch das emporsteigende Blut dunkler geworden. Seine schwarzen Augen funkelten, und seine Nasenflügel bebten vor Erregung. Gerade sie bezeugten seine Abstammung von Wilden, deren Rasse sich dank ihrer tiefen Lungen und üppigen Luftzufuhr erhalten hatte.

      Doch im Gegensatz zu MacDonald war seine Stimme fest wie immer, und seine Hand zitterte nicht wie die Kearns, als er schrieb.

      »Ich ›bringe‹ zehntausend«, sagte er. »Ich bin nicht bange vor dir, Mac, es ist wegen Jacks Chance.«

      »Ich setze nun gerade fünftausend gegen diese Chance«, sagte MacDonald. »Ich hatte die beste Karte, ehe wir kauften, und ich nehme an, daß ich sie noch immer habe.«

      »Es kommt ja vor, daß eine Chance nach dem Kaufen besser ist als vorher«, bemerkte Kearns. »Und da sagt mir die Pflicht: Immer 'ran, Jack, immer 'ran, und ich sage: noch fünftausend.«

      Daylight legte sich zurück und betrachtete sich die Petroleumlampe, während er laut rechnete.

      »Ich habe neuntausend gesetzt, ehe gekauft wurde, und ich habe elftausend ›gebracht‹ und erhöht – das macht dreißig. Ich bin nur noch für zehn gut.« Er beugte sich vor und sah Kearns an. »Also ich ›bringe‹ die zehntausend.«

      »Du kannst gut höher hineingehen«, antwortete Kearns. »Deine Hunde rechnen gut für fünf.«

      »Nicht einen Hund. Du kannst all meinen Goldstaub und das andere Zeug gewinnen, aber nicht einen von meinen Hunden. Ich ›bringe‹ nur.«

      MacDonald bedachte sich lange. Keiner rührte sich oder flüsterte. Kein Muskel erschlaffte in den Gesichtern der Zuschauer. Nicht einer trat auch nur von einem Fuß auf den andern. Es herrschte feierliches Schweigen. Nichts war zu hören als das Prasseln in dem großen Ofen und das Heulen der Hunde, das gedämpft durch die Holzwände hereintönte. Nicht jede Nacht wurde am Yukon so hoch gespielt, und dieses Spiel war das höchste, das die Geschichte des Landes aufzuweisen hatte. Endlich sagte der Wirt:

      »Wenn einer von euch gewinnt, muß ich eine Hypothek auf das Tivoli nehmen.«

      Die beiden anderen Spieler nickten.

      »Dann ›bringe‹ ich auch.«

      MacDonald fügte seinen Gutschein über fünftausend zu den anderen.

      Nicht einer von ihnen forderte den Pot für sich, und nicht einer nannte seine Karte. Gleichzeitig legten sie ihre Karten offen auf den Tisch, während die Zuschauer auf den Zehenspitzen standen und sich die Hälse ausreckten, um besser zu sehen.

      Daylight hatte vier Damen und ein As; MacDonald vier Buben und ein As; und Kearns vier Könige und eine Drei. Kearns langte aus und zog den Pot zu sich, aber sein Arm zitterte dabei.

      Daylight nahm sein As, warf es neben das Mac Donalds und sagte:

      »Das hat mich die ganze Zeit hochgehalten, Mac. Ich wußte, daß nur die Könige mich schlagen konnten, und richtig, er hatte sie.«

      »Was hattest du denn?« wandte er sich eifrig an Campbell.

      »Flush royal von beiden Enden zu kaufen – eine gute Karte.«

      »Das sollte ich meinen! Du hättest einen ›straight‹ einen ›straight flush‹ oder einen gewöhnlichen ›flush‹ bekommen können.«

      »Das Rausgehen


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