Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Lederstrumpf - Джеймс Фенимор Купер


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er sich wieder und Stunden vergingen, bis er gehen konnte. Manche glaubten, weder sein Leib noch sein Gemüt habe sich je wieder ganz erholt von diesem drohenden Vorschmack des Todes.

      Hurry hatte seine Niederlage und Gefangennehmung der blinden Wut zu danken, mit der er alle seine Kräfte gegen den gefallenen Feind aufbot. Während er mit diesem beschäftigt, waren die zwei von ihm ins Wasser geschleuderten Indianer an den Pfeilern heraufgestiegen, schlichen jetzt diesen entlang daher, und gesellten sich zu ihrem Genossen auf der Plattform. Der letztere hatte seine Geisteskräfte so weit wieder gesammelt, dass er die Stricke herbeigeholt hatte, die nun zum Gebrauch in Bereitschaft waren, als die anderen erschienen, und sie wurden in der nun schon erzählten Weise angewendet, während Hurry mit seiner ganzen Wucht seinen Feind niedergedrückt hielt, nur mit dem grässlichen Wunsch beschäftigt, ihn zu erdrosseln. So hatte sich in einem Augenblick das Blatt gewendet, er, der so nahe daran gewesen, einen vollständigen Sieg zu erringen, der mittelst Überlieferung Jahrhunderte hindurch in dieser ganzen Gegend wäre bekannt und gepriesen worden, lag jetzt da, hilflos, gebunden, gefangen. So furchtbar waren die Anstrengungen des Bleichgesichts gewesen, so wunderbar die Stärke, die er an den Tag gelegt, dass sie selbst, wie er so, einem gebundenen Schaafe gleich, vor ihnen dalag, ihn mit Achtung und nicht ohne Furcht betrachteten. Der kraftlose Leib ihres stärksten Kriegers lag noch ausgestreckt auf der Plattform; und wie sie ihre Augen auf den See warfen, den Kameraden zu suchen, der so unceremoniös hineingeschleudert worden war, und den sie in der Verwirrung des Handgemenges aus dem Gesicht verloren hatten, sahen sie, wie schon beschrieben, seine leblose Gestalt auf dem Grund des See’s, an’s Gras sich anklammernd, liegen. Alle diese Umstände zusammen machte den Sieg der Huronen für sie beinahe so betrübend wie eine Niederlage.

      Chingachgook und seine Verlobte hatten diesem ganzen Kampf von der Arche aus zugesehen. Als die drei Huronen im Begriffe waren, die Stricke durch die Arme des daliegenden Hurry zu schieben, suchte der Delaware nach seiner Büchse; aber noch ehe er sich ihrer bedienen konnte, war der weiße Mann gebunden und das Unheil geschehen. Er konnte noch einen Feind niederschießen, aber den Skalp zu gewinnen war unmöglich, und der junge Häuptling, der so entschlossen sein Leben an eine solche Trophäe wagte, bedachte sich, einem Feinde das Leben zu nehmen, wenn er keine Aussicht auf jene hatte. Ein Blick auf Hist, und der Gedanke an die möglichen Folgen dämpfte jedes flüchtige Racheverlangen. Der Leser weiß schon, dass man von Chingachgook kaum sagen konnte, dass er die Ruder der Arche zu handhaben verstanden habe, so erfahren er auch im Gebrauche der Ruderschaufel auf Canoe’s sein mochte. Vielleicht gibt es keine Handarbeit, bei der sich die Menschen so ungeschickt und linkisch gebärden, wie bei den ersten Versuchen ein Ruder zu handhaben, und selbst der erfahrenste Seemann oder Bootsmann fällt durch mit seinen Bemühungen, neben dem gefeierten Kerbenrudern des Gondoliers zu figurieren. Kurz, es ist für den Augenblick für den neuen Anfänger unmöglich, Ein Ruder gut zu handhaben; hier aber war erforderlich, zwei auf einmal, und dazu zwei sehr große zu bewältigen. Große Ruderstangen jedoch werden von einer ungeübten Hand noch eher gehandhabt, als leichtere Werkzeuge, und dies war der Grund, dass es dem Delawaren beim ersten Versuche doch noch so gut gelang, die Arche von der Stelle zu bringen. Aber dennoch hatte dieser Versuch hingereicht, ihn gegen sich selbst misstrauisch zu machen, und er sah wohl, in welche kritische Lage er und Hist jetzt versetzt waren, falls die Huronen das Canoe, das noch unter der Falltüre lag, nahmen und sich gegen sie wandten. In einem Augenblick dachte er daran, Hist in das in seinem Besitz befindliche Canoe zu setzen, und sich nach den östlichen Bergen zu wenden, in der Hoffnung, durch rasche Flucht die Delawarischen Dörfer zu gewinnen. Aber manche Betrachtungen drängten sich auf, um diesen unbesonnenen Schritt zu hintertreiben. Es war beinahe gewiss, dass Kundschafter den See auf beiden Seiten bewachten und kein Canoe so leicht der Küste sich nähern konnte, ohne von den Hügeln aus gesehen zu werden. Dann war eine Fährte vor einem indianischen Auge nicht zu verhehlen, und die Kraft Hist’s war einer Flucht nicht gewachsen, die so rasch und unausgesetzt ausgeführt werden musste, um der Verfolgung geübter Krieger zu enteilen. Es war dies eine Gegend Amerika’s, wo die Indianer den Gebrauch von Pferden noch nicht kannten, und alles hing von der physischen Kraft der Flüchtigen ab. Die letzte, aber nicht die geringste Rücksicht war der Gedanke an Wildtöters Lage; ein Freund durfte in seiner Not nicht so verlassen werden.

