Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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werden. Auf dies alles machte Wildtöter Judith aufmerksam, und unterwies sie, was sie zu tun hätte, falls Lärm entstände; denn man erachtete es für undienlich im höchsten Grade, die Schläfer zu wecken, außer im allerdringendsten Notfall.

      Und jetzt, Judith, da wir einander verstehen, ist es Zeit, dass Schlange und ich uns in das Canoe begeben, schloss der Jäger. Der Stern ist zwar noch nicht aufgegangen, aber er muss jetzt bald kommen, obwohl heute Nacht schwerlich einer von uns wird viel von ihm zu sehen bekommen vor den Wolken. Jedoch Hist hat einen entschlossenen und klugen Geist, und sie gehört zu Denen, die nicht gerade immer nötig haben, Etwas vor Augen zu haben, um es zu sehen. Ich stehe Euch dafür, sie fehlt nicht um zwei Minuten und nicht zwei Fuß breit, wenn nicht die eifersüchtigen Vagabunden dort, die Mingo’s, aufmerksam geworden sind, und sie hingesetzt haben als eine Locktaube, um uns zu fangen, oder sie fortgeschleppt und versteckt, um sich gefasst zu machen auf einen Huronen, statt eines Mohikaner, zum Gatten.

      Wildtöter, unterbrach ihn das Mädchen ernst, das ist ein sehr gefährlicher Dienst; warum befasst Ihr Euch überhaupt damit?

      Ha! Nun, Ihr wisst ja, Mädchen, wir wollen Hist, der Schlange Verlobte abholen, das Mädchen, das er zu heiraten gedenkt, sobald wir zu dem Stamm zurückkommen.

      Das ist alles recht für den Indianer – aber Ihr gedenkt nicht Hist zu heiraten – Ihr seid nicht verlobt, und warum sollen Zwei ihr Leben und ihre Freiheit aufs Spiel setzen, um zu tun, was einer ebenso gut vollbringen kann?

      Ha! – jetzt verstehe ich Euch, Judith – ja, jetzt fang’ ich an Eure Idee zu fassen. Ihr denkt, da Hist Chingachgooks Verlobte sei, wie sie es nennen, und nicht die meinige, so sei es ganz und gar seine Sache; und da Ein Mann ein Canoe rudern könne, so sollte man ihn allein nach dem Mädchen ausziehen lassen. Aber Ihr vergesst, das ist unser Vorhaben hier, am See, und es nähme sich schlimm aus, ein Vorhaben zu vergessen, gerade wenn das Misslichste kommt. Dann, wenn die Liebe bei manchen Leuten, besonders bei jungen Weibern, so Viel gilt und erklärt, so gilt bei manchen anderen auch die Freundschaft Etwas, Ich glaube wohl, der Delaware kann allein ein Canoe rudern und allein Hist abholen, und vielleicht wäre er es ebenso zufrieden, als wenn ich ihn begleite; aber er könnte allein nicht ebenso List mit List begegnen, oder einen Hinterhalt aufstöbern, oder mit den Wilden kämpfen, und zugleich sein Liebchen davon führen, als wenn er einen Freund bei sich hat, auf den er sich verlassen kann, wenn auch dieser Freund kein Besserer ist als ich. Nein – nein – Judith, Ihr würdet nimmermehr in einem solchen Augenblick jemand verlassen, der auf Euch gezählt hätte, und Ihr könnt es billigermaßen auch von mir nicht erwarten.

      Ich fürchte – ich glaube, Ihr habt recht, Wildtöter, und doch wünsche ich, Ihr gienget nicht! Versprecht mir wenigstens Eines, und das ist: Euch nicht unter die Wilden zu wagen und nicht Mehr zu tun, als das Mädchen zu retten! Das wird für Einmal genug sein, und damit solltet Ihr Euch zufrieden geben.

      Gott tröste Euch, Mädchen; man sollte glauben, es sei Hetty, die so spreche, und nicht die raschbesonnene, wunderbare Judith Hutter! Aber Furcht macht die Weisen einfältig, und die Starken schwach. Ja, davon hab’ ich oft und viel Beweise gesehen! Nun, es ist gütig und sanftherzig von Euch, Judith, solche Teilnahme zu fühlen für ein Mitgeschöpf, und ich werde es immer sagen, dass Ihr wohlwollend und von treuem Gefühl seid, mögen die, die Euer schönes Aussehen beneiden, so viel müssige Mährchen von Euch erzählen, als sie Lust haben.

      Wildtöter! unterbrach ihn das Mädchen hastig, aber beinahe erstickt von ihrer heftigen Gemütsbewegung, glaubt Ihr alles, was Ihr von einem armen, mutterlosen Mädchen hört? Soll die schändliche Zunge Hurry Harry’s mein Leben vergiften?

      Nicht so, Judith, nicht so. Ich habe Hurry gesagt, es sei nicht mannhaft, diejenigen hinterrücks zu beißen, die er nicht durch offene Mittel gewinnen könne; und dass selbst ein Indianer immer rücksichtlich ist in Bezug auf den guten Namen eines jungen Weibes.

      Wenn ich einen Brüder hätte, sollte er sich nicht erfrechen es zu tun! rief Judith mit feuersprühenden Augen. Aber da er mich ohne einen Beschützer findet, außer einem alten Mann, dessen Ohren ebenso stumpf zu werden anfangen als seine Gefühle, steht ihm allerdings frei zu tun, was ihm beliebt.

