Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hoffe, Sie machen keinen Ärger, Mylady«, meinte der junge Mann, der etwas nervös wirkte. »Gehen Sie rüber zu dem Ford! Wir werden einen kleinen Ausflug machen.«

      »Soll das etwa ein Überfall sein?« Myladys Stimme klang leicht gereizt und schon etwas kriegerisch.

      »Haargenau, Mylady. Und wenn Sie nicht spuren, werde ich auf Ihre Gesellschafterin schießen!«

      Lady Agatha Simpson, etwa um die sechzig Jahre alt, groß, von imponierender Gestalt und an eine Büh-nenheroine erinnernd, schaute verächtlich auf die Waffe, die übrigens mit einem modernen Schalldämpfer versehen war.

      Kathy Porter, Myladys Gesellschafterin, wußte sofort, daß hier nicht gespaßt wurde. Der junge Mann war zwar nervös, ließ aber sehr genau erkennen, was er wollte.

      »Bitte, Mylady«, sagte Kathy Porter schnell zu Agatha Simpson, die angriffslustig wirkte.

      »Worum ich auch gebeten haben möchte«, ließ sich in diesem Moment eine männliche Stimme hinter den beiden Damen vernehmen. Lady Simpson drehte sich halb um und sah sich einem Mann gegenüber, der schon wesentlich eindeutiger nach einem Gangster aussah.

      Er war etwa fünfunddreißig Jahre alt, untersetzt und muskulös und schien sich in früheren Jahren etwas zu häufig in einem Boxring herumgeprügelt zu haben. Seine Nase saß ein wenig schief im Gesicht, die linke Augenbraue verschwand halb in einer wulstigen Narbe.

      Auch er hielt eine schallgedämpfte Schußwaffe in der Hand. Mit dem eckigen Kinn deutete er unmißver-ständlich hinüber auf den wartenden Wagen.

      Lady Agatha war zwar bekanntermaßen kriegerisch und streitlustig, doch sah sie ein, daß Widerstand sinnlos war. Zudem sorgte sie sich um Kathy Porter. Einen Schuß auf ihre attraktive Gesellschafterin, die sie wie eine Tochter behandelte, wollte sie auf keinen Fall provozieren.

      Mylady marschierte also auf den Wagen zu und zog dabei ein grimmiges Gesicht.

      Am Steuer des parkenden Ford saß eine Art Albino.

      Dieser Mann war vielleicht dreißig Jahre alt, hatte fast weißes Haar, weiße Augenbrauen und eine Ge-sichtsfarbe, die an frisch angerührten Kalk erinnerte. Die Augen schimmerten rötlich. Von diesem Mann ging eine Kälte aus, die fast körperlich zu spüren war.

      *

      Parkers hochbeiniges Monstrum – ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach seinen Plänen umgebaut wor-den war – stand in einer Parktasche der Bayswater Road. Der Butler, korrekt gekleidet wie immer, hatte gerade seine unförmige Taschenuhr hervorgezogen und prüfte die Zeit. Lady Simpson war seit gut einer Viertelstunde überfällig.

      Parker machte sich nicht gerade Sorgen, doch er wunderte sich ein wenig. Er kannte die Pünktlichkeit sei-ner Herrin, in deren Diensten er seit einigen Monaten stand. Es hatte sich bisher um sehr aufregende Monate gehandelt. Gemeinsam mit Mylady und Kathy Porter war er von einem Abenteuer ins andere getaumelt. Seit seiner Trennung von Mike Rander, seinem früheren Herrn, war Parkers Leben nur noch aufregender gewor-den.

      Und genau das hatte Mike Rander ihm prophezeit.

      Der junge Anwalt hatte sein Leben als Globetrotter aufgeben müssen. Mike Rander kümmerte sich wieder um seine Anwaltskanzlei und hatte seinen Butler an Lady Simpson weitervermittelt. Parker hatte diesen Tausch nie bedauert, denn an einem Leben in ruhigeren Bahnen war er keineswegs interessiert.

      Er stand jetzt also neben seinem Wagen und wartete auf die Rückkehr von Agatha Simpson und Kathy Porter.

      »Hallo, Sie …!«

      Ein Junge von etwa vierzehn Jahren schlenderte auf den Butler zu und schwenkte einen Brief.

      »Meinst du mich, mein Junge?« Parkers Stimme klang distanziert wie immer.

      »Heißen Sie zufällig Parker?« erkundigte sich der Vierzehnjährige und blieb etwa zwei Meter vor dem Butler stehen, fluchtbereit und ihn listig abschätzend.

