Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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vergesst, Hist, das sind die Worte des großen Geistes, und die Häuptlinge müssen ihnen gehorchen so gut als andere. Hier ist ein andres Gebot: ›So dich jemand schlägt auf den rechten Backen, dem biete den anderen auch dar.‹

      Was das bedeuten? fragte Hist mit Blitzesschnelle.

      Hetty erklärte, dass es ein Gebot sei, Beleidigungen nicht zu rächen, sondern lieber der Erduldung neuer Unbilden von dem Beleidiger sich auszusetzen.

      Und höre auch dies, Hist, fuhr sie fort: Liebet Eure Feinde, segnet die Euch fluchen, tut Wohl denen die Euch hassen, und betet für die, so Euch verachten und verfolgen.

      Jetzt war Hetty ganz aufgeregt worden; ihre Augen leuchteten vermöge der Lebhaftigkeit ihrer Gefühle, ihre Wangen flammten, und ihre Stimme, gewöhnlich so leise und zitternd, wurde stärker und nachdrücklicher. Mit der Bibel war sie frühe schon durch ihre Mutter bekannt gemacht worden; und sie ging jetzt von Stelle zu Stelle über mit überraschender Schnelligkeit, und las sorgfältig solche Verse heraus, welche die erhabnen Lehren christlicher Liebe und Versöhnlichkeit predigen. Auch nur die Hälfte dessen, was sie in ihrem frommen Ernst vorbrachte, zu übersetzen, würde Wah-ta!-Wah unmöglich gefunden haben, hätte sie auch den Versuch gemacht; aber Staunen hielt ihre Zunge gebunden, wie die der Häuptlinge; und die junge, treuherzige Schwärmerin war durch ihre Anstrengung ganz erschöpft worden, ehe die Andre nur den Mund öffnete, um eine Silbe vorzubringen. Und dann gab wirklich das Delawarische Mädchen eine kurze Übersetzung von dem Wesentlichen des Gesprochenen und Gelesenen, beschränkte sich aber auf ein paar der ergreifendsten von den Versen, diejenigen, die ihrer Einbildungskraft als die paradoxesten aufgefallen waren, und die auf den Fall freilich am anwendbarsten gewesen wären, hätten die ungebildeten Gemüter der Zuhörer die großen moralischen Wahrheiten fassen können, die sie enthielten.

      Es wird kaum nötig sein, unsern Lesern die Wirkung zu schildern, die eine solche neue Pflichtenlehre aller Wahrscheinlichkeit nach unter einer Gruppe indianischer Krieger hervorbringen musste, bei denen es eine Art von religiösem Grundsatz war, nie eine Wohltat zu vergessen und nie ein Unrecht zu verzeihen. Zum Glück hatten die vorangegangnen Erklärungen Hist’s die Gemüter der Huronen auf etwas Absonderliches vorbereitet; und das Meiste von dem, was ihnen unvernünftig und paradox erschien, ward durch den Umstand erklärt, dass die Sprecherin einen von den meisten anderen Sterblichen ganz abweichend organisierten Geist besitze. Doch waren ein Paar alte Männer da, welche ähnliche Lehren schon von den Missionären gehört hatten, und sie fühlten ein Verlangen, einen müssigen Augenblick mit weiterer Verfolgung eines Gegenstandes, den sie so merkwürdig fanden, auszufüllen.

      Das ist das Gute Buch der Bleichgesichter, bemerkte einer von diesen Häuptlingen, das Buch aus der Hand der keinen Widerstand leistenden Hetty nehmend, welche ihm ängstlichgespannt ins Gesicht starrte, während er die Blätter umwandte, als erwartete sie von dieser Tatsache sichtbare Ergebnisse. Das ist das Gesetz, wonach meine weißen Brüder zu leben behaupten?

      Hist, an welche diese Frage gerichtet war, wenn man überhaupt sagen kann, dass sie an eine bestimmte Person gerichtet gewesen, antwortete einfach bejahend, und fügte bei, dass sowohl die Franzosen der Canada’s, als die Yengeese der britischen Provinzen sein Ansehen gleichermaßen anerkennten, und seine Grundsätze zu ehren behaupteten.

      Erklärt meiner jungen Schwester, sagte der Hurone, Hist scharf anblickend, dass ich meinen Mund öffnen, und einige wenige Worte sprechen will.

      Der Irokesenhäuptling sprechen wollen – meine Bleichgesichtfreundin zuhören, dollmetschte Hist.

      Ich freue mich, das zu hören! rief Hetty. Gott hat sein Herz gerührt, und er wird jetzt Vater und Hurry ziehen lassen!

      Das ist des Bleichgesichts Gesetz, begann der Häuptling. Es gebietet ihm Gutes zu tun dem, der ihn verletzt; und wenn sein Bruder von ihm seine Büchse verlangt, ihm das Pulverhorn dazu zu geben. Das ist das Bleichgesichtsgesetz?

      Nicht so – nicht so, antwortete Hetty ernst, nachdem diese Worte waren gedollmetscht worden. Es steht kein Wort von Büchsen in dem ganzen Buch; und Pulver und Kugeln sind dem heiligen Geist ein Ärgernis.

