Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen
Читать онлайн книгу.Blick, sagten jedoch nichts dazu.
Warte, Jenny, wenn wir allein sind, drohte sie ihrer jüngeren Schwester im Stillen nun doch grimmig.
Wenn Monika Häferle sich körperlich gut fühlte, konnte sie sehr unterhaltsam und lustig sein. So bestritt sie auch an diesem Morgen die Unterhaltung beim Frühstück, und es gelang ihr sogar auch, die Laune ihrer Jüngsten zu heben.
»Ich räume heute ab«, bot sich diese dann auch tatsächlich an, als alle fertig waren.
Im nächsten Moment klingelte Angelas Handy, dass sie vorsichtshalber mit ins Elternhaus hinüber genommen hatte, in der Erwartung, dass Christian könnte sich meldete.
»Entschuldigt«, sagte sie und wollte schon die Küche verlassen, da fiel ihrer Schwester ein: »Ich habe doch keine Zeit abzuräumen. Ich muss noch was für die Schule tun.«
»Lass stehen, ich bin gleich wieder da«, sagte sie hastig und trat in den Flur hinaus.
Christian, las sie auf dem Display. Seine Nummer hatte sie noch vor dem Schlafengehen in ihr Funktelefon eingespeichert.
»Guten Morgen«, hörte sie ihn nun fröhlich sagen.
Seine tiefe Stimme ließ ihr Herz gleich wieder schneller schlagen.
»Guten Morgen«, erwiderte sie, während sie in Richtung Büro ging, dessen Tür sie fest hinter sich schloss.
»Zuerst einmal zu dem gestrigen Abend«, begann Christian in zärtlichem Ton. »Ich fühle mich noch ganz benommen. Du bist, du bist eine unheimlich tolle Frau. Noch nie habe ich mich mit einer Frau so gut unterhalten wie gestern mit dir. Und dein Humor, deine Art, dich beim Reden zu bewegen, deine Stimme …«
Angela schloss wie verzaubert die Augen, ließ sich von seinen wunderschönen Worten und dieser erotisierenden Männerstimme einhüllen. Sie fühlte sich in einem Kokon, in dem sie mit Christian allein war, der nur ihnen beiden gehörte.
Aus diesem Kokon wurde sie jedoch schnell wieder herausgerissen, als sich die Bürotür öffnete.
Axel Häferle steckte den Kopf ins Zimmer. »Mutter lässt fragen, ob du ihr mal gerade helfen kannst.«
Angela warf ihrem Vater ein Nicken zu.
»Gleich«, flüsterte sie in seine Richtung.
Ihr Vater zögerte deutlich, gab sich dann jedoch mit ihrer Antwort zufrieden und verschwand wieder. Die Tür sollte nicht lange geschlossen bleiben. Als Nächste erschien Jenny im Büro.
»Ich suche mein blaues Shirt mit den Delfinen«, sagte sie überlaut. »Hast du das noch nicht gebügelt?«
In Angela kochte das Blut hoch.
Typisch Jenny.
»Ich komme gleich. Mach bitte die Tür hinter dir zu.«
»Ich will aber …« Jennys rundes Gesicht färbte sich rot.
Schnell legte sie die Hand aufs Handy und zischte: »Gleich, habe ich gesagt, und jetzt raus hier.«
Nur selten ging sie so mit dem Teenager um, aber in diesem Moment wollte sie keine Nachsicht gelten lassen. Zu deutlich zeigte ihr Jenny, dass sie sie ganz bewusst stören wollte.
»Störe ich?«, hörte sie Christian nun am anderen Ende der Leitung fragen.
»Nein, nein«, versicherte sie ihm hastig. »Meine Schwester suchte nur etwas.«
»Wir müssen ja jetzt auch nicht so lange telefonieren«, lenkte ihr Traummann ein. »Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob und wann wir uns heute sehen.«
»Dass wir uns treffen, hatten wir gestern oder vielmehr heute in der Früh beschlossen«, erwiderte sie lächelnd.
»Super. Ich freue mich. Soll ich zu dir nach Ruhweiler kommen, damit du die Fahrt nicht noch einmal machen musst?«
»Ich komme nach Freiburg hinunter«, antwortete sie viel zu schnell.
