Butler Parker 124 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 124 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sein fleischiges Kinn. »Natürlich haben wir so etwas in der Stadt. Klarer Fall! Aber an diese Typen kommt man nur sehr schwer heran. Gefährliche Sache ...«

      »Diese betreffende Person, Mr. Lordans, muß das sein, was man in Ihren Kreisen ein As nennt.«

      »Wieso ein As? Können Sie mir seine Arbeitsweise beschreiben?«

      »Er mordet, ohne verwertbare Spuren zu hinterlassen. Er scheint sich auf Sportunfälle spezialisiert zu haben.«

      »Muß ich mal nachforschen lassen, Mr. Parker. Ich werde Sie anrufen, sobald ich was rausbekommen habe, einverstanden? «

      Bevor Parker seine Zustimmung geben konnte, wurde die wattierte Tür aufgerissen. Der junge Mann stürmte herein und blieb dann wie angewurzelt stehen. Sekunden später wollte er sich auf den Butler werfen und sich wahrscheinlich für seine Blamage rächen.

      »Sind Sie verrückt, Herb?« brüllte Lordans ihn jedoch an. »Mann bleiben Sie stehen, Sie Anfänger! Sie haben es mit Mr. Parker zu tun!«

      »Nichts für ungut, Mr. Foldex«, sagte Parker gemessen und lüftete erneut seine Melone. »Irren ist durchaus menschlich, wie es so treffend heißt. Darf ich Ihnen Ihre Schußwaffe zurückgeben?«

      In Parkers schwarz behandschuhter Hand lag plötzlich wie durch Zauberei ein kurzläufiger Revolver. Foldex riß ihn an sich und sah den Butler haßerfüllt an.

      »Ich wünsche noch einen besonders schönen Tag«, sagte der Butler und verließ das Büro, dicht gefolgt von Herb Foldex.

      »Das zahle ich Ihnen noch heim«, flüsterte Foldex mit deutlicher Stimme.

      »Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß Sie meine bescheidene Person nicht unbedingt mögen«, erwiderte der Butler gemessen. Er blieb stehen und sah Herb Foldex prüfend an.

      »Sie ... Sie haben mich lächerlich gemacht.«

      »Das war nicht meine Absicht, Mr. Foldex.«

      »Wir sprechen uns noch.«

      »Sie scheinen ein wenig nachtragend zu sein, falls mich nicht alles täuscht.«

      Foldex zwang sich zur Ruhe. Man sah ihm deutlich an, daß er dem Butler am liebsten den Garaus gemacht hätte.

      »Versuchen Sie es liebenswürdigerweise erst gar nicht«, sagte Josuah Parker, der diesen Blick registriert hatte. »Ich nahm mir die Freiheit, die Waffe zu entladen. Ich hasse Unbeherrschtheit.«

      *

      »Der vierte Mord, Mr. Parker!«

      Agatha Simpson deutete auf ein Telegramm, das vor ihr auf dem Tisch lag.

      »Ein vierter Unglücksfall mit tödlichem Ausgang, Mylady?« Parker war in das Haus seiner Herrin zurückgekehrt. Dieser altehrwürdige Fachwerkbau befand sich in Shepherd’s Market, einem exklusiven Stadtteil in der Nähe des Hyde Parks. Dieses reizend aussehende Haus lag an einem kleinen Platz, der in dieser hektischen Großstadt eine Art Oase bildete. Die benachbarten Häuser befanden sich ebenfalls im Besitz der Lady Simpson. Sie flankierten den zentralen Wohnteil und verliehen ihm einen zusätzlichen Schutz. Alle Gebäude waren miteinander verbunden und stellten im Grund so etwas wie einen raffiniert angelegten Fuchsbau dar.

      »Lady Patricia Smithonian ist beim Morgenbad in einem Teich umgekommen«, redete die Detektivin weiter. »Sie ertrank schlicht und einfach, Mr. Parker, obwohl sie eine ausgezeichnete Schwimmerin war.«

      »Mylady kannten Lady Patricia?« fragte Parker.

