Zürcher Bibel. Ulrich Zwingli

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Zürcher Bibel - Ulrich Zwingli


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euren jüngsten Bruder her, damit ich erkenne, dass ihr keine Kundschafter, sondern ehrliche Leute seid; dann will ich euch euren Bruder wieder geben, und ihr mögt frei im Lande umherziehen.»

      35. Und als sie die Säcke leerten, siehe, da fand ein jeder den Beutel mit seinem Geld in seinem Sacke. Als sie aber, sie und ihr Vater, die Beutel mit dem Gelde sahen, fürchteten sie sich.

      36. Da sprach ihr Vater Jakob zu ihnen: Mich beraubt ihr der Kinder. Joseph ist nicht mehr, Simeon ist nicht mehr, und Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; über mich kommt dieses alles.

      37. Da erwiderte Ruben seinem Vater: Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn dir nicht wieder bringe. Überlass ihn mir; ich bringe ihn dir wieder.

      38. Aber er sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen; denn sein Bruder ist tot, und er ist allein noch übrig. Wenn ihm ein Unfall zustiesse auf dem Wege, den ihr zieht, so würdet ihr meine grauen Haare mit Kummer ins Totenreich hinunterbringen.

      1. DIE Hungersnot aber lastete schwer auf dem Lande.

      2. Als sie nun das Korn, das sie aus Ägypten gebracht, aufgegessen hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin und kauft uns ein wenig Speise.

      3. Da erwiderte ihm Juda: Der Mann hat uns nachdrücklich eingeschärft: «Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer jüngster Bruder nicht bei euch ist.»

      4. Willst du also unsern Bruder mit uns gehen lassen, so wollen wir hinabziehen und dir zu essen kaufen.

      5. Willst du ihn aber nicht mitgehen lassen, so ziehen wir nicht hinab; denn der Mann hat zu uns gesagt: «Ihr dürft mir nicht mehr unter die Augen treten, wenn euer Bruder nicht bei euch ist.»

      6. Israel sprach: Warum habt ihr mir das zuleide getan und dem Mann gesagt, dass ihr noch einen Bruder habt?

      7. Sie antworteten: Der Mann hat so genau nach uns und unsrer Verwandtschaft geforscht und uns gefragt: «Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder?» Da sagten wir es ihm, wie die Dinge stehen. Konnten wir den wissen, dass er sagen würde: «Bringt euren Bruder her!»

      8. Dann sprach Juda zu seinem Vater Israel: Gib mir den Knaben mit, so wollen wir uns aufmachen und hinziehen, damit wir zu leben haben und nicht sterben, wir und du und unsre Kindlein.

      9. Ich will Bürge für ihn sein, von meiner Hand sollst du ihn fordern; wenn ich ihn dir nicht wieder bringe und vor Augen stelle, so will ich vor dir mein Leben lang die Schuld tragen.

      10. Fürwahr, wenn wir nicht gezögert hätten, so wären wir jetzt schon zweimal wieder zurück.

      11. Da sprach ihr Vater Israel zu ihnen: Muss es denn sein, so tut dies: nehmt von den besten Früchten des Landes in eure Säcke und bringt es dem Manne als Geschenk, ein wenig Balsam und ein wenig Honig, Gummi und Harz und Pistaziennüsse und Mandeln.

      12. Und nehmt den doppelten Betrag an Geld mit euch: das Geld, das wieder oben in eure Säcke gelegt worden ist, müsst ihr auch mit zurücknehmen; vielleicht ist da ein Irrtum geschehen.

      13. Dazu nehmt euren Bruder, macht euch auf und geht wieder zu dem Manne.

      14. Der allmächtige Gott lasse euch Barmherzigkeit finden vor dem Manne, dass er euren andern Bruder mit euch ziehen lasse und den Benjamin! Ich aber, wie ich nun einmal verwaist bin, so bin ich, ach, verwaist!

      15. Da nahmen die Männer das Geschenk, auch den doppelten Betrag an Geld nahmen sie mit sich, dazu Benjamin, machten sich auf, zogen hinab nach Ägypten und traten vor Joseph.

      16. Als Joseph den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu seinem Hausverwalter: Führe diese Männer ins Haus hinein, schlachte und richte zu, denn sie sollen mit mir zu Mittag essen.

