Zwischen Bewegung und Ruhe. Osho

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Zwischen Bewegung und Ruhe - Osho


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denn es könnte dein letzter sein.

      Die Hindus haben diese Meinung: Ihnen zufolge kann man auch wieder zum Stein werden. Wer dies Leben nicht genießt und es nicht zu seinem Wachstum nutzt, fällt zurück, kann wieder zum Tier werden. Mit anderen Worten: Vergesst nie, was für ein enormer Gipfel euer Bewusstsein ist – wer es nicht genießt und mit ihm eins wird, der stürzt ab.

      Gurdjieff hat immer gesagt, ihr hättet noch gar keine Seele; das Leben biete euch nur die Gelegenheit, sie zu erwerben, zur Seele zu werden. Ihr dürft also keine Zeit und Energie vertun, denn wer stirbt, ohne sich kristallisiert zu haben, verschwindet einfach. Und wer weiß, ob ihr die Chance je wiederbekommt. Das kann niemand wissen; es gibt keinen, der etwas darüber sagen kann.

      Soviel steht fest: Im Augenblick habt ihr diese Gelegenheit. Wen ihr sie genießt, kann sie sich kristallisieren – wenn sie euch begeistert und ihr für sie dankbar seid. Seid vor allem dankbar – mehr ist wohlgemerkt nicht nötig. Ihr habt so schon mehr als genug, um dafür dankbar und erkenntlich zu sein. Verlangt von der Existenz nicht noch mehr. Genießt einfach nur, was ihr von ihr bekommen habt. Und je mehr ihr genießt, desto mehr werdet ihr bekommen.

      Jesus sagt etwas sehr Paradoxes: „Wer schon hat, dem wird noch mehr gegeben werden, und wer gar nichts hat, dem wird auch das noch genommen werden.“ Klingt nicht gerade kommunistisch. Klingt absurd. Was für eine Mathematik soll das sein? „Je mehr du hast, desto mehr bekommst du. Und wer gar nichts hat, dem wird auch noch das wenige, das er hat, wieder weggenommen!“ Jesus scheint für die Reichen und gegen die Armen zu sein. Mit der üblichen Ökonomie hat das nichts zu tun: Er spricht von der ultimativen Ökonomie des Lebens.

      Nur die, die schon haben, werden noch mehr bekommen; und zwar weil es umso mehr zunehmen wird, je mehr sie es genießen. Das Leben wächst durch Freude, Freude ist das Sutra. Freut euch, seid dankbar für alles, was ihr habt. Was immer es ist! Seid ekstatisch darüber und werdet offener. Umso mehr wird euch zuteil, umso gesegneter werdet ihr sein. Wer aber undankbar ist, wird auch das, was er hat, noch verlieren. Wer dankbar ist, dem verhilft die ganze Existenz zu mehr Wachstum; denn er ist würdig und weiß das, was er hat, zu schätzen.

      Je liebevoller ihr seid, desto mehr Liebe bekommt ihr zurück. Je friedlicher, desto mehr Frieden wird euch zuteil. Je mehr ihr gebt, desto mehr werdet ihr bekommen, um es zu verschenken. Je mehr ihr mit anderen teilt, desto mehr dehnt ihr euch aus.

      Aber ihr schenkt nicht, ihr liebt nicht, ihr teilt nicht. Ja, ihr wisst nicht einmal, dass ihr überhaupt etwas habt. Ihr erwartet einfach nur, dass irgendwo irgendetwas geschieht. Es ist längst geschehen! Macht einfach die Augen auf: Der Schatz ist in euch drin! Und ihr rückt nur deshalb nichts raus, weil ihr weder wisst, dass ihr einen Schatz habt, noch, dass ihr wachsen werdet, wenn ihr ihn mit vollen Händen verschenkt.

      Folgendes ist in einer jüdischen Gemeinde geschehen:

      Ein Heiliger lag im Sterben. Er war bettelarm, und doch

      überreich – reich an Sein, reich an Ekstase. Er war ein

      Mystiker. Und seine Gemeinde war zutiefst besorgt.

      Allerlei Ärzte wurden herangezogen, aber sie konnten nichts

      ausrichten, und mit jeder Sekunde rückte der Tod näher.

      Zuletzt versammelte sich die ganze Gemeinde zum Gebet.

      Aber selbst das schien keine Wirkung zu haben.

      Also sagte der Rabbi: „Jetzt bleibt uns nur noch eines, und

      Gott wird nicht eher helfen, als bis wir es tun. Jeder von

      uns sollte ihm etwas von seinem Leben abtreten. Jeder von

      euch spende also diesem sterbenden Heiligen ein Stück

      von seinem Leben, ein paar Tage, ein paar Jahre.“

      Dazu waren alle bereit, denn sie liebten ihn.

