Xadist - Warrior Lover 14. Inka Loreen Minden
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Der letzte Besuch von Sun hatte ihm gezeigt, wie wenig er sein Biest gezähmt hatte. Es könnte während ihrer Anwesenheit jederzeit hervorbrechen. Alle dachten immer: Wenn Cole es geschafft hatte, dann er auch.
Aber er war nicht Cole. Fox hatte sich nicht unter Kontrolle gehabt, als er seiner »Beute« im Labyrinth des Todes hinterhergejagt war. Er hatte diese unschuldigen Menschen gnadenlos abgeschlachtet, Männer wie Frauen, und … Die grausamen Bilder flackerten immer wieder auf, doch er versuchte stets, sie zu verdrängen. Sich vorzustellen, Sun wäre eines seiner Opfer, brachte ihn beinahe um.
Egal wie betörend er sie fand – er würde ihr nichts erzählen, gar nichts! Und er würde dafür sorgen, dass sie ihn nie wieder besuchte. Denn er hatte einen Plan, den er seit Monaten verfolgte, und darin kam nur er allein vor, niemand sonst, schon gar nicht eine Frau.
Während er mit der Hantel trainierte, starrte er auf seine Fingernägel, die jetzt normal aussahen. Darunter versteckten sich seine rasiermesserscharfen Krallen. Im Laufe der letzten Wochen hatte er wenigstens gelernt, sich so weit zu kontrollieren, dass er sie ausfahren konnte, ohne sein Biest zu wecken. Er schabte damit den Zement vom Fensterrahmen, Millimeter für Millimeter, um einen Gitterstab zu lockern. Wenn er bloß einen einzigen herausbekäme, könnte er fliehen … falls er den Sprung aus zehn Metern Höhe überlebte. Doch darin sah er kein Problem. Er hatte seine Muskeln gestärkt, er war bereit.
Ursprünglich hatte er überlegt, Sun heute als Geisel zu nehmen, um abzuhauen, doch dann würde er wegen der Wachen nicht weit kommen. Außerdem verursachte ihm allein die Vorstellung, Sun ängstlich zu sehen, Magenschmerzen. Und sie hatte Angst vor ihm, zumindest hatte er ihre Furcht für einen ganz kurzen Augenblick bemerkt, als sie sich das letzte Mal gegenübergesessen hatten – ohne Glas dazwischen.
Was auch immer Sun an sich hatte, dass sie das Biest in ihm hervorrief – er wollte sie nicht verletzen, wollte keine weiteren Leben auf dem Gewissen haben. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Außerdem würde man ihn, sollte sein einziger Versuch misslingen, sicher in ein tiefes Loch stecken, ihn von allem abschotten. Ein zweiter Ausbruch wäre unmöglich.
Da Sun also seine Pläne vereiteln könnte, weil sie sein Biest auf unerklärliche Weise reizte, gab es nur Eines, was er tun musste: sie loswerden, damit er weiter in seiner Zelle bleiben und den Gitterstab aus seiner Verankerung kratzen konnte. Er ließ sich bereits drehen, viel fehlte nicht mehr!
Fox legte die Hantel auf dem Rahmen ab, um seine Kratzspuren zu verdecken, und setzte sich an den kleinen, festgeschraubten Tisch, als er hörte, wie sich ein Schlüssel ins Türschloss schob. Der schwarzhaarige Warrior Trax trat ein und hielt zwei dicke Eisenketten in die Höhe. »Hey, Mann, willst du das wirklich?«
Angus, der andere Wärter mit dem braunen Haar, folgte ihm. Er hatte eine Spritze vorbereitet und blickte ihn genauso verwundert an.
Fox nickte entschlossen, obwohl ihn der Anblick von diesen beiden Dingen, die er abgrundtief hasste und fürchtete, weil sie ihn an sein altes Leben erinnerten, eiskalte Schauder über den Rücken jagte. Doch er musste es tun, musste seine Ängste überwinden, wenn er Sun nicht verletzen oder schlimmstenfalls umbringen und endlich den Duft der Freiheit schnuppern wollte. Sein allergrößter Wunsch war es, ein paar letzte Stunden unter diesem unglaublich blauen Himmel genießen zu dürfen. Dafür würde er alle Strapazen auf sich nehmen.
Kapitel 2 – Eine Bestie zum Gefährten
Suns Herz klopfte jedes Mal ein wenig schneller, bevor sie rüber auf die Nachbarinsel flog, um den Häftling Fox Manning zu besuchen.
»Du bist unprofessionell«, murmelte sie vor sich hin, während sie in eine schwarze Cargohose und ein T-Shirt schlüpfte.
In diesen Kleidungsstücken sah sie nicht gerade wie die typische Therapeutin aus und eigentlich hatte sie den Job auch nicht gelernt, bloß Erfahrungen gesammelt, weil sie selbst jahrelang eine Therapie gemacht hatte. Aber sie brauchte eine Aufgabe – und außer ihr und seinem alten Freund Cole redet Fox kaum mit jemandem. Die professionellen Therapeuten, die sich um ihn kümmern wollten, hatte er stur ignoriert.
