Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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Sie darauf bestehen –«

      Der Detektiv nickte.

      »Ich bin sein Sekretär und sein Arzt – Dr. Fall. Ich werde nachher Schwierigkeiten bekommen – vielleicht teilen Sie mir mit, in welcher Angelegenheit Sie kommen?«

      »Das werde ich Mr. Moole selbst erklären.«

      Der Arzt verbeugte sich.

      »Dann kommen Sie bitte mit.« Er führte Mr. Smith durch die große Eingangshalle und öffnete eine einfache Tür, die zu einem kleinen Lift führte. Dann trat er zur Seite, um den Detektiv zuerst eintreten zu lassen.

      »Bitte nach Ihnen«, sagte Mr. Smith höflich.

      Dr. Fall lächelte und ging voran; Mr. Smith folgte ihm.

      Sie fuhren rasch in die Höhe bis zum dritten Stock.

      Die innere Einrichtung des Hauses ist ähnlich wie in einem Hotel, dachte Mr. Smith.

      Mit dicken Teppichen belegte Gänge führten von dem Fahrstuhl nach rechts und links, und die lange Wand vor ihm war in regelmäßigen Zwischenräumen von Türen unterbrochen. Dr. Fall ging den linken Korridor entlang bis zum Ende und öffnete eine große Tür aus Rosenholz, worauf eine innere Tür sichtbar wurde. Der Arzt öffnete auch diese und trat in ein geräumiges Zimmer. Mr. Smith folgte ihm. Der Raum war nur spärlich möbliert, trotzdem aber kostbar ausgestattet. Die Wände waren mit einer Täfelung von poliertem Myrtenholz überzogen. Auf einem viereckigen tiefblauen, schweren Teppich stand eine silberne Bettstelle in der Mitte des Zimmers. Aber weder die sonderbare Einrichtung noch der reichvergoldete kleine Tisch, der vor dem Bett stand, noch der prachtvolle elektrische Kronleuchter erregten die Aufmerksamkeit von Mr. Smith. Sein Blick wurde sofort von dem Mann gefesselt, der in dem Bett lag.

      Er hatte eine merkwürdige gelbe Gesichtsfarbe, und seine Augen blickten so teilnahmslos, daß man ihn für eine Wachsfigur hätte halten können. Nur an den regelmäßigen Atemzügen und an dem krampfhaften Zucken der Lippen war zu erkennen, daß der Mann lebte. Das Gesicht war ausdruckslos und leer, die Augen hart und glanzlos. Der Detektiv schätzte das Alter des Mannes auf etwa siebzig Jahre.

      »Dies ist Mr. Moole«, sagte Dr. Fall verbindlich. »Ich fürchte nur, Sie werden nicht viel zu hören bekommen, wenn Sie mit ihm sprechen.«

      Mr. Smith trat an die Seite des Bettes und begrüßte den Mann durch ein Kopfnicken, aber dieser reagierte nicht darauf.

      »Wie geht es Ihnen, Mr. Moole?« fragte Mr. Smith höflich. »Ich bin von London gekommen, um Sie zu besuchen.«

      Aber die eingesunkene Gestalt in den Kissen gab kein Zeichen von sich, daß sie seine Worte verstanden hatte.

      »Wie heißen Sie?« fragte Mr. Smith nach einer Weile.

      Einen Augenblick belebten sich die Züge des alten Mannes, und es schien ein schwaches Verständnis in ihm aufzudämmern.

      »Jim Moole«, sagte er mit heiserer, krächzender Stimme, »der arme, alte Jim Moole. Hab niemand nix getan.«

      Er warf einen scheuen, furchtsamen Blick auf Dr. Fall, dann schlossen sich seine blutleeren Lippen wieder, und obgleich Mr. Smith sich die größte Mühe gab, konnte er ihn nicht wieder zum Sprechen bringen.

      Schließlich verließ er das Zimmer.

      »Sie werden mir recht geben«, meinte der Arzt höflich, »daß Mr. Moole nicht in der Lage ist, eine längere Unterhaltung zu führen.«

      »Darin stimme ich mit Ihnen überein«, erwiderte der Detektiv liebenswürdig. »Ein amerikanischer Millionär – das ist Mr. Moole doch wohl?«

      Dr. Fall beobachtete Mr. Smith scharf und ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen.

      »Ja, Mr. Moole ist ein amerikanischer Millionär«, wiederholte er.

      »Er spricht nur nicht wie ein Amerikaner. Selbst wenn man seine Geisteskrankheit in Betracht zieht, bleibt diese Tatsache merkwürdig.«

      »Von welcher Tatsache sprechen Sie?« fragte Dr. Fall schnell.