      Einer sagte: „Fünf Jahre“, ein anderer: „Ein Jahr.“

      Irgendwer sagte: „Einen Monat.“

      Und der Nächste sagte nur: „Einen Tag.“

      Ein Geizhals sagte: „Eine Minute.“

      Aber selbst das – selbst das, überlegt nur mal, lacht nicht –

      selbst eine Minute Leben ist nicht zu verachten.

      Wenn man stirbt, ringt man um jede einzelne Minute.

      Dann trat Mulla Nasruddin vor, der auch da war. Er war

      zwar kein Jude, aber auch er liebte jenen Mystiker.

      Und er sagte: „Zwanzig Jahre!“ Keiner konnte das glauben.

      Ein Jude, der direkt hinter ihm saß, zupfte ihn am Ärmel

      und fragte: „Was machst du da, Nasruddin? Bist du von

      Sinnen? Zwanzig Jahre! Ist das dein Ernst? Viel zu viel!

      Bist du wahnsinnig? Dabei bist du noch nicht mal ein Jude!“

      Nasruddin erwiderte: „Vom Leben meiner Frau!“

      Niemand will etwas abgeben. Und solange man nichts abgeben kann, bekommt man auch selbst nichts mehr – weil man gar nicht fähig ist, es zu empfangen, weil man es gar nicht wert ist. Wer fordert, der verliert; wer gibt, dem wird gegeben.

      Dieses Leben ist so schon mehr als genug. Freut euch ekstatisch, selbst über Winzigkeiten. Erhebt selbst eure Mahlzeit zum Sakrament. Selbst anderen die Hand zu geben sollte ein frommer Akt sein, sollte ein Geschenk sein. Schon mit anderen zusammen zu sein sollte euch zutiefst beglücken – denn das, was euch geboten wird, gibt es sonst nirgendwo.

      Sosan sagt:

      Wer dem einen Weg folgen will,

      darf nichts gegen die Welt der Sinne und Ideen haben;

      Ihr dürft die Welt der Sinne nicht ablehnen, so wenig wie die Welt der Ideen und Vorstellungen; denn die haben ihre ganz eigene Schönheit. Darf man denn eine Idee ablehnen, nur weil man nichts mit ihr anfangen kann? Sie ist eine wunderschöne Blume. Der Verstand kann durchaus auch seine guten Seiten haben.

      Gurdjieff lehrt – und das trifft vor allem auf den heutigen Menschen zu –, dass all eure Energiezentren durcheinandergeraten sind. Ihre Reinheit ist verloren gegangen; jedes kommt mit allen anderen ins Gehege. Und damit hat er recht. Wenn ihr euch liebt, wird der Verstand nicht gebraucht, doch der Verstand redet euch ständig drein. Im Grunde liebt ihr euch mit dem Verstand, nicht mit dem Sexzentrum.

      Sex ist nicht schlecht; der Sex hat eine ganz eigene Schönheit – er ist ein Aufblühen, ein tiefes Teilen, eine tiefe Begegnung von zwei Menschen. Doch der Verstand geht ständig dazwischen. Dann wird er abstoßend, denn der Verstand ist ein Störenfried. Dafür wird sich das Sexzentrum auf seine Art rächen… Wenn ihr euch in die Bhagvadgita, den Koran oder die Bibel vertiefen wollt, macht euch der Sex einen Strich durch die Rechnung, denn ihr denkt ständig an Sex. Ihr habt dem Sexzentrum dreingeredet, deswegen stört es euch; es will sich irgendwann rächen. Schaut euch eure Werbung an: Wenn ihr eine Ware anbietet, muss man ihr erst mal Sexappeal verpassen. Egal ob Auto oder Zahnpasta – es muss eine nackte Frau dabei sein. Ohne eine nackte Frau läuft nichts. Egal was! Als ginge es gar nicht um die Zahnpasta – nein, was zählt, ist die nackte Frau, der Sex. Wer Seife verkaufen will, wird sie ohne einen schönen nackten Körper nicht los.

      Ich habe gehört:

      Ein italienisches Model, eine Frau, die jahrelang für Seifen geworben hatte, aber langsam alt wurde und keine Aufträge mehr bekam, wurde einmal gefragt: „Welche Seife benutzen Sie eigentlich wirklich?“ Sie erwiderte: „Gar keine. Jede Seife zerstört nämlich die Sanftheit der Haut. Ich reinige meinen Körper nur mit nasser Wolle – darum ist er so schön!

      Aber ich habe für alle möglichen Seifen Reklame gemacht – und sie verkaufen sich gut!“

      An seinem hundertsten Geburtstag fragte ich


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