      Hist dachte und folgerte in einigen Punkten, ja sie fühlte auch anders, obwohl sie zu demselben Schluss gelangte. Ihre eigene Gefahr beunruhigte sie weniger, als ihre Sorge um die zwei Schwestern, für welche ihre weibliche Sympathie jetzt aufs lebhafteste sich beteiligte. Das Canoe der Mädchen hatte sich, bis der Kampf zu Ende war, dem Castell auf dreihundert Schritte genähert, und jetzt hörte Judith auf zu rudern, da die Anzeichen des Kampfes erst hier dem Auge sichtbar wurden. Sie und Hetty standen aufrecht da, ängstlich bemüht zu erkunden, was vorgefallen, aber außer Stand, sich Gewissheit zu verschaffen, weil das Gebäude großenteils den Kampfplatz verdeckte.

      Die auf der Arche und im Canoe Befindlichen verdankten der Heftigkeit von Hurry’s Angriff ihre augenblickliche Sicherheit. In jedem gewöhnlichen Falle wären die Mädchen sofort gefangen worden – eine leicht zu vollziehende Maßregel, nachdem die Huronen im Besitz eines Canoe’s waren, ohne den demütigenden Schlag, den die Kühnheit der Huronen in dem jüngsten Kampfe erlitten. Es erforderte eine Weile, bis sie sich von den Eindrücken dieser gewaltsamen Szene erholten; und das umso mehr, als der wichtigste Mann der Truppe, wenigstens was persönliche Tapferkeit betraf, so schwer zu Schaden gekommen war. Dennoch war es von höchster Wichtigkeit, dass Judith und ihre Schwester unverzüglich Zuflucht in der Arche suchten, deren Verteidigungsmittel wenigstens für kurze Zeit Schirm und Schutz boten; und die nächste Aufgabe war, Mittel zu finden, sie hiezu zu veranlassen. Hist zeigte sich auf dem Hinterteil der Fähre, und machte, aber vergebens, allerlei Zeichen und Gebärden, um die Mädchen zu veranlassen, mittelst eines Bogens das Castell zu vermeiden und sich der Arche von Osten her zu nähern. Aber diese Zeichen wurden verachtet oder missverstanden. Wahrscheinlich erkannte Judith noch nicht hinlänglich den wahren Stand der Dinge, um volles Vertrauen in die eine oder andre Partei zu setzen. Statt zu tun, wie man ihr riet, hielt sie sich vielmehr weiter entfernt; sie ruderte langsam zurück, nordwärts oder nach dem breitesten Teil des See’s, wo sie die weiteste Aussicht beherrschte, und das weiteste Feld zur Flucht vor sich hatte. In diesem Augenblick erschien die Sonne über den Fichten der östlichen Bergreihe, und ein leichter Südwind erhob sich, wie zu dieser Jahrszeit und Stunde ganz gewöhnlich war.

      Chingachgook verlor keine Zeit das Segel aufzuziehen. Was auch seiner warten mochte, daran konnte kein Zweifel sein, dass es in jeder Weise wünschenswert war, die Arche in solche Entfernung von dem Castell zu bringen, dass die Feinde in die Notwendigkeit versetzt wurden, sich der Arche in dem Canoe zu nähern, das die Wechselfälle des Krieges so ungelegen für seine Wünsche und seine Sicherheit ihnen in die Hände geliefert hatten. Der Anblick des schwellenden Segels schien die Huronen zuerst aus ihrer Tatlosigkeit zu wecken; und bis die Spitze der Fähre vor dem Winde abgefallen war – was unglücklicherweise in der falschen Richtung geschah – wodurch sie der Plattform auf wenige Schritte sich näherte, fand es Hist nötig, ihren Geliebten dringend zu ermahnen, wie wesentlich es sei, dass er seine Person gegen die Büchsen der Feinde sicher stelle. Dies war eine unter allen Umständen zu vermeidende Gefahr, und umso mehr, weil der Delaware sah, dass Hist selbst keine Bedeckung suchen würde, so lange er bloß gestellt blieb. So überließ denn Chingachgook die Fähre ganz ihren eignen Bewegungen, drängte Hist in die Cajüte, deren Türen er augenblicklich verschloss, und sah sich dann nach den Büchsen um.

      Die Lage der Parteien war jetzt so eigentümlich, dass sie eine besondere Schilderung verdient. Die Arche war sechzig Schritte vom Castell entfernt, etwas südlich davon, auf der Seite wohin der Wind blies, mit vollem Segel und ledigem Steuerruder. Das letztere war zum Glück nicht befestigt, sodass es keinen großen Einfluss übte auf die krebsartige Bewegung des ungefügen Fahrzeugs. Da das Segel dem Winde preisgegeben war, wie es die Matrosen nennen, oder keine Brassen hatte, drängte der Luftzug die Raa vorwärts, obgleich beide Schoten fest waren. Die Wirkung war eine dreifach starke bei einem Fahrzeug, das einen vollkommen flachen Boden hatte und nur etwa drei bis vier Zoll tief im Wasser ging. Das Vorderteil wurde langsam leewärts herum getrieben, die gesamte Masse wurde zugleich nach derselben Richtung kräftig gedrängt, und das Wasser, das notwendig unter dem Lee anschwoll, gab der Fähre auch eine verstärkte Bewegung vorwärts. Alle diese Veränderungen jedoch waren ausnehmend langsam, denn der Wind war nicht nur


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