Stolz und Vorurteil. Джейн Остин

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Stolz und Vorurteil - Джейн Остин


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es mir ein­fal­len, Ne­ther­field ver­las­sen zu wol­len, dann wür­de ich wahr­schein­lich in­ner­halb von fünf Mi­nu­ten schon fort sein. Im Au­gen­blick füh­le ich mich je­doch sehr seß­haft hier.«

      »Gera­de so habe ich Sie ein­ge­schätzt«, sag­te Eli­sa­beth.

      »Sie fan­gen schon an, mich zu durch­schau­en?« frag­te er sie lä­chelnd.

      »Oh ja – ich glau­be, Sie voll­kom­men zu ken­nen.«

      »Ich wür­de das ja gern als ein Kom­pli­ment auf­fas­sen. Aber es ist doch ziem­lich er­bärm­lich, sich so leicht durch­schau­en zu las­sen.«

      »Wie man’s nimmt; es ist, fin­de ich, gar nicht ge­sagt, dass ein schwie­ri­ger Cha­rak­ter bes­ser oder schlech­ter sein muss als der Ihre.«

      »Liz­zy!« rief Mrs. Ben­net er­mah­nend, »ver­giss nicht, wo du dich be­fin­dest, und lass dich hier nicht so hem­mungs­los ge­hen, wie man es dir zu Hau­se be­dau­er­li­cher­wei­se er­laubt.«

      »Ich wuss­te gar nicht«, fiel Bingley so­gleich ein, »dass Sie Cha­rak­tere zu le­sen ver­ste­hen. Es muss eine recht amüsan­te Be­schäf­ti­gung sein.«

      »Ja, und am amüsan­tes­ten sind die schwie­ri­gen Fäl­le. Den einen Vor­teil ha­ben sie.«

      »Auf dem Lan­de«, misch­te sich jetzt Dar­cy in die Un­ter­hal­tung, »wer­den Sie wohl schwer­lich sehr viel Ge­le­gen­heit er­hal­ten, Ihre Stu­di­en zu trei­ben. Die Ge­sell­schaft hier ist doch recht gleich­för­mig und eng be­grenzt.«

      »Aber alle Men­schen än­dern sich so sehr in sich selbst, dass man stän­dig Neu­es an ih­nen ent­de­cken kann.«

      »Al­ler­dings!« rief Mrs. Ben­net, die sich durch die Art, wie er über die länd­li­che Ge­sell­schaft ge­spro­chen hat­te, per­sön­lich ge­kränkt fühl­te. »Al­ler­dings! Sie kön­nen mir glau­ben, das kann man hier auf dem Lan­de ge­nau so er­le­ben wie in der Stadt.«

      Nie­mand war auf einen sol­chen Aus­bruch ge­fasst ge­we­sen, und Dar­cy wand­te sich schwei­gend ab. Mrs. Ben­net nutz­te den ver­meint­li­chen Sieg über ihn zu ei­nem wei­te­ren Tri­umph aus.

      »Ich weiß über­haupt nicht, worin der viel­ge­rühm­te Vor­zug Lon­d­ons be­ste­hen soll; etwa in den paar Ge­schäf­ten und Ver­gnü­gungs­stät­ten? Das Le­ben auf dem Lan­de ist doch un­ver­gleich­lich viel an­ge­neh­mer als das in der Stadt; fin­den Sie nicht auch, Mr. Bingley?«

      »Wenn ich mich auf dem Lan­de be­fin­de«, ent­geg­ne­te er, »möch­te ich es nie wie­der ver­las­sen; doch wenn ich in der Stadt bin, geht es mir auch nicht viel an­ders. Bei­des hat sei­ne Vor­tei­le, und ich füh­le mich hier wie dort zu Hau­se.«

      »Sie ha­ben eben die rich­ti­ge Ein­stel­lung. Aber der Herr dort«, und sie blick­te zu Dar­cy hin­über, »schi­en das Le­ben auf dem Lan­de für gar nichts zu er­ach­ten.«

      »Du irrst dich, Mut­ter«, sag­te Eli­sa­beth, die an­fing, sich für ihre Mut­ter zu schä­men. »Du hast Mr. Dar­cy ganz falsch ver­stan­den. Er woll­te nur sa­gen, dass man auf dem Lan­de nicht so vie­le und so ver­schie­de­ne Men­schen an­trifft wie in der Stadt; und dar­in musst du ihm doch recht ge­ben.«

      »Ge­wiss, Lieb­ling, das hat auch nie­mand be­haup­tet. Aber was die An­zahl be­trifft – ich glau­be nicht, dass es ir­gend­wo sonst einen so großen ge­sel­li­gen Kreis gibt wie ge­ra­de hier bei uns. Wir zum Bei­spiel ver­keh­ren in min­des­tens zwei Dut­zend Fa­mi­li­en!«

      Nur aus Rück­sicht auf Eli­sa­beth ge­lang es Bingley, sei­nen Ernst hier­bei zu wah­ren. Sei­ne Schwes­ter war we­ni­ger fein­füh­lend und rich­te­te ih­ren Blick mit ei­nem viel­sa­gen­den Lä­cheln auf Dar­cy. In der Hoff­nung, ihre Mut­ter auf an­de­re Ge­dan­ken zu brin­gen, frag­te Eli­sa­beth, ob Char­lot­te Lu­cas seit ih­rer Ab­we­sen­heit ein­mal da­ge­we­sen wäre.

