Dresden und die Sächsische Schweiz. Sophus Ruge

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Dresden und die Sächsische Schweiz - Sophus Ruge


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Rundsicht bietet. Noch weiterhin nach Nordwesten bildet bei Witgendorf der Sandberg, 336 m hoch, eine kleine, aber auffällige Kuppe von Kieselschiefer. Die durch einen einsamen Baum kenntliche Höhe ist ebenfalls als Aussichtspunkt durch bescheidene Ruhebänke geziert. Jenseit des Lockwitzbaches bedecken jüngere Gesteine, Plänerkalk und Quadersandstein noch die vordere Stufe des Gebirges bis zu ihrer Höhenlinie und erstrecken sich über den Plauischen Grund am Weißeritzbache bis in die Gegend von Cossebaude. Bei Brießnitz tritt der Pläner sogar als niedere Felsenmauer bis unmittelbar an das Elbbett heran, so daß für die über Elsterwerda nach Berlin führende Eisenbahn nur mit Mühe der nötige Raum gewonnen werden konnte, ohne den gepflasterten Leinpfad, noch näher dem Wasser, zu beeinträchtigen. Überall wo in diesem Gebirge die Platten des Pläners mit Leichtigkeit gebrochen und verwendet werden konnten, sind sie zu kunstlosen Mauern zum Schutz der bäuerlichen Gehöfte und Obstgärten aufgeschichtet und bilden in den zahlreichen Dörfern dieses Landstriches eine charakteristische Erscheinung. Auf der Höhenlinie selbst, die zu gleicher Zeit mit der Grenze der jüngeren genannten Gesteinsarten zusammenfällt, liegen wiederum drei aussichtsreiche Höhenpunkte, an der Babisnauer Pappel, 334,5 m hoch, die Goldene Höhe, 345,5 m hoch, und die Prinzenhöhe, 329 m hoch, von denen die Höhe an der Pappel nur mit einem Aussichtsgerüst, die beiden letzteren mit Aussichtstürmen versehen sind. Obwohl in der Luftlinie kaum je 2 km voneinander entfernt, und scheinbar fast dieselbe Aussicht bietend, wird doch die mittlere, die Goldene Höhe, am meisten besucht und bietet wohl auch, sowohl nach der zu Füßen liegenden Residenz Sachsens als gegen die ferneren Felsenberge der Sächsischen Schweiz die berühmteste Aussicht. Dann aber bietet auch noch näher an Dresden der Hohe Stein oberhalb des Vorortes Plauen von einem Turme aus einen entzückenden Ausblick sowohl in den unmittelbar darunter liegenden Plauischen Grund und über die sich immer mächtiger ausdehnende Hauptstadt, die recht eigentlich den Mittelpunkt des ganzen Talgeländes bildet, als auch auf die hinter ihr sich allmählich erhebenden weiten Nadelwälder der Dresdener Heide, auf das oberhalb der Stadt sich erstreckende Weingelände mit seinen zahllosen Landhäusern von Loschwitz bis Pillnitz, und auf den zunächst gelegenen Teil der Oberlößnitz. Die Felsen des Plauischen Grundes bestehen aus Syenit, der hier die silurische Formation durchbrochen hat (Abb. 5); aber über ihm lagerte, auch am Hohen Steine, Plänerkalk. Der Hohe Stein selbst, auf dem der Aussichtsturm sich erhebt, und die nächste Umgebung bot ehemals eine reiche Fundgrube von Versteinerungen der Kreidezeit, in der Haifischzähne und Austerschalen durch massenhaftes Auftreten besonders ins Auge fielen. Der Syenit des darunter liegenden, ehemals durch seine landschaftliche Schönheit hochberühmten Plauischen Grundes schließt sich dann weiter nach Nordwesten an das Syenit- und Granitgebiet von Meißen an.

      Abb. 8. Schloß Weesenstein. Nach einem Aquarell von Adrian Zingg. (Zu Seite 12.)

