Zwischen Bewegung und Ruhe. Osho

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Zwischen Bewegung und Ruhe - Osho


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dann wird alles geregelt sein. Dann kann ich’s dir sagen.“

      Ich fragte verwundert: „Warum, was gibt es denn da zu regeln?“

      Er darauf: „Unzählige Firmen sind hinter mir her, also muss mein Anwalt erst einmal alles regeln: welche Vitamine geholfen haben, was ich gegessen habe. Im Augenblick weiß ich das noch nicht, aber in einer Woche sind die Verträge unterschrieben, dann wissen es alle.“

      Ideen sind an sich was Tolles – daran ist nichts auszusetzen. Alles ist gut, wenn es am rechten Platz ist. Wenn es da nicht hingehört, wird alles schlecht; dann passt es nie.

      Und genau daran hapert es bei euch: Alles ist am falschen Platz. Wenn ihr euch liebt, funkt der Verstand dazwischen; wenn ihr meditiert, funkt der Sex dazwischen. Wenn ihr esst, mischt sich der Verstand ein. Wenn ihr einschlafen wollt, müsst ihr ans Essen denken. Alle Zentren sind drunter und drüber – ein einziges Durcheinander… chaotisch.

      Sorgt dafür, dass jedes Zentrum rein ist, sodass es zur rechten Zeit so funktioniert, wie es soll; jedes einzelne hat seine Zeit und seine Stimmung und kommt irgendwann dran: Achtet darauf, dass sie sich nicht mischen. Und fangt beim Verstand an; denn der ist der große Störenfried, das lärmende Großmaul, das überall seinen Senf dazugeben und alles bestimmen will. Lasst euch nicht unterkriegen! Jeder Sinn muss rein sein und um seiner selbst willen genossen werden; der Verstand braucht seine Nase nicht in alles zu stecken. Dann wird euch auch, wenn ihr euren Verstand genießen wollt, kein anderes Zentrum dazwischenfunken; denn die übrigen Zentren sind naiv.

      Nur der Verstand ist gerissen – darum hört ihr ja auf ihn; denn Verstand ist ein mit allen Wassern gewaschener Politiker, und eure Sinne sind dagegen einfache Leute. Auch der Sex ist einfach, doch der Verstand macht ihn immer schlecht. Dann ist das Sexzentrum gezwungen, seine Energie in falsche Kanäle zu lenken. Genießt jeden Sinn um seiner selbst willen – und werdet zu ihm, wenn ihr ihn genießt! Sodass keine überschüssige Energie woanders hingeht und er seine gesamte Energie zur Verfügung hat. Jetzt hat weder Verstand noch sonst jemand etwas hier zu suchen: Werde zur Sexenergie! Wenn du hungrig bist, werde zum Hunger und iss, als hätte jede deiner Körperzellen Heißhunger, und lass sie genießen.

      Und wenn du nachdenken willst, setz dich unter einen Baum und schließe die Augen – genieße deine Gedanken. Nichts ist verkehrt an ihnen. Genieße sie als eine Art Aufblühen, als eine herrliche Blütezeit – eine große Poesie ganz eigener Art. Dann klärt sich alles, dann wird dein getrübter Bach kristallklar, dann legt sich der Schlamm und du kannst bis auf den Grund sehen.

      Denn nur wer sie restlos akzeptiert,

      kann wahrhaft erleuchtet sein.

      Wer sich voll und ganz so, wie er ist, akzeptieren kann, ist erleuchtet. Glaubt nicht, dass euch bei der Erleuchtung Lichter und Visionen erscheinen – barer Unsinn. So was kann unterwegs zwar vorkommen, gehört aber noch zum Verstand, nicht zur endgültigen Wahrheit. All eure Lichter und Erlebnisse kommen aus dem Verstand.

      Die Energie kreist im Körper; unmerkliche Sinne verbergen sich in ihr. Sie werden aktiv und lassen euch vieles spüren. Nichts ist verkehrt daran, genießt sie, aber verwechselt sie bitte nicht mit Erleuchtung. Zur Erleuchtung kommt es erst dann, wenn es in euch keine Klagen mehr gibt und ihr nirgendwo mehr hinwollt, nichts mehr wünscht, nichts verdammt, nichts verurteilt. Ihr existiert einfach nur und akzeptiert restlos alles. Im selben Moment kommt es zur Erleuchtung.

      Erleuchtung ist etwas ganz Gewöhnliches. Sie ist nichts Außergewöhnliches, sie ist nichts Besonderes – denn nur das Ego ist am Besonderen interessiert. Sie ist einfach nur gewöhnlich! Es ist keine Forderung mehr da, keine Sehnsucht nach irgendetwas, kein Klammern. Man ist einfach nur da – und zwar glücklich, grundlos glücklich.

      Vergesst das nicht. Dies ist der Unterschied zwischen Glück und Seligkeit. Euer Glück ist verursacht. Wenn ein Freund hereinschaut, seid ihr glücklich. Wie lange währt dieses Glück mit dem Freund? Ein paar Augenblicke – und dann seid ihr froh, wenn er wieder geht. Und das soll Glück sein? Es hat eine Ursache, und die Ursache verschwindet. Früher oder später habt ihr sie satt und die Ursache verschwindet. Seligkeit ist Glück ohne Grund: Man ist einfach glücklich, so wie man ist. Darüber, warum man glücklich ist, lässt sich nichts sagen.

