G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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laß dich fallen, schnell!«

      Sam begreift, er muß sich sinken lassen. Er muß genau am Ast ausgleiten, damit es aussieht, als ob er in ein Loch getreten ist. Dann wird Ducan stehenbleiben, er muß ja stehenbleiben, der Schleifer!

      »Paß auf«, sagt Quincy leise. »Wenn ich ›jetzt‹ sage, dann tauchst du unter und tust so, als würdest du halb ersticken. Er wird dann nach vorn kommen, er wird auf dich, aber nicht auf seine Füße achten, kapiert? Langsamer – jetzt!«

      Sam Kliburn ist zu jeder Schandtat bereit. Er weiß, daß dies nur der Anfang ist. Später werden sie schaufeln müssen, die härteste Arbeit im Moor, der Boden ist feucht und schrecklich schwer. Und während die anderen sich ablösen können, während eine Gruppe einmal schaufelt, um dann wieder die Karren zu schieben, werden sie beide schaufeln müssen.

      Es ist warm in diesem März, schrecklich warm. In der Hitze des Mittags in einem Graben stehen und schaufeln, das ist eine Hundearbeit. Der Antreiber, dieser Folterknecht Ducan, der soll was erleben.

      Kliburn rutscht weg und stößt einen Schrei aus. Er hat genau gesehen, wie Ducan auf die Zweige getreten ist. Ducan steht nun haargenau richtig.

      Auch Quincy hat es erkannt und das Kommando gegeben.

      In dieser Sekunde rutscht Kliburn weg. Er verschwindet mit einem heiseren, kurzen Ausruf unter wilden Armbewegungen im Wasser und versinkt. Scheinbar schluckt er Wasser, taucht wieder auf, verdreht die Augen, stößt einige Laute aus, die unheimlich genug klingen und versinkt erneut.

      »He, du Pferdedieb!« brüllt Ducan heiser los. »Komm hoch, komm hoch! Quincy, pack ihn, er muß Wasser geschluckt haben, pack ihn, Mann, hole ihn heraus!«

      Richtig, du Narr, denkt Quincy, ganz richtig so. Jetzt sollst du dich wundern. Geh nur noch einen halben Schritt auf die Kante zu.

      Und da macht Sergeant Harry Ducan den berühmten einen Schritt. Der Ast wippt leicht, Ducan steht also auf einem Zweig.

      In diesem Moment greift Quincy Morgen in das Wasser. Er packt Kliburn, aber er hat ihn kaum erwischt und aus dem Wasser gezogen, als er selber ausgleitet.

      Quincy ist sicher, daß sein Trick gut ist.

      Quincy Morgen dreht sich und greift nach dem dicken Ast. Und dann reißt er ihn, sich nach hinten abstoßend und in diesem Moment voller Gleichgültigkeit darüber, ob er ganz eintaucht oder wirklich ausrutscht, nach unten.

      Auf den Zweigen des Astes aber steht Sergeant Harry Ducan. Zudem ist der Boden rechts und links der Grabenkante schlammig genug. Auf den Zweigen hat Ducan einen Halt gefunden.

      Und dieser Halt wird plötzlich unter seinen Füßen weggerissen. Es geht so schnell, daß Ducan es kaum begreift. Etwas reißt ihm die Beine weg. Dann dreht sich der blaue Himmel mit den weißen Wolken um Ducan.

      Mit einer verzweifelten Anstrengung, jedoch unheimlich behende, so behende, wie es ihm keiner zugetraut hat, dreht sich Ducan und stößt sich ab.

      Es ist ihm in dieser Sekunde egal, wohin er springt, er will nur nicht stürzen.

      Auf einmal sieht er den Graben und das Wasser. Und sein letzter, wilder Abstoß ist es, der ihn weit nach links mitten in das hochspritzende Wasser bringt.

      Sergeant Harry Ducan springt mitten in den Graben, aber er hält sein Gewehr fest. Er bleibt auf den Beinen, obwohl er zuerst wild schwankt. Dann jedoch sieht er Quincy hochkommen, jenen Quincy, der aus dem Wasser auftaucht und den Ast in der Hand hält, einen dicken, prächtigen Ast.

      In der Sekunde, in der Ducan sicher ist, daß es kein Zufall gewesen ist, in der Sekunde, in der Quincy Morgen die dicken Arme mit dem dicken Ast hebt, in dieser Sekunde weiß Ducan alles.

      Der, denkt Ducan, der will mich mit dem Ast erschlagen.

      Und da reißt er das Gewehr herum. Er sieht das Bajonett blinken, er denkt an einen Knüppel, an eine Keule und an seine frühere Tätigkeit vor seiner Meldung zur Armee.