      »In der Tat, mein Junge«, gab Parker gemessen zurück. »Sollte dieser Brief für meine Wenigkeit bestimmt sein?«

      »Brechen Sie sich bloß keine Verzierung ab«, erwiderte sein Gegenüber spöttisch. »Wieviel ist Ihnen der Wisch hier wert?«

      »Das hängt davon ab, wer ihn übermitteln läßt.«

      »Irgend so eine Type drüben im Park.«

      Parker langte in eine seiner zahlreichen Westentaschen und präsentierte dem Jungen einige Schilling, wo-rauf dieser einen leichten Lachanfall erlitt.

      »Davon hab’ ich schon das Doppelte von dem Auftraggeber bekommen«, sagte er dann verächtlich.

      Parker erhöhte sein Angebot. Er wußte bereits, daß es um ernste Dinge ging.

      »In Ordnung, Sie können den Brief haben«, sagte der hoffnungsvolle Sprößling, »falls Sie noch mal ver-doppeln.«

      »Ich möchte fast annehmen, daß du eines Tages Bankier werden wirst«, stellte Parker fest und kam dem Wunsch des Jungen nach, worauf er endlich den Brief erhielt.

      Bevor er dem Elfjährigen irgendwelche Fragen stellen konnte, war er bereits in den Randsträuchern des angrenzenden Parks verschwunden. Josuah Parker öffnete den Umschlag und zog einen Notizzettel hervor, auf dem in sehr dürren Worten stand, man habe Lady Simpson und Kathy Porter gekidnappt. Man warnte ihn, die Polizei zu verständigen und kündigte an, ihn im Laufe des Tages im Haus von Mylady Agatha anzu-rufen.

      Damit war genau das eingetroffen, was der Butler eigentlich schon befürchtet hatte. Der immense Reich-tum seiner Herrin hatte ja eines Tages zwangsläufig gewisse Leute anziehen müssen, die eine Teilhaberschaft verlangten.

      *

      Die Fahrt dauerte fast eine Stunde und endete vor dem Tor eines ehemaligen Feldflugplatzes der Royal Air Force.

      Dieser Platz machte einen völlig verrotteten Eindruck.

      Der ehemalige Tower hatte keine einzige heile Fensterscheibe mehr, die Unterkunftsbaracken standen vor dem Zusammenbruch. Unkraut aller Art überwucherte die betonierten Verbindungsstraßen und die einstige Rollbahn. Um den Platz herum erhob sich ein Wald, weit und breit war kein Haus zu sehen.

      »Wollen Sie es etwa wagen, mich hier festzuhalten?« entrüstete sich Lady Agatha grollend, während der untersetzte Boxer ausstieg und das Tor öffnete.

      »Aber nein«, erwiderte der Albino vom Steuer her und kicherte, was sich irgendwie ein wenig irr anhörte. »Wir wissen doch, was wir Ihnen schuldig sind. Madam, Sie werden sich noch wundern.«

      Der Ford rollte an, passierte das Tor und wartete, bis der Boxer das Tor wieder geschlossen hatte und ein-gestiegen war. Dann ging es in schneller Fahrt über eine der brüchigen Betonstraßen auf einen bunkerähnli-chen Erdhügel zu.

      Lady Agatha wußte, auf welchem Flugplatz sie sich befanden, was sie ein wenig beruhigte. Sie befanden sich etwa dreißig Meilen nordwestlich von London, irgendwo in der Gegend von St. Albans.

      Der Ford hielt an, Agatha Simpson und Kathy Porter stiegen aus.

      Die attraktive Gesellschafterin von Mylady wirkte scheu und ängstlich wie ein verstörtes Reh. Innerlich schien sie vor Angst fast zu beben. Schüchtern schaute sie sich um.

      Der sportliche, gut aussehende junge Mann ging bereits zu dem Erdhügel hinüber und öffnete eine Tür, die mit Eisenblech beschlagen war. Die Tür war offensichtlich vorbehandelt worden. Sie öffnete sich leicht, weil gut geölt, und gab den Blick frei in einen Betonbunker.

      »Komfort wird später nachgeliefert«, sagte der Albino spöttisch und deutete in die ungastliche Unter-kunft. »Los, Madam! Worauf warten Sie noch?«

      Kathy Porter, die innerlich keineswegs vor Angst bebte, schätzte die Chancen für eine blitzschnelle Be-freiungsaktion ab. Sie war in gewissen Künsten der Selbstverteidigung mehr als beschlagen. Zu diesen Küns-ten gehörte auch der Gebrauch der Handkanten und Füße.

      Sie kam zu dem Schluß, daß die drei Männer einfach


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