Im Sonnenwinkel Classic 41 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Classic 41 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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ihr den Rücken zu.

      Als er den Hörer aufgelegt hatte und sich umdrehte, bemühte sich Katja schon wieder um seinen Vater, dem Malwine Tropfen einflößte.

      Und plötzlich stand Sebastian neben Katja und ergriff die schmale Hand seines Vaters.

      »Der Arzt wird gleich kommen, Vater«, sagte er beruhigend.

      Katja schaute auf und sah in zwei nachtdunkle Augen, die über sie hinwegzublicken schienen. Sie sah dann auch die schmale sehnige Hand, die sich an die Wange des alten Herrn legte.

      »Ich bin nur müde, entsetzlich müde«, flüsterte Sebastian Roden. »Jan?«

      »Ja, Vater, ich bin da.«

      »Sprich mit Katja«, kam es fast unhörbar über die blassen Lippen des Kranken. »Ihr kennt euch zu wenig.«

      Es war seltsam, aber die Worte tönten in Katjas Ohren fort, als die dann in dem düster wirkenden Zimmer wartete.

      Der Arzt war gekommen und hatte Sebastian Roden eine Spritze gegeben. Dann hatten sie ihn zu Bett gebracht. Katja war allein zurückgeblieben.

      Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, bis Jan erschien. Sie hatte unentwegt auf die Tür gestarrt. Dann stand Jan im Rahmen, in den nicht gerade eleganten Hosen und dem grauen Pullover.

      »Vater schläft jetzt«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Katja. Du warst noch ein Kind, als ich mein Elternhaus verließ, jetzt bist du eine junge Dame. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen wiedertreffen.«

      »Er wird doch gesund werden?«, fragte Katja bebend. »Ich liebe ihn so sehr, Jan. Darf ich Jan sagen, weil Onkel Sebastian dich so nennt?«

      Sie kam gar nicht auf den Gedanken, Sie zu ihm zu sagen.

      Er gehörte auch zu ihrem Onkel Sebastian, und wie sie unbewusst fühlte, mehr als Heinz.

      Jan lehnte am Türpfosten. Noch keinen Schritt war er näher gekommen, und sein Gesicht war überschattet.

      »Dich liebt Vater wohl am meisten, Katja«, bemerkte er leise. »Er hat sich immer eine Tochter gewünscht. Schade, dass ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wurde. Mit seinen Söhnen hat er nicht viel Glück.«

      »Das darfst du nicht sagen«, entfuhr es ihr ungewollt. »Ich meine …« Sie geriet ins Stocken, und ihre Lippen zitterten. »Ich meine, dass du ihm noch näher stehst als ich.«

      Jetzt durchbohrte sie sein Blick förmlich, und Katja war es, als stünde sie auf schwankendem Boden.

      »Vater bedeutet mir sehr viel«, erklärte Sebastian. »Er wünscht, dass wir uns besser kennenlernen. Worüber wollen wir uns unterhalten, Katja?«

      »Sag mir, ob er gesund werden wird«, stieß Katja hervor.

      Er sah sie nachdenklich an.

      »Du willst ein Ja hören, aber das kann ich nicht sagen. Sein Herz ist müde, sein Verstand ist noch wach. Klingt das zu sachlich? Ich wünschte, Vater würde noch hundert Jahre leben, uns überleben, verstehst du? Aber solche Wünsche gehen nicht in Erfüllung. Wir müssen uns damit abfinden, dass wir die Menschen verlieren, die uns viel bedeuten. Du hast deinen Vater auch verloren.«

      »Ja, und ich vermisse ihn«, schluchzte Katja auf. »Onkel Sebastian war sein bester Freund. Er ist der einzige Mensch, mit dem ich auch so offen sprechen kann wie mit Papa.«

      »Und dann kommt ein Tag, an dem man mit allem allein fertig werden muss«, bemerkte Sebastian leise.

      »Mit allem«, sagte Katja mit erstickter Stimme.

      Sebastians Blick ruhte forschend auf ihrem jungen Gesicht. Er wollte wohl eine Frage stellen, aber dann hielt er sie doch zurück.

      »Darf ich hierbleiben, Jan?«, fragte sie verhalten.

      »Wirst du nicht erwartet?«, erkundigte er sich.

