Gesicht des Mordes. Блейк Пирс
Читать онлайн книгу.über die leeren Parkbuchten, nahm eine Abkürzung zu seinem Auto. Er überlegte kurz, ob er irgendwo anhalten und sich einen Kaffee zum Mitnehmen holen sollte. Oder wäre es besser, einfach so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, in die Sicherheit und Wärme seines eigenen Reichs?
Seine Schritte hallten in der Tiefgarage unheimlich wider, die Geräusche echoten zwischen Betondecke und Betonboden. Es war an Abenden wie diesem, dass die Tiefgarage sich in ein ganz anderes Wesen verwandelte. Ein Ort, an dem unangenehme Typen in den Schatten lauern könnten, bereit zum Angriff. Man konnte diese Art von Gedanken nicht abschütteln, auch wenn man sich wiederholt sagte, dass man erwachsen war und sich nicht mehr vor der Dunkelheit fürchten musste.
Allerdings gab es einen guten Grund, heute Abend nervös zu sein. Der Campus war durch Nachrichten von einem Mord, der hier, direkt unter ihrer Nase passiert war, in Unruhe versetzt worden. Ein Student, den Henderson gekannt hatte. Vielleicht war das der Grund, dass ihm die Haare im Nacken hochstanden, als er durch die Garage ging und warum er nicht anders konnte, als verstohlene Blicke mit großen Augen in die Schatten zu werfen, um zu sehen, ob jemand sich dort versteckte.
Er versuchte, sich abzulenken. Es gab mehr, über das er nachdenken konnte. Da war ein Bursche gewesen, den er aus der Klasse hatte werfen müssen, weil er eine weitere Arbeit nicht abgegeben hatte. Das Lehren war so frustrierend – zu sehen, wie diese jungen Leute voller Potential sich nur um Partys kümmerten und ihr Studium nicht ernst nahmen. Es hatte Henderson leid getan, ihn durchfallen zu lassen, aber er fühlte sich jetzt eher gerechtfertigt, nachdem er eine Mail des Studenten erhalten hatte.
Die E-Mail war giftig, fast bedrohlich. Anscheinend hielt der Bursche nichts davon, rausgeworfen zu werden und wollte sicherstellen, dass Henderson es wusste. Als ob eine solche Handlung ihn irgendwie wieder in den Kurs bringen könnte. Ha! Der Bursche musste noch viel über das Leben lernen und darüber, wie Leute darauf reagierten, wie man sie behandelte.
Henderson erreichte das Auto und hantierte mit den Schlüsseln, seine Finger waren dick und langsam, da er beim Benoten der Studenten so viele Kommentare geschrieben hatte. Er verfluchte sich selbst, das Zittern, das seine Hände überkam, verursacht durch die Einsamkeit der nächtlichen Tiefgarage. Er war albern. Herrje, er war ein erwachsener Mann und war bei Tag ohne einen Gedanken durch diese Garage gegangen.
Sowieso, dachte er düster, wenn jemand es auf ihn abgesehen hatte, dann wäre es dieser wütende Student. Und er war nicht intelligent genug, um einem Professor im Dunkeln einer Tiefgarage aufzulauern. Er war die Art junger Mensch, die wütende Emails schickte und Spuren hinterließ. Wirklich nichts, worüber er sich Sorgen machten musste. Henderson würde es morgen dem Dekan melden und damit wär die Sache erledigt.
Was war das für ein Geräusch? Schritte? Irgendetwas stimmte hier nicht. Er hatte die ganze Zeit seine Ängste abgetan, aber jetzt war er sich weniger sicher. Das prickelnde Gefühl in Hendersons Nacken verstärkte sich, wie eine Vorahnung, denn bevor er sich umdrehen konnte, knallte sein Kopf mit einem scharfen Geräusch gegen das Autofenster.
Henderson hatte kaum Zeit, das Geschehene und die durch seine Nase flutenden Schmerzen zu begreifen, als die Hand auf seinem Hinterkopf ihn bereits erneut gegen die Seite des Autos knallte. Er rutschte tiefer, durch den Schock und die Verletzung niedergedrückt, sein Körper wurde schlaff. Er versuchte, sich ein wenig wegzudrehen, sein Aktenkoffer lag vergessen auf dem Boden, aber er konnte den nächsten Schlag nicht abwehren und auch nicht den danach. Immer und immer wieder knallte sein Kopf gegen das rote Chassis, seine Schläfe, der obere Rand einer Augenhöhle, sein Kiefer direkt unter dem Ohr.
Er spürte die Auswirkungen mit einer Art unbeteiligtem Schock. Das Knacken eines brechenden Knochens. Der Gedanke an auf seinem Gesicht erscheinende Blutergüsse, dann an Schnitte und Abschürfungen, dann an etwas Ernsteres. Alles, woran er blöde denken konnte, war, dass sein Gesicht entstellt sein würde. Alles, wofür er an Gedanken Zeit hatte, bevor es anscheinend vorbei war.
Die Hand, die ihn ergriffen hatte, ließ ihn los und Henderson sank ohne Umschweife auf den Boden, stieß auf seinem Weg nach unten gegen eine Schulter. Angesichts alles anderem spürte er es kaum. Er war nun genügend vom Auto weggedreht, um benommen seinen Kopf zu wenden und sich umzusehen, obwohl sein Blick verschwommen war. Vielleicht von den Schlägen. Vielleicht von dem Blut, das in seine Augen tropfte. Vielleicht, weil seine Augenhöhle mindestens gebrochen sein musste.
Wer war das? Eine vage Gestalt, nur ein Flüstern, als ob ein Geