Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie Horn

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Mami Staffel 5 – Familienroman - Eva-Marie Horn


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      druck ›Sex‹ kannte Conny nicht. Viel zu behütet war sie aufgewachsen.

      »Was weißt du denn überhaupt?« Sabine schaute die Freundin geringschätzig an. »Siehst du denn nie die Talkshows am Nachmittag?«

      Conny schüttelte das Köpfchen. Die Sache mit dem Sex interessierte sie auch gar nicht. Schließlich war sie erst neun und spielte noch mit Stofftieren und Puppen. Allerdings nicht mit so damenhaften Exemplaren, wie der Vater ihr eines schenken wollte. Wenn sie daran dachte, fiel ihr der persönliche Kummer wieder ein.

      »Jens ist doch mein Papa«, jammerte sie weinerlich.

      »Hör bloß auf mit dem Quatsch!« Sabine hob warnend den Zeigefinger. »Damit hat der ganze Scheiß angefangen. Du bist schuld, daß der Seeger gehen muß!«

      »Aber… aber das wollte ich doch gar nicht. Ich mag ihn so sehr.« Zwei Tränen kullerten über Connys heiße Wangen.

      »Wir mögen ihn alle, nicht nur du. Aber jetzt wird man ihn verdonnern. Vielleicht kommt er sogar in den Knast.«

      »Ins Gefängnis?« fragte Conny erschrocken. »Aber… aber er hat… hat doch gar nichts gemacht. Niemand etwas weggenommen… niemand…«

      »Du kapierst eben nicht. Nur wegen dir glauben jetzt alle, daß er ein Verbrecher ist. Du bist schuld!«

      Sabine wiederholte diese Aussage so überzeugend, daß Conny den Kopf hängen ließ und in sich zusammensank.

      Sie registrierte kaum, daß der Schulleiter kam und sich jede Solidaritätsbekundung seitens der Schüler mit dem beurlaubten Lehrer verbat. Er drohte harte Strafen an, wenn die Schüler der 3a nicht augenblicklich Ruhe gaben.

      Die Buben und Mädchen verzogen sich murrend auf ihre Plätze.

      *

      Peter Simon ging mit Elan an die Arbeit. Er war der Ansicht, daß die Leitung eines Unternehmens überall gleich war, egal ob es sich um einen Hotelbetrieb auf Kuba oder um eine Fabrik in Deutschland handelte. Er stellte die Buchhaltung um und ersetzte die entlassenen Mitarbeiter durch zwei neue Computer.

      Gudrun war nicht davon überzeugt, daß dies der richtige Weg war, ließ ihren neuen Geschäftsführer aber gewähren. Da sie selbst nur halbtags im Büro sein konnte und deshalb nicht von allen Vorgängen Kenntnis hatte, brauchte sie jemand, der die Fäden in der Hand behielt und den Überblick bewahrte.

      Noch beobachtete sie Peter Simon skeptisch, doch er hatte sich durch die Entdeckung von Udos Unterschlagungen ein dickes Plus bei ihr eingehandelt.

      Vielleicht hatte sich Peter wirklich geändert, und aus dem früher leichtsinnigen Hallodri war ein solider, zielstrebiger Geschäftsmann geworden. Diese Frage beschäftigte Gudrun ständig.

      Deshalb tauchte sie auch ohne Anmeldung in Peters Büro auf. Es war derselbe Raum, in dem zuvor Udo gearbeitet hatte.

      Peter machte sich gerade am Computer zu schaffen. Erfreut sah er auf und lachte geschmeichelt. »Welcher Glanz und welche Wärme in meiner bescheidenen Klause!« Rasch drückte er einen Knopf und stand auf, um Gudrun zu begrüßen. Er machte Anstalten, sie in die Arme zu schließen.

      »Bitte, nicht. Es könnte jemand hereinkommen.« Ängstlich trat Gudrun zurück.

      »Na, und? Wir sind verheiratet.« Peter strahlte sie an.

      »Wir waren es«, verbesserte sie rasch.

      »Dann müssen wir die Formalität schnellstens wiederholen.« Peter sah verlangend auf Gudruns hübschen Mund.

      »Wir haben keine Eile«, bremste sie seine Ungeduld. Dabei lächelte sie unsicher. An ihren Gefühlen zu Peter hatte sich nichts geändert, obwohl sie ihm aus Dankbarkeit einen Kuß gegeben hatte. Die frühere Zuneigung stellte sich nicht wieder ein. Allerdings gab es zwei Dinge, die für eine Wiederverheiratung sprachen: Zum einen brauchte Conny einen Vater, zum anderen brauchte das Geschäft einen tüchtigen Chef. Es würde sich zeigen, ob Peter der richtige Mann war.

      »Aus meiner Sicht ist die Wiederbelebung unserer Ehe sogar sehr eilig«, widersprach Peter charmant. »Ich kann es kaum erwarten, dich in meinen Armen zu halten, um dir zu zeigen, wie gern ich dich habe. Ich träume jede Nacht von dir, und die Sehnsucht macht mich ganz krank. Kannst du denn so hart sein, mich so leiden zu lassen, Gudrun? Hast du vergessen, wie schön es früher bei uns war?«

      »Ich habe nichts vergessen.« Für Gudrun überwogen die negativen Erinnerungen. Peter Simon war ein Egoist, der skrupellos seine Vorteile wahrnahm. Sollte sich das geändert haben?

      Die Frau im dunkelblauen Kostüm wechselte sehr bewußt das Thema.

      »Udo Braun hat überhaupt kein Privatvermögen, wurde inzwischen festgestellt. Unser Anwalt hat mich davon unterrichtet, daß der Schaden daher weit höher ist, als ursprünglich vermutet. Ich werde mir nie verzeihen, daß ich die Abschlüsse nicht intensiver geprüft habe.«

      »Du brauchst dir keinerlei Vorwürfe zu machen, denn Braun hat seine faulen Tricks meisterhaft getarnt. Nicht einmal ein versierter Buchprüfer wäre ihm auf die Schliche gekommen, hätte er nicht einen ganz bestimmten Verdacht gehabt.«

      »Und du hattest ihn, diesen Verdacht?«

      »Ich war eifersüchtig, und das ist eine Triebfeder, die noch ganz anderes zuwege bringt, ganz besonders, wenn man mexikanisches Blut in den Adern hat.« Peter schmunzelte, denn er wußte, daß ihm Gudrun zu Dank verpflichtet war.

      »Ich bin froh, daß dem Kerl das Handwerk gelegt wurde.«

      »Und ich bin froh, daß du ihn nicht geheiratet hast. Das wollte er doch, nicht wahr?«

      »Er wollte in der Firma freie Hand haben. Dafür wäre er mit mir eine Ehe eingegangen.«

      »Nicht nur deshalb, Darling. Kein Mann auf der ganzen Welt kann übersehen, wie reizvoll du bist. Der, dem du gehörst, ist bestimmt der glücklichste Mensch auf dieser Erde. Das wußte auch Udo Braun, verlaß dich darauf.« Peter ließ keine Gelegenheit aus, seiner geschiedenen Frau Komplimente zu machen. Dabei log er nicht, aber er verfolgte konsequent sein Ziel.

      Das empfand auch Gudrun und war bewußt vorsichtig.

      »Hast du bereits einen neuen Anbieter für kunststoffummanteltes Stahlrohr gefunden?« lenkte Gudrun erneut ab.

      »Mehrere. Ich habe dir doch gesagt, im Internet ist das ganz einfach. Mit diesem Anschluß werden wir künftig eine Menge Kosten sparen. Laß Pedro nur machen, der schaukelt das schon.« Der dunkelhaarige Mann lachte vergnügt. Natürlich brauchte Gudrun nicht zu erfahren, daß er eben, als sie unerwartet hereinkam, Kontakt mit dem Hotel in Kuba hatte, dessen Manager er noch immer war. Peter Simon wußte noch nicht genau, ob er nicht doch wieder zurückgehen würde, denn dort verdiente er sein Geld nicht nur leichter, dort sah ihm auch niemand auf die Finger. Alles hing von Gudrun ab. Wenn sie ihn heiratete, lohnte sich die ganze Sache für ihn.

      Andernfalls besann er sich vielleicht doch wieder auf die Schweizerin, die noch immer auf Kuba Urlaub machte.

      »Hast du dir das Angebot ausdrucken lassen?« erkundigte sich Gudrun sachlich.

      »Noch nicht. Aber ich werde das nachholen. Am billigsten waren die Italiener. Interesssant, was? Da denkt man immer, sie fabrizieren nur Mode und singen von Amore. Übrigens ist Venedig im Frühjahr ein sehr lohnendes Reiseziel. Dazu gehört natürlich ein Abstecher in die Toscana. Gudrun, ich lade dich fürs Wochenende ein. Als ich auf die Stahlofferte wartete, habe ich kurz den Wetterbericht aufgerufen. Es verspricht ein schönes Wochenende zu werden. Das wäre doch megagut, wir beide allein in dieser herrlichen Umgebung. Wir werden verliebt sein wie damals, vor zehn Jahren. Weißt du noch?« Peter faßte nach Gudruns schlanken Händen.

      Doch sie zog ihre Finger sofort weg. »Ich denke, der Zeitpunkt für eine derartige Reise ist denkbar ungünstig. Außerdem wären wir nicht allein. Conny würde uns selbstverständlich begleiten. Ich nehme das Kind überallhin mit.«

      Peter zog den Kopf zwischen die Schultern, als sei ihm kalt. »Wie kannst


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