Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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zu können. Sie wurden für ihre Verschwiegenheit gut bezahlt, und sie hatten sie auch noch nie gebrochen.

      Lady Constances Haus wurde von der Kraftstation des »geheimnisvollen Hauses« gleichfalls mit Strom versorgt, und sie gehörte auch zu den wenigen Bevorzugten, die das Haus unaufgefordert betreten durften.

      Sie war einige Zeit damit beschäftigt, sich umzuziehen. Dann brachte ihr Mädchen das Abendessen auf einem Tablett, und als sie mit ihrer Mahlzeit fertig war, ging sie in ihr Wohnzimmer, öffnete eine Schublade ihres Schreibtisches und nahm eine zierliche Pistole heraus. Sie betrachtete sie einen Augenblick, prüfte dann sorgfältig die Munitionskammer und steckte einen Patronenrahmen hinein. Nachdem sie die Waffe gesichert hatte, ließ sie dieselbe in die Tasche ihres Mantels gleiten, schloß ihren Schreibtisch wieder ab, verließ ihr Zimmer und ging die Treppe hinunter. Ihr Wagen wartete noch draußen, aber sie wandte sich an den Diener, der ehrerbietig an der Tür stand.

      »Bringen Sie das Auto in die Garage – ich will Mrs. Jackson noch besuchen.«

      »Jawohl, Mylady.«

       Inhaltsverzeichnis

      Mr. Smith kam mit einer bestimmten Absicht nach Great Bradley. Er wußte, daß nicht nur das geheimnisvolle Verschwinden Farringtons, sondern vielleicht auch die Identität des rätselhaften Montague Fallock eher in dieser kleinen Stadt als in der großen Metropole aufgeklärt werden konnte. Es ging jetzt um die Ehre von Scotland Yard. In einem Zeitraum von nur sieben Tagen waren zwei Morde, eine mysteriöse Schießerei und ein Selbstmord vorgekommen, der von so merkwürdigen Nebenumständen begleitet war, daß man auch hier einen Mord vermuten mußte. Und die Polizei war noch nicht in der Lage, der ungeduldig wartenden Öffentlichkeit auch nur die leiseste Erklärung für all diese Ereignisse zu geben. Hierzu kam noch der Einbruch im Zollamt, so daß Scotland Yard in eine Art Verteidigungsstellung getrieben war.

      »Es kursieren allerhand dumme Gerüchte über uns«, sagte der Polizeipräsident an dem Morgen, an dem Mr. T.B. Smith nach Great Bradley abfuhr. Er reichte ihm eine Zeitung über den Tisch, und der Detektiv nahm sie mit einem sonderbaren Lächeln. Er las die auffallende Überschrift und den gesperrt gedruckten Artikel, in dem die Leistungsfähigkeit der Polizei in Frage gestellt wurde, und reichte das Blatt seinem Vorgesetzten wieder zurück.

      »Ich glaube, wir können all diese Geheimnisse gleichzeitig aufklären. Ich werde mir heute einmal das ›geheimnisvolle Haus‹ näher ansehen – dort ist das Ende der Lösung zu finden.«

      Der Polizeipräsident sah ihn interessiert an.

      »Es ist merkwürdig, daß Sie gerade darüber sprechen. Ich habe nämlich heute morgen einen Bericht über dieses merkwürdige Haus von dem Wachtmeister des Bezirks erhalten.«

      »Was hat er denn gemeldet?«

      »Es ist ein ziemlich inhaltsloser Bericht, wie ihn Wachtmeister gewöhnlich abfassen. Der Besitzer ist ein offensichtlich kranker Amerikaner mit exzentrischen Launen. Ja, noch mehr – Sie werden sicherlich überrascht sein –, er ist von kompetenten medizinischen Autoritäten für geisteskrank erklärt worden.«

      »Geisteskrank?« Mr. Smith war wirklich erstaunt.

      »Jawohl, er ist nicht zurechnungsfähig und genießt auch alle Vorrechte, die das Gesetz solchen Leuten einräumt. Wer hätte das gedacht?«

      Mr. Smith schaute nachdenklich vor sich hin.

      »Ich hatte die dunkle Vorstellung, daß ich in dem Bewohner des Hauses vielleicht einen Mann kennenlernen würde, der in nahen Beziehungen zu Fallock steht.«

      »Dann ist es allerdings eine bittere Enttäuschung für Sie«, meinte der Polizeipräsident. »Aber an diesen Tatsachen besteht kein Zweifel. Ich habe alle Dokumente nachprüfen lassen. Der Mann ist wirklich von zwei hervorragenden Spezialisten untersucht worden. Er befindet sich jetzt in der Behandlung eines Arztes, der dort wohnt und zu gleicher Zeit der Sekretär dieses Mr. Moole ist. Das Rätsel dieses geheimnisvollen Hauses ist damit gelöst – es ist eine Privatirrenanstalt, weiter nichts.«

      Mr. Smith schwieg eine Weile.

