Sound of Us. A.M. Arthur

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Sound of Us - A.M. Arthur


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da Chet es nicht brauchte. Er führte zudem ein bescheidenes Leben und das war eines der Dinge, die Cris am meisten an ihm liebte. Chet war großzügig mit dem, was er hatte, weil er wusste, was es bedeutete, nichts zu haben.

      Wenn Jake hier bei Chet bleiben würde, würde es ihm nie an etwas mangeln, aber Jake musste erst seine Unabhängigkeit beweisen. Er hatte sich zu lange um sich selbst gekümmert, um sich von einer Beziehung ohne sichtliche Fluchtmöglichkeiten gefangen nehmen zu lassen. Das verstanden sie alle und dieser Umstand machte Jakes Auszug weniger schmerzlich als er unter anderen Umständen vielleicht gewesen wäre.

      »Ich meine, ich könnte jederzeit gehen«, sagte Jake einmal mehr verunsichert. »Es ist ja auch nicht so, als könnte ich nicht eben meinen Kram wegbringen und wiederkommen oder so.«

      »Du kannst jederzeit kommen und gehen, wie es dir gefällt«, sagte Chet. »Der Schlüssel, den ich dir gegeben habe, ist deiner.«

      Jakes Überraschung wurde von zärtlicher Zuneigung abgelöst – ein ganz besonderer Ausdruck, den er oft auf Chet richtete. Sie arbeiteten immer noch an den Rahmenbedingungen ihrer persönlichen Beziehung, aber jedes Mal, wenn Jake Chet so ansah – und Chet Jake andersherum genauso –, wusste Cris, dass es nicht mehr lange dauern würde, bevor sie den nächsten Schritt gehen und ihre sexuelle Beziehung vertiefen würden.

      »Danke«, sagte Jake. »Ich werde vermutlich dennoch vorher anrufen oder euch schreiben, um sicherzustellen, dass jemand zu Hause ist, aber danke.«

      »Es ist mir ein Vergnügen.« Chets Augenbrauen zogen sich zusammen und er sah Cris stirnrunzelnd an. »Kehrst du auch in deine Wohnung zurück?«

      Cris sackte der Magen in die Kniekehlen. Er war am selben Tag wie Jake eingezogen und mit demselben Ziel: dafür zu sorgen, dass es Jake besser ging. Und das hatte er geschafft. Außerdem hatte er sich in Chet verliebt und er liebte es sehr, bei ihm zu leben. Bei ihm zu schlafen. Gemeinsam zu essen, fernzusehen und mit ihm Popcorn zu teilen. So sehr er früher sein Dasein als Einzelgänger geliebt hatte… Cris wollte seine leere Wohnung nicht länger.

      »Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht«, sagte Cris. »Wir haben uns alle so auf Jake konzentriert.«

      Jake drückte sein Handgelenk. »Bitte glaub nicht, dass du gehen musst, weil ich es tue. Ich meine, es sei denn, Chet will sein Haus zurück. Aber ich werde nicht sauer oder eifersüchtig sein, wenn du bleibst, ich schwöre es.«

      »Bist du dir sicher? Ich denke, es würde sich merkwürdig anfühlen, wenn du nicht dabei bist, aber…« Er warf Chet einen Blick zu, dem seine Gefühle an den Augen abzulesen waren. »Ich liebe es, hier zu sein. Du und Dell seid für mich Familie.«

      »Ich empfinde das ebenso«, sagte Chet mit einem deutlichen Kratzen in der Stimme. »Was dich angeht, Cristian, und auch dich, Jake. Ihr gehört jetzt beide zur Familie.«

      Angst schoss durch Cris' Rückgrat. Dies war ein riesiger Schritt. Einer, an den er vor einigen Wochen nicht einmal zu denken gewagt hatte, als sie als zeitlich begrenzte Lösung zusammengezogen waren. Aber er brachte es nicht über sich, es zuerst auszusprechen. »Was genau meinst du, wenn du von Familie sprichst?«

      Chet lächelte. »Dass ich mir wünschen würde, dass du hier einziehst, wenn du möchtest. Auf Dauer. Lös deinen Mietvertrag auf. Sei hier zu Hause. Wenn Kosten aufkommen, übernehme ich sie gern. Ich möchte dich hier haben, Cristian, wenn dies der Ort ist, an dem du sein willst.«

      »Ist es. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, woanders zu leben.«

      Cris sah Chets heftige Umarmung nicht kommen und sie warf ihn beinahe um. Er klammerte sich an Chet fest und lachte mit ihm gemeinsam über den riesigen Schritt, den er in seinem Privatleben nahm. Er hatte nie zuvor mit einem Partner zusammengelebt, nicht einmal mit Lily, also würde dies auf eine interessante Erfahrung hinauslaufen. Aber er wollte es mehr als er jemals zuvor etwas in seinem Leben gewollt hatte.

