Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Mann sich stolzen Plänen weiht,

       Und all sein Lohn Enttäuschung nur und Kummer,

       So naht sie sanft ihm und voll Zärtlichkeit

       Und wiegt sein Herz in langentwöhnten Schlummer.

       Und er begreift, daß auch sein stilles Heim

       Der Freuden hat, die dort im Lärm nicht blühen.

      Catilina.

       Wie recht Du hast; wie fühl' ich es so tief!

       Und doch, ich mag den wilden Rausch nicht missen.

       Ewige Unrast gärt im Busen mir;

       Und nur des Lebens Taumel kann sie stillen.

      Aurelia.

       Und ist Aurelia Dir nicht genug,

       Vermag sie nicht, die Stirne Dir zu glätten,

       So öffne treuen Worten doch Dein Herz,

       Liebreichem Trost von Deines Weibes Lippen.

       Und kann sie Deinen heißen Drang nicht stillen,

       Und kann sie Deiner Träume Flug nicht folgen,

       Vermag sie doch zu teilen, was Dich drückt,

       Hat Kraft und Mut, die Last Dir zu erleichtern.

      Catilina.

       So höre denn, Aurelia, was mich

       In dieser Tage Lauf so tief verstimmte.

       Du weißt, ich suchte längst das Konsulat –

       Doch ohne Glück. Du kennst es ja, das Ganze:

       Wie Stimmen mir zu werben ich mein Geld

       Vergeudet hab' –

      Aurelia. O, nicht, mein Catilina;

       Es schmerzt mich –

      Catilina. So verdammst auch Du mein Tun?

       Welch bessres Mittel hatte ich zu wählen? –

       Umsonst verschleuderte ich Hab und Gut;

       Nur Spott und Schande heims' ich dafür ein.

       Jüngst im Senat hat mich mein Widersacher,

       Der ränkevolle Cicero, vernichtet.

       Mein Leben malte seine kluge Rede,

       So schreiend, daß mich selber Schauder packte.

       In jedem Blicke las ich Schreck und Graun,

       Mit Abscheu nennt ein jeder meinen Namen;

       Der Nachwelt wird mein Bild erscheinen einst

       In einer wüsten, fürchterlichen Mischung

       Von Zügellosigkeit und Niedrigkeit,

       Von Hohn und Haß auf alles, was da edel.

       Und keine Tat wird dann mich reinigen

       Und niederschlagen, was man frech gelogen!

       Ein jeder wird mich sehn wie jener dort –

      Aurelia.

       Doch ich, mein Gatte, seh' Dich nicht wie er.

       Ob alle Welt Dich auch verdammen mag,

       Ob alle Schimpf auf Deinen Namen häufen,

       Ich weiß, Du hehlst im innersten Gemüt

       Der Keime, die da bergen Blüt' und Frucht.

       Doch hier, wo jederzeit nur Unkraut stand,

       Ist keinem Keim emporzublühn verliehen.

       Komm, fliehen wir dies lastervolle Land!

       Was bindet Dich? Warum noch hier verziehen?

      Catilina.

       Ich sollte weichen, sollte fort von hier?

       Verraten meine stolzesten Gedanken?

       Der Sinkende, ob ohne Hoffnung auch,

       Hält fest doch noch an den zerbrochnen Planken.

       Und schlingt das Wrack die nasse Gruft hinab,

       Und rettet nichts ihn mehr in weiter Runde, –

       Die letzte Planke mit der letzten Kraft

       Umklammert er und geht mit ihr zu Grunde.

      Aurelia.

       Doch lacht ihm gastlich eine Küste zu,

       Mit grünen Wäldern längs den weißen Wellen,

       Da schwellt ihm Hoffnung neu die sieche Brust;

       Er strebt den Hainen zu, den hohen, hellen.

       Dort ist es schön; verbannt sind Lärm und Hast;

       Die Flut selbst dämpft den Schall, wie süß erschrocken;

       Dort legt er seinen müden Leib zur Rast,

       Und kühler Abend fächelt ihm die Locken

       Und jagt ihm jede Sorgenwolke fort,

       Daß ihm die Pulse fest und freudig schlagen;

       Und er verweilt und findet Ruhe dort

       Und Schutz nach den vergangnen schweren Tagen.

       Nur ferner Widerhall vom Lärm der Welt

       Vermag in sein behaglich Heim zu dringen,

       Ein Laut, der ihm den Frieden nicht vergällt,

       Der ihm nur heller läßt die Seele klingen;

       Er mahnt ihn leis an die entschwundne Zeit

       Voll wilder Freuden und zerschellter Pläne;

       Und doppelt preist er seine Einsamkeit

       Und weiht den Ehren Roms nicht eine Träne.

      Catilina.

       Du redest Wahrheit; und ich folgte Dir

       Vielleicht noch heut hinweg aus Lärm und Wirren; –

       Wenn Du mir eine solche Stätte wüßtest,

       Da wir in Ruh' und Stille leben könnten?

      Aurelia (froh.)> Du wolltest, Catilina! O des Glücks, Der Wonne mehr, als diese Brust kann fassen! So sei's denn! Komm! Wir ziehn noch diese Nacht Von dannen –

      Catilina. Doch wohin, wohin denn, Liebste?

       Nenn mir den Fleck, da sorglos ich mein Haupt

       Zur Ruhe legen dürfte!

      Aurelia. Wie Du redest!

       Vergaßest unsern kleinen Landsitz Du,

       Wo meine Kindheit schwand, und wo wir später

       In unsrer Liebe erstem, jungem Glück

       So manchen muntern Sommertag verbrachten?

       Wo ward ein Wiesengrund so grün erschaut?

       Wo lud ein Wald Dich mit so kühlem Gruße?

       Sieh, wie die weiße Villa uns nun traut

       Aus dunklen Bäumen winkt zu stiller Muße!

       Dort wollen wir im holden Zeitvertreib

       Ländlicher Freuden Seit' an Seite schalten,

       Dort soll erheitern Dich ein zärtlich Weib

       Und küssen Dir hinweg die bösen Falten.

       (Lächelnd.) Und trittst mit einem Arm voll Blumen Du Herein zu mir, an Deiner Herrin Rocken, So jubl' ich meinem Blumenfürsten zu Und drück' ihm grünen Lorbeer in die Locken! Doch Du erbleichst? Wie Du die Hand so hart Mir drückst! Wie Deine Blicke mich durchdringen!

      Catilina.

       Ertrag's, daß Deine Lust zu schanden ward; –

       Denn ich vermag Dich nicht dorthin zu bringen.

       Ich kann es niemals mehr!

      Aurelia. Du machst mir angst!

       Allein, nicht wahr, Du scherzest, Catilina?


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