      Betrachtet die Sache von allen Seiten. Ihr fragt nie, warum ihr unglücklich seid – ihr seid halt unglücklich. Aber wenn ihr glücklich seid, wollt ihr sofort wissen: „Warum bin ich glücklich?“ Unglück ist offenbar das Natürliche; Glück aber scheint etwas Unnatürliches zu sein, das nur ab und zu vorkommt. Unglück ist für euch das Alltägliche, und das Glück ist das, wonach ihr euch sehnt. Ein Erleuchteter ist einfach glücklich – so wie ihr einfach unglücklich seid. Einfach nur glücklich! Und ist niemals unglücklich. Selbst wenn ihm manchmal der Schuh drückt, behebt er es wieder. Das macht ihn nicht unglücklich, sondern tut ihm nur körperlich weh – eine Unannehmlichkeit, aber kein Unglück. Er lässt einfach seinen Fuß untersuchen – er wechselt die Schuhe oder er geht barfuß. Unannehmlichkeiten sind bei ihm durchaus möglich, aber Unglück niemals – denn was könnte ihn unglücklich machen? Wenn seine Seligkeit keine Ursache hat, ist Unglück ausgeschlossen. Unverursacht, ist sie unzerstörbar. Unverursacht, kann nichts sie entfernen. Unverursacht, hat sie kein Gegenteil. Dies bedeutet Ananda.

      Das hinduistische Wort Ananda bedeutet ekstatische Seligkeit, unverursachte Seligkeit, ohne jeden Grund und Sinn. Darum hält man einen, der selig ist, überall für verrückt. Die Leute fragen: „Warum bist du so selig? Worüber lachst du?“ – Als wäre Lachen ein Verbrechen. Und wenn er antwortet: „Ich lache einfach nur so. Es tut mir gut zu lachen“, schütteln sie mit dem Kopf. Sie selbst müssen, um lachen zu können, verspannt sein – und genau darauf beruhen alle Witze.

      Warum wird denn über Witze gelacht? Was spielt sich da innerlich ab? Wie funktioniert ein Witz? Erst wird Spannung aufgebaut. Dann geht die Geschichte weiter … man wird immer gespannter und rätselt, wie er wohl enden mag. Dann plötzlich wendet sich das Blatt, und zwar so überraschend, dass man völlig überrumpelt wird.

      Wer damit gerechnet hat, kennt den Witz offenbar und verzieht keine Miene. Er wird den Witz abtun, da er für ihn nicht spannend war. Wer den Witz nicht kennt, ist gespannt wie ein Flitzebogen und kann kaum erwarten, wie es wohl enden mag. Und dann, wenn die Pointe kommt, ist er einfach platt! Auf einmal hat sich die Spannung gelöst und er lacht. Sein Lachen beruht auf der Freisetzung von Spannung.

      Warum ist Sex ein Vergnügen? – Weil er eine Anspannung ist. Ihr esst, ihr atmet, Energie entsteht; und das Leben gibt euch immer mehr, als ihr braucht. Das Leben ist Überfluss, das Leben ist Luxus, reiner Luxus. Es kümmert sich nicht um das, was ihr braucht, sondern gibt euch immer mehr, als ihr braucht. Diese überschüssige Energie staut sich im Körper an – genau das ist Sexenergie. Je mehr Energie sich anstaut, desto mehr wächst die Spannung im Körper. Irgendwann steigt diese Spannung hoch, und dann müsst ihr sie freisetzen. Sobald sich die Spannung gelöst hat, seid ihr erleichtert, und ihr könnt heiter und entspannt einschlafen. Doch die Spannung gibt den Ausschlag. Bei zu viel Sex entsteht nicht genug Spannung; dann wird alles fade. Sex macht nicht mehr glücklich. Wenn ihr zu viel Sex habt, habt ihr ihn bald satt; denn was fehlt, ist die Liebe, was fehlt, ist die angestaute Spannung. Wenn der Sex alltäglich wird, ist keine überschäumende Energie mehr da. Dann fühlt man sich danach elend und frus-triert, anstatt glücklich. Dann kommt ihr nicht mehr zum Orgasmus, denn zum Orgasmus gehört mehr Energie, als der Körper verbraucht. Er ist ein Überfließen, das den ganzen Körper in Schwingung versetzt.

      Bedenkt: In repressiven Gesellschaften haben die Leute den Sex mehr genossen, weil es praktisch unmöglich war, sich mit der eigenen Frau zu treffen – geschweige denn mit der Frau eines anderen. Um zur eigenen Frau zu gelangen, musste man soviele Hindernisse überwinden! In Indien bekam man tagsüber die eigene Frau nie zu sehen. Bei diesen Riesenfamilien… einhundert Leute, die unter einem Dach zusammen wohnten und schliefen! Manch einer musste sich regelrecht mit seiner Frau zum Beischlaf verabreden. Das hatte sogar einen gewissen Reiz, denn das steigerte die Spannung noch, bis sie sich endlich entlud – und danach kam das Tal der Entspannung.

      Im Westen ist der Sex völlig verflacht. Inzwischen kann


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