      »Nun, auf jeden Fall ist es kein Unglück, wenn ich diesen zurückgezogenen Mann einmal aufsuche und mir sein Haus genauer ansehe«, sagte er schließlich.

      Er kam am frühen Nachmittag in Great Bradley an und ließ sich sofort zu dem »geheimnisvollen Haus« fahren. Der Chauffeur hielt aber schon in einiger Entfernung von dem großen Eingangstor, und Mr. Smith untersuchte zunächst vorsichtig und sorgfältig die ganze Umgebung. Es war wirklich ein sonderbares Haus. Die Fassaden machten keinerlei Anspruch auf architektonische Schönheit. Das massige Gebäude stand etwas abseits von der Straße inmitten eines ungepflegten, großen Grundstücks. Den ganzen Nachmittag über beschäftigte sich der Detektiv damit, Entfernungen abzumessen und alle Ein-und Ausgänge festzustellen. Auch untersuchte er, welche Baumgruppen und Sträucher bei einer Annäherung an das Haus Deckung bieten konnten. Er machte eine Skizze von der Lage des Grundstücks, von den Wegen und Zugängen, ebenso von der großen elektrischen Kraftstation, die ungefähr hundert Meter vom Hause entfernt inmitten eines dichten Gehölzes stand.

      Am nächsten Morgen hatte sein Besuch keinen heimlichen Charakter mehr, und er ließ seinen Wagen diesmal direkt vor dem Eingang halten. Langsam ging er den geschotterten Weg zur Haustür entlang. Sein Blick ruhte auf der Spitze des Schornsteins der Kraftstation, der über den Baumwipfeln zu sehen war. Mr. Smith schüttelte den Kopf. Irgend etwas mußte hier nicht stimmen. Er hatte insgeheim die große Anlage besichtigt, die der exzentrische Eigentümer des »geheimnisvollen Hauses« dort für seine Zwecke erbaut hatte.

      Man könnte ein großes Industriewerk damit betreiben, dachte er. Er hatte bei seiner heimlichen Inspektion auch den einäugigen Ingenieur gesehen, einen Mann mit düsteren Gesichtszügen, der eine entstellende Narbe auf der einen Seite des Gesichtes hatte.

      Er hätte noch weitere Nachforschungen angestellt, aber plötzlich hatte er gefühlt, daß etwas unter seinen Füßen knackte, als er durch das eine Fenster schauen wollte. Sofort hatte drinnen ein Gong angeschlagen, und eine Rolljalousie hatte sich geräuschlos hinter dem Fenster herabgesenkt, so daß er nichts mehr von dem Innern sehen konnte.

      Er war schnell zur Seite getreten und hatte gerade das Tor passiert, als dieses zuschlug. Offenbar war das durch eine Schaltvorrichtung von der Kraftstation aus bewerkstelligt worden.

      Mr. Smith machte nun einen offenkundigen Besuch am hellen Tage. Außerdem hatte er zwei Detektive mitgenommen und sie vor dem Haupteingang Aufstellung nehmen lassen, denn er wollte nicht unnötig Gefahr laufen.

      Er stieg die vier breiten Marmorstufen der vorderen Treppe zur Haustür empor, strich seine Schuhe auf einer merkwürdigen Metallmatte ab und drückte die Glocke. Die Haustür selbst war durch einen Vorhang halb verborgen, wie man sie in den Hausfluren der Vorstadtwohnungen findet. Sie bestehen gewöhnlich aus bunten Perlenschnüren oder langen Bambusstäbchen. Hier waren auch Schnüre zu sehen, aber es waren Tausende von Stahlkügelchen, auf feinen Drähten aufgezogen, die von einem Stab über der Tür herunterhingen. Man konnte annehmen, die ganze Haustür sei aus Stahl, aber als sie sich öffnete, zog sich der Vorhang ähnlich wie auf der Bühne zurück. Dieser Vorhang schien zwangsläufig mit dem öffnen der Tür in Verbindung zu stehen.

      Im Eingang stand ein schlanker Mann. Sein großes Gesicht war bleich, seine Augen ausdruckslos. Er trug einen gutsitzenden schwarzen Anzug und hatte die achtungsvolle Haltung eines obersten Hausbeamten.

      »Mr. Smith von Scotland Yard«, stellte sich der Besucher kurz vor. »Ich möchte Mr. Moole sprechen.«

      Der Mann sah ihn argwöhnisch an.

      »Wollen Sie bitte näher treten«, sagte er dann und geleitete ihn in ein großes, vornehm eingerichtetes Wohnzimmer. »Ich fürchte, Sie können Mr. Moole nicht sehen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist er leidend. Aber wenn ich etwas für Sie tun kann –«

      »Sie


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