Im Sonnenwinkel Classic 41 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Classic 41 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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sie immer innig geliebt. Er war der beste Freund ihres Vaters gewesen und ihr Pate.

      Als sie vor der alten efeuumrankten Villa hielt, erinnerte sie sich, dass sie Onkel Sebastian eigentlich ein paar Blumen bringen müsse, wenn er schon krank war, und sie kehrte noch einmal um.

      Als sie dann die Blumen besorgt hatte und wieder vor dem Haus hielt, stand schon ein Wagen vor dem Tor. Er sah allerdings recht klapperig aus.

      Katja läutete.

      Die Wirtschafterin Malwine öffnete ihr. Katja nannte sie seit ihrer Kinderzeit Lalli. Und Lalli nannte Katja »Püppi«, auch jetzt noch. Freudentränen standen ihr in den Augen, als Katja sie umarmte.

      »Püppi!«, rief sie aus. »Da wird unser Senior sich aber freuen. Und Freude kann er nötig brauchen.«

      »Ist Onkel Sebastian sehr krank?«, fragte Katja besorgt.

      »Das Herz will nicht mehr so recht, aber mich wundert es nicht bei den Aufregungen, die er durchstehen muss«, erwiderte Malwine. »Du wirst ihm doch nicht neue bringen, Püppi?«

      »Meinst du wegen Heinz?«, fragte Katja sehr direkt. »Nein, ich werde mich nicht beklagen.«

      »Dieser vermaledeite Bengel«, sagte Malwine, »nichts wie Ärger macht er. Der Sebastian, der Junior, ist da. Sei nicht gar so abweisend zu ihm, Püppi.«

      »Warum sollte ich das? Ich kenne ihn doch gar nicht. Ist er denn so furchterregend?«

      »Na, zumindest das Gegenteil von Heinz«, brummte Malwine. »Jetzt geh nur rein. Ich bringe gleich Tee. Der Sebastian wird ohnehin in der Bibliothek sein.«

      Der ältere Sebastian Roden saß in einem Lehnstuhl am Fenster, als Katja das mit schweren Eichenmöbeln ausgestattete Zimmer betrat.

      Katja erschrak, als sie in sein bleiches eingefallenes Gesicht blickte.

      Von heißem Mitgefühl erfüllt, kniete sie bei ihm nieder und umarmte ihn.

      »Onkel Sebastian«, flüsterte sie, »ich wusste nicht, dass du krank bist. Ich bin erst gestern zurückgekommen.«

      »Und schon heute bei mir, mein Kleinchen. Ich freue mich. Wenn man alt wird, kommt manches daher. Ich werde schon wieder auf die Beine kommen. Ich muss es.«

      Seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang. Katja wagte plötzlich nicht, ihn anzusehen. Seine mager gewordenen Hände strichen sanft über ihr seidiges Haar.

      »Wie hübsch du bist, mein Kleinchen«, sagte er weich. »Weißt du, dass ich mich einmal dem Wunsch hingab, dass du mein Töchterchen wirst?«

      Sie nickte wortlos, obgleich ihr schwer ums Herz war. In diesem Augenblick hätte sie ihm alles versprochen, auch Heinz zu heiraten. Sie hätte ihm keinen Wunsch abschlagen können.

      »Du darfst Heinz nicht heiraten«, flüsterte Sebastian Roden. »Versprich es mir, Katja!«

      Sie blickte auf, mitten hinein in seine kummervollen Augen.

      »Ich will es auch gar nicht, Onkel Sebastian«, erwiderte sie mit erstickter Stimme.

      »Dann ist es gut. Er war in Kanada. Ihr habt euch getroffen, nicht wahr?«

      »Hat er es dir nicht gesagt?«

      »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, und er schreibt nicht. Er ist jetzt in Afrika. Nicht geschäftlich, sondern auf einer Safari. Das Geschäft ist immer nur ein Vorwand, das weiß ich jetzt. Es ist gut, dass du gekommen bist. Ich habe dir viel zu sagen, mein Kind. Ich weiß auch, dass ich dir vertrauen kann. Du wirst mich nicht hintergehen, und ich brauche einen Menschen, dem ich ganz vertrauen kann.«

      »Mir kannst du vertrauen, Onkel Sebastian«, stammelte Katja. »Ich werde niemandem etwas sagen, wenn du mir etwas anvertrauen willst.«

      »Dann hör gut zu. Wenn mir Zeit bleibt, werde ich alles schriftlich niederlegen und es dir in Verwahrung geben. Aber manchmal weiß man nicht, wie viel Zeit einem bleibt.«

      Er unterbrach sich, denn es klopfte und Malwine trat ein. Sie brachte den Tee.

