Xadist - Warrior Lover 14. Inka Loreen Minden
Читать онлайн книгу.hoch an, dass er sie beschützen wollte. Bloß brachte sie das in dieser Sache nicht weiter. »Eventuell finde ich in dem Video etwas, das ich verwenden kann, um endlich zu ihm durchzudringen.«
Sie hasste es, ihren einzigen, wirklichen Freund zu belügen, aber sie musste sehen, was Fox als Xadist getan hatte. Mit eigenen Augen! Das würde vielleicht helfen, ihn zu vergessen. Oder die Prägung ließ sich rückgängig machen, wenn sie eine extreme Abneigung gegen ihn entwickelte.
Der Gedanke daran schmerzte enorm, aber sie wollte … musste … ihn vergessen. Er selbst hatte ihr deutlich klargemacht, dass er sie nie mehr sehen wollte – und er hatte ihr Angst gemacht. Sie konnte jedoch keinen Gefährten haben, vor dem sie sich fürchtete! Sie hatte so schon genug Angst vor Männern im Allgemeinen.
Hunters angespannte Miene löste sich etwas. »Du bist einfach zu gut für diese Welt.« Stirnrunzelnd starrte er sie an. »Aber ich bleibe bei dir. Falls es dir zu viel wird, schalte ich sofort ab.«
»Okay. Ich danke dir.« Hoffentlich klappte ihre Idee. Falls nicht, würde sie alles bloß noch schlimmer machen …
***
Wenige Minuten später befanden sie sich im Keller des Hauptgebäudes, in dem die Kommandozentrale lag. Sun saß an einem langen Tisch im Nebenraum, der als Besprechungszimmer diente. Hunter, der direkt neben ihr Platz genommen hatte, tippte auf ein eingebautes Display in der Tischplatte und suchte nach der Übertragung, die ihre Satelliten vor wenigen Jahren aufgezeichnet hatten.
Bevor er das Video startete, fragte er noch einmal: »Und du bist dir ganz sicher?«
»Ganz sicher«, wisperte sie, da sie alles andere als das war.
Er nickte leicht, und schon flackerte auf dem großen Monitor an der Wand das Gesicht eines jungen Mannes auf, der kaum älter als zwanzig Jahre zu sein schien. Das war auf jeden Fall nicht Fox. Sun hatte den Mann noch nie gesehen.
Schweiß und Tränen liefen ihm über die Wangen, seine Augen waren vor Schreck geweitet und er atmete schwer. Er schien etwas zu rufen, doch das Video besaß keine Tonspur – was vielleicht auch besser war. Die Bilder, die gleich folgen würden, waren grausam genug.
Suns Herz bebte vor Aufregung, weil sie auf den Moment wartete, in dem Fox zu sehen war. Fox als Biest. Als … Xadist. Sein Name leitete sich nicht grundlos von »Sadist« ab, denn er sollte neben dem Biest »Death« die grausamste der drei Bestien gewesen sein.
Die Kamera zoomte heraus und zeigte nun den jungen Mann, der nur eine halb zerrissene Hose trug, in Ganzaufnahme. Die Arme waren über seinem Kopf mit Eisenschellen an einen Pfahl gebunden worden; ähnliche Fesseln umschlossen auch seine nackten Fußgelenke. Er konnte sich kaum bewegen, so sehr er auch zerrte und zog, und mit jedem panischen Atemzug traten deutlich seine Rippen hervor.
Sun drückte sich eine Hand an die Brust. Wie furchtbar! Auf diese Weise waren also Fox damals die Opfer präsentiert worden? Wehrlos und gefesselt?
Nein, wusste sie. So hatte der geisteskranke König die unschuldigen Seelen seinem Volk präsentiert, bevor er die Bestien auf diese Menschen losgelassen hatte.
Als die nächste Einstellung folgte, schnappte Sun nach Luft. Der große Warrior im Lendenschurz war unverkennbar Fox! Oh Himmel, er sah furchtbar aus! Lange blonde Haare hingen ihm in verfilzten Strähnen vor dem Gesicht; unter seiner hellen Haut spielten stahlharte Muskeln, während er mit aller Macht versuchte, an den Gefangenen vor sich zu gelangen. Doch eine dicke Eisenkette um seinen Hals hielt ihn zurück. Er schien allerdings kaum zu bemerken, dass die Kette ihn würgte, denn er fixierte mit fiebrigem Blick das Opfer vor sich. Fox’ Augen waren blutunterlaufen, seine Nasenflügel bebten und er rief ebenfalls etwas. Mit den verlängerten Eckzähnen biss er sich ständig auf die Unterlippe, sodass Blut über sein Kinn lief, und aus seinen Fingern ragten scharfe Krallen.
Suns Atem raste. So hatte er voll verwandelt ausgesehen. Das war nicht mehr Fox, sondern Xadist.
