Butler Parker 185 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 185 – Kriminalroman - Günter Dönges


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tion> Butler Parker – 185 –

      Durch die unheimliche Landschaft bewegte sich eine Gestalt, die an einen Horrorfilm erinnerte. Sie war groß, schwer und massig, bewegte sich mit der Grazie eines Büffels und hielt konsequent auf eine Weggabelung zu, in die die schmale Landstraße y-förmig mündete. Diese Gestalt trug einen weiten, bis zu den Fußknöcheln reichenden Umhang, der im leichten Nachtwind flatterte.

      An der Gabelung angekommen, befaßte sich diese Gestalt umgehend mit einem Wegweiser, der inmitten dichter Büsche und Sträucher stand. Auf einem der beiden Schilder war die Richtung nach Donovan-Castle angegeben, auf dem zweiten Schild befand sich der Hinweis auf das Hochmoor. Und zwar mit der deutlichen und großen Warnung: Achtung, Brücke unpassierbar!

      Die kohlenschaufelgroßen Hände der Gestalt zogen mit erstaunlicher Leichtigkeit das Wegeschild aus dem Boden und warfen es in hohem Bogen ins Gelände. Dann huschte die Gestalt über die Kreuzung und griff nach dem Absperrbalken, der auf zwei Böcken lagerte. Dieser Balken sperrte den Weg ins Moor und zur unpassierbaren Brücke noch zusätzlich ab.

      Die Gestalt transportierte den Querbalken samt den beiden Bocken auf den Weg in Richtung Donovan-Castle. Der Weg zur Todesfahrt ins Hochmoor und zur unpassierbaren Brücke war frei, jetzt brauchte nur noch ein Auto zu kommen.

      Die massige und große Gestalt schien auf dieses Auto zu warten.

      Sie verschwand im dichten Gebüsch und beobachtete die schmale Landstraße. Die beiden aufgeschreckten Käuzchen, die ihre Schreie eingestellt hatten, begannen jetzt wieder mit der Produktion ihrer unheimlichen Rufe und untermalten damit das Blubbern einiger in der Nähe aufsteigender Sumpfblasen.

      Es war wirklich eine Nacht, nach der sich jeder Regisseur eines einschlägigen Films die Finger geleckt hätte, zumal jetzt weit in der Ferne zwei Autoscheinwerfer aufglühten, die an die Augen eines vorsintflutlichen Ungeheuers erinnerten.

      *

      Longless saß am Steuer des kleinen Sportwagens und tastete sich mit dem an sich schnellen Wagen im Tempo einer fußkranken Schnecke durch den Nebel.

      »Wir sollten aussteigen und zu Fuß gehen«, sagte Killer Cleveland ungeduldig.

      »Warum denn?« wollte Killer-Lehrling Longless wissen.

      »Weil wir dann schneller vorankommen«, mäkelte Cleveland aufgebracht, »soll das hier mit uns nachtfüllend werden? Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir von Parker noch glatt eingeholt.«

      »Sicherheit ist die Mutter der Porzellankiste«, sagte Longless, der Mann, der wie ein überernährtes Riesenbaby aussah. »Das ist doch deine Devise Clevie!«

      »Aber erst, seitdem ich mit dir zusammen bin«, gab Cleveland zurück. Er war mittelgroß, schlank und hatte dunkelblondes Haar, das leger in seine Stirn hing. Er sah keineswegs wie ein Profi-Killer aus, was sich in der Vergangenheit schon sehr oft für ihn ausgezahlt hatte. Cleveland war vom Syndikat in den Staaten hierher nach England geschickt worden, um Parker und Rander zu erledigen.

      Longless Vater hatte ihm diesen Job übertragen und ihm seinen einzigen Sohn mitgegeben. Nach Jahren eines süßen Lebens auf verschiedenen Universitäten sollte Longless junior nun endlich in die Fußstapfen seines Vaters treten und ebenfalls ein geachtetes Mitglied des Syndikats werden.

      Diese Kombination hatte sich bisher als nicht besonders gut und erfolgreich erwiesen. Longless zeichnete sich durch eine erstaunliche Schusseligkeit aus, die bereits auf den Lehrmeister Cleveland deutlich abgefärbt hatte.

      Longless junior trat plötzlich derart hart auf die Bremse, daß Cleveland jäh nach vorn geschleudert wurde und mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe knallte.