      Nun dann, warum gebraucht sie denn das Bleichgesicht? Wenn ihm geboten ist, dem doppelt zu geben, der nur Eines verlangt, warum nimmt er doppelt den armen Indianern, die Nichts verlangen? Er kommt vom Lande der aufgehenden Sonne mit seinem Buch in der Hand, und lehrt den Rotmann es lesen; aber warum vergisst er selbst alles, was es sagt? Wenn der Indianer gibt, ist er nie zufrieden; und jetzt bietet er Gold für die Skalpe unsrer Weiber und Kinder, obgleich er uns Bestien nennt, wenn wir den Skalp eines Kriegers nehmen, der im offenen Krieg getötet worden. Mein Name ist Rivenoak.1

      Als Hetty diese furchtbare Frage ihrer Seele in der Übersetzung recht veranschaulicht hatte – und Hist tat bei dieser Gelegenheit ihre Pflicht mit ungewöhnlicher Bereitwilligkeit – war sie, wie kaum zu sagen nötig, in bittrer Verlegenheit. Gescheutere Köpfe als der dieses armen Mädchens sind häufig durch Fragen von ähnlicher Richtung in Verwirrung gebracht worden; und es kann nicht befremden, dass sie mit all ihrem Ernst und ihrer Aufrichtigkeit nicht wusste, welche Antwort geben.

      Was soll ich ihnen sagen, Hist? fragte sie flehentlich, ich weiß, dass alles, was ich aus dem Buche gelesen, wahr ist; und doch könnte es als nicht wahr erscheinen nach der Handlungsweise derer, denen dies Buch gegeben ist, oder nicht?

      Gebt ihnen Bleichgesichtsgründe, versetzte Hist ironisch, die immer gut für eine Seite, obgleich schlecht für die andere.

      Nein, nein, Hist, es gibt keine zwei Seiten für die Wahrheit – und doch erscheint es so seltsam! Gewiss habe ich die Verse recht gelesen, und niemand würde so ruchlos sein, das Wort Gottes falsch zu drucken. Das kann nie sein, Hist.

      Nun, armem indianischem Mädchen scheinen, es kann alles sein bei Bleichgesichtern, versetzte die andere kühl, Ein Mal sagen sie weiß, und das andre Mal schwarz. Warum denn es nie sein kann?

      Hetty wurde immer verwirrter, bis sie endlich, überwältigt von der Angst, sie habe ihren Zweck verfehlt, und das Leben ihres Vaters und Hurry’s werde durch einen Missgriff von ihrer Seite aufgeopfert werden, in Tränen ausbrach. Von diesem Augenblick an verschwand im Benehmen Hist’s alle Ironie und kühle Gleichgültigkeit, und sie wurde wieder die zärtliche, liebkosende Freundin. Ihre Arme um das betrübte Mädchen schlingend, suchte sie ihren Kummer zu beschwichtigen durch das kaum je seine Wirkung verfehlende Mittel weiblichen Mitgefühls.

      Aufhören weinen – nicht weinen! sagte sie, die Tränen aus Hetty’s Angesicht wischend, wie sie denselben Dienst einem Kinde würde geleistet haben, und beugte sich herab, um sie gelegentlich mit der Zärtlichkeit einer Schwester an ihr warmes Herz zu drücken, warum Euch so beunruhigen? Ihr nicht das Buch machen, wenn es falsch sein, und Ihr nicht Bleichgesicht machen, wenn er ruchlos. Es böse rote Männer geben und böse weiße Männer – keine Farbe ganz gut – keine Farbe ganz böse, Häuptlinge das gut genug wissen.

      Hetty erholte sich bald von diesem plötzlichen Ausbruch des Jammers, und dann wendete sich ihr Gemüt wieder mit all seinem treuherzigen Ernst zu dem Zweck ihres Besuchs. Sie bemerkte, dass die grimmig aussehenden Häuptlinge noch in ernster Aufmerksamkeit um sie her standen, und hoffte, ein neuer Versuch, sie vom Rechten zu überzeugen, werde besser gelingen.

      Hört, Hist, sagte sie, ringend ihr Schluchzen zu unterdrücken und vernehmlich zu sprechen, sagt den Häuptlingen, es frage sich nicht, was die Ruchlosen tun – Recht ist Recht – die Worte des Großen Geistes sind die Worte des Großen Geistes – und niemand kann ungestraft eine böse Tat tun, weil ein Andrer vor ihm sie getan hat! Vergeltet Böses mit Gutem! sagt dies Buch; und das ist das Gesetz für die roten Männer wie für die Weißen.

      Nie hören von solchem Gesetz unter Delawaren oder Irokesen, antwortete Hist begütigend. Nicht gut, den Häuptlingen von solchem Gesetz sagen. Sagt ihnen Etwas, das sie glauben.

      Hist wollte demungeachtet in ihrem Dollmetschen fortfahren, als eine Berührung von dem Finger des ältesten Häuptlings auf ihrer Schulter sie aufschauen machte, da bemerkte sie, dass einer von den Kriegern die Gruppe verlassen hatte, und schon mit Hutter und Hurry wieder zurückkam. Begreifend, dass die beiden Letztern auch in die Untersuchung hineingezogen werden sollten, verstummte


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