Die Einstellung wechselte erneut, und die Kamera schwebte nun über der Szene. Sowohl der Gefangene als auch Fox waren auf einem leicht erhöhten Podest festgebunden worden. Dahinter lag ein Irrgarten, dessen Wände aus durchsichtigem Material bestanden. Um diesen Irrgarten herum, der in etwa die Größe eines Fußballfeldes besaß, verteilte sich auf mehreren erhöhten Sitzreihen das Publikum, das begeistert in die Hände klatschte.
Das war also das Todeslabyrinth in der »Arena des Grauens« … Sun schüttelte beim Anblick der geifernden Menge, die die Biester anfeuerte, ununterbrochen den Kopf. Wie konnte man nur wollen, dass irgendeinem Menschen so etwas angetan wurde? Das Volk wollte Blut sehen, es freute sich darauf! Und je grausamer die Show wurde, desto besser.
Das ist fast wie damals in den Kuppelstädten, bevor sie befreit wurden, überlegte Sun.
Plötzlich öffneten sich die Eisenschellen des jungen Mannes. Nach einem Moment des Zögerns sprang er vom Podest und rannte davon. Ihm blieb nur die Flucht durch das gläserne Labyrinth, dafür sorgten die dicken Glaswände zu beiden Seiten des Podiums.
Das Volk schrie und applaudierte. Zwar konnte Sun das nicht hören, aber die Bilder sprachen für sich.
Der junge Mann rannte durch den Eingang, der einen roten Rahmen besaß und dadurch leicht zu erkennen war. Sofort knallte er gegen eine Scheibe, blieb kurz benommen liegen und krabbelte dann auf allen vieren weiter, wobei er immer wieder panisch über die Schulter blickte und Schreie auszustoßen schien.
Keine halbe Minute später löste sich die Kette um Fox’ Hals und er schoss wie ein tollwütiger Hund in das Labyrinth.
Sun unterdrückte einen Schreckenslaut und griff nach Hunters Hand, während sie dem armen, jungen Mann zusah, wie er um sein Leben fürchtete. Doch er hatte keine Chance. Fox kannte jede Biegung auswendig und erreichte den Gefangenen schon nach wenigen Sekunden.
»Sun«, sagte Hunter ungehalten. »Jetzt reicht es aber.«
»Nein!« Sie krallte die Finger in seine Hand, während sie stur auf den Monitor starrte. Sie musste das sehen, musste!
Fox sprang den jungen Mann von hinten an wie ein Raubtier, verkrallte sich in dessen Rücken und warf ihn zu Boden. Danach schlug er die rasiermesserscharfen Fangzähne in dessen Schulter, um ihn am Aufstehen zu hindern.
Der Mann schrie vor Schmerzen oder Panik und wand sich, versuchte sich umzudrehen, aber vergeblich. Fox hatte sein Biest entfesselt, es war stärker als jeder Mensch, wahrscheinlich auch stärker als die meisten Warrior – und es schien zu genießen, was es tat. Mit den Krallen riss es die Hose des Mannes entzwei, anschließend zerrte es sich den Lendenschurz von den Hüften und … verging sich auf brutale Weise an seinem Opfer. Dabei legte es den Kopf in den Nacken und brüllte seine Lust ins Publikum …
Sun schlug sich die Hand auf den Mund. Oh Gott … Das ist nicht Fox, das ist eine eiskalte Bestie!
Die Kamera, die an einer Drohne befestigt war, setzte neben den beiden auf dem Boden auf und hielt alles in Großaufnahme fest.
Sun konnte nicht wegsehen, obwohl sie in diesem Moment Todesängste ausstand. Sie fühlte beinahe wieder die Hände der Krieger auf ihrem Körper, die sie missbraucht und gebissen hatten. Tränen trübten ihre Sicht, und sie bekam nur am Rande mit, wie Hunter einen Arm um ihre Schultern legte.
Wundersamerweise respektierte er ihren Wunsch und ließ das Video laufen.
Nachdem Fox … Xadist … seine Befriedigung gefunden hatte, zerfleischte er den Hals seines Opfers mit Fängen und Klauen, bis er und seine Umgebung in Blut getaucht waren. Fox schien völlig außer Kontrolle zu sein, gefangen im Blutrausch. Wie ein halb verhungertes Tier riss er gierig große Fleischstücke aus dem Toten und schlang sie hinunter.
Suns erster Gedanke war in diesem Moment: Zum Glück lebt der Mann nicht mehr …
Ihr Magen rebellierte bei dem Anblick und ihre Schluchzer nahmen zu. Oh Gott, das war nicht Fox, das war gar kein Wesen mit Verstand mehr, nur noch ein auf grausames Töten programmierter Roboter oder ein völlig außer Kontrolle geratenes Raubtier!
Von