      Nicht so ganz, Judith; nein, das doch nicht so ganz! Kein Mann, Bruder oder Fremder würde ruhig dabei stehen und zusehen, wie ein so schönes Mädchen wie Ihr verunglimpft und herabgerissen würde, ohne ein Wort zu ihren Gunsten zu sagen. Es ist Hurry Ernst mit dem Wunsch, Euch zu seinem Weibe zu bekommen, und das Wenige, was er zu Eurem Nachteil äußert, kommt wohl mehr von Eifersucht her, als von einem anderen Beweggrund. Lächelt ihm zu, wenn er erwacht, und drückt ihm die Hand nur halb so stark, als ihr die meinige vor einer Weile drücktet, und ich setze mein Leben darauf, der arme Kerl wird alles vergessen außer Eurem hübschen Gesicht. Heiße Worte kommen nicht immer aus dem Herzen, sondern öfter aus dem Magen, als sonst woher. Versucht es mit ihm, Judith, wenn er erwacht, und erkennt dann die Kraft und Tugend eines Lächelns!

      Wildtöter lachte auf seine Weise, als er schloss, und dann gab er dem geduldig aussehenden, aber innerlich sehr ungeduldigen Chingachgook seine Bereitwilligkeit zum Aufbruch zu erkennen. Als der junge Mann in das Canoe trat, stand das Mädchen regungslos wie Stein, versunken in das Nachsinnen, das die Sprache und das Benehmen des anderen wohl in ihr hervorrufen mochten. Die Einfachheit und Treuherzigkeit des Jägers hatte sie völlig getäuscht; denn in ihrer engen Sphäre war Judith Meisterin in Behandlung des anderen Geschlechts; obwohl sie im gegenwärtigen Falle, bei allem was sie gesagt und getan, weit mehr durch unwillkürliche Gefühle als durch Berechnung war geleitet worden. Wir wollen nicht leugnen, dass einige von Judiths Betrachtungen bitter gewesen, obwohl wir auf den weitern Verlauf der Erzählung verweisen müssen, wo sich herausstellen wird, wie verdient oder wie heftig ihre Leiden waren.

      Chingachgook und sein Bleichgesichtsfreund schickten sich zu ihrem gewagten und delikaten Unternehmen mit einer Kaltblütigkeit und Umsicht an, die Männern Ehre gemacht hätte, welche sich auf ihrem zwanzigsten, statt auf dem ersten, Kriegszug befanden. Der Indianer, wie seinem Verhältnis zu der schönen Flüchtigen geziemte, deren Dienst sie sich so zu sagen geweiht hatten, nahm seinen Platz vorn in dem Canoe ein, während Wildtöter dessen Bewegungen vom Hinterteil aus lenkte. Vermöge dieser Anordnung musste Jener zuerst landen, und mithin auch zuerst seiner Geliebten entgegen treten. Der andere hatte seinen Posten ohne weitere Bemerkung eingenommen, insgeheim jedoch geleitet von dem Gedanken, dass einer, der so Viel auf dem Spiele stehen hatte, wie der Indianer, wohl schwerlich das Canoe mit derselben Stetigkeit und Einsicht würde steuern können, wie einer, der mehr Herrschaft über seine Gefühle besaß. Von dem Augenblick an, wo sie von der Arche abstießen, glichen die Bewegungen der beiden Abenteurer den Manövern von trefflich dressierten Soldaten, die zum ersten Mal berufen sind, dem Feind im Feld zu begegnen. Bis jetzt hatte Chingachgook noch nie einen Schuss in ernstem Kampfe abgefeuert, und das Probestück seines Kriegskameraden ist dem Leser bekannt. Zwar war der Indianer gleich bei seiner ersten Ankunft einige Stunden um das Lager des Feindes herumgestrichen, und hatte sich sogar, wie im vorigen Capitel erzählt worden, hineingewagt, aber beide Versuche waren ohne Folgen geblieben. Jetzt war gewiss, dass entweder ein wichtiges Ergebnis erzielt werden, oder ein schmerzliches Misslingen der Ausgang sein musste. Die Befreiung oder die fortdauernde Gefangenschaft Hist’s hing von dem Unternehmen ab. Mit einem Wort, es war in der Tat die Jungfern-Expedition dieser zwei ehrgeizigen jungen Waldkrieger, und während der eine dabei beseelt wurde von Gefühlen, welche gewöhnlich Männer auf diese Bahn spornen, waren bei beiden alle Empfindungen des Stolzes und der Mannhaftigkeit rege in dem Eifer, einen guten Erfolg zu gewinnen.

      Statt gerade auf den Landvorsprung los zu steuern, der jetzt nicht mehr eine Viertelstunde von der Arche entfernt war, lenkte Wildtöter das Vorderteil seines Canoes schräg gegen den Mittelpunkt des Sees, in der Absicht, eine Stellung zu gewinnen, von der aus er sich der Küste nähern könnte, sodass er die Feinde bloß vor sich hätte. Die Stelle, wo Hetty gelandet, und wo Hist versprochen hatte, sich einzufinden, war zudem eher auf der höhern als auf der niedern Seite des Vorsprungs; und um sie zu erreichen, hätten die zwei Abenteurer beinahe den ganzen Vorsprung dicht an der Küste hin umfahren müssen, hätten sie nicht jenen Schritt, um dem vorzubeugen, getan. So gut ward die Notwendigkeit dieser Maßregel begriffen, dass Chingachgook ruhig fortruderte, obgleich der andere es getan hatte, ohne ihn zu befragen, und dem Anschein nach


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