      »Ja, sie be­such­te uns ges­tern mit ih­rem Va­ter. Ein un­ge­wöhn­lich net­ter Mensch, die­ser Sir Wil­liam! Fin­den Sie das nicht auch, Mr. Bingley? So ganz der Mann von Welt: vor­nehm und un­ge­zwun­gen; im­mer weiß er je­dem et­was Net­tes zu sa­gen. Das ver­ste­he ich un­ter Wohl­er­zo­gen­heit; und die Leu­te, die sich so wich­tig vor­kom­men, dass sie nicht ein­mal ih­ren Mund auf­ma­chen kön­nen, die ver­ken­nen völ­lig, dass sie auf falschem Wege sind.«

      »Blieb Char­lot­te zum Es­sen?«

      »Nein, sie woll­te durch­aus nach Hau­se. Ich neh­me an, man brauch­te sie in der Kü­che. Bei mir, Mr. Bingley, müs­sen das die Dienst­bo­ten tun. Mei­ne Töch­ter sind an­ders er­zo­gen wor­den. Aber je­der nach sei­nem Ge­schmack, und die Lu­cas-Töch­ter sind wirk­lich sehr lie­be Mäd­chen. Zu scha­de, dass sie nicht hübsch sind! Nicht, dass ich Char­lot­te nichts­sa­gend fin­de – aber sie ist ja auch un­se­re liebs­te Freun­din!«

      »Sie schi­en mir eine sehr net­te jun­ge Dame zu sein«, sag­te Bingley.

      »Oh ja, ge­wiss; aber Sie müs­sen zu­ge­ben, sie sieht un­be­deu­tend aus. Lady Lu­cas sagt es selbst oft ge­nug und be­nei­det mich um Ja­nes gu­tes Äu­ße­re. Ich möch­te nicht in den Feh­ler ver­fal­len, mei­ne ei­ge­nen Kin­der her­aus­strei­chen zu wol­len, aber ein so hüb­sches Mäd­chen wie Jane fin­det man nicht häu­fig. Ich wie­der­ho­le nur, was alle sa­gen; mei­nem ei­ge­nen Ur­teil wür­de ich na­tür­lich nicht ver­trau­en. Als sie erst fünf­zehn Jah­re alt war, ver­lieb­te sich ein Be­kann­ter mei­nes Bru­ders in Lon­don so sehr in sie, dass mei­ne Schwä­ge­rin täg­lich einen An­trag er­war­te­te. Doch bis wir ab­reis­ten, wur­de nichts dar­aus. Vi­el­leicht fand er sie zu jung. Im­mer­hin, er schrieb ein paar Ge­dich­te über sie, und die wa­ren gar nicht schlecht!«

      »Und da­mit en­de­te sei­ne Lie­be«, un­ter­brach Eli­sa­beth un­ge­dul­dig. »Wahr­schein­lich nicht die ers­te, über die ein Ge­dicht hin­weg­ge­hol­fen hat. Wer hat wohl zu­erst die Ent­de­ckung ge­macht, dass Poe­sie ge­gen Lie­be hilft?«

      »Ich hat­te bis­her an­ge­nom­men, dass Poe­sie die Nah­rung der Lie­be sei«, mein­te Dar­cy.

      »Wenn die Lie­be kräf­tig und ge­sund ist, viel­leicht. Was ge­sund ist, kann auf je­dem Bo­den ge­dei­hen. Ist aber die Lie­be le­dig­lich eine schwäch­li­che, krän­keln­de Art Zu­nei­gung, dann be­darf es bloß ei­nes schö­nes So­netts, um sie en­den zu las­sen.«

      Dar­cy lä­chel­te nur; und Eli­sa­beth fürch­te­te, ihre Mut­ter möch­te sich in der Pau­se, die folg­te, von Neu­em eine Blö­ße ge­ben. Sie über­leg­te krampf­haft, was sie noch sa­gen könn­te, aber ihr woll­te gar nichts ein­fal­len; und bald setz­te Mrs. Ben­net auch wie­der mit er­neu­ten Dan­kes­be­zeu­gun­gen ein, de­nen sie die­ses Mal auch noch eine Ent­schul­di­gung für die Mühe an­füg­te, die au­ßer­dem noch Liz­zy ma­che. Bingley ant­wor­te­te ihr freund­lich und höf­lich wie im­mer und zwang sei­ne Schwes­ter, eben­falls höf­lich zu sein. Das fiel Ca­ro­li­ne sehr schwer, und sie gab sich auch kei­ne große Mühe, ihre Ge­ring­schät­zung zu ver­ber­gen. Aber Mrs. Ben­net schi­en über ih­ren Be­such hoch­be­frie­digt und ließ bald dar­auf den Wa­gen an­span­nen. Auf die­ses Zei­chen schie­nen die bei­den jün­ge­ren Mäd­chen ge­war­tet zu ha­ben; sie hat­ten schon wäh­rend des gan­zen Be­su­ches et­was mit­ein­an­der zu flüs­tern ge­habt, und das Er­geb­nis war, dass die Jüngs­te Mr. Bingley an den Ball er­in­nern soll­te, den er auf Ne­ther­field ge­ben woll­te.

      Ly­dia


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