      »Wir haben hier einen amerikanischen Millionär vor uns, einen Mann, der doch wahrscheinlich einige Bildung und Kultur besitzt, die sich bis zu einem gewissen Grade auch in seiner Sprache äußern müßte. Es ist doch sehr sonderbar, daß er wie ein gewöhnlicher Landarbeiter aus Somerset spricht.«

      »Wie meinen Sie das?« fragte der Arzt schroff.

      »Genauso, wie ich es sage. Er spricht in dem Dialekt eines Mannes, der in Somerset aufgewachsen ist. Mr. Moole besitzt offenbar nur eine sehr geringe Bildung, und ich habe nicht den Eindruck, daß er ein amerikanischer Millionär ist.«

      »Sie sind anscheinend noch nicht oft mit Geisteskranken zusammengekommen, sonst wäre Ihnen sicher bekannt, daß diese unglücklichen Menschen weder in ihrer Sprache noch in ihren Handlungen ihre frühere gesellschaftliche Stellung erkennen lassen.«

      Dr. Fall führte den Detektiv wieder zu dem Fahrstuhl, aber Mr. Smith lehnte es ab, hinunterzufahren.

      »Ich möchte lieber gehen.«

      Er hatte einen guten Grund dafür, denn er wollte dabei das Haus näher kennenlernen und die Lage der einzelnen Räume feststellen. Dr. Fall hatte nichts dagegen einzuwenden und führte ihn die Treppe hinunter, die mit weichen, roten Läufern belegt war.

      »Ich weiß sehr wohl über Geisteskranke Bescheid«, sagte Mr. Smith, »besonders über solche, die dem niederen Volk und der Verbrecherklasse angehören.«

      »Sie scheinen meinen Worten nicht glauben zu wollen.« Dr. Fall sah seinen Besucher stirnrunzelnd an. »Ich muß nachdrücklich betonen, daß ich nicht nur Mr. Mooles Sekretär, sondern auch Arzt bin.«

      »Das ist mir nicht neu«, erwiderte Smith lächelnd. »Sie sind amerikanischer Arzt und haben in Pennsylvanien Ihr Examen gemacht. Sie kamen an Bord der ›Lucania‹ nach England, weil Sie New York sehr schnell verlassen mußten, da Sie in irgendeine Skandalaffäre verwickelt waren. Es ist tatsächlich leichter, Ihren Werdegang seit Ihrer Ankunft in diesem Lande zu verfolgen, als genaue Auskunft über Mr. Moole zu erhalten, der obendrein auch auf der amerikanischen Gesandtschaft nicht bekannt ist.« – Dr. Fall wurde dunkelrot.

      »Sie überschreiten Ihre Amtsbefugnisse«, sagte er böse, »wenn Sie auf eine Tragödie anspielen, bei der ich nur das unschuldige Opfer von Verbrechern war.«

      »Es ist möglich, daß ich das tue«, gab Mr. Smith zu.

      Er verneigte sich leicht vor dem Doktor und stieg die breiten Marmorstufen hinunter zu dem Rasen, der sich vor dem Haus ausdehnte. Am Gartentor traten die beiden Leute zu ihm, mit denen er hergekommen war. Einer von ihnen war Ela.

      »Nun, was haben Sie herausgebracht?«

      »Ich habe allerhand gesehen, was uns wahrscheinlich in Zukunft nützlich sein wird«, entgegnete Mr. Smith, als er mit seinem Assistenten in den Wagen stieg. Dann wandte er sich an den anderen Beamten.

      »Bleiben Sie hier und beobachten Sie, wer ein und aus geht. Ich komme in einigen Stunden zurück.«

      Der Mann grüßte, und das Auto fuhr ab.

      »Ich muß noch einen Besuch machen«, sagte Mr. Smith, »und es wäre besser, wenn ich dabei allein wäre. Der Chauffeur soll mich in der Nähe des Pfarrhauses absetzen.«

      *

      Lady Constance Dex war auf den Besuch des Detektivs vorbereitet. Sie hatte aus dem Fenster ihres Zimmers gesehen, daß er am Pfarrhaus vorbeigefahren war und die Richtung auf das »geheimnisvolle Haus« eingeschlagen hatte. Sie erwartete ihn im Empfangssalon, und er kam sofort zur Sache.

      »Ich habe eben jemanden besucht, der gut mit Ihnen befreundet ist.«

      »Meinen Sie Mr. Moole?«

      »Ja«, erwiderte Mr. Smith liebenswürdig.

      Lady


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