      Tief in seinem Innern fürchtete er sich jedoch auch. Dort hatte er die dunklen Seiten seiner Vergangenheit vergraben. Dass er zusammen mit seiner verstorbenen Schwester Grace aus Long Island geflohen war. Dass er sich einigen Schönheitsoperationen unterzogen und seinen Namen geändert hatte, um sicherzustellen, dass man ihn nicht finden konnte. Er würde sterben, wenn seine Vergangenheit ihn einholte und Chet oder Jake wehtat.

      Chet küsste Cris innig – eine feste Berührung mit Lippen und Zunge –, bevor er einen Schritt zurücktrat. Seine Wangen waren gerötet, seine hellen Augen glänzten. »Du hast mich heute so unglaublich glücklich gemacht, du hast ja keine Ahnung.«

      »Ich bin auch glücklich«, antwortete Cris. »Nervös, aber glücklich.«

      »Warum nervös?«

      »Ich habe mit niemandem mehr zusammengelebt, seitdem ich achtzehn war. Zehn Jahre sind eine lange Zeit für einen einsamen Wolf.«

      »Vertrau mir, ich verstehe dich. Ich hatte sehr lange allein gelebt, bevor Dell eingezogen ist. Ich musste mich etwas umstellen und jetzt kann ich mir mein Leben nicht mehr ohne ihn vorstellen. Dasselbe gilt für dich und – sobald er bereit ist zurückzukommen – auch für Jake.«

      Jake hatte sich ein wenig von ihnen gelöst. Vermutlich wollte er ihnen etwas Raum lassen, damit sie ihren Moment genießen konnten, aber er war zu weit weg. Cris legte ihm einen Arm um die Taille und zog ihn näher. Er brauchte ihn bei sich. »Wir werden dafür sorgen, dass es funktioniert. Alle drei.«

      »Natürlich werden wir das«, sagte Chet. »Wir haben gar keine andere Wahl, als es zum Laufen zu bringen.«

      »Bei euch beiden klingt das so leicht«, sagte Jake.

      »Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass es leicht sein wird, Schatz. Keine Beziehung ist leicht. Vermutlich wird es Unstimmigkeiten geben, vielleicht sogar Streit. Aber ich denke, das Endergebnis wird zwischenzeitlichen Kummer wert sein. Und wir waren uns alle einig, dass unsere beste Verteidigung gegen Zerwürfnisse die Kommunikation ist. Zwischen uns allen dreien.« Chet nagelte Cris mit einem ernsten Blick fest. »Keine Geheimnisse mehr.«

      Cris' Magen verkrampfte sich. Er wusste, dass Chet nicht auf seine Vergangenheit anspielte. Chet bezog sich auf das Geheimnis um seine Niere. Vor Monaten hatten Dells Nieren versagt. Da Cris dieselbe seltene Blutgruppe hatte wie er, hatte er anonym eine Niere gespendet, um Dells Leben zu retten. Er hatte niemandem davon erzählt außer Taro und dann war Jake durch einen Zufall über die Angelegenheit gestolpert. Als Chet vor einigen Wochen von dem Geheimnis erfahren hatte, war er sehr verletzt gewesen. Nicht wegen der Spende, sondern weil Cris zum Anfang ihrer Beziehung nicht ehrlich zu ihm gewesen war.

      Er wollte keine Geheimnisse mehr haben, aber selbst Taro kannte nicht die ganze Wahrheit über Cris' Vergangenheit – und zwar nicht, weil er Taro nicht vertraute. Das tat er. Nein, Cris' Vergangenheit lag hinter ihm und er hatte die Tür dazu schon vor langer Zeit vernagelt.

      »Keine Geheimnisse mehr«, log er. »Versprochen.«

      Kapitel Zwei

      Jake sah sich in seinem größtenteils leeren Schlafzimmer um. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, was seine Rückkehr in die Wohnung anging. Es fanden sich keinerlei persönliche Sachen an den Wänden oder auf der Kommode. Es hatte nicht lange gedauert, seine Kleidung wegzuräumen und seine Reisetasche in dem winzigen Schrank zu verstauen. Selbst die blauen Laken und die Decke auf dem Bett gehörten nicht ihm, sondern Benny.

      Der Raum fühlte sich nicht länger nach einem Heim an, nicht, nachdem er den größten Teil des Monats in Chets Haus verbracht hatte. In einem Haus, das warm, einladend und gemütlich war. In einem Haus, mit Chet und Cris darin und sogar Dell, der ein ziemlich netter Kerl war. Benny war cool, keine Frage, aber es war eindeutig nicht dasselbe.

      Dabei war es ja nicht so, dass er Cris und Chet nicht jederzeit besuchen konnte, wenn er wollte. Auch wenn Jake zu Fuß zur Arbeit gehen und seinen Freund Ned besuchen konnte, hatte Cris ihn das Auto behalten lassen, sodass er schnell den Fluss überqueren konnte. Distanz zwischen den anderen und sich selbst aufzubauen, war wichtig. Jake musste sich vergewissern, dass er sein Leben auch ohne ihre andauernde


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