Xadist - Warrior Lover 14. Inka Loreen Minden

Читать онлайн книгу.

Xadist - Warrior Lover 14 - Inka Loreen Minden


Скачать книгу
roch nach frischem Blut … Nein, das bildete sie sich ein!

      Im Geiste sah sie Fox’ leblosen Körper, den die Brandung immer wieder gegen die scharfe Felswand schleuderte, bis sich die Haut von seinem Körper schälte. Sie brauchte Gewissheit, wollte an Hunter vorbeilaufen, um sich ganz an den Rand zu stellen und nach unten zu blicken, doch er hielt sie am Arm zurück. Er hängte sich die Machete an den Gürtel und legte einen Finger an seine Lippen. Dann deutete er mit dem Lauf der Pistole zu einem Gebüsch in der Nähe – und Sun blieb beinahe das Herz stehen. Dort war alles voller Blut, und sie erkannte den rotbraunen Abdruck eines menschlichen Fußes!

      Insekten kreisten über abgenagten Kochen und Fetzen von rohem Fleisch. Für einen Moment setzte Suns Herzschlag tatsächlich aus, bevor sie erkannte, dass die Überreste von einem Tier stammten.

      Hatte Fox es gefangen und roh gegessen? Oder hier geschlachtet und irgendwo anders zubereitet? Rauch war ihnen auf dem Herflug keiner aufgefallen.

      Er würde sicher niemals Feuer machen, außer, er wollte gefunden werden. Und das will er nicht … Sun holte zitternd Luft und schlich weiter hinter den Männern her.

      Sie folgten den Blutspuren bis zum Rand der Klippen und ein Stück nach links, dort wo die Felswand noch weiter in die Höhe ragte. Als Sun Fox hinter einem Felsvorsprung entdeckte, fast nackt und die Hände voller Blut, stieß sie einen leisen Schrei aus.

      Hunter drängte sie sofort hinter sich, obwohl Fox noch mehrere Meter von ihnen entfernt war, und sie lugte an ihm vorbei. Fox trug nur enge schwarze Shorts und starrte in den Abgrund.

      »Fox!«, rief Sun, ließ die Machete auf das Plateau fallen und wollte sich an Hunter vorbeidrücken, aber er ließ sie nicht. »Warum bist du weggelaufen?« Oh Gott, er wollte doch nicht springen?

      Hunter fluchte leise und Trax sagte: »Mach keinen Scheiß, Mann!«

      Fox reagierte auf nichts. Deshalb sagte Sun vorsichtig: »Hattest du Angst, mir wehzutun? Weil du in meiner Gegenwart dein Biest nicht bändigen kannst?«

      Er starrte weiterhin angestrengt in die tosende Brandung unter sich, doch sie glaubte, ihn kühl sagen zu hören: »Ich wollte bloß in Ruhe und Freiheit sterben, aber nicht mal das gestattet ihr mir.«

      Immer noch wollte er ihr wehtun, um sie auf Abstand zu halten, doch sie spürte, wie schwer ihm diese Worte fielen. Unter seiner kühlen Fassade brodelte es.

      Hunter ließ sie vortreten, aber nicht zu Fox gehen. Trax hielt sich noch etwas mehr im Hintergrund. Er zielte nicht auf Fox, Hunter dagegen schon. Er murmelte: »Schau ihn dir an, Sun. Ihm ist nicht mehr zu helfen.«

      Sie stieß ein leises Knurren in die Richtung ihres Freundes aus. Am liebsten wollte sie ihm schon wieder an die Gurgel springen; sein Verhalten machte die Situation nicht besser! Doch natürlich verstand sie, dass er sie schützen wollte. Aber das musste er nicht.

      Fox ballte die blutigen Hände zu Fäusten, als wäre es ihm peinlich, dass Sun sie sah. Weil er auf sie wirken musste wie ein Wilder? Wie ein … Biest, das wie ein Tier gejagt und seine Beute roh verspeist hatte?

      Sie glaubte, eine Welle der Scham zu spüren, die von ihm ausging und zu ihr herüberschwappte.

      Plötzlich wandte er ihnen das Gesicht zu, zeigte fauchend seine Fänge und rief: »Verschwindet endlich!«

      Er wollte es tatsächlich beenden, konnte nicht mehr länger mit all den grauenhaften Erinnerungen leben. War es egoistisch von ihr, ihn nicht einfach seinen Frieden machen zu lassen?

