Zum Kontinent des eisigen Südens. Erich von Drygalski

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Zum Kontinent des eisigen Südens - Erich von Drygalski


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wieder auf diese Bergmassen gerichtet, doch sollte es auch für Enzensperger nicht dazu kommen. Denn dieses wie andere hohe Ziele, die ihn beschäftigt hatten, wurden durch das furchtbare Schicksal, das ihn ereilte, zunichtegemacht.

      Auf unserem Gang hatten wir viele von unseren Hunden getroffen, die auf der Kaninchenjagd waren, von Raubmöwen, die schon Junge ausgebrütet hatten, umschwärmt, die besonders auf die jungen Hunde herniederstießen, um sie zu holen, stets aber erfolglos.

      Mit dem Januar hatte die Verstauung unserer Bagage begonnen. Die Kohlen an Land wurden in Säcke getan, diese unter der Aufsicht Otts mit einem Hundeschlitten über Acaenapolster zum Fjord gefahren und dort mit Booten zum Schiff verfrachtet; unser Naphthamotorboot »Leipzig« unter der Führung Stehrs bugsierte die Kohlenboote zum Schiff und zurück. Etwa 20 solcher Säcke machten eine Tonne aus und etwa 2 Tons gingen in ein Boot; 18 bis 20 Tons pro Tag ließen sich auf diese Weise hinüberschaffen. So war die Kohleneinnahme eine mühsame und zeitraubende Arbeit, doch ließ es sich nicht anders machen. Der »Tanglin« hatte zum Löschen der Kohlen unmittelbar am Ufer gelegen und sich mit ihm durch eine Landungsbrücke verbunden, was Kapitän Ruser jedoch wegen des größeren Tiefgangs des »Gauß« nicht versuchen wollte. Immerhin ging die Arbeit rüstig vonstatten, zeitweilig so schnell, dass die Leute an Bord die ihnen zugeführten Kohlen nicht schnell genug in die unteren Schiffsräume wegstauen konnten und die Arbeit dann unterbrochen werden musste, um ihnen Zeit zu lassen. Die größte hierbei erreichte Leistung ist wohl 500 Sack gleich 25 Tons an einem Tag gewesen.

      Mittlerweile gingen die Arbeiten an der Landstation ihren ruhigen Gang. Nachdem der Windschutz vor dem magnetischen Variationshaus beendigt war, wurde von den Zimmerleuten ein Schuppen zur Stapelung der Bagage an dem Ostgiebel des Wohnhauses erbaut, nach Norden hin zunächst offen, später aber, wie ich gehört habe, notwendigerweise auch dorthin noch geschützt. Dann ging es an die Aufstellung des magnetischen Beobachtungshauses für absolute Messungen, an die Einrichtung einer Landungsstelle für das Boot durch Spannung eines Drahtkabels quer über die kleine Bucht nördlich vom Wohnhaus, späterhin vervollständigt durch Anlage einer Landungsbrücke mithilfe von beschwerten Kisten. Die inneren Einrichtungen des Wohnhauses wurden durch Anbringung von Konsolen und Regalen ergänzt, auf denen die Bibliothek und die Instrumente Platz fanden. Schon am 8. Januar stand die meteorologische Hütte und kam in Betrieb.

      Schwierigkeiten machte allseitig die große Feuchtigkeit, die den Boden durchzog; ich merkte es bei der Aufstellung des astronomischen Instruments, mehr noch Dr. Luyken bei der Fundierung der magnetischen Registrierapparate in dem neuen Variationshaus. Der Boden war überall schwankend; er quoll und schob sich, wohin man ihn drückte.

      Im Variationshaus wurden deshalb Fundamente gebaut durch Einrammen von Holzpfählen und durch Schamottelagen dazwischen, wodurch eine genügend feste Aufstellung für die Instrumente erreicht wurde. Schlimmer war es mit der Aufstellung der Erdbodenthermometer, indem sich tatsächlich in der ganzen Umgebung des Hauses kein Ort fand, wo nicht schon in geringer Tiefe im Boden Wasser stand. Enzensperger beschloss daher mit Recht, die Bodenthermometer einfach in die wassererfüllten Löcher zu stellen, indem er von der Annahme ausging, dass er durch Temperaturmessungen in ihnen eben die natürlichen Verhältnisse auf den Kerguelen treffen werde. Um das Variationshaus wurde ein Graben gezogen, um ein Ansteigen der Feuchtigkeit innerhalb des Hauses zu verhindern; derselbe konnte aber nur einen bedingten Erfolg haben, weil das Grundwasser allseitig hoch stand und sich dort vom Felsen herabzog.

      Von besonderer Wichtigkeit waren magnetische Arbeiten, welche jetzt einmal darin bestanden, eine kleine Rundvermessung in der Umgebung der Station vorzunehmen, um den am wenigsten durch die vulkanischen Gesteine lokal gestörten Ort für die Aufstellung des absoluten Hauses kennenzulernen, sodann aber in Messungen auf den Inseln, zwischen welchen der »Gauß« zu den Bestimmungen der Schiffskonstanten gedreht hatte; Ersteres wurde durch die Herren Bidlingmaier und Luyken erledigt, während zu letzterem Zweck Bidlingmaier mit dem Zweiten Offizier Ott auszog. Sie hatten ursprünglich geplant, es mit Kajaks zu tun, doch hatte ich dem nicht zugestimmt, weil in dem schon genügend bekannten Kerguelenwetter die Verwendung von Kajaks in den äußeren Teilen des Sundes bedenklich erschien. Sie unternahmen die Tour deshalb auf der Naphthabarkasse »München«, welche zur Station gehörte, und wurden für den Anfang noch durch die andere Naphthabarkasse »Leipzig« bugsiert, bis sie günstigen Wind bekamen und segeln konnten, weil die Maschine von »München« momentan nicht verwendbar war. Verabredet war, dass sie jeden Abend um 9 Uhr von der Höhe derjenigen Insel, auf der sie sich gerade befanden, farbige Leuchtkugeln abschießen sollten, und zwar rote, wenn alles in Ordnung war, grüne dagegen, wenn sie Hilfe benötigten.