      Nur eines kleinen Hügels auf der untersten Stufe des Gebirges, oberhalb Dresdens, muß noch gedacht werden, nämlich des Gamighügels bei dem Dorfe Torna, weil er eine geologische Merkwürdigkeit bietet. Er besteht oder bestand nämlich aus Lausitzer Granit, wird aber bald ganz verschwunden sein, weil er, bequem in der Nähe eines öffentlichen Weges gelegen, als Steinbruch ausgebeutet wird. Das Meißener Syenit- und Gneisgebiet tritt bereits an der Linie von Dresden westwärts nach Wilsdruff auf und reicht mit dem sich im Nordwesten anschließenden Granit bis an das Triebischtal und bis nach Meißen. Das Pläner- und Syenitgebiet verhalten sich in ihrer Abdachung gegen das Elbtal durchaus verschieden. Der leicht verwitternde Pläner- und Sandsteinboden schafft sanfte Abhänge, über die vom Gebirge im Süden, oder von dem Hochlande im Westen ohne Schwierigkeit bequeme Straßenzüge ins Tal in gerader Linie auf Dresden zu angelegt werden konnten, wodurch die Zugänglichkeit Dresdens von dieser Seite her wesentlich erhöht wurde.

      Der westliche Höhenrand zwischen Dresden und Meißen.

      Nur an einer Stelle in diesem Gebiete, nämlich bereits im nördlichsten Granitgebiet bei Scharfenberg, wird Bergbau getrieben, und zwar seit 1525. Die Hauptblüte liegt allerdings schon um einige Jahrhunderte zurück und fällt ins siebzehnte Jahrhundert; aber es wird auch jetzt noch gearbeitet. Man förderte Bleiglanz, Zinkblende und Fahlerz (Silber). Der Ertrag belief sich 1887 auf 175000 Mark. Dieser bergmännischen Tätigkeit verdanken die nahe beim Schlosse Scharfenberg gelegenen Orte Gruben und Bergwerk Entstehung und Namen.

      In der Eiszeit dehnten sich die skandinavischen Gletscherströme über alle Höhen rechts und links der Elbe aus und drangen sogar bis in den unteren nördlichen Teil der Sächsischen Schweiz vor. Überall wo man ihre Spuren hat nachweisen können, sind nordische Kiese mit den eingeschlossenen Geröllen nach ihrem skandinavischen Ursprunge erkannt. Bis zu einer Höhe von 295 m ü. M. sind sie bei Burkhardtswalde gefunden und ebenso bei dem noch südlicher gelegenen Dorfe Nenntmannsdorf. Geschiebelehm, als Reste der alten Grundmoränen, deckt auch auf beiden Seiten des Plauischen Grundes die Höhen von Döltzschen und Koschütz. Bedeutende Lehmlager am Fuß der Vorhöhen, namentlich südöstlich von Dresden, werden zum Zweck des Ziegelbrennens erfolgreich ausgebeutet, tragen aber sowohl durch ihre baulichen Anlagen als durch die zahlreichen hohen Essen zur Verminderung der landschaftlichen Schönheit nicht unwesentlich bei. Weiter nordwärts gegen Meißen und noch weit über Meißen hinaus deckt die Höhen vielfach fruchtbarer Löß. Daher findet man mit Ausnahme der steilen Böschungen an den engen und vielfach gewundenen Seitentälern überall Feldbau und prangen namentlich die milderen Gehänge gegen den Talkessel hin im Frühjahr im schimmernden Schmuck der Obstblüte, welche den Großstädter mehr als sonst hinauslockt, namentlich elbabwärts, in den Zschonergrund, nach Cossebaude, ja sogar bis Meißen.

      Aber auch das Gebiet westlich von dem Triebischtal und unterhalb Meißen müssen wir noch in unsere Betrachtung hineinziehen, weil es für die Stellung Meißens und seine geschichtliche Entwickelung wichtig ist. Hier treten nämlich Porphyre und Pechstein auf. Besonders wichtig sind die schwarzen, grünen und roten Pechsteine. Durch Verwitterung verliert dieses Mineral seine Farbe, bleicht völlig aus und bildet schließlich eine weiße Porzellanerde, die in neuerer Zeit immer mehr für die Porzellanindustrie verwendet wird. Weiterhin gegen Nordwesten deckt die immer niedriger werdenden Hochflächen ein lichtgrauer, bis zu 15 m mächtiger, höchst fruchtbarer Löß, der über die durch ihre besondere Fruchtbarkeit weithin bekannte Lommatzscher Pflege hinausreicht. Zahlreiche aber nur kleine Dörfer, aus wenigen aber stattlichen und behäbigen Gehöften bestehend, sind dicht über das ganze Land verstreut.

      Abb. 9. Weesenstein, vom Belvedere aus. Nach einer Aufnahme von F. & O. Brockmanns Nachf. R. Tamme in Dresden. (Zu Seite 12.)

      ❏

       GRÖSSERES BILD

      Die westlichen Täler


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