      »I wo«, schnaufte Cleveland und faßte nach der schmerzenden Stelle an der Stirn, »die Windschutzscheibe ist ja noch heil. Du hast doch die Karte im Kopf, Junge. Wohin müssen wir jetzt?«

      »Nach rechts«, sagte Longless, »das heißt, es kann auch nach links sein!«

      »Nach links«, sagte Cleveland und zwang sich zur Ruhe. Sein Begleiter war immerhin der Sprößling des Syndikat-Chefs, da mußte man sich schon zusammennehmen, »siehst du nicht die Absperrung?«

      »Tatsächlich!« Longless preßte seine Nase gegen die Windschutzscheibe.

      »Also, fahr weiter!« Cleveland zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück.

      »Clevie, da hängt ein Schild am Querbalken!«

      »Laß es hängen, fahr weiter!«

      »Da steht drauf, daß die Brücke unpassierbar ist!«

      »Ist ja gut und schön«, meinte Cleveland und verdrehte die Augen, »laß die Brücke …«

      »Ich hab ja nur gedacht, daß …«

      »Überanstreng dich bloß nicht! Wie war das!?« Cleveland begriff mit einiger Spätzündung, richtete sich auf und zog die Handbremse ruckartig an.

      Der kleine Sportwagen mit dem Steckverdeck blieb hart stehen. Und diesmal knallte Longless junior mit der Stirn gegen die nahe Windschutzscheibe, wobei der Motor starb.

      »Wie war das mit der Brücke? Unpassierbar?«

      »Sag ich doch die ganze Zeit, Clevie.«

      »Da bin ich doch direkt animiert, Junge … ’ne unpassierbare Brücke … Wie für uns bestellt.«

      »Für Parker und Rander! Und das hab ich sagen wollen!«

      »Hinterher kann das jeder behaupten. Fahr zurück! Wir bauen den Querbalken um.«

      »Und lassen Parker und Rander auf die kaputte Brücke sausen!«

      »Du sagst es, Junge. Wir sparen Nerven und Munition. Nun mach schon endlich!«

      Longless junior setzte den Sportwagen die wenigen Meter zurück. Er und Cleveland stiegen aus und trugen den Querbalken samt den beiden Böcken zurück zur linken Straßenabzweigung. Sie verwendeten sehr viel Sorgfalt darauf, den Querbalken richtig zu dekorieren. Sie sperrten völlig ungewollt ausgerechnet jene Abbiegung, die hinaus ins Moor und auf die brüchige Brücke führte, und bügelten ungewollt den Fehler aus, den die massige, unheimliche Gestalt vor knapp fünf Minuten erst absichtlich begangen hatte.

      »Und jetzt ab durch die Mitte, Junge«, sagte Cleveland zufrieden nach getaner Arbeit. »Wir gehen da hinten im Nebel in Deckung. Und wenn’s gekracht hat, sehen wir mal in aller Ruhe nach, was von Parker und Rander übriggeblieben ist!«

      *

      »Josuah Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und näherte sich in langsamer Fahrt der Kreuzung, die von den beiden Dauerkillern Cleveland und Longless vor knapp zehn Minuten geräumt worden war.

      Im Fond des Wagens hatte Anwalt Rander Platz genommen. Die gesenkte Trennscheibe zwischen dem Fahrersitz und dem Wagenfond ermöglichte eine unbeschwerte Unterhaltung.

      »Was wir Vorhaben, Parker, ist die Unhöflichkeit in Potenz«, stellte Mike Rander fest. »Um diese Zeit macht man keinen Besuch mehr.«

      »Die Herren von Donovan-Castle, Sir, werden Verständnis haben, zumal die Fahrtverzögerung durch einen längeren Verkehrsstau bedingt war.«

      »Warten wir’s ab, Parker. Fragt sich, ob auch der Henker von Donovan-Castle Verständnis aufbringen wird.«

      »Sie glauben nach wie vor nicht an diese Geistererscheinung, Sir?«

      »Geschenkt, Parker, ich kenne das Zitat. Ich wette mit Ihnen, daß sich auf Donovan-Castle irgendein Bursche einen Spaß daraus macht, als Henker aufzutreten.«

      »In der Tat, Sir! Aber dieser Spaß, wie Sie es auszudrücken belieben, dürfte etwas zu weit gehen. Das Schloßgespenst soll recht gewalttätig sein.«

      »Das hat Sir James allerdings nachdrücklich behauptet«, bestätigte Mike Rander, »und der Mann machte einen sehr kühlen und kritischen Eindruck auf mich.«

      »Sie lernten Sir James im Club kennen, Sir?«

      »Richtig, Parker. Er muß irgendwie von unseren bisherigen Abenteuern gehört haben und bat mich, zu ihm aufs Schloß zu kommen. Er


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