      Sie zogen mit Zuversicht hinaus, und man sah sie am Nachmittag des ersten Tages auf der Heughinsel arbeiten. Am Abend dieses und des nächsten Tages signalisierten sie rot; es war also alles in Ordnung. Dann aber kam in der Nacht auf den 10. ein Sturm, einer der schwersten, die wir gehabt hatten. Der Kapitän wurde in der Nacht gerufen, weil Bedenken bestanden, dass das Schiff sich losriss und ins Treiben geriet; es war derselbe Tag, an dem Herr Stehr mit der Naphthabarkasse »Leipzig« rettungslos davontrieb und die Einnahme von Kohlen eingestellt werden musste, weil kein Verkehr mit dem Land möglich war. Gazert war in einem Kajak fortgefahren und kam nur mit Mühe zurück; ich selbst brauchte vier Mann zum Rudern, weil ich ans Land kommen musste. An diesem Tag war auch unserer magnetischen Partie ein Unglück passiert, welches uns durch am Abend zur verabredeten Stunde von Blakeney Island emporsteigende grüne Leuchtkugeln kundgetan wurde.

      Wir antworteten vom »Gauß«, dass das Signal verstanden war, und am Morgen des 11. Januar zogen die Offiziere Vahsel und Stehr mit Dr. Gazert und dem kundigen Norweger Björvig auf der Naphthabarkasse »Leipzig« hinaus, um nach den Schiffbrüchigen zu sehen; sie fanden dieselben auf Blakeney Island selbst in gutem Wohlsein und noch zur Fortsetzung ihrer Arbeiten bereit; für die Nächte hatten sie noch nicht einmal den Schlafsack gebraucht. Wohl aber war ihr Boot zu Schaden gekommen. In der offenen Bucht, in welche sie es gelegt hatten, war das Ankertau im Sturm gerissen und es selbst auf die Felsen getrieben; dabei war die Schraube verbogen, eine Naphthazuflussröhre verletzt und ein Leck entstanden. Auch einige Sachen waren verloren gegangen. Da Bidlingmaier seine Arbeiten noch fortsetzen wollte, wurde zunächst nur Björvig zurückgelassen und ihnen selbst Abholung mit dem »Gauß« für den nächsten Tag versprochen, was denn auch am Sonntag, dem 12. Januar, geschah. Ihre Arbeit war inzwischen glücklich erledigt worden in elf Stationen auf drei verschiedenen Inseln.

      Das Wetter war auch in der Folgezeit anhaltend scheußlich; ozeanische Weststürme kamen und gingen, Kumuli jagten über die Felsen, verdichteten sich oben zu Nebel und verdeckten den Himmel. Das Schlimmste war die Plötzlichkeit dieser Wetterveränderungen. Die Stürme brachten aber auch Schnee, Regen und Hagel mit sich, sodass das Schiffsdeck mit Glatteis überzogen wurde, und alles dieses im Januar, dem Hochsommer der südlichen Halbkugel in einer Breite, wie sie im Norden dem südlichen Deutschland entspricht.

      Wir ließen uns aber nicht abhalten, auch weitere Touren zu machen. Die größte nahm Philippi vor, der dabei interessante Sammlungen an Gesteinen, glazialen Resten und vornehmlich auch Photographien mit heimbrachte. Vanhöffen machte eine Reihe von Exkursionen, fischte vom Schiff aus mit Netzen und Reusen im Sund und sammelte die an den großen Tangen festsitzenden Tiere.

      Von großen Tieren wurden Königspinguine gefunden und für die Sammlung gesichert; von kleineren nenne ich eine Nacktschnecke, die wahrscheinlich eingeschleppt und noch für dieses Gebiet neu war, sowie zahlreiche Insekten von der Art unserer Fliegen, hier aber vielfach flügellos oder mit Flügelrudimenten wie auf den Crozetinseln, daher je nach ihrer Bewegungsart in unseren Diskussionen nicht mehr als Fliege, sondern als Gehe, Hüpfe, Falle oder Springe bezeichnet.

      Ich selbst führte in den Tagen um den 20. Januar Schwerkraftsbestimmungen aus, und zwar im Zelt, wobei ich mehrfach unter den Stürmen mit ihren Schnee- und Regenschauern zu leiden hatte, die am 18. Januar so stark gewesen waren, dass Bidlingmaiers Zelt, in dem er magnetische Beobachtungen machte, zusammenbrach und Luykens Variationshaus, das mit Weber-Falkenbergscher Leinwand umnagelt war, von dieser entblößt wurde, während mein Pendelzelt glücklicherweise hielt. Ich wurde nur insofern in Mitleidenschaft gezogen, als der Erste Offizier Lerche, der mich zum Schiff hinüberholen sollte, mit dem Boot an der üblichen Landzunge strandete, sodass wir mehrere Stunden unfreiwilligen Aufenthalt


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