Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen


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den Landarzt falsch verstanden hatte. Vielleicht hatte er eine neue Apothekerin gemeint?

      Die Frau begrüßte sie mit pro­fessionellem selbstbewusstem Lächeln.

      »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sie sich.

      Sie trug Schmuck, hatte rosa lackierte Fingernägel. Das konnte sie sich eigentlich doch nur als Chefin leisten. Wenn sie und Angela bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber so in dessen Apotheke erschienen wären, hätten sie mittags die Kündigung in der Tasche gehabt.

      »Ich …« Sie musste wieder kurz husten. »Ich hätte gern Hustenbonbons.«

      »Gern.« Die hübsche Dunkelhaarige griff in die Schublade, legte ihr das Verlangte auf die Ladentheke und nannte den Preis.

      »Haben Sie auch etwas auf Kräuterbasis? Reine Natur, meine ich?«, erkundigte sie sich freundlich, was ihr jedoch ein bisschen schwerfiel.

      Die junge Frau war ihr eher unsympathisch. Zu hochnäsig.

      Und sie ihr wahrscheinlich auch. So etwas beruhte meistens auf Gegenseitigkeit.

      »Im Moment nicht. Ich warte auf eine neue Lieferung«, lautete die Antwort.

      Ich warte … Kein Zweifel, der angebliche Apotheker war eine Apothekerin. Nein, hier brauche ich meine Produkte gar nicht anzubieten, sagte sie sich. Mit dieser Person komme ich nicht klar.

      Sie hob den Kopf, lächelte die Frau hinter der Ladentheke an und war sich bewusst darüber, dass ihr Lächeln ziemlich kühl ausfiel.

      »Haben Sie vielen Dank«, sagte sie. »Aber dieses Medikament möchte ich nicht.«

      »Dann eben nicht«, erwiderte die Braunhaarige schnippisch.

      Claudia verabschiedete sich, drehte sich um und öffnete die schwere Holztür.

      »Warten Sie bitte …«, hielt sie da eine Männerstimme zurück.

      Bevor sie sich nochmals umdrehte, wusste sie schon, wem diese Stimme gehörte.

      Ihr Herz veränderte seinen Rhythmus. Es begann, schneller zu schlagen. Und dann sah sie mitten in ein paar unverschämt blaue Augen, die freudig aufblinkten.

      *

      Dr. Thomas Brandler hatte im Hinterraum der Apotheke jede Menge zu tun. Er war gerade dabei, das Sortiment zu erweitern, blätterte in den Katalogen der Großhändler, telefonierte und räumte neue Ware aus. Maja stand ihm dabei zur Seite. Für seinen Geschmack ein bisschen zu emsig. Es war nicht zu übersehen, dass sie Eindruck auf ihn machen wollte.

      Er hatte die Apothekenhelferin, eine Verwandte des ehemaligen Eigentümers, übernommen. In dieser Geste hatte er durchaus Vorteile für sich gesehen. Maja stammte aus dem Ort und kannte viele Kunden. Nach wenigen Tagen schon fragte er sich jedoch, ob diese Entscheidung richtig gewesen war. Maja flirtete mit ihm. Nicht dezent, nein, sehr offensichtlich und forsch. Hatte er sie in Jeans und einfachem Shirt kennengelernt, erschien sie jetzt morgens so gestylt, als würde sie in die Disco gehen wollen. Er fand ihr Verhalten völlig unangemessen, hatte sich jedoch dazu noch nicht geäußert. Natürlich wollte er keine Probleme mit ihr haben, obwohl er genau diese bereits am Horizont wie dicke schwarze Wolken aufziehen sah.

      Als die Türglocke anschlug, hatte er Maja gebeten, nach vorn zu gehen, froh darüber, von ihrem schweren Parfümduft für ein paar Minuten befreit zu sein. Und dann hatte er diese Stimme gehört, die in seinen Ohren noch nachgeklungen war. So, wie er auch immer noch das hübsche, klar geschnittene Frauengesicht mit den blitzenden schwarzen Augen und dem hinreißenden Lächeln, das ihre zierliche Nase krauste, vor sich sah.

      Und jetzt schaute er in ihre Augen, die ihn erstaunt und verwirrt zugleich ansahen.

      »Sie?«, fragte die junge Frau ihn.