      Tränen schossen in ihre Augen, doch Sun versuchte, sie vehement zurückzudrängen. »Ich werde an deiner Seite bleiben, Fox! Ich bin deine Gefährtin, auch wenn du davon nicht begeistert bist. Gib uns doch wenigstens eine Chance! Zusammen sind wir viel stärker, du musst nicht allein da durch. Gemeinsam schaffen wir es, all die schlimmen Erinnerungen gegen neue, schöne auszutauschen!«

      Er schloss die Augen, drehte das Gesicht wieder dem Ozean zu und schwankte leicht. »Das ist meine Entscheidung, Sun.« Seine Stimme klang unglaublich traurig. »Du kannst nicht verstehen, warum ich es beenden will.«

      »Doch, ich kann.« Nach einem kurzen Moment des Zögerns, gestand sie ihm: »Ich habe ein Video gesehen von dir … im Todeslabyrinth. Ich wusste zwar schon vorher, wozu dich der König gezwungen hat und was seine Drogen aus dir gemacht haben. Aber es mit eigenen Augen zu sehen …« Sie schluckte hart, konnte nicht mehr sprechen.

      Abrupt wandte er ihr das Gesicht erneut zu und riss die Augen auf. »Und du willst mir weiterhin helfen?« Er wirkte überrascht und verwundert, doch sie glaubte, auch ein Fünkchen Hoffnung in seinen wunderschönen Augen zu erkennen.

      Ihr Herz schnürte sich vor Kummer zusammen. »Es lohnt sich immer, das Leben zu wählen, Fox.«

      »Welches Leben denn? Das in ewiger Gefangenschaft, in dem mich meine Dämonen nie loslassen werden?«, rief er höhnisch und gequält zur selben Zeit. »Ich gehe nicht mehr zurück, Sun. Ich habe mich entschieden. Es ist besser für uns beide, vertrau mir.«

      Sprach er von seinem Biest, das sie … besitzen wollte?

      Als er stärker wankte und es aussah, als würde er abstürzen, stieß sie hervor: »Ich war einmal in einer ähnlichen Situation wie du! Ich wollte auch nicht mehr leben, und trotzdem stehe ich nun hier! Neben dir! Ohne … Hunter wäre ich jetzt auch nicht mehr auf dieser Welt. Er war mein Anker und ich möchte deiner sein.«

      Fox warf einen überraschten Blick über ihre Schulter auf Hunter, bevor er die Lider leicht zusammenkniff. Sun könnte schwören, ein bisschen Eifersucht zu fühlen. »Fox, bitte spring nicht!«

      »Du hast recht«, sagte er sarkastisch. »Es besteht eine Chance, das zu überleben.«

      Er trat einen halben Schritt von der Kante zurück und kam auf sie zu.

      Sun ging rückwärts, bis zur Mitte der Plattform. Hunter und Trax zogen sich ebenfalls weiter zurück. Ihr Freund knurrte: »Komm hinter uns, Sun!«

      Ein bedrohliches Grollen stieg aus Fox’ Kehle auf, er fletschte die Fänge, die noch länger zu werden schienen, und unter seinen Fingernägeln schoben sich scharfe Krallen hervor.

      Sun wusste schlagartig, was er damit bezwecken wollte. Sein Verhalten war reine Provokation! »Bitte, bleib stehen, Fox! Sie werden auf dich schießen!«, rief sie, aber genau das war es, was er wollte. Ein Schuss, abgefeuert von einem Warrior, der besser als jeder andere wusste, wie er jemanden tödlich verletzte, würde sein Leben zuverlässig und schnell beenden.

      Auch Trax warnte ihn: »Beruhige dich, Mann, und komm endlich zur Vernunft!«

      Oh Gott, Fox hörte nicht auf zu knurren, schlich immer näher an sie heran wie ein Raubtier!

      Als Hunter rief: »Letzte Warnung!«, schrie Sun: »Nein!«, und sprang mit erhobenen Armen direkt vor Fox. Sie hörte ihn brüllen; im selben Moment sah sie die grellweißen Funken, die aus den Läufen von Trax’ und Hunters Pistolen auf sie zuschossen. Beide Kugeln trafen sie mitten in die Brust und schleuderten sie nach hinten – in Fox’ Arme.

      Sämtliche Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, ihr Körper erstarrte augenblicklich, friedliche Stille ergriff Besitz von ihr. Sie hörte nicht einmal mehr ihren eigenen Puls in den Ohren klopfen. Wie in Trance bekam sie mit, dass Fox sie an sich drückte, wiederholt ihren Namen rief und sie behutsam auf dem Boden ablegte. Sie konnte sich weder bewegen noch atmen oder die Lider schließen, sah ihn leicht verschwommen über sich gebeugt, das Gesicht schmerzverzerrt. »Sun!«

      Er strich über ihren Brustkorb und legte eine Hand über ihr Herz, bevor er kraftvoll pumpte und sie das Gefühl hatte, er würde ihr die Rippen brechen. »Ihr habt sie umgebracht!«

      »Es war ein Betäubungsschuss!«, riefen sowohl Hunter als auch Trax unisono. »Aber wir haben die Ladung auf einen Hundert-Kilo-Mann eingestellt!«

      Betäubungsschuss?, dachte Sun erleichtert. Keine scharfe Munition … Die beiden hatten Fox nicht töten wollen, nur ruhigstellen. Doch die doppelte Ladung würde sie wohl nicht überleben. War sie schon tot? Sie


Скачать книгу