Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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O wie verschieden sind nicht dieses Weib

       Und meine Gattin.

      Curius. Und Du liebst sie beide

       Zugleich? Fürwahr, das kann ich nicht verstehn.

      Catilina.

       Absonderlich. Ich fass' es selber nicht.

       Und doch, ich liebe, wie Du sagst, sie beide.

       Doch wie verschieden ist nicht diese Liebe!

       Aurelia ist sanft und stimmt gar oft

       Mit milden Worten ruhig mich und gütig; –

       Bei Furia –. Geh! geh! dort kommen Schritte.

       (Sie verbergen sich zwischen den Säulen.)

      Furia (tritt von der andern Seite her auf.) Verhaßte Hallen, Zeugen meiner Leiden, Heim all der Qual, dazu mein Herz verdammt! Welch eine Welt sah dieses Herz schon scheiden Von Traum und Hoffen, – heißer bald entflammt Als dort der Lampe Glut, und bald von Schauern Geschüttelt! O, welch fürchterliches Los! Was kerkert mich in dieses Tempels Mauern? Welch ein Vergehen läßt in seinem Schoß Mich jedes warme Jugendglück entbehren, Im Lenz des Lebens jede reine Lust?

      Doch keine Träne soll mein Aug' entehren;

       Nur Haß und Rache kenne diese Brust.

      Catilina (tritt hervor.) Und nährst Du auch für mich kein andres Feuer, Kein lieblicheres, schöne Furia?

      Furia.

       Ihr Götter! Du, Verwegner, wieder hier?

       Du fürchtest nicht –?

      Catilina. Ich kenne keine Furcht.

       Ich liebte immer, der Gefahr zu trotzen.

      Furia.

       O, meine eigne Sehnsucht sprichst Du aus;

       Und diesen Tempel hass' ich um so bittrer,

       Weil seine Mauern mich so gut beschirmen –

       Zu sicher nur vor jeglicher Gefahr.

      O dieses leere, tatenlose Treiben,

       Dies Leben, matt wie letzte Lampenglut!

       Welch enger Tummelplatz für all die Fülle

       So weiter Ziele und so heißer Wünsche!

       Erdrückt zu werden zwischen diesen Wänden!

       Hier friert das Blut, hier lischt die Hoffnung aus,

       Hier schleppt der Tag sich müd' und träg zu Ende,

       Und kein Gedanke zielt auf eine Tat.

      Catilina.

       O Furia, Du machst mein Herz erbeben.

       Mir ist, Du maltest meine eigne Welt

       Mit Flammenschrift und jedes hohe Streben,

       Das ungeduldig mir die Seele schwellt.

       So fühl' ich's auch an diesem Herzen nagen;

       Wie Deins – vom Hasse – wird er hart wie Stein;

       Wie Dir ward jede Hoffnung mir zerschlagen,

       Und meiner harrt umsonst ein Ziel – wie Dein.

      Und doch verberg' ich mein Entbehren stumm,

       Und niemand ahnt, was heimlich in mir lodert.

       Sie höhnen und verachten mich, – die Wichte;

       Sie fassen nicht, wie heiß das Herz mir pocht

       Für Recht und Freiheit und für alles Edle,

       Was irgend eines Römers Sinn bewegt.

      Furia.

       Ich wußt' es! Deine Seele taugt zu meiner

       Wie keine sonst! So ruft es laut in mir

       Mit einer Stimme, die nicht irrt noch trügt.

       So komm denn! Komm, gehorchen wir der Stimme!

      Catilina.

       Was meinst Du, meine schöne Schwärmerin?

      Furia.

       Komm, laß uns fliehen weit von diesem Ort,

       Ein neues, bessres Vaterland zu finden.

       Hier wird der Geist geknechtet und sein Flug,

       Hier löscht Gemeinheit jeden reinen Funken,

       Bevor er Himmelsfittiche empfahn.

       Komm, laß uns flüchten; siehe, Freigesinnten

       Winkt alle Welt als Heimat aufgetan!

      Catilina.

       O, wie Du mich bezauberst und verlockst –

      Furia.

       Auf, nützen wir die Stunde! Legen wir

       Gebirg' und Meere zwischen uns und Rom!

       Weit, weit von hier erst hemmen wir die Flucht.

       Ein Schwarm von Freunden wird sich um Dich scharen;

       In fernen Landen baun wir unser Haus;

       Dort herrschen wir; dort soll sich offenbaren:

       Nie zog ein Paar zu größern Taten aus!

      Catilina.

       Wie schön! Doch fliehn? Warum aus Rom entfliehn?

       Es kann auch hier der Freiheit Flamme wachsen;

       Es winkt auch hier ein Feld zu Tat und Handlung,

       So groß, wie's Deine Seele nur begehrt.

      Furia.

       Hier, sagst Du? Hier in Rom, in dieser Stadt

       Der Sklavenseelen und der Volksverräter?

       Ach, Lucius, gehörst auch Du zu denen,

       Die nicht erröten, denken sie der Väter?

       Wer nahm es einst, wer nimmt es heute ein?

       Ein Volk von Helden einst – und heut von Knechten

       Und aber Knechten –

      Catilina. Spott' auch Du noch mein!

       Doch wisse, – könnt' ich mit dem Schicksal rechten,

       Noch einmal Rom in Glanz und Freiheit schaun,

       Ich stürzte mich mit Freuden in den Abgrund

       Wie Curtius –

      Furia. Dir glaub' ich, Dir allein;

       Dein Auge brennt; Du hast nicht bloß geprahlt.

       Doch geh; bald nahen sich die Priesterinnen;

       Zu dieser Zeit versammeln sie sich hier.

      Catilina.

       Ich gehe; doch, um bald zurückzukehren.

       Ein Zauber fesselt mich an Deine Seite; –

       Solch stolze Art wie Deine sah ich nie.

      Furia (mit einem wilden Lächeln.) Versprich mir Eins; und schwöre mir zu halten, Was Du versprichst. Willst Du, mein Lucius?

      Catilina.

       Was wollt' ich nicht, was Furia verlangte!

       Mein Herz ist Dein; was soll ich Dir versprechen?

      Furia.

       Vernimm! Obwohl ich hier gefangen lebe,

       So weiß ich doch, es weilt in Rom ein Mann,

       Dem Feindschaft ich bis in den Tod geschworen

       Und Haß noch übers schwarze Grab hinaus.

      Catilina.

       Und nun –?

      Furia. Nun schwöre mir, mein Todfeind soll

       Dein Todfeind werden. Willst Du, Lucius?

      Catilina.

      


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