Dresden und die Sächsische Schweiz. Sophus Ruge
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Abb. 12. Hosterwitz bei Pillnitz. Nach einer Aufnahme von Paul Heine in Dresden. (Zu Seite 15.)
Der Höhenzug von Pillnitz bis Dresden.
Das Lausitzer Hochland selbst, wie es von Oberau bis Pillnitz als Gebirgsgrenze des Talkessels gegen Osten erscheint, hauptsächlich aus Granit, Syenit und verwandten Gesteinen bestehend, besitzt eine durchschnittliche Höhe von 300–350 m und ist auf seiner Hochfläche mit vielen flachen Hügeln und kleinen Kuppen bedeckt. Von seinen höchsten Punkten, dem Triebenberg, 383 m, und dem Porsberg, 354 m, bei Pillnitz, nehmen gegen Nordwesten die Höhen allmählich ab. Der Porsberg, hart gegen den Steilabfall des Gebirges vorgeschoben, besteht aus Granit und ist infolge seiner freien Lage gegen Südosten, Süden und Südwesten vor allen anderen Höhen durch seine umfassende Aussicht nach der Sächsischen Schweiz und gegen das Erzgebirge berühmt und gewährt dazu auch noch einen reizenden Blick in die mit Ortschaften bedeckte Elbtalaue bis weit über Dresden hinaus. Von Pillnitz bis Dresden fließt die Elbe hart am Fuße des von Ortschaften belebten und an den Gehängen von zahlreichen Landhäusern, die teilweise eine 30 m höhere Sandfläche vor dem Abfalle besetzt halten, geschmückten Gebirges hin; hier liegen an oder in der Nähe der Elbe die Schlösser und Villen der königlichen Familie in Pillnitz, Hosterwitz (Abb. 12) und Wachwitz. Hier sind die Abhänge mit Rebenpflanzungen und Obstgärten bekleidet und von dem Hochlande her öffnen sich mehrere tiefeingeschnittene, malerische und romantische Täler gegen die nahe Elbe. Ihr kurzer, bald sanft, bald steil in Stufen ansteigender Verlauf bietet eine Reihe reizender, vielbesuchter Spaziergänge, die zu zahlreichen Restaurants auf dem Höhenrande hinaufführen. So der Friedrichsgrund bei Pillnitz, der Keppgrund mit der malerischen Keppmühle (Abb. 13) bei Hosterwitz, der Helfenberger Grund bei Niederpoyritz, der Wachwitzgrund und endlich der Loschwitzgrund (Abb. 14 u. 15), der durch zahlreiche Neubauten von seiner sonst so gerühmten landschaftlichen Schönheit verloren hat, so daß er nicht mehr, wie vor 50 Jahren, den Jüngern der Landschaftsmalerei unter Leitung Ludwig Richters zahlreiche idyllische Vorwürfe für ihre Studien zu bieten vermag.
Wie Karl Maria von Weber an seinen unsterblichen Opern Freischütz und Oberon während seines Landaufenthaltes in Hosterwitz schuf, wie Schiller auf dem Landsitze seines Freundes Körner in dem Weinbergshäuschen in Loschwitz (Abb. 16) in den Sommern 1786 und 1787 als Gast lebte und an seinem Don Carlos arbeitete, so hat auch Ludwig Richter jahrelang hochgelegene, bescheidene ländliche Wohnungen in Loschwitz als stillen Ruhesitz für sein künstlerisches Schaffen geliebt.
Ganz anders erscheint uns die Landschaft an dem Steilabfall, der sich von Pillnitz nach Osten zieht und das volle Sonnenlicht von Süden empfängt. Zwar erscheint von der Talsohle aus das Gebirge hier noch mächtiger, weil die höchsten Erhebungen sichtbar werden; allein der ganze Hang ist mit Nadelholz bedeckt und Wege, die von den Höhen durch kurze Täler oder Schluchten hinabführen, sind ungepflegt, denn nirgends wird ein Landhaus sichtbar, nirgends zeigt der hochstämmige Wald eine Lücke für Gärten oder Obstpflanzungen. Das Gebirge erscheint von hier aus unbewohnt. Der Mensch hat es gemieden, denn das erquickende Auge der Landschaft, des Stromes fließender Spiegel fehlt, der das Gelände von Pillnitz bis Dresden mit erfrischendem Hauche belebt und durch seinen regen Schiffsverkehr anziehend macht. Dazu ist der ganze Talboden südwärts bis Pirna großenteils mit magerem Heidesand bedeckt, auf dem sich, die Hälfte des ganzen Gebietes einnehmend, das Pillnitzer Tännicht ausbreitet. Nur wo sich in der Nähe des Stromes, auf beiden Ufern, eine 1–2 m mächtige Decke von fruchtbarem Tallehm findet, sind die Ortschaften: Kopitz, Pratzschwitz, Birkwitz und Söbrigen auf dem rechten Ufer, Heidenau und Mügeln auf dem linken Ufer entstanden.