      »Nun ist unsere Püppi wieder da«, sagte sie.

      Ein Lächeln huschte über Sebastian Rodens Gesicht.

      »Gut, dass sie gekommen ist, Lalli. Wo ist Jan?«

      Er rief seinen Ältesten Jan, aber Katja hörte es zum ersten Mal.

      »Er sitzt über den Büchern, Senior«, erwiderte Malwine. »Soll ich ihn rufen?«

      »Nein, noch nicht. Ich möchte noch mit Katja sprechen.«

      »Ist gut. Er wird Sie nicht stören. Ich habe Waffeln gebacken. Die magst du doch so gern, Püppi.«

      »Du bist lieb, Lalli«, sagte Katja, obgleich sie heute auf nichts Appetit hatte. Ihr war zum Weinen zumute.

      *

      »Kannst du das Tonband anstellen, Katja?«, fragte Sebastian Roden. »Verstehst du etwas davon? Ich komme mit dem Ding nicht zurecht.«

      »Doch, ich kann es«, erwiderte Katja. »Willst du Musik hören, Onkel Sebastian?«

      »Nein, auf Aufnahme sollst du es schalten. So nennt man es doch wohl? Wird es funktionieren, Katja? Wird man alles hören können, was ich sage?«

      »Ich denke schon«, antwortete sie irritiert.

      »Doppelt gemoppelt hält besser, haben wir in meiner Jugendzeit immer gesagt«, murmelte er.

      »Das sagen wir auch noch«, meinte Katja.

      »Läuft das Tonband?«, fragte er.

      »Ich brauche es nur einzuschalten.«

      »Dann schalt es ein.«

      Es begann zu summen. Sebastian Roden lauschte ein paar Sekunden.

      »Unterbrich mich jetzt nicht, Katja«, bat er. »Niemand soll einmal sagen, dass du mich beeinflusst hättest.«

      Katja wollte etwas fragen, aber eine Handbewegung brachte sie zum Schweigen.

      Wie gebannt blickte sie auf den schmalen Mund des Kranken.

      »Ich werde meinen Sohn Sebastian als Alleinerben einsetzen«, begann er. »Aus folgenden Gründen: Mein Sohn Heinz hat eine beträchtliche Summe, die noch genau festzustellen sein wird, für seine privaten Ambitionen verbraucht, ohne mir darüber Rechenschaft abzulegen. Ich, Sebastian Roden, habe während der letzten zwei Monate ungedeckte Schecks im Wert von zweihunderttausend Euro für ihn beglichen. Meine Zweifel an seiner Lauterkeit wurden dadurch bestätigt. Ich muss annehmen, dass noch weitere Gläubiger meines Sohnes Heinz an mich herantreten, und erkläre mich bereit, ein Limit von fünfhunderttausend Euro zu setzen. Sollte die Summe seiner Schulden unter diesem Limit liegen, kann er über den Rest verfügen.«

      »Onkel Sebastian, muss ich das wissen?«, fragte Katja nun doch dazwischen.

      »Pst!«, machte er. »Ich fahre fort: Mein Sohn Sebastian hat nie einen Cent von mir beansprucht. Ich war enttäuscht, als er seine eigenen Wege ging. Heute verstehe ich ihn und kenne die Gründe. Ich …« Erschöpft hielt er inne und griff nach seinem Herzen. »Ich kann nicht mehr«, flüsterte er.

      »Onkel Sebastian!«, rief Katja erschrocken. Und als er erschöpft zurücksank, rannte sie zur Tür und rief laut und angstvoll: »Lalli, bitte, komm!«

      Dann stürzte sie wieder zu dem Kranken.

      »Nicht aufregen«, murmelte er. »Es wird schon vorübergehen.«

      Malwine kam, und ihr folgte der jüngere Sebastian Roden. Katja nahm ihn gar nicht wahr. Sie streichelte die Hände des Kranken und dann seine fahlen Wangen.

      »Mein Kleinchen«, flüsterte er, »mein liebes Kleinchen!«

      Das Tonband lief weiter. Niemand nahm Notiz davon, so wenig Katja Notiz von Sebastians Anwesenheit nahm, der jetzt zum Telefon ging und den Arzt anrief.

      Erst die tiefe ruhige


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