.

Читать онлайн книгу.

 -


Скачать книгу
Friedlos! Nein, bleib! Ich schwöre Dir, Ich wollte Dich nur überlisten.

      Gudmund. Es handelt sich um mein Leben hier,

       Und sein Leben will jedermann fristen.

       Ich lag wie ein Hund drei Nächte im Freien;

       In den Bergen ruht' ich mein müdes Gebein

       Und lehnte mein Haupt an das Felsgestein.

       Mir Obdach zu betteln in fremden Hofteien,

       Das schien mir zu große Erniedrigung;

       Mein Mut war so keck; meine Hoffnung so jung!

       Ich dachte: nun kommst du nach Solhaug in Bälde,

       Da bist du aus deiner Feinde Klauen;

       Da findest du Freunde; auf die kannst du bauen, –

       Doch Hoffnungen sind wie Blumen vom Felde.

       Wohl zeichnete mich Euer Eheherr aus

       Vor gastlich geöffneten Toren; –

       Doch öde dünkt mich nun Euer Haus;

       Die Halle ist düster, die Freundschaft verloren.

       Nun gut; so zieh' ich denn wieder dahin.

      Margit (flehentlich.) O hör' mich!

      Gudmund. Mein Sinn ist kein Sklavensinn.

       Nun dünkt mich das Leben unselige Gabe;

       Ich achte es fast für nichts mehr wert.

       Ihr habt mir das Herz im Leibe verkehrt,

       Daß ich all mein liebliches Hoffen begrabe.

       Fahrt wohl, Frau Margit!

      Margit. Nein, Gudmund, bleib!

       Bei Gott und den Heiligen –!

      Gudmund. Leb' und treib

       Deine Tage in Freuden und Ehren;

       Nie soll mein Fuß Herrn Bengtens Weib

       Die Schwelle wieder beschweren.

      Margit. Halt ein! Dein bitteres Wort kann Dich

       Sonst leicht noch drücken und nagen.

       Hätt' ich gewußt, daß ein Friedloser sich

       Hierher durch die Lande geschlagen, –

       So pries ich die Stunde tausendfach,

       Da Du Schutz begehrtest von Solhaugs Dach;

       So pries ich als frohestes Festgeschenk,

       Daß der Friedlose kam, alter Treue gedenk.

      Gudmund. Du sagst –! Wes soll ich mich nun versehn?

      Margit (reicht ihm die Hand.) Daß treue Freunde hier zu Dir stehn.

      Gudmund. Doch das, was Du eben –?

      Margit. Ich sprach nicht wahr.

       Hör' mich, so wird Dir das Ganze klar.

       Für mich ist das Leben tiefschwarze Nacht;

       Hab' Sonne und Sterne vergessen.

       Und niemand kann meine Qualen ermessen;

       Denn ich hab' meine Jugend zu Markte gebracht.

       Meinen freudigen Sinn verkauft' ich um Gold;

       Ich garnte mich selber in schimmernde Netze.

       Glaub' mir, so kläglich sind alle Schätze,

       Wenn unserm Herzen das Glück nicht hold.

       Wie war unsre Kindheit hell und warm!

       Unser Kleid war gering, unser Haus war arm;

       Doch von Hoffnungen flog uns das Herz im Leibe.

      Gudmund, (der sie unverwandt betrachtet hat.) Und indessen gediehst Du zum reizendsten Weibe.

      Margit. Kann sein; doch des Lobes Überschwall,

       Das ich hörte, ward meines Glückes Fall.

       Du mußtest fort nach dem fremden Lande,

       Doch all Deine Weisen blieben mir drin

       Im tiefen Herzen, im tiefen Sinn

       Und schlugen mein klares Denken in Bande.

       Diese Lieder wußten von so viel Lust

       Der unerschöpflichen Menschenbrust;

       Diese Lieder wußten so festliche Mär

       Von Leben und Liebe. – Nun, und zum Rest

       Kamen Freier von Ost und Freier von West;

       Und so – so folgt' ich Herrn Bengt hierher.

      Gudmund. Ach, Margit!

      Margit. Doch nur ein Kleines verging,

       Da quollen schon bittere Tränen.

       Nur wenn ich an Dich die Gedanken hing,

       Vermocht' ich mich glücklich zu wähnen.

       Wie wurden mir Solhaugs Hallen nun leer

       Und die großen Stuben ein Grauen.

       Wohl gasteten Ritter, Herren und Frauen,

       Wohl sang mancher Skalde mir Preis und Ehr', –

       Doch keiner verstand meinen wehen Mut,

       Doch keiner begriff meinen Jammer; –

       Ich fror, als säß' ich in felsener Kammer;

       Doch schmerzte mein Haupt, doch brannte mein Blut.

      Gudmund. Aber Dein Mann –?

      Margit. Den hasse ich ja!

       Sein Gold nur konnt' mich gewinnen;

       Sprach er zu mir, saß er mir nah,

       Ich kam vor Marter von Sinnen.

       (Schlägt die Hände zusammen.) Dies Leben hab' ich drei Jahre gelebt! Es dünkt mich aus endlosem Wehe gewebt. Da hieß es plötzlich, Du kämst. Du weißt es, Ich war von Jugend auf stolzen Geistes; So schwieg ich von meinen Kümmernissen – Denn Du, Du mußtest ja alles wissen.

      Gudmund (bewegt.) Und darum wandtest Du kalt Dich ab?

      Margit (ohne ihn anzusehen.) Ich dachte, Du kämst, Dich heimlich zu weiden.

      Gudmund. Margit, Du konntest –?

      Margit. Nun kurz, es gab

       Der Gründe genug. Doch all die Leiden

       Zerblies nun ein himmlischer Frühlingswind;

       Ich brauche nicht länger einsam zu schweigen;

       Ich fühl' mich so leicht und frei, wie ein Kind

       Unter blühenden Apfelzweigen.

       (Fährt erschrocken zusammen.) Ach, ich vergaß ja! O neue Sorgen! Ihr Heiligen, neigt Euch mir gnädig zu! Friedlos, sagst Du –?

      Gudmund (lächelt.) Hier bin ich geborgen Und hab' vor des Königs Reisigen Ruh'.

      Margit. Doch schienst Du noch jüngst zu Großem erwählt, –

       Wie kam das nun –?

      Gudmund. Das ist bald erzählt.

       Du weißt, ich war in den fränkischen Gauen,

       Dahin von Bergen zur bräutlichen Kur

       Der Kanzler, Audun von Haegranaes, fuhr,

       Die Prinzessin samt ihren Mannen und Frauen

       Zum König zu holen. Herr Audun war

       Für Weiberaugen von hoher Gefahr.

       Und wen der Prinzessin Augen baten,

       Den traf ihr holdseliger Zauber heiß.

       Sie sprachen zusammen, sie flüsterten leis.

       Worüber? Das war schwer zu erraten.

      


Скачать книгу