Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих Шиллер

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Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays - Фридрих Шиллер


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mir der König seyn?

       (Der Marquis beschwört den Prinzen, seiner Leidenschaft keinen Schritt zu erlauben, den er nicht zuvor der Freundschaft anvertraut hätte. Der Prinz wirft sich ganz in seine Arme, und fodert ihn bei dem heiligen Gelübd seiner Liebe auf, ihm eine Zusammenkunft mit der Königin zu bewirken. Die Königin ist zur nämlichen Zeit in Aranjuez; die Einsamkeit der Gegend, die zwanglose Sitte des Landlebens machen eine solche Zusammenkunft hier leichter möglich, als zu Madrid. Der Marquis hat Gelegenheit in den flandrischen Angelegenheiten Audienz bei der Königin zu erhalten, und verspricht dem Prinzen, ihre Empfindungen für ihn zu erforschen, und sie zu dieser Unterredung zu stimmen. Die Königin pflegte sich die meiste Zeit, daß der Hof zu Aranjuez war, in einer Eremitage aufzuhalten, die sie vorzüglich liebte. Dahin geht jezt der Marquis, nachdem er zuvor dem Prinzen gerathen hatte, in der Nähe dieses Plazes versteckt zu seyn, damit er sogleich auf das gegebene Zeichen erscheinen könnte.)

       Inhaltsverzeichnis

       (Eine Einsiedelei im Garten zu Aranjuez.)

       Inhaltsverzeichnis

       Die Königin. Die Fürstin von Eboli. Die Marquisin von Mondekar, (welche sich mit kleinen Gärtnerarbeiten beschäftigen.) Der Marquis von Posa (tritt auf, und wird durch die Fürstin der Königin vorgestellt; nach einer kurzen Unterredung schickt die leztere die Fürstin weg, und die Marquisin verliert sich in die andere Gegend der Eremitage.)

       Inhaltsverzeichnis

       Die Königin und der Marquis.

      Königin. Hier zeig ich ihnen meine Welt. Diß Pläzchen hab ich mir längst zum Liebling ausgesucht. Wie schön ists hier – wie herzlich – wie vertraulich – hieher – so scheint es – hat sich die Natur vor den Verfolgungen der Kunst geflüchtet. In unbelauschter Freiheit wohnt sie da von wenigen empfunden – o wie gerne verzeih ich hier dem König sein gerühmtes Aranjuez – die prächtige Verstümmlung der Werke Gottes.

      Marquis. So verächtlich spricht die Königin vom achten Erdenwunder?

      Königin. Bewundern sie die glatten Buchenwände, der Bäume banges Zeremoniell, die starr und steif, und zierlich wie sein Hof, in trauriger Parade um mich gähnen. Hier grüßt mich meine ländliche Natur, die Busenfreundin meiner jungen Jahre, hier find ich meine Kinderspiele wieder, und meines Frankreichs Lüfte wehen hier. Wird mein Gemahl die Sehnsucht mir verargen? Ich bin in Spanien – so schnell vergessen Parisermädchen ihre Heimat nicht.

      Marquis. Doch, wenn sie darum nur Paris verließen, um Königinnen hier zu seyn?

      Königin. O stille! Deßwegen bin ich ja dem Plaz so gut, weil ich das hier vergesse.

      Marquis. Königin?

       (Der Marquis nimmt hier Gelegenheit das Gespräch auf ihre Situation mit dem König – auf die Jahre ihrer frühen Jugend – auf ihre Bekanntschaft mit dem Prinzen zu lenken. Sie zeigt ihm überall – ausgenommen in Betreff des Prinzen – die vertrauteste Offenherzigkeit. Er erzählt ihr die Geschichte des leztern und ihre eigene unter einer fremden Einkleidung, wodurch sie merklich beunruhigt wird. Der Schluß dieser Erzählung ist, daß die Königin, von dem lebhaftesten Antheil dahingerissen, die Empfindungen ihres Herzens verräth. Der Marquis gibt dem Prinzen das Zeichen, und zum Schrecken der Königin tritt der leztere auf. Jener zieht sich in die Eremitage zurück, die Damen der Königin unter der Zeit zu beschäftigen.)

       Inhaltsverzeichnis

       Die Königin und Karlos.

      Karlos. (vor ihr niedergeworfen) So ist er endlich da, der Augenblick, und Karl darf diese theure Hand berühren, und meine schwellende Empfindung darf in wollustvollen Strömen sich ergießen. O heller Strich in meinem Lebenslauf; Jezt bin ich glücklich.

      Königin. Unbesonnener! Was für ein Schritt! Welch eine strafbare tollkühne Ueberraschung! Stehn sie auf! Um Gotteswillen stehn sie auf! – Die Gegend hat Augen und mein Hof ist in der Nähe.

      Karlos. Ich steh nicht auf – hier will ich ewig knien. Auf diesem Plaz will ich verzaubert liegen, in dieser Stellung angewurzelt kleben, bis über mir und unter mir das Rad der Schöpfung stillgestanden.

      Königin. Rasender! Zu welcher Kühnheit treibt sie meine Gnade! Wie? Wissen sie in welches Heiligthum sie diesen frevelhaften Einbruch wagen? Unglücklicher, daß es die Königin, daß es die Mutter ist, an die sich diese verwegne Sprache richtet? Wissen sie, daß ich den Schänder meiner Majestät dem Arme des Gerichts zu übergeben gezwungen bin?

      Karlos. Und daß ich sterben muß. Man reiße mich von hier aufs Blutgerüste, man richte mich wie einen Hochverräther, ein Augenblick gelebt im Paradiese wird nicht zu theuer mit dem Tod gebüßt.

      Königin. (mit dem schmelzendsten Tone) Und ihre Königin?

      Karlos. (steht schnell auf) Gott! Gott! ich gehe, ich will sie ja verlassen – Muß ich nicht, wenn sie es also fodern – Mutter! Mutter! wie schrecklich spielen sie mit mir! ein Wink, ein halber Blick, ein Laut aus ihrem Munde wirft zwischen Höll’ und Himmel mich herum, gebietet mir zu seyn, und zu vergehen. Was wollen sie, das noch geschehen soll? Was unter dieser Sonne kann es geben, das ich nicht hinzuopfern eilen will, wenn sie es wünschen.

      Königin. Fliehen sie!

      Karlos. (steht in banger Unentschlossenheit) O Gott!

      Königin. Das einz’ge Prinz, warum ich sie mit Tränen beschwöre – fliehen sie, eh die Prinzessin, eh meine Pagen, meine Kerkermeister, in dieser wilden Wallung sie und mich beisammen finden, und die große Zeitung vor ihres Vaters Ohren bringen – – Noch, noch schwanken sie, und stehen unentschlossen? – Unglücklicher, wolan, so bleibe denn, uns beide zu verderben.

      Karlos. Ich erwarte mein Schicksal – es sei Leben oder Tod. hätt ich umsonst durch jedes Hinderniß und jedes Labirinth der Etikette, und alle Minotauren dieses Hofs,


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