      17. Der Mann tat, wie Joseph befohlen hatte, und führte die Männer in Josephs Haus.

      18. Sie aber fürchteten sich, weil sie in Josephs Haus geführt wurden, und sprachen: Wir werden hier hereingeführt um des Geldes willen, welches das erste Mal wieder in unsre Säcke gekommen ist: man will auf uns eindringen und über uns herfallen und uns zu Sklaven machen und uns die Esel wegnehmen.

      19. Darum traten sie zu dem Manne, der über Josephs Haus gesetzt war, und redeten mit ihm an der Pforte

      20. und sprachen: Lieber Herr, wir sind schon einmal herabgekommen, um Speise zu kaufen.

      21. Als wir nun in die Herberge kamen und unsre Säcke aufmachten, siehe, da lag eines jeden Geld oben in seinem Sacke, unser Geld nach seinem vollen Gewichte; das haben wir nun wieder mitgebracht.

      22. Wir haben aber auch noch andres Geld bei uns, um Speise zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsre Säcke gelegt hat.

      23. Er aber sprach: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Euer Gott und eures Vaters Gott hat euch einen Schatz in die Säcke getan; euer Geld ist mir zugekommen. Und er brachte den Simeon zu ihnen heraus.

      24. Dann führte er die Männer in Josephs Haus, reichte ihnen Wasser, ihre Füsse zu waschen, und gab ihren Eseln Futter.

      25. Sie aber machten das Geschenk bereit, bis Joseph am Mittag käme; denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten.

      26. Als Joseph nun nach Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das sie bei sich hatten, hinein und warfen sich vor ihm zur Erde nieder.

      27. Er aber begrüsste sie und sprach: Geht es eurem alten Vater wohl, von dem ihr erzählt habt? Ist er noch am Leben?

      28. Sie antworteten: Es geht deinem Knechte, unserm Vater, wohl; er ist noch am Leben. Und sie verneigten sich und warfen sich nieder.

      29. Und als er seine Augen erhob und seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter, sah, sprach er: Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt? Darnach sprach er: Gott sei dir gnädig, mein Sohn!

      30. Dann aber ging Joseph schnell in seine Kammer - denn sein Herz war tief bewegt beim Anblick seines Bruders, und das Weinen kam ihn an -, und er weinte daselbst.

      31. Und als er sein Angesicht gewaschen hatte, kam er wieder heraus und nahm sich zusammen und sprach: Tragt das Essen auf!

      32. Und man trug ihm besonders auf und ihnen besonders, und ebenso den Ägyptern, die mit ihm assen. Denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern essen; das ist den Ägyptern ein Greuel.

      33. Man setzte sie aber ihm gegenüber, vom Erstgebornen bis zum Jüngsten, genau nach dem Alter; darob sahen sich die Männer verwundert an.

      34. Und er liess ihnen Gerichte auftragen von seinem Tische; dem Benjamin aber wurde fünfmal mehr aufgetragen als den andern. Und sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge.

      1. DANN gebot Joseph seinem Hausverwalter: Fülle den Männern die Säcke mit Getreide, so viel sie mitführen können, und lege einem jeden sein Geld oben in den Sack.

      2. Meinen silbernen Becher aber lege oben in des Jüngsten Sack samt dem Geld für das Korn. Und er tat, wie ihm Joseph gesagt hatte.

      3. Am Morgen, als es Tag ward, liess man die Männer mit den Eseln ziehen.

      4. Kaum aber waren sie zur Stadt hinaus und noch nicht weit gekommen, da sprach Joseph zu seinem Hausverwalter: Auf, jage den Männern nach, und wenn du sie eingeholt hast, so sprich zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten und meinen silbernen Becher gestohlen?

      5. Ist das nicht der, aus dem mein Herr trinkt und aus dem er weissagt? Daran habt ihr übelgetan.

      6. Als er sie nun eingeholt hatte, redete er solche Worte mit ihnen.

      7. Sie antworteten: Warum redet mein Herr solche Worte? Ferne sei es von deinen Knechten, solches zu tun!

      8. Das Geld, das wir oben in unsern Säcken gefunden, haben wir


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