      »Ich kann Mama anrufen. Ich glaube nicht, dass sie mich vermissen wird.«

      Bestürzt sah er sie an.

      »Gibt es Differenzen zwischen euch?«

      »Ach, so kann man es nicht nennen«, lenkte Katja rasch ab. »Wir haben zu manchen Dingen gegensätzliche Einstellungen. Aber sie weiß, wie sehr ich an Onkel Sebastian hänge. Bleibst du auch hier?«

      »Selbstverständlich«, erwiderte er. »Ich werde Lalli sagen, dass sie ein Zimmer für dich herrichtet, damit du dich ein wenig ausruhen kannst.«

      *

      Katja hatte daheim angerufen, aber ihre Mutter nicht erreicht. Sie war ausgegangen. Katja sagte dem Hausmädchen, was es ausrichten sollte. Dann ging sie zu Lalli in die Küche.

      Stumm sahen sie sich an. Schließlich meinte Lalli: »Man darf den Kopf nicht in den Sand stecken, Püppi, aber ich weiß gewiss, dass der Senior so lange leben wird, bis er alles geregelt hat.«

      Ein Frösteln kroch über Katjas Rücken, als sie darüber nachzudenken begann, was Sebastian Roden mit ihr gesprochen hatte und was auf dem Band aufgenommen worden war.

      »Wie lange kommt Jan schon?«, fragte sie nachdenklich.

      »Eine ganze Zeit. Früher nur ab und zu, aber seit Heinz weg ist, war er täglich hier, und nun bleibt er auch hier.«

      »Sie haben sich wohl nicht verstanden?«

      »Jan und Heinz nie besonders gut«, erwiderte Lalli ausweichend, »und der Senior wollte wohl nicht verstehen, dass Jan eigene Vorstellungen vom Leben hatte. Manchmal schaffen sich die Menschen Probleme, und zwei, die so viel Stolz besitzen, haben es schwer, zueinanderzufinden, weil keiner das erste Wort sprechen will.«

      »Ich habe davon nichts gewusst«, äußerte Katja gedankenvoll.

      »Es wurde auch nicht darüber gesprochen, und einer hat es ja verstanden, sich ganz in den Vordergrund zu spielen. Doch nun bin ich gespannt, ob Heinz kommen wird«, meinte Lalli bedächtig.

      »Will er das?«, fragte Katja erschrocken.

      »Jan hat ihm telegrafiert. Es gibt verschiedenes zu klären.«

      Katja fühlte sich in die Enge gedrängt. Sie wollte gern in Onkel Sebastians Nähe bleiben, aber Heinz wollte sie auf keinen Fall treffen. Und Jan wollte sie auch nichts erzählen. Davon nichts!

      Sie wurde solchen Gedanken entrissen, als Jan erschien.

      »Vater ist erwacht, Katja«, sagte er. »Er möchte dich gern sehen.«

      In seinem Blick war etwas, was sie irritierte. Er beunruhigte sie, aber vielleicht kam das daher, weil Jan selbst vielleicht unsicher wirkte.

      Sie ging schnell an ihm vorbei zu Sebastian Rodens Zimmer.

      *

      »Hast du dich sehr erschrocken, Kindchen?«, fragte der Kranke mit schwacher Stimme. »Es wird schon wieder. Ein bisschen muss ich noch bleiben.«

      »Sprich bitte nicht so, Onkel Sebastian«, bat Katja mit einem unterdrückten Schluchzen.

      Er griff nach ihrer Hand.

      »Man weiß nie, wann die Stunde kommt, Katja«, flüsterte er. »Hast du mit Jan gesprochen?«

      »Noch nicht sehr viel«, erwiderte Katja.

      »Sprich viel mit ihm. Du wirst feststellen, dass er anders ist als Heinz. Ich wünsche so sehr, dass du eine Roden wirst. Es würde mich glücklich machen.«

      Katjas Augen weiteten sich. Ihr Herz begann schneller zu klopfen.

      Wusste Onkel Sebastian, was er sagte? Fantasierte er? Seine Stimme tönte wieder an ihr Ohr.

      »Wenn ich das noch erleben könnte, wäre ich froh. Du hast mich doch gern, und Jan ist mir sehr ähnlich. Das weiß ich erst jetzt. Man muss ihn nur richtig kennen«

      »Wir werden noch öfter miteinander sprechen, Onkel Sebastian«, äußerte


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