      Mit den kurzen Stiefeln, der Jeans, dem karierten Hemd und dem Kurzhaarschnitt sah sie aus wie ein Junge, wenn da nicht ihre atemberaubende Figur gewesen wäre. Endlos lange Beine, ein hübscher Po … Sie war schlank und trotzdem sehr, sehr weiblich. Viel mehr als ihr Äußeres jedoch faszinierte ihn ihre Ausstrahlung. Er spürte die Wärme, die von ihr ausging. Ihm gefiel ihr herzliches zutrauliches Lächeln, mit dem sie ihm jetzt auch wieder begegnete. Sie strahlte zugleich Stärke und Stolz wie auch eine eigenartige Verwundbarkeit aus. Rundum eine verwirrende Mischung.

      »Hallo«, sagte er.

      »Hallo.«

      Sie sahen sich immer noch an, und er fühlte sich von ihren schwarzen Augen wie gefangen. Ihr Blick war offen und warm, anders als der von Maja, der der Hunger nach ihm in den Augen geschrieben stand. Die Luft im Raum begann, sich zu verdichten, lud sich elektrisch auf. Immer noch berührten sich ihre Blicke, immer noch lächelten sie einander an, unfähig, sich so schnell einen vernünftigen Satz einfallen zu lassen. Und während dieser wenigen Sekunden hatte Thomas das Gefühl, die Welt würde den Atem anhalten. Alles Vergangene, ja, sogar die Gegenwart, rückte in weite Ferne. Die Zukunft begann. Und diese Zukunft schien in erster Linie von einer bezaubernden Kundin mit schwarzen lebendigen Augen bestimmt zu werden.

      *

      »Herr Dr. Brandler?« Majas Stimme, sie klang kühl, wie ihm vorkam, weckte ihn aus diesem tranceartigen Zustand.

      »Würden Sie bitte hinten die Kisten weiter ausräumen?«, sagte er zu seiner Angestellten.

      Er siezte sie, um Distanz zu signalisieren, was er bei einem anderem Frauentyp in ihrem Alter nicht getan hätte. Maja war noch so jung.

      Die junge Frau hob das Kinn. Ein wütender Blick traf ihn. Dann nickte sie und verschwand wortlos hinter dem Vorhang.

      Sie ist eifersüchtig, schoss es ihm durch den Kopf. Kein Wunder, wahrscheinlich hatte selbst sie die Schwingungen im Raum bemerkt, die zwischen ihm und der Schwarzhaarigen hin und her gingen. Egal, sagte er sich, sah seine Kundin wieder an und lächelte.

      »Das ist ja ein Zufall«, begann er das Gespräch, zu seiner eigenen Verärgerung ziemlich ungeschmeidig.

      Er war doch sonst im Umgang mit Frauen nicht gehemmt.

      *

      In Claudias Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander. Sie konnte keinen von ihnen richtig fassen. Zu überrumpelt fühlte sie sich. Dass der gut aussehende und sympathische Jogger, dessen Gesicht sie tagelang vor dem inneren Auge gehabt hatte, der Apotheker aus Ruhweiler war, irritierte sie zutiefst. Unmöglich konnte sie ihm den Grund ihres Besuches nennen. Sie wollte ihm gegenüber nicht als Bittstellerin auftreten. Genauso wenig wollte sie ihn in die Situation bringen, sich für ihre Produkte interessieren zu müssen. Vielleicht gehörte er zu den Pharmazeuten, die Naturprodukte ablehnten.

      Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie allein durch diese Bewegung all diese Gedanken abwerfen.

      »Ja, das ist wirklich ein Zufall«, ging sie auf seine Bemerkung ein. »Ich wollte Hustenpastillen kaufen. Auf Kräuterbasis«, fügte sie hinzu.

      »Sie müssen entschuldigen, aber die kommen erst morgen. Ich bin gerade dabei, mein Sortiment einzurichten. Ich habe die Apotheke erst vor wenigen Tagen übernommen«, erklärte er ihr mit entschuldigendem Lächeln.

      »Ja? Dann wohnen Sie also auch erst seit Kurzem hier?«, fragte sie in der Hoffnung, einen Gesprächsanknüpfpunkt mit ihm zu haben.

      »Erst seit einer Woche. Im oberen Stockwerk«, erwiderte er blinzelnd.

      »Mit Blick auf Straße und Hinterhof.« Sie blinzelte vergnügt zurück.

      Beide lachten.

      »Und? Haben Sie sich schon eingelebt?«, fragte er.

      »Die herrliche Landschaft und die netten Leute im Tal machen es einem ja leicht«, gab sie zur Antwort. »Aber Sie kennen das ja«, fuhr sie fort aus Angst, es könnte eine Gesprächspause aufkommen. »Es dauert seine Zeit, bis man mal alles an seinem Platz hat.«

      Sein warm klingendes Lachen ging ihr durch und durch. »Und wie ich das kenne. Zurzeit lebe ich noch aus Taschen und Koffern.«

      »Diesbezüglich bin ich


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