Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

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Sophienlust Staffel 8 – Familienroman - Diverse Autoren


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aus und zog ihre Hand an die Lippen. »Es tut mir leid, dass ich nicht früher hier sein konnte. Ich bin aufgehalten worden, und die Strecke dehnt sich länger, als ich in Erinnerung hatte.«

      »Jetzt bist du ja hier. Hast du schon gefrühstückt?«

      »Ja, danke, ausgezeichnet. In Bachenau bekommt man Landschinken und andere gute Dinge zum Frühstück im Hotel.«

      »Wir könnten ein Stück spazieren gehen, wenn du Lust hast. Das Wetter ist zwar nicht sehr schön, aber es redet sich am besten, wenn man läuft. Oder bist du anderer Ansicht? Wir können auch bei mir im Zimmer sitzen oder im Biedermeierzimmer von Frau von Schoenecker.«

      »Gehen wir, Isolde. Mein Gepäck kann wohl im Auto bleiben?«

      »Natürlich. Hier kommt nichts weg, Achim. Es ist ein besonderer Platz, unser Sophienlust.«

      »Du bist also gern hier?«

      »Ja, Achim. Ich glaube, es war ein guter Rat, den uns Maria Berger gegeben hat.«

      Achim nahm seinen Regenmantel. »Willst du dir auch einen Mantel holen, Isolde?«

      »Ja, ich habe ihn schon in der Diele hängen. Es dauert nur eine Minute.«

      Wenig später sah Frau Rennert das Paar Arm in Arm in den Park gehen. Die Heimleiterin nickte befriedigt. Da sie nichts von den ehelichen Schwierigkeiten wusste, war das für sie ein Bild vollkommenen Glückes und friedlicher Eintracht.

      »Die Fahrt war also anstrengend«, sagte Isolde etwa im gleichen Augenblick etwas unbeholfen.

      »Das ist schon vergessen«, gab Achim eilig zurück. »Dieser Park ist wirklich phantastisch«, rief er dann in ehrlicher Begeisterung aus.

      »Ja, Achim. Schau, da hinten ist der kleine Ententeich. In den ist vor einiger Zeit ein kleines Mädchen gefallen, und ich habe es herausgeholt.«

      »Tüchtig von dir«, lobte er sie. »Zum Ertrinken wäre der Tümpel wohl nicht tief genug.«

      »Für ein sehr kleines Kind ist das trotzdem gefährlich. Der Grund ist weich. Man findet keinen Halt.«

      »Ach so – dann hast du dir also eine Medaille verdient?«

      »Nein, nein, es war nicht wirklich gefährlich. Es fiel mir nur eben ein. Die Kinder spielen hier nicht oft.«

      »Wo stecken sie eigentlich jetzt? Für ein Kinderheim kommt es mir hier recht still vor.«

      »Die großen Kinder sind in der Schule, die kleinen spielen im Pavillon, da drüben, auf der anderen Seite des Parks. Bei Sonnenschein sind sie natürlich draußen.«

      Achim schwieg. Plötzlich fiel ihm nichts Rechtes mehr ein. Isolde hielt sich an Denises Rat und kam ihm mit keiner Frage entgegen. So blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als das entscheidende Thema selbst anzuschneiden.

      »Lieselott hat mir berichtet, dass du dich gegen eine Scheidung nicht sträuben würdest, Isolde«, begann er leise. »Aber ich finde, das wir das zwischen uns klären müssen.«

      »Ja, Achim.«

      »Lieselott ist hierhergefahren, ohne dass ich etwas davon wusste. Ich hatte in Hamburg zu tun. Es war mir nicht unbedingt recht, dass sie …« Er brach ab. Er kam sich ein bisschen albern vor. Warum entschuldigte er sich für Lieselotts Besuch? Hatte er das nötig?

      »Lieselott war nur kurz hier. Für sie stand alles fest, Achim. Sie fragte sogar, ob die Möbel im Haus bleiben könnten.«

      Achim blieb stehen. »Hat sie das wirklich wissen wollen? Die Möbel gehören doch zur Hälfte dir.«

      »Nun ja, es war mir nicht wichtig.«

      Sie erreichten eine kleine Pforte, von der aus man einen schmalen Feldweg betreten konnte. »Wollen wir?«, fragte Achim.

      Isolde folgte ihm. Vom grauen Himmel fiel jetzt feiner Regen. Isolde zog die Kapuze ihres Regenmantels über das Haar.