»Von mir aus gern. Dann können wir ein bisschen bummeln, irgendwo einen Wein trinken, etwas essen …«
»O ja.«
Ihr Herz weitete sich bei der Aussicht, schon in wenigen Stunden mit Christian durch Freiburgs Gassen schlendern zu können. Vielleicht Arm in Arm?
»Um wie viel Uhr?«, fragte er.
Blitzschnell zählte sie in Erinnerung auf, was sie heute noch alles zu erledigen hatte. Bügeln, Buchführung, in der Tankstelle nach dem Rechten sehen, wo sonntags von morgens acht Uhr eine Aushilfe arbeitete. Der einzige Tag, an dem sich ihre Eltern einen solchen Luxus erlaubten, oder besser gesagt, ihrer älteren Tochter.
»Siebzehn Uhr?«, schlug sie vor.
»Perfekt«, stimmte Christian ihr zu. »Ich kann es kaum erwarten.«
*
Ab Mittag spürte Angela, wie ihre Kopfschmerzen zurückkamen. Als sie vom Schreibtisch aufstand, wurde ihr auch wieder schwindelig.
Nein, solche Beschwerden konnte sie sich heute nun gar nicht erlauben. Sie musste ihr Programm durchziehen, um innerlich frei zu sein für die Verabredung mit Christian am Spätnachmittag. Schnell nahm sie eine Tablette ein.
Da sie noch ein paar Handgriffe für ihre Mutter erledigen und ihren Vater vom Stammtisch im Gasthaus abholen musste, geriet sie immer mehr in Hektik. Zwischendurch rief auch noch Claudia an.
»Und?«, fragte ihre Freundin erwartungsvoll. »Habe ich dir bezüglich Christian zu viel versprochen?«
Sie sah Claudia vor sich, triumphierend strahlend.
»Sei mir nicht böse, aber ich habe wirklich keine Zeit«, wehrte sie alle weiteren Fragen ab. »Nur eines dazu: Ich bin gleich mit deinem Vetter in Freiburg verabredet.«
»Dann mach dir einen schönen Abend. Ich freue mich total für euch.«
Es klickte in der Leitung, und Angela atmete auf. Schließlich blieb ihr nur noch eine knapp bemessene Zeit, um das Haar zu waschen, sich dezent zu schminken und umzuziehen. Für diesen Abend wählte sie einen kurzen sandfarbenen Rock, eine weiße Bluse und beige, nicht zu hohe Pumps. Insgesamt war sie zufrieden mit ihrem Spiegelbild, wenn ihr auch die Erschöpfung auf den Zügen geschrieben stand.
Aber das Wiedersehen mit Christian würde bestimmt wie ein Jungbrunnen auf sie wirken, tröstete sie sich.
Und die Schmerzen in ihrem Kopf wurden dann auf der Fahrt zu ihrer Verabredung auch von einem Glücksgefühl im Herzen verdrängt.
*
Angela und Christian hatten sich auf einem Parkplatz in der Nähe des Freiburger Münsters verabredet. Sie kamen zur gleichen Zeit an.
Christian trat auf sie zu. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und gab ihr einen Begrüßungskuss.
»Ich darf doch?«, fragte er leise.
Als sie lächelnd nickte, umarmte er sie. Der zweite Kuss war kein leichter Begrüßungskuss mehr, sondern einer, der Christians Verlangen nach ihr, seine Erleichterung, sie wiederzusehen, und seine Verliebtheit ausdrückte.
Angela schmiegte die Wange an Christians Schulter, sog das Gefühl seiner Gegenwart in sich auf, seine Wärme, seine Vitalität, die ihr die Kraft wiedergab, die sie verloren hatte.
Dann traten sie einen Schritt voneinander zurück und hielten sich an den Händen fest.
»Du bist wunderschön«, sagte Christian so andächtig, als würde er ein wertvolles Gemälde betrachten.
Sie lächelte zu ihm hoch. Ihr Herz begann zu flattern. Eine warme Welle floss durch ihren Körper. In diesem Augenblick warf sie die Gedanken an ihre häusliche Situation als störenden Ballast ab. Sie fühlte sich wieder so jung, wie sie war, und stark genug, einen neuen Anfang zu wagen.
Christian sah sie an mit einem Blick, der bis in die Tiefe ihrer Seele drang. Dann zog er sie wieder an sich, als würde er fühlen, was sie