PANDORA (Shadow Warriors). Stephen England

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PANDORA (Shadow Warriors) - Stephen England


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sie jemand mit einem schwarzen Stift nachgezeichnet. Aber das war nicht der Fall. Tatsächlich hatte sich sein gesamtes Blut schwarz verfärbt.

      Als er merkte, dass sich jemand im Raum befand, drehte er ihnen den Kopf zu und seine blutunterlaufenen Augen schimmerten im Licht.

      Seine Lippen öffneten sich, als versuchte er, mit ihnen zu reden. Stattdessen hustete er und Blut rann ihm aus den Mundwinkeln.

      »Wie lange?«, fragte Hossein und wendete sich ab.

      »Vierundzwanzig Stunden.«

      Der Major schüttelte den Kopf. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was das ist?«

      »Dr. Ansari wird in zwei Tagen aus Teheran hier eintreffen. Ich würde es vorziehen, mich mit meinem Urteil bis dahin zurückzuhalten.«

      Farshid türmte sich vor dem jungen Wissenschaftler auf. »Mir bleiben keine zwei Tage. Ich muss wissen, wie ich meine Männer beschützen kann! Was muss ich tun?«

      »Major, ich würde lieber …«

      Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. »Ich habe keine Zeit für das, was Ihnen lieber ist!«, bellte Hossein, packte den Wissenschaftler am Kragen und knallte ihn gegen die Wand des Anhängers. »Ich will wissen, was das Ihrer Meinung nach ist? Und zwar sofort!«

      Der junge Mann schluckte nervös. »In Ordnung. Ich zeige es Ihnen.«

      »Gut.« Farshid ließ ihn los und folgte ihm in den Korridor. Der Wissenschaftler rückte seine Brille zurecht und beugte sich über einen Laptop an einem der Arbeitsplätze.

      Einen Moment später hatte er die Datenbank gefunden, nach der er suchte, und scrollte zu der betreffenden Seite. »Hier.«

      Hossein sah zu der Stelle, auf die der Mann deutete, und riss die Augen auf. »Sind Sie sicher?«

      Der junge Mann nickte.

      »Möge Allah uns beistehen …«

      

       21. September, eine kleine Kirche am Stadtrand von Cypress, Virginia, 12:17 Uhr

      »… und damit wünsche ich Ihnen einen schönen Tag. Möge Gott Sie alle segnen. Sie dürfen gehen.« Der Pastor klappte seine Bibel zu und trat von seinem Podium herunter.

      »Das war eine gute Predigt heute«, sagte Harry leise, als er sich ihm näherte, und gab ihm einen festen Händedruck.

      Pastor Scott lächelte. Er war ein großer Mann und damit einer der wenigen in dieser Kirche, die Harry direkt in die Augen sehen konnten. Er war Anfang fünfzig, sein Haar war bereits vorzeitig ergraut. Sein Gesicht war faltig und von Mühen der Jahre gezeichnet. Er sah nicht wie ein Mann aus, der es leicht gehabt hatte.

      »Es ist schön, Sie wieder bei uns zu haben, Harry«, antwortete er mit einer Stimme, die gleichsam sanft und kraftvoll klang. »Ich wollte Sie bereits um einen Gefallen bitten – ich benötige für nächsten Sonntag jemanden, der mir bei der Kommunion hilft. Würden Sie das für mich tun?«

      Harry schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Pastor. Ich werde nächste Woche nicht hier sein.«

      »Wieder im Einsatz?«

      »Ja.« Er nickte. Die meisten Menschen in der Kirche wussten, dass er für die CIA arbeitete. Sie wussten nur nicht, was genau er dort tat.

      Harry glaubte, dass Pastor Scott so eine Vermutung hegte, aber der alte Mann war weise genug, diese für sich zu behalten. Er fragte ihn auch nie darüber aus.

      »Nun, dann möge Gott Sie auf Ihren Wegen beschützen, mein Sohn.« Er legte eine Hand auf Harrys Schulter.

      »Das tut er, Pastor. Glauben Sie mir, das tut er.«

      »Wissen Sie, Harry, ich kannte Ihre Eltern – damals, bevor sie starben. Ich … nun ja, geben Sie einfach auf sich acht.« Sein Blick war bedeutungsschwanger, schwer zu durchschauen. Harry sah ihn einen Moment lang an, bevor er es aufgab und sich abwandte.