Doch auch die Hochflächen des Lausitzer Granitbodens haben ihre lebhaften Beziehungen zur Talebene und zur nahen Hauptstadt. Auf den Höhen sind manchmal die diluvialen Schottermassen so mächtig, daß sie einen sichtbaren Einfluß auf die Gestaltung der Oberfläche ausgeübt haben. Geschiebelehm deckt die Höhen, daher finden sich nordwärts bis zum Loschwitzgrunde zahlreiche Dörfer. Dann aber ändert sich das Landschaftsbild plötzlich. Der Heidesand beherrscht den Boden so vollständig, daß auf der weiten Strecke zwischen Dresden und Radeberg, auf einem Flächenraum von 70 qkm nur Wald, die Dresdener Heide, aber nicht ein einziges Dorf anzutreffen ist. Aber am Süd- und Nordrande der Heide haben sich städtische Villenkolonien auf dem Weißen Hirsch, in Klotzsche und Langebrück entwickelt, die, je mehr die Großstadt im Tale um sich greift, in der Nähe des Waldes auf einer 100 m höher gelegenen Hochfläche gedeihlich wachsen und sich immer weiter ausbreiten.
Nur hier auf der ganzen Strecke der steilen Böschungen der Lausitzer Verwerfungslinie hat der Heidesand den Abfall des Hochlandes zu einer sanft ansteigenden, geneigten Ebene ausgeglichen, die es allein ermöglichte, von Dresden aus nach Osten, Nordosten und Norden Straßenzüge anzulegen und gerade in Dresden die bequemste Übergangsstelle über den Strom zu schaffen.
Wie oberhalb der Stadt ist auch unterhalb derselben an dem Trachenberge eine deutlich aus der Elbaue absetzende Talstufe von Heidesand gebildet, die in neuester Zeit ebenfalls mit Landhäusern besetzt wird und deren nach Süden geöffneter halbkreisförmiger Bogen wie ein altes, längst verlassenes Elbufer erscheint.
Abb. 13. Keppmühle im Keppgrunde bei Hosterwitz. Nach einer Aufnahme von P. Heine in Dresden. (Zu Seite 16.)
Die Lößnitz.
Auf der Hochfläche hinter den Trachenbergen breitet sich fast wagerecht eine Sandebene bis zum Fuß der beim Wirtshause „Zum letzten Heller“ schroff aufsteigenden Syenitberge aus, wo der Sand eine ganz besondere Rolle spielt. Dieser Sand, der sich von dem die Dresdener Heide durchschneidenden Prießnitzgrunde bis in die Lößnitz ausdehnt, ist von hellgrauer und hellgelber Farbe, gleichmäßig feiner Quarzsand und deutlich geschichtet. Er bildet eine etwa 50 m hohe Stufe über der Elbebene. Und hier haben sich unter dem Spiel der Winde typische Dünen gebildet, wie man sie vielleicht im Binnenlande nicht erwartet. Wo eine Pflanzendecke fehlte, ist der Flugsand in langen Höhenzügen aufgeweht, die, den herrschenden Ostwinden entsprechend, meistens eine nordsüdliche Richtung innehalten. Viele dieser Dünen sind durch die neuen Militärbauten in der Albertstadt Dresdens eingeebnet und bedeckt, andere sind noch auf dem weiten Exerzierplatz am Heller, dem unfruchtbarsten Gebiet des Heidesandes, zu erkennen.
Abb. 14. Loschwitz. Nach einer Aufnahme von Römmler & Jonas in Dresden. (Zu Seite 16.)
Abb. 15. Loschwitz. (Zu Seite 16.)
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GRÖSSERES BILD
Die Lausitzer Hochflächen. Moritzburg.
So weit der Heidesand reicht — und das ist sowohl auf dem vorderen Höhenrande als am Gehänge und auf dem ganzen Talboden bis zum westlichen Strom und zur nördlichen Grenze des Talkessels —, so weit deckte ursprünglich der Kiefernwald fast ausschließlich das Land; aber die steileren Gehänge des Hochlandes zwischen Radebeul und Koswig sind schon seit dem Mittelalter für den Weinbau gewonnen, der allerdings in neuester Zeit durch die Reblaus bedeutende