Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar Wallace

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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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den Korridor hinunter in den großen Palmenhof. Von hier führte ein anderer Eingang zur Marylebone Road. Ela eilte durch die große Drehtür zum Vestibül.

      Ja, der Portier hatte den Herrn gesehen: Er hatte ein Auto angerufen und war vor einer knappen Minute abgefahren.

      Ela verwünschte sich selbst, daß er so töricht gewesen war.

      Er berichtete Mr. Smith telefonisch von dem Resultat seiner Verfolgung. Der Detektiv war wenig erfreut.

      »Ich glaube trotzdem zu wissen, wo wir ihn fassen können«, sagte er zu Ela. »Erwarten Sie mich am Waterloo-Bahnhof, wir müssen den 6-Uhr-Zug nach Great Bradley erreichen.«

      11

       Inhaltsverzeichnis

      »Sie möchten Mr. Moole sprechen?« fragte Dr. Fall.

      »Ja«, erwiderte Poltavo, der am Eingang des »geheimnisvollen Hauses« stand.

      Nach einem kurzen, prüfenden Blick ließ ihn der Doktor ein und schloß die Tür hinter ihm.

      »Sagen Sie mir, was Sie wünschen!« Er hatte die sonderbare Handbewegung Poltavos gesehen – das Paßzeichen, das ihm schon zu vielen sonderbaren Leuten Zugang verschafft hatte.

      »Ich möchte Farrington sehen!« erwiderte Poltavo kühl.

      »Farrington!« Dr. Fall zog die Augenbrauen hoch.

      »Ja – spielen Sie doch keine Komödie, Fall. Ich muß ihn dringend sprechen. Ich bin Poltavo.«

      »Das weiß ich«, sagte Dr. Fall ruhig. »Aber warum Sie hierherkommen und glauben, daß der verstorbene Mr. Farrington ein Bewohner dieses Hauses sei, kann ich nicht verstehen. Sie befinden sich hier in einer Irrenanstalt, nicht in einem Totenhaus«, sagte er mit grimmigem Humor.

      Aber er führte ihn trotzdem die Treppe hinauf zu dem Wohnzimmer im ersten Stock.

      »Um was handelt es sich?« fragte er dort.

      Poltavo hielt es für richtiger, sein Erlebnis mit Mr. Smith zu erzählen, als den wahren Grund seines Besuches zu enthüllen.

      Fall hörte ihm schweigend zu.

      »Ich zweifle sehr daran, daß er Sie sehen will. Er ist in seiner schlechtesten Verfassung. Aber ich will einmal zu ihm gehen und mich nach seinen Wünschen erkundigen.«

      Zehn Minuten später kehrte er zurück und winkte Poltavo. Er führte ihn zu dem Zimmer, in dem der bettlägerige Mr. Moole untergebracht war.

      Ein Mann wandte sich um, als die beiden eintraten. Es war tatsächlich Farrington – derselbe Farrington, der an jenem Abend aus der Loge im Jollity-Theater verschwunden war.

      Der große Mann nickte nur kurz.

      »Warum sind Sie hierhergekommen und haben die Hälfte aller Detektive Londons auf meine Spur gehetzt?« fragte er barsch.

      »Ich glaube nicht, daß Sie es nötig haben, sich um die Detektive Londons zu kümmern.« Poltavo sah Dr. Fall von der Seite an. »Ich möchte Sie allein sprechen.«

      Farrington gab dem Arzt einen Wink, und Dr. Fall verließ den Raum.

      Poltavo ging nun mit schnellen Schritten auf Farrington zu.

      »Ich möchte wissen – Sie verräterischer Hund –, was Ihr verrücktes Testament bedeuten soll!«

      »Sie können sich auch setzen«, erwiderte Farrington kühl. »Es ist Zeit, daß Ihnen klar wird, Poltavo, daß ich nicht der Mann bin, von dem man Rechenschaft verlangt, warum er dies oder jenes getan hat. Ich gestatte keinem Menschen, wer es auch immer sei, so mit mir zu sprechen, wie Sie es tun.«

      »Sie wissen, daß Sie in meiner Hand sind«, sagte Poltavo großspurig. »Ist Ihnen bewußt, daß Ihr ganzes Kartenhaus einfällt, wenn ich nur den kleinen Finger hebe?«

      »Wenn Sie alles wüßten, was ich weiß, würden Sie Ihre Zunge im Zaum halten. Setzen Sie sich – was wollen Sie denn eigentlich?«

      »Warum haben Sie die Bestimmung in Ihr Testament eingefügt, daß Doris diesen niederträchtigen Doughton heiraten soll?«

      »Ich hatte guten Grund, das zu tun.«

      »Dann klären Sie mich darüber auf«, rief Poltavo wütend.

