Stolz und Vorurteil. Джейн Остин

Читать онлайн книгу.

Stolz und Vorurteil - Джейн Остин


Скачать книгу
wird sie sich leicht um die Ge­le­gen­heit brin­gen, die­se Ge­füh­le ei­nes Ta­ges aus­drücken zu dür­fen; und der Trost, dass die Welt ja nichts da­von er­fah­ren hat, scheint mir sehr schwach zu sein. In fast je­der Lie­be steckt ein klei­ner Kern von Ei­tel­keit oder Dank­bar­keit, und den soll­te man nicht sich selbst über­las­sen. Wir ma­chen alle den ers­ten Schritt ganz un­be­fan­gen – dass man einen Men­schen ei­nem an­de­ren vor­zieht, ist meist selbst­ver­ständ­lich; aber nur die we­nigs­ten von uns ha­ben ein Herz, das groß ge­nug ist, um ohne Er­mun­te­rung und Nach­hil­fe zu lie­ben. In neun von zehn Fäl­len ist es rat­sam für eine Frau, eher mehr zu zei­gen, als sie fühlt. Bingley mag dei­ne Schwes­ter ganz ohne Zwei­fel; doch wenn sie ihm nicht wei­ter­hilft, wird er viel­leicht nie et­was an­de­res tun, als sie nur mö­gen.«

      »Aber sie tut ja schon so viel, wie ihre Na­tur es ihr er­laubt. Wenn ich ihre Zu­nei­gung ent­de­cken kann, dann muss er schon sehr dumm sein, wenn er nicht das­sel­be ent­deckt.«

      »Ver­giss nicht, Liz­zy, dass er Ja­nes Art nicht so gut kennt wie du.«

      »Wenn eine Frau einen Mann be­wun­dert und ihre Be­wun­de­rung nicht be­wusst ver­birgt, dann muss er es schon selbst mer­ken.«

      »Vi­el­leicht ja, wenn er sie oft ge­nug zu se­hen be­kommt. Bingley und Jane kom­men ja recht häu­fig zu­sam­men, aber ers­tens nie­mals sehr lan­ge auf ein­mal und dann auch nur auf großen Ge­sell­schaf­ten, und da kannst du nicht ver­lan­gen, dass sie je­den Au­gen­blick nur mit­ein­an­der re­den. Jane soll­te da­her jede Vier­tel­stun­de aus­nut­zen, in der sie ein we­nig un­ge­stört sind. Ist sie sei­ner erst si­cher, dann ist im­mer noch Zeit ge­nug, um sich gründ­lich zu ver­lie­ben.«

      »Der Plan ist nicht schlecht«, er­wi­der­te Eli­sa­beth, »aber nur für den Fall ei­ner Hei­rat um je­den Preis; han­del­te es sich bloß dar­um, einen rei­chen Mann oder über­haupt einen Mann zu be­kom­men, dann wür­de ich wahr­schein­lich auch nicht an­ders vor­ge­hen. Aber so et­was steckt nicht hin­ter Ja­nes Ge­füh­len; sie ver­folgt kei­nen Zweck und kei­ne Ab­sicht. Bis jetzt weiß sie selbst wahr­schein­lich nicht, wie weit ihre Nei­gung geht, und noch we­ni­ger hat sie über Ver­nunft oder Un­ver­nunft nach­ge­dacht. Sie kennt ihn erst seit zwei Wo­chen; sie hat vier­mal mit ihm in Me­ry­ton ge­tanzt; sie war ein­mal bei ihm zu Hau­se und hat auf vier Abend­ge­sell­schaf­ten mit ihm an ei­nem Tisch ge­ses­sen. Das dürf­te kaum ge­nü­gen, um ihn nä­her ken­nen­zu­ler­nen.«

      »Nein; we­nigs­tens nicht, wenn es sich so ver­hiel­te, wie du eben sag­test. Hät­te sie nur mit ihm zu­sam­men ge­ges­sen, dann könn­te sie heu­te bes­ten­falls et­was über sei­nen Ap­pe­tit er­fah­ren ha­ben; aber sie ha­ben ja vier gan­ze Aben­de mit­ein­an­der in Ge­sell­schaft ver­bracht – und vier lan­ge Aben­de kön­nen man­ches zu­we­ge brin­gen!«

      »Si­cher; die vier Aben­de ha­ben ih­nen Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, ihre ge­gen­sei­ti­ge Vor­lie­be für ein be­stimm­tes Kar­ten­spiel fest­zu­stel­len. Aber was ihre sons­ti­gen Cha­rak­ter­merk­ma­le an­langt, glau­be ich nicht, dass sich sehr viel ge­klärt hat.«

      »Nun, ei­ner­lei«, mein­te Char­lot­te, »ich wün­sche Jane von gan­zem Her­zen Er­folg; und ich glau­be nicht, dass sie eine ge­rin­ge­re Aus­sicht hat, glück­lich zu wer­den, wenn sie ihn mor­gen hei­ra­ten soll­te, als wenn sie sei­nen Cha­rak­ter erst ein Jahr lang stu­die­ren woll­te. Glück in der Ehe ist so­wie­so nur von Zu­fäl­lig­kei­ten ab­hän­gig. Zwei Leu­te kön­nen sich noch so gut ge­kannt ha­ben, kön­nen noch so viel mit­ein­an­der ge­mein ge­habt ha­ben, auf das Glück­lich­wer­den hat das nicht den ge­rings­ten Ein­fluss. Der eine oder an­de­re von ih­nen wird sich im­mer ge­nü­gend ver­än­dern, um bei­den ihr Teil Kum­mer und Är­ger zu si­chern; und da zie­he ich es doch vor, von vorn­her­ein mög­lichst we­nig über die schlech­ten Ei­gen­schaf­ten des Man­nes zu er­fah­ren, mit dem ich mein gan­zes Le­ben ver­brin­gen muss.«