      »Danke.« Ein letzter Händedruck, dann war Harry zur Tür hinaus und auf dem Weg zu seinem Wagen. Seine Eltern. Damit fing alles an, nicht wahr? Der Mord an seinen Eltern, die beide an einer kleinen Tankstelle am Stadtrand niedergeschossen wurden. Ermordet von einem durchgeknallten Teenager mit nichts weiter als einem Sportgewehr, um Himmels willen!

      Er weilte im Ausland, als es passierte, in Südafrika, wo er versuchte, den Zustrom an Diamanten zu unterbinden, mit denen der Terrorismus dort finanziert wurde. Seine Mission verlief erfolgreich. Und als er zurückkehrte, fand er seine Eltern ermordet vor. Der Teenager, der sie erschossen hatte, war für dreißig Jahre hinter Gitter gewandert, und damit für ihn unerreichbar.

      Seitdem hatte er dort nicht wieder getankt. Das war vor neun Jahren gewesen. Wenn er damals zuhause gewesen wäre, wenn er dort gewesen wäre …

      Er schüttelte den Kopf. Sein Leben war randvoll mit Worten wie vielleicht, möglicherweise und was wäre wenn, jenen unbeantworteten Fragen seiner Vergangenheit, die wie Löcher in seinem Kopf klafften. Reue. Und er konnte nicht zu ihnen zurückkehren, denn das alles war längst vergangen.

      Alles, was er tun konnte, war weitermachen, seine Kämpfe ausfechten, einen nach dem anderen, und dafür zu beten, zu überleben, zu siegen. Er schaltete in den ersten Gang und fuhr aus der Parklücke vor der Kirche.

      In zwei Tagen würde er im Irak eintreffen. Von dort aus würden sie mit ihrer Mission starten. Einheiten der AFSOC, der Spezialeinheit der Air Force, waren bereits vor Ort, um sie zu unterstützen. Noch zwei Tage …

      Kapitel 2

       22. September, an Bord der A C-5 Galaxy Transportmaschine über dem Irak, 01:07 Uhr Ortszeit

      Seufzend ließ Thomas sein Buch sinken. Er hatte seit Stunden gelesen. Und um ehrlich zu sein hatte es ihn gelangweilt. Er genoss viele Dinge – nachts mit Freunden in der Stadt unterwegs zu sein, Musik, das Lachen einer Frau. Und er konnte die Hitze des Gefechts genießen, den ureigenen Nervenkitzel zwischen Jäger und Gejagtem.

      Aber die Intervalle dazwischen irritierten ihn. Seine Verabschiedung von Julie gehörte nicht unbedingt zu den Highlights der letzten Tage. Sie würde nicht mehr da sein, wenn er zurückkehrte, hatte sie ihn wissen lassen. Also würde niemand auf ihn warten. Niemand. Vielleicht war es so am besten. Wenn er zurückkehrte – nun, wenn er zurückkommen sollte –, würde er sicherlich ein anderes Mädchen finden.

      Geistesabwesend zupfte er an den Flügeln auf seinem Shirt herum, der kakifarbenen Uniform, die ihn als Lieutenant der Air Force auswiesen. Das war natürlich gelogen, wie so vieles in seinem Leben. Aber es gab keinen Grund, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. Er ließ den Blick über seine Kameraden schweifen, die Mitglieder seines Teams. Alle schliefen – bis auf einen. Nichols.

      Das wunderte ihn nicht. Der Teamführer saß ganz vorn, in der Verkleidung eines Colonels. Die meiste Zeit des Flugs hatte er über seinen Laptop gebeugt mit der Planung der Mission verbracht, wenn er nicht hin und wieder aus dem Fenster sah. Wie in diesem Moment.

      Er blickte zu Thomas, als hätte er innerlich gespürt, dass ihn jemand ansah. Seine blauen Augen flackerten kurz und mit einer Intensität auf, die Thomas schon seit langer Zeit mit ihm assoziierte, dann wendete er seinen Blick wieder von ihm ab.

      Er arbeitete seit Jahren mit Nichols zusammen und diese Intensität war stets präsent gewesen. Im Privatleben war er ein netter Kerl, die Art von Mann, die man gern als Nachbar gehabt hätte. Und trotz der gelegentlichen Debatten bezüglich Thomas' eher agnostischer Weltsicht waren die beiden wie Brüder.

      Wenn jedoch eine Mission begann, war das alles verschwunden wie der Morgennebel an einem heißen Sommertag. Dann bekam er sein Missionsgesicht, verwandelte sich.

      Sollte irgendwer erfolgreich dahintergekommen sein, welcher der beiden Charaktere er wirklich war, hatte Thomas davon noch nichts gehört. Welche


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