Vielleicht freute sie sich ja nicht nur auf ihren Patienten, sondern auch auf ihre Gespräche. Es tat tatsächlich gut, eine Beschäftigung zu haben, die sie erfüllte, und sie unterhielt sich sehr gerne mit Fox. Doch lag es wirklich nur an ihrem Job, dass sie hervorragende Laune hatte?
Sie erwischte sich dabei, wie sie einen Blick in den Spiegel warf. Es gab Zeiten, da hatte sie sich überhaupt nicht mehr angesehen und ihr Haar raspelkurz getragen, um auf alle Männer möglichst unattraktiv zu wirken. In den letzten Monaten hatte sie es jedoch wachsen lassen. In großen weißblonden Locken schwang es um ihr Gesicht, das nun nicht mehr ganz so schmal wirkte. Ihr Appetit hatte sich gesteigert und ihr beinahe ausgemergelter und vom harten Training gestählter Körper nahm allmählich weiblichere Formen an.
Hastig wandte sie den Blick ab, weil sie tatsächlich mit dem Gedanken spielte, etwas Make-up aufzutragen – das sie ohnehin nicht besaß, sie müsste es sich von einer ihrer Schwestern leihen. Nein, sie sollte ihre Augen nicht noch extra betonen, die stechend blaugrüne Farbe war auffällig genug, und ihre Lippen schon gar nicht. Das könnte falsche Signale senden.
Ihr Herz raste, aber diesmal aus anderen Gründen, als sie mit den Fingerspitzen über ihren Mund strich. In ihrem ganzen Leben hatte es noch keinen Mann gegeben, der nicht mit Gewalt versucht hätte, ihr Küsse zu stehlen. Sun kannte nur Bisse, fremde Zähne, die auf ihre schlugen, und das Gefühl rauer Bartstoppeln, die unangenehm über ihre Haut schabten.
Eisige Schauder rieselten über ihren Rücken, alte Bilder stiegen in ihr auf.
Es wird schneller vorbeigehen, wenn ich mich nicht wehre …
Abrupt schüttelte sie alle Gedanken an damals ab, die sie immer noch fast jeden Tag quälten, und stieg in ihre Stiefel. Wie mochte es sich anfühlen, zärtlich berührt zu werden?
Das wirst du in diesem Leben nicht mehr herausfinden.
Schnell band sie sich die Schuhe zu, hängte sich ihre Tasche mit dem Tablet-Computer über die Schulter und verließ die Wohneinheit. Hitze hüllte sie von allen Seiten ein, als sie über den großen, staubigen Hof auf das Hauptgebäude zumarschierte. Im Keller lag die Kommandozentrale von Steels Einheit; auf dem Dach gab es einen Landeplatz. Dort oben, in der prallen Mittagssonne, wartete bereits das Shuttle auf sie, das Sun und zwei Warrior nach New World bringen würde.
Sie grüßte den Wachmann an der Rezeption mit einem Nicken und betrat über das Treppenhaus das Dach. Zwei Krieger in Uniform, die Sun nur flüchtig vom Sehen kannte, standen vor dem geschlossenen Eingang des kastenförmigen Transporters und erklärten ihr, dass sie noch auf den Piloten warten mussten. Deshalb lehnte sie sich an das Geländer des Daches und beobachtete das muntere Treiben in der Siedlung. Mütter gingen mit ihren Kindern auf den Spielplatz oder holten sie vom Hort ab, um mit ihnen die Kantine zu besuchen. Gegessen wurde in Schichten, weil jetzt so viel mehr Leute auf Mokupuni wohnten als früher, vor allem Soldaten. Steel, ihr Kommandeur, delegierte von hier aus Einsätze und arbeitete mit Führungskräften der anderen befreiten Kuppelstädte zusammen. Es hatte sich wirklich fast alles verändert. Noch vor ein paar Jahren hätte sie sich nicht vorstellen könnten, wie frei und glücklich die Menschen hier einmal leben würden.
Sun seufzte leise, als sie die schwarzhaarige Huntress Taicoon erspähte, die ihrem Liebsten vor dem Hauptgebäude um den Hals fiel. Er hieß Tay und war das Computergenie in der Zentrale. Die beiden hatten zwei süße Kinder, die Sun jedoch gerade nicht entdecken konnte.
Ein Stich durchfuhr ihre Brust, als sich Taicoon schamlos an ihren Mann schmiegte und ihn wild küsste. Sun hörte sein erregtes Knurren bis zum Dach herauf und sah, wie er die Finger in die Pobacken seiner Gefährtin krallte, um sie noch fester an sich zu ziehen.
Es musste das schönste Gefühl der Welt sein, so sehr geliebt zu werden. Sun war immer nur ein Objekt gewesen. Erst zu Forschungszwecken – Gott, sie würde nie vergessen, wie sich die Warrior um sie geprügelt hatten, um sie begatten zu dürfen – und danach musste sie als Lustobjekt