      »Das ist ein gu­ter Scherz, Char­lot­te; aber ernst kann ich das nicht neh­men. Du kannst das doch sel­ber nicht, und du weißt, dass du nie nach sol­chen Grund­sät­zen han­deln wür­dest.«

      Eli­sa­beth war so eif­rig da­mit be­schäf­tigt, Mr. Bingley’s Auf­merk­sam­kei­ten ge­gen Jane zu be­ob­ach­ten, dass ihr das In­ter­es­se voll­kom­men ent­ging, das sein Freund für sie zu emp­fin­den be­gann. An­fangs woll­te Dar­cy sie nicht ein­mal als hübsch gel­ten las­sen; auf dem Ball hat­te er sie voll Gleich­gül­tig­keit an­ge­schaut; und als sie sich da­nach wie­der tra­fen, hat­ten sei­ne Au­gen sie höchs­tens kri­tisch ge­streift. Aber kaum war er sich dar­über im Kla­ren – und hat­te er es sei­nen Freun­den klar­ge­macht –, dass sie ein fast völ­lig un­in­ter­essan­tes Ge­sicht be­saß, als er ent­deck­te, dass die­ses Ge­sicht un­ge­wöhn­lich in­tel­li­gen­te Züge trug, die von dem wun­der­ba­ren Aus­druck der dunklen Au­gen noch un­ter­stri­chen wur­den. Die­ser Ent­de­ckung folg­ten an­de­re, ähn­lich ver­drieß­li­che. Ob­gleich sein kri­ti­sches Auge mehr als ein Merk­mal ver­misst zu ha­ben glaub­te, das für eine voll­kom­me­ne Kör­per­har­mo­nie un­er­läss­lich war, muss­te er sich jetzt ein­ge­ste­hen, dass ihre Fi­gur schlank und an­spre­chend war; und wo er frü­her ihr un­ge­wand­tes Auf­tre­ten be­tont hat­te, wur­de er jetzt durch die na­tür­li­che Hei­ter­keit ih­res We­sens an­ge­zo­gen. Aber hier­von wuss­te sie nichts; für sie war er ein Mann, der sich über­all un­be­liebt mach­te und der sie nicht für hübsch ge­nug er­ach­tet hat­te, um mit ihr zu tan­zen.

      Er ver­spür­te den Wunsch, sie nä­her ken­nen­zu­ler­nen, und gleich­sam als Vor­stu­fe zu ei­ner ei­ge­nen Un­ter­hal­tung mit ihr, fing er an, ih­ren Ge­sprä­chen mit an­de­ren zu­zu­hö­ren. Erst da­durch wur­de ihre Auf­merk­sam­keit wach.

      Das war auf ei­ner großen Ge­sell­schaft bei Sir Wil­liam Lu­cas. »Was denkt sich denn die­ser Mr. Dar­cy«, frag­te Eli­sa­beth ihre Freun­din, »dass er sich her­stellt und mei­ner Un­ter­hal­tung mit Oberst Fors­ter zu­hört?«

      »Auf die­se Fra­ge wird dir wohl nur Mr. Dar­cy selbst ant­wor­ten kön­nen.«

      »Wenn er es wie­der tun soll­te, dann wer­de ich ihm zei­gen, dass ich weiß, wo­für ich ihn zu hal­ten habe. Er hat einen schreck­lich zy­ni­schen Aus­druck in den Au­gen, und wenn ich ihm nicht selbst zu­erst mei­ne Mei­nung sage, be­kom­me ich noch Angst vor ihm.«

      Als er sich ih­nen bald dar­auf nä­her­te, ohne an­schei­nend je­doch et­was sa­gen zu wol­len, for­der­te Char­lot­te ihre Freun­din her­aus, ihr Wort zu hal­ten, und es be­durf­te nur die­ser Er­mun­te­rung, dass Eli­sa­beth sich an ihn wand­te und sag­te:

      »Fan­den Sie nicht auch, Mr. Dar­cy, dass ich mich so­eben recht ge­schickt aus­ge­drückt habe, als ich Co­lo­nel Fors­ter da­mit neck­te, er müs­se doch einen Ball bei sich ver­an­stal­ten?«

      »Nun, min­des­tens sehr deut­lich – aber bei dem The­ma wer­den Da­men ja im­mer sehr deut­lich.«

      »Sie sind sehr bos­haft ge­gen uns.«

      »Jetzt bist du an der Rei­he, gen­eckt zu wer­den«, un­ter­brach ihre Freun­din. »Ich wer­de das Kla­vier auf­ma­chen, und du weißt, was du dann zu tun hast.«

      »Für eine Freun­din bist du ein ko­mi­sches Ge­schöpf – im­mer willst du, dass ich vor al­len Leu­ten und bei je­der Ge­le­gen­heit sin­ge und spie­le! Wenn mei­ne Ei­tel­keit mu­si­ka­lisch wäre, könn­te ich ohne dich nicht aus­kom­men;


Скачать книгу