      »Das fällt mir gar nicht ein!« Farrington lachte böse. »Es genügt, wenn ich Ihnen sage, daß ich das Glück des Mädchens im Auge hatte. Haben Sie denn noch nicht verstanden«, fuhr er schnell fort, »daß das einzige in meinem Leben, was unantastbar und gut ist, die Liebe zu meiner Nichte ist? Ich will sie glücklich sehen, und ich weiß, daß sie nur mit Doughton wirklich ganz glücklich werden kann.«

      »Sie sind verrückt«, fuhr Poltavo auf. »Sie ist schon halb in mich verliebt.«

      »In Sie?« Farrington kniff die Augen zusammen. »Das ist ganz unmöglich.«

      »Warum soll das unmöglich sein?« fragte Poltavo laut und heftig und schlug ärgerlich auf den Tisch.

      »Aus vielen Gründen. Sie sind nicht einmal würdig, ihr Untergärtner zu sein, viel weniger ihr Mann. Sie sind – verzeihen Sie meine Offenheit – ein Erpresser, ein Dieb, ein Mörder, ein Fälscher und ein Bankräuber, soviel ich weiß.« Er lächelte. »Ja, ich habe Ihrer Erzählung vorhin interessiert zugehört. Ich habe hier alle Einrichtungen, die es möglich machen, unbeobachtet jedes Gespräch zu belauschen. Aber glücklicherweise hatte ich es in Ihrem Fall nicht nötig, mich noch näher zu informieren. Ich habe einen ebenso vollständigen Bericht über Ihre Vergangenheit wie unser Freund Smith. Und ich sage Ihnen, Poltavo, daß ich eher tot sein möchte, als Ihnen Doris ausliefern, obwohl ich Sie als meinen Agenten enorme Summen verdienen lasse, wenn Sie Hand in Hand mit mir arbeiten.«

      Ein häßliches Lächeln zeigte sich auf Poltavos Zügen.

      »Ist das Ihr letztes Wort?«

      »Ja. Wenn Sie einen guten Rat von mir annehmen wollen, so begnügen Sie sich damit. Lassen Sie alles so, wie es ist, Poltavo. Sie sind im Begriff, ein großes Vermögen zu erwerben. Lassen Sie nicht eine vollkommen unangebrachte Liebelei oder einen noch weniger angebrachten Ehrgeiz hineinspielen, wodurch Sie sich Ihre ganze Stellung verderben.«

      »Sie würden mir nie gestatten, Doris zu heiraten, was auch immer geschehen könnte?«

      »Das war der Sinn meiner Worte.«

      »Aber nehmen wir einmal an« – Poltavo strich seinen Schnurrbart und lächelte höhnisch –, »ich könnte Sie dazu zwingen?«

      Farringtons Stirn legte sich in Falten.

      »Wie wollen Sie denn das machen?« fragte er.

      »Nehmen wir einmal an, ich zöge aus der Tatsache Nutzen, daß Doris Gray, ein gefühlvolles junges Mädchen, die sympathischer Verehrung wohl zugänglich ist und sich schon halb in mich verliebt hat – also nehmen wir einmal an, ich würde mir diese Tatsache zunutze machen, und wir würden gegen Ihren Willen heiraten?«

      »Das wird Ihnen schlecht bekommen«, entgegnete Farrington böse. »Es wird Ihnen sogar leid tun, daß Sie mir damit gedroht haben.«

      »Ich drohe Ihnen nicht nur«, rief Poltavo zornig, »ich werde meine Drohung auch ausführen! Wenn Sie mir in den Weg treten, so tun Sie das auf eigene Gefahr.« Er zeigte die geballte Faust.

      Farrington sah ihn mit einem langen, ernsten Blick an, als ob er die wahre Gesinnung des Polen erforschen wollte.

      »Ich wünschte, es wäre nicht so gekommen«, sagte er halb zu sich selbst. »Ich hoffte, einen brauchbaren Menschen aus Ihnen zu machen, Poltavo, aber ich sehe, daß ich mich in Ihnen getäuscht habe. Ich hatte mir eingebildet, daß Gefühle nie eine Rolle in unseren Beziehungen spielen würden. Oder


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