Bleib bei mir, kleine Lady. Barbara Cartland
Читать онлайн книгу.und würde immer dazu gehören - ganz im Gegensatz zu ihrer Stiefmutter.
Und so war Millet mit seinem armseligen Gepäck in die wartende Kutsche gestiegen und weggefahren.
„Wie hast du es zulassen können, daß Millet hinausgeworfen wird?“ hatte Gracila ihren Vater vorwurfsvoll gefragt.
„Ich kümmere mich nicht um den Haushalt, das weißt du“, hatte er kühl entgegnet.
„Aber Millet war ein Leben lang hier, Papa. Er wurde eingestellt, da warst du noch längst nicht mit Mama verheiratet.“
„Deine Stiefmutter sagt, daß er viel zu langsam ist und nichts mehr taugt.“
„Das stimmt nicht“, hatte Gracila protestiert. „Du weißt selber, wie das Silber von allen Gästen gelobt wird und daß man sich in ganz England um einen Diener reißt, der bei Millet gelernt hat.“
„Das mag stimmen, aber mich interessieren diese Dinge nicht, Gracila. Ich überlasse das alles deiner Stiefmutter.“
Gracila hatte gewußt, wie peinlich ihrem Vater die Angelegenheit gewesen war. Ohne ein weiteres Wort war Gracila gegangen und hatte die Tür recht unsanft hinter sich zugeworfen.
Die Tür der Geschirrkammer ging auf, und Millet kam zurück. Über einem Arm trug er Gracilas Kleider, die sie einfach in einen seidenen Bettbezug gestopft und über den Rücken des Pferdes gelegt hatte. An seinem anderen Arm hing ein leinener Wäschesack, in dem normalerweise benutzte Handtücher verschwanden, bis sie am Waschtag eingesammelt wurden.
Millet schob zwei Stühle zusammen, legte die Kleider über die beiden Sitze und stellte den Wäschesack daneben.
Als sie sich wieder aufrichtete und Gracila den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, wußte sie, daß er Schwierigkeiten machen würde.
„So“, sagte er. „Ich habe die Sachen hereingeholt, Mylady, weil Sie mich darum gebeten haben. Aber sobald Sie sich ein wenig ausgeruht haben, lade ich die Sachen Caesar wieder auf den Rücken und schicke Sie nach Hause.“
„Ich gehe aber nicht zurück nach Hause, Mitty“, sagte Gracila. „Es gibt Gründe, die ich Ihnen nicht nennen kann, die aber so schwerwiegend sind, daß ich den Herzog nicht heiraten kann.“
Millet sah sie ernst an. Er kannte Gracila von Kindesbeinen an und wußte jeden Gesichtsausdruck des jungen Mädchens zu deuten. Was er jetzt allerdings sah, erschreckte ihn. Gracila mußte etwas Furchtbares erlebt haben.
Was mochte geschehen sein?
So sehr sich Gracila auch bemühte, es sich nicht anmerken zu lassen, sie schien sehr aufgebracht zu sein.
Bestimmt ist ihre Stiefmutter daran schuld, dachte er.
„Wenn Sie von zu Hause weg wollen, Mylady“, sagte er nach einigem Überlegen, „dann gehen Sie doch zu Ihrer Großmutter. Sie hat Sie immer sehr geliebt.“
„Und welchen guten Rat würde sie mir geben, Mitty? Den Herzog zu heiraten.“
Gracila holte tief Atem, packte Millet an den Händen und zog ihn auf den Stuhl neben sich.
„Hören Sie zu, Mitty“, sagte sie. „Sie wissen, daß ich Ihnen vertraue, und Sie müssen auch mir vertrauen. Ich schwöre Ihnen, daß es außer Ihnen keinen Menschen gibt, der mich nicht zwingen würde, nach Hause zurückzukehren und den Herzog zu heiraten.“
Millet sah Gracila ernst an.
„Sie, Mitty“, fuhr Gracila fort, „werden es nicht für leeres Geschwätz halten, wenn ich Ihnen sage, daß ich eher sterben möchte. Ich kann den Herzog unter keinen Umständen heiraten und weiß, daß Mama mir recht geben würde, wenn sie noch am Leben wäre. Glauben Sie mir, Mitty?“
„Ja, Mylady, ich glaube Ihnen, aber was möchten Sie dann tun?“
„Hier bleiben“, sagte Gracila prompt. „Ich möchte, daß Sie mich hier verstecken, denn in Baron’s Hall vermutet mich niemand, also wird man mich hier auch nicht suchen.“
„Das ist unmöglich, Mylady. Das kann ich nicht tun.“
„Warum denn nicht?“
„Weil Seine Lordschaft zurückgekehrt sind. Er bleibt.“
„Lord Damien?“
„Ja, Mylady. Er ist vor drei Tagen angekommen.“
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