      Plötzlich, im Bruchteil einer Sekunde, erinnert sich Harry Ducan an die Tramps, jene kostenlosen Bahnmitfahrer, die ihn, den Zugbegleiter Harry Duncan aus Selma in Alabama, mehr als einmal mit einem Knüppel oder einem Messer bedroht haben. Zugbegleiter, das ist ungefähr der gefährlichste Beruf, den man sich bei der Bahn aussuchen kann.

      Und diese Sekunde, diese winzige Sekunde, in der er die Absicht Quincy Morgens errät, reicht aus, um Sergeant Ducan wieder in den Zugbegleiter zurückzuverwandeln, der sich seiner Haut blitzschnell wehren muß, der jeden Trick kennen muß, will er nicht selbst vom Zug fliegen.

      Sergeant Harry Ducan reißt mit einem kurzen Ruck sein Gewehr herum und sticht es nach vorn.

      Es ist eine reine Reflexbewegung, nichts als das, denn Harry Ducan ist schnell. Auf dem Gewehr steckt das lange, scharfgeschliffene Bajonett.

      Und die Spitze kommt nach vorn.

      Sergeant Harry Ducan stößt das Gewehr so weit nach vorn, daß die Spitze des Bajonetts genau auf den Hals von Quincy Morgen zeigt. Nur noch ein kleiner, fast spielerischer Ruck.

      Dann liegt die Bajonettspitze genau an Quincy Morgens Adamsapfel und macht in der Haut eine Delle.

      Quincy aber hat den Ast in der Hand und ist jäh erstarrt. Was immer seine Absicht gewesen ist, sie ist vereitelt worden. Die Bajonettspitze ruft ein unangenehmes Gefühl in Quincy wach und noch schrecklichere Vorstellungen.

      Ducan sagt nicht mal etwas, er steht breitbeinig ganz still und blickt Quincy nur groß und kalt an.

      Der, denkt Quincy, zaudert keine Sekunde. Zudem hat er die Hand am Abzug. Warum ist er nur nicht hineingefallen, warum ist er nicht eingetaucht?

      Das ist es. Ducan ist nicht hingefallen, er ist auf den Beinen geblieben, wenn er auch im Wasser ist, aber er steht.

      Das hat es entschieden.

      Das weiß auch Sam Kliburn, Sam, der auftaucht und entsetzt auf das Gewehr in der Hand von Ducan blickt.

      »Laß den Ast mal fallen, Morgen«, sagt Ducan ganz ruhig und kalt. »Ich würde ihn jetzt fallen lassen, verstehst du? Sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, daß du wirklich etwas versuchen wolltest. Du hast doch nicht etwa mit dem schönen Ast nach mir schlagen wollen, Seemann, wie?«

      Quincy würgt einmal, nun ist er wirklich sprachlos.

      »Nein«, sagt er stockheiser. »Natürlich nicht. Ich habe nie die Absicht gehabt. Ein Zufall, weiter nichts als ein Zufall. Ich habe nach einem Halt gegriffen, Sergeant.«

      »Nach einem Halt, soso, mein lieber Quincy Morgen. Es ist sicher auch ein Zufall gewesen, daß ihr beiden Banditen die Plätze getauscht habt, wie? Und auch Zufall, daß Kliburn, dieser verkommene Pferdedieb, gerade hier ausgerutscht ist. Alles Zufall, wie, Quincy Morgen? Dieser Zufall – dein Pech und deins, Kliburn – wird euch einige Tage ›Loch‹ einbringen. Und sicher noch ein oder zwei Monate mehr in diesem feinen Camp. So geht einem das mit den Zufällen, Quincy. Laß den Ast fallen. Morgen, hörst du nicht gut?«

      Quincy läßt den Ast fallen, Ducan geht auf die andere Böschung zu, steigt aus dem Wasser, tritt fest gegen die Böschung und klettert dann nach oben.

      »Also gut, Quincy«, sagt er träge. »Nun kommt mal beide heraus und kriecht weiter. Es sind nur noch fünfhundert Yards bis zu den Loren und Karren. Das ist doch keine Entfernung, denkt ihr nicht auch?«

      Er lächelt. Er lächelt so kalt und hart, daß Kliburn ein kalter Schauer über den Rücken rieselt. Sie kommen beide aus dem Graben und sehen vor sich die eine Hütte und die Loren. Droben ist der Damm, ein sinnloser Damm, aber was in diesem Krieg ist nicht sinnlos?

      Hinkriechen, denkt Kliburn, der läßt uns die ganze Strecke kriechen. Und dann drückt er uns jedem eine Schaufel in die Hand und läßt uns den ganzen Tag schaufeln. Kommen wir dann am Abend in das Camp zurück, dann wird er Meldung machen. Daraufhin werden Quincy und ich in das Loch wandern, nur Wassersuppe und eine Scheibe Maisbrot pro Tag erhalten. Es wird Mangroventee geben, kaum gesüßt, bitter wie Galle. Und Mücken natürlich,


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