      »Es ist nicht einfach, darüber zu reden, Isolde«, stieß Achim etwas atemlos hervor. »Ich fürchte, Lieselott hat es dir nicht in der richtigen Weise erklärt.«

      »Sie hat nicht allzu viel gesagt. Es sei meine Schuld, weil ich mich nicht um dich gekümmert hätte nach Renatas Tod. Nun, damit hat sie vollkommen recht, Achim. Es tut mir leid, dass ich mich von dem Schmerz um unser Kind so habe hinreißen lassen. Heute erkenne ich, dass ich durchaus nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, der einen schweren Verlust erlitten hat. Du hast in dieser Zeit eine doppelte Last tragen müssen …«

      Achim legte die Hand auf ihren Arm. »Es war für mich nicht so schlimm, Isolde. Du hast mir schrecklich leid getan. Ich wusste nicht, wie ich dir helfen sollte.«

      »Siehst du, das war mein Fehler«, antwortete sie traurig. »Du hast dich um mich gesorgt, aber ich war nur mit mir selbst beschäftigt. Du hättest mich gebraucht. Daran habe ich nie gedacht.«

      Sie waren sich jetzt sehr nahe. Keiner von ihnen dachte an Lieselott. Für ein paar Sekunden war jeder Gedanke an das blonde Mädchen ausgelöscht.

      »Ich habe hier ein kleines Mädchen kennengelernt, etwas älter als unsere Renata, Achim. Die Kleine hat keine Angehörigen. Dieses Kind würde ich gern zu mir nehmen.«

      Isolde hatte sich fest vorgenommen, nicht davon zu sprechen. Nun war es beinahe das Erste, das sie äußerte.

      Die beiden sahen sich an. Mit einem Schlag stand Lieselott wieder zwischen ihnen.

      »Entschuldige, Achim«, stammelte Isolde verwirrt. »Das …, das interessiert dich ja gar nicht. Ich …, ich möchte dir erklären, das du freie Hand hast.«

      »Mit der Scheidung?«, warf er leise hin.

      »Natürlich mit der Scheidung, Achim. Das wenigstens schulde ich dir.«

      Er schloss die Lider, als werde er von einem hellen Licht geblendet. »Du schuldest mir nichts, Isolde. Gar nichts.«

      Zögernd trat sie näher an ihn heran. Unter einem Baum war er stehen geblieben, weil sie hier vor dem Regen geschützt waren.

      »Isolde, ich glaube, das mit der Scheidung ist Wahnsinn«, stieß Achim hervor und umarmte seine Frau. »Du warst nicht da. Lieselott kam zu mir – ich fürchte, ich habe mich dir gegenüber sehr gemein benommen. Ich kann nichts tun, als dich um Verzeihung bitten.«

      Sie bot ihm still ihre Lippen. Ach, wie lange hatte sie nach seinem Kuss gedürstet.

      »Meine Isolde – wie töricht war ich doch. Lieselott hat es natürlich darauf angelegt …«

      »Sei still, Achim. Wir wollen nicht mehr von ihr sprechen. Wenn du willst, komme ich bald heim und bringe Micki mit.«

      Er nickte und strich ihr über das seidige dunkle Haar, von dem die Kapuze herabgeglitten war. »Du musst mir das Kind zeigen, Isolde. Mein Gott, bin ich froh, dass ich hergefahren bin. Das andere – es war wie eine Krankheit.«

      Zärtlich schmiegte sie sich an seine Brust, während rundum unaufhaltsam der Regen rann.

      »Nein, nein, Achim, es lag daran, dass ich mich innerlich von dir entfernt hatte. Was hättest du denn tun sollen, als ich dich im Stich ließ?«

      »Du bist sehr großzügig, Isolde. Man könnte es auch anders ausdrücken.«

      »Das will ich aber nicht, Liebster. Du wirst mit meiner blonden Freundin noch genug Ärger haben. Sie war ihrer Sache nämlich sehr sicher.«

      »Nun, sie muss verstehen, dass sich manchmal etwas im Leben ändert. Du bist meine Frau, Isolde!« Wieder legte er seine Lippen auf ihren durstigen Mund.

      »Wie du mir gefehlt hast, Achim. Am liebsten käme ich gleich mit dir zurück. Aber die Sache mit Micki muss erst geregelt werden, meine ich. Dann bringe ich sie gleich mit.«

      »Ja, Isolde. Außerdem muss ich die Angelegenheit mit – nun, du weißt schon, mit wem – noch in Ordnung bringen. Das wird vielleicht ein bisschen schwierig werden.«


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