      »Kannten, Mr. Parker? Sie war eine sehr gute Freundin von mir.«

      »Die ein gewisses Vermögen hinterläßt, falls ich diese Frage stellen darf?«

      »Das kann man wohl sagen, Mr. Parker. Sie war sehr vermögend.«

      »Wie in den bisherigen Fällen, Mylady. Die Nutznießer dieser Vermögen könnten unter Umständen die Mörder oder deren Auftraggeber sein.«

      »Das sage ich doch die ganze Zeit«, ereiferte sich Parkers Herrin. »Es gibt leider viele Nutznießer, wie ich inzwischen weiß. Ich habe schließlich nicht geschlafen, während Sie unterwegs waren und sich die Zeit vertrieben.«

      »Mylady verfügen bereits über gewisse Erkenntnisse?« Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      »Alleinerben gibt es in keinem der vier Fälle«, sagte die ältere Dame. »Die jeweiligen Vermögen verteilen sich pro Familie auf mindestens sechs bis acht Erben.«

      »Das wären maximal bisher zweiunddreißig mögliche Täter, Mylady.«

      »Zusammenzählen kann ich auch, Mr. Parker.« Sie sah ihren Butler leicht gereizt an. »Ich habe aber noch ganz andere Sorgen.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit bestürzt.«

      »Wenn diese vier tödlich verlaufenen Unglücksfälle nur die Spitze eines Eisberges waren? Haben Sie daran schon mal gedacht? Natürlich nicht! Ihnen fehlt es an Phantasie, Mr. Parker!«

      »Wie Mylady befehlen.«

      »Ich habe Kathy bereits losgeschickt«, redete Agatha Simpson weiter. »Sie studiert sämtliche Ausgaben der ›Times‹ und durchforstet sie nach interessanten Todesfällen. Sie verstehen, was ich meine?«

      »Durchaus, Mylady. Mir scheint dies, wenn ich das sagen darf, ein glücklicher Gedanke zu sein. Vielleicht bekommt man dadurch so etwas wie eine Art Statistik?«

      »Eben, Mr. Parker. Sie sehen, ich bleibe am Ball. Und was haben Sie erreicht?«

      »Ein Kontaktmann bestätigte meiner bescheidenen Person, daß es hier in London selbstverständlich sogenannte Profi-Killer gibt, die Morde auf Bestellung ausführen. Eine Kontaktperson wird sich dieser Sache annehmen.«

      »Das kann doch Tage oder Wochen dauern, bis man da einen Tip bekommt, Mr. Parker.«

      »Man wird sich, wenn ich es banal ausdrücken darf, in Geduld üben müssen.«

      Papperlapapp!« Sie sah ihn streng an. »Wir werden zum Angriff übergehen, Mr. Parker!«

      »Wie Mylady wünschen.« Parker deutete eine knappe Verbeugung an. »Es stellt sich allerdings die Frage, wen man angreifen soll.«

      »Das ist Ihre Sache, Mr. Parker! Mit solchen Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab. Ich weiß nur, daß ich noch heute mein Testament schreiben werde, in dem Kathy und Sie große Vermögensanteile überschrieben bekommen.«

      »Ich habe Mylady verstanden. Mylady wollen damit einen Köder auslegen?«

      »Was denn sonst!«

      »Mylady verfügen über eine recht ansehnliche Verwandtschaft, wie ich bemerken möchte.«

      »Eben. Und die möchte ich unruhig machen.«

      »Dann sollten Mylady vielleicht die Absicht ausstreuen, ein geändertes Testament machen zu wollen. Das dürfte einige Unruhe auslösen.«

      »Das habe ich doch gerade gesagt.« Sie ließ sich nicht gern, korrigieren.

      »Natürlich, Mylady.« Parker verbeugte sich wieder knapp. »Mylady werden dadurch, dieser kühne Vergleich sei gestattet, zum Speck in einer Falle.«

      »Unterlassen Sie diese Anspielungen auf mein Gewicht. Sie wissen genau, daß ich an Drüsenstörungen leide.«

      »Fallen können durchaus zuschnappen, Mylady«, warnte der Butler. »Es ist aber auch möglich, daß nur der Speck gefressen wird.«

      »Einer muß sich ja schließlich opfern«, seufzte Lady Agatha tragisch auf. »Bereiten Sie also die Falle vor, Mr. Parker! Du lieber Himmel, muß ich Ihnen denn immer jede Einzelheit erklären?«

      »Selbstverständlich nicht, Mylady. Ich werde mir erlauben, die Koffer zu packen. Mylady wünschten ja, einige Wochen an der See zu verbringen.«

      »Wie bitte? Wie war das?« Sie sah ihn erstaunt an.

      »Dies


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