Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 1 – Liebesroman - Leni Behrendt


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muß er natürlich das Geld aus dem Lerchenhof ziehen, den er dann nicht halten kann und von ihm herunter muß. Darum erträgt er ja nur das Martyrium seiner Ehe, denn seinen Lerchenhof verlassen, hieße für ihn sein Leben aufgeben. Liebt er dich denn auch, Dina?«

      »Keine Ahnung. Ich bin mit dem Mann erst einige Male auf Gesellschaften zusammengetroffen und habe kaum mit ihm gesprochen. Aber gleich beim ersten Sehen schlug für ihn mein Herz. Ich gebe mir natürlich alle Mühe, mit meiner ganz aussichtslosen Liebe fertigzuwerden, aber umsonst.«

      »Das ist ja so unendlich traurig, Dinalein. Aber sei man still, eines Tages rückt die getuschte Lida ja doch mit einem ihrer Galane durch, den betrügt sie auch, er knallt sie übern Haufen, und Brunbach ist sie auf gute Art los. Dazu erbt er noch ihr Geld.«

      »Ach, du lieber Kindskopf, wie einfach du dir das denkst.«

      »Ja, warum denn nicht? Es geschehen auch heute noch Zeichen und Wunder.«

      »Und wenn er dann wirklich frei wäre, was wäre damit für mich gewonnen?« fragte das Mädchen müde. »Soll ich dann zu ihm gehen und ihm einen Heiratsantrag machen? Der Mann würde mich einfach verachten. Er ist nämlich von der Art deines Gatten, Rosita. Und solche Männer lassen sich keine Frau aufdrängen.«

      Nur gut, daß es im Zimmer dunkel war. Daher konnte Dina nicht sehen, wie heiß der jungen Gräfin das Blut ins Gesicht schoß, denn sie war ihrem Mann ja auch aufgedrängt worden. Wenn sie es auch selbst nicht tat, so geschah es doch durch ihren Vater. Ein Glück, daß man allgemein annahm, Detlef hätte sie aus Liebe gefreit. Selbst der Arzt, die Schwester und der Diener Jan, die um den Wunsch des damals todkranken Rasmus Trutzger wußten, waren der Ansicht.

      »Siehst du, darauf kannst du nichts erwidern«, faßte Dina das Schweigen der andern falsch auf. Aber schon hatte Rosita sich gefaßt.

      »Doch, ich kann’s«, entgegnete sie fest. »Nämlich: daß du viel zu stolz bist, einem Mann, von dem du noch nicht weißt, ob er dich überhaupt liebt, auch nur um einen Schritt entgegenzukommen. Damit dürfte wohl alles gesagt sein.«

      »Da hast du recht.«

      »Also!«

      »Röslein, was bist du doch nur für ein liebenswertes Menschenkind!«

      »Ei du, man vorsichtig. Man nennt mich nicht umsonst ›Wilde Rose‹. Und die haben spitze Stacheln, daran hat sich schon so mancher gestochen. Aber wie ist es, soll ich Licht machen, oder unterhältst du dich lieber beim trauten Dämmerschein des Kamins, wie es so schön heißt?«

      »Ein Weilchen noch. Aber nur, wenn es dich nicht stört.«

      »Mich stört sobald nichts. Höchstens so ein Schmarotzergewächs. Was meinst du, ob wir es nicht so ganz heimlich still und leise um die Ecke bringen?«

      »Nanu, was sind denn das für mörderische Gedanken?« kam eine lachende Männerstimme von der Tür her. Rosita sprang erschrocken auf, machte Licht und sah in die vergnügten Augen von Vater und Gatten.

      »Toi, toi, toi, das war nun wirklich ein Schreck in der Abendstunde«, entrüstete sie sich. »Sagt mal, wie lange steht ihr schon auf Lauscherposten?«

      »Leider haben wir nur deine Mordgelüste mit angehört«, schmunzelte der Vater und entdeckte nun auch Dina.

      »Ach, Sie sind es, gnädiges Fräulein, die zur Mithilfe des Mordes angestiftet werden sollte. Schönen guten Abend. Ich freue mich, Sie in meinem Hause begrüßen zu dürfen.«

      »Ich schließe mich an«, verneigte sich auch Detlef vor dem unverhofften Gast. »Setzen wir uns zu einer fröhlichen Runde zusammen.«

      »Besten Dank, Herr Graf. Aber ich muß machen, daß ich nach Hause komme. Sonst wird es zu spät.«

      »Wie ich an Ihrem Reitdreß bemerke, sind Sie zu Pferd hier.«

      »Ja, das herrliche Wetter verlockte zu einem frischfröhlichen Ritt.«

      »Aber jetzt ist Abend, und es friert draußen, daß es knackt. Lassen Sie Ihr Pferd ruhig hier im Stall, ich bringe Sie später im Schlitten nach Hause. Damit Ihre Eltern sich keine Sorgen machen, werde ich ihnen fernmündlich Bescheid sagen.«

      Alles war so bestimmt gesagt, daß Dina sich nicht zu widersetzen wagte. Sie blieb auch gern in dem Hause, wo alles so feudal war, wo alles alte Tradition atmete. In Eiseln ging es gewiß auch nicht ärmlich zu, aber das Haus war neu, so wie die ganze Einrichtung. Zwar elegant, aber immerhin. Es konnte niemals die eigenartige Luft darin wogen wie hier oder auch in alten feudalen Gutshäusern. Trotzdem liebte sie Eiseln, weil es ihr Zuhause war.

      »Dann muß ich mich ja wohl fügen«, erklärte sie lachend. »Wenn Männer es wünschen, hat die Frau zu folgen.«

      »Wie wir uns jetzt wohl vorkommen, Detlef«, sagte der Vater. »Schlagen wir uns vor die Brust und nehmen wir Platz. Indes kredenzt du uns ein Schnäpschen, mein Sohn. Uns Männern wird es gut tun, die wir auf der Fahrt bei dem eisigen Lüftchen durchgefroren sind, und die Damen werden gegen einen solch kleinen Sorgenbrecher auch nichts einzuwenden haben.«

      Während Detlef dem Wunsch des Vaters nachkam, schaltete Rosita die Deckenbeleuchtung ab und die Ständerlampe ein, die ein gedämpftes Licht verbreitete. Da Dina mit dem Rücken zur Lampe saß, lag ihr Gesicht im Schatten. So konnten die Tränenspuren darauf den Herren verborgen bleiben.

      Nachdem man sich an dem feinen Likör gestärkt hatte, sagte Rasmus:

      »Ich sehe da einen aufgeschlagenen Flügeldeckel und Noten auf dem Ständer. Haben Sie etwa musiziert, gnädiges Fräulein?«

      »Ein wenig, Herr Graf«, gab sie verlegen zu, und er freute sich.

      »Wunderbar, da steht uns ja noch ein Ohrenschmaus heute abend bevor. Leider ist meine Tochter nicht zu bewegen, sich an den Flügel zu setzen, obwohl sie als Backfisch ganz nett spielte.«

      »Sei froh, Paps, daß ich es nicht mehr tue«, lachte sie. »Das gäbe nämlich keinen Ohrenschmaus, sondern einen Ohrengraus.«

      »Da hast du recht«, stichelte Detlef. »Denn was ich bisher von dir zu hören bekam, war wirklich grausig schön.«

      »Aber Herr Graf, wie kann man nur«, nahm Dina die Angegriffene in Schutz. »Das Spiel, das ich von Ihrer Gattin hörte, hat mir gefallen.«

      »Wann haben Sie es denn gehört, gnädiges Fräulein?« fragte er überrascht.

      »Als ich herkam.«

      »Und warum spielst du nie in unserem Beisein, Rosita?«

      »Weil ich ein Blümlein bin, das im Verborgenen blüht«, gab sie mit spitzbübischem Lächeln zurück. In dem Moment rief der Gong zum Abendessen. Man ging ins Speisezimmer hinüber, wo man sich das Mahl gut schmecken ließ. Rosita sah Dina, die ihr gegenübersaß, forschend an. Leider zeigten die Augen noch Tränenspuren.

      Wenn sie nur wüßte, wieviel von ihrem Gespräch mit Dina die Herren erlauscht hatten. Doch da kam der Vater ihr bereits zu Hilfe.

      »Nun beichte mal, Röslein, was das für ein Schmarotzergewächs ist, das du mit mörderischer Hand auszurotten gedenkst«, sagte er schmunzelnd.

      »Die Distel«, gab sie schlagfertig zurück. »Wenn die sich nämlich um den zarten Kelch der ›Wilden Rose‹ schlingt, helfen ihr alle Dornen nichts.«

      Man lachte herzlich über diese bildhafte Darstellung, und Rosita atmete erleichtert auf. Also hatten die Lauscher wirklich nur ihre letzten Worte gehört. Es wäre der stolzen Dina auch blamabel gewesen, wenn unerwünschte Ohren ihre spontane Beichte mit angehört hätten. Sie warf Rosita einen dankbaren Blick zu, den diese mit einem lieben Lächeln erwiderte.

      *

      Nach dem Essen mußte Dina den Bitten der beiden Herren nachgeben und sich an den Flügel setzen.

      »Was wird gewünscht?« fragte sie gehorsam.

      »Etwas von den Sternen«, war die verblüffende Antwort Detlefs. »Meine Frau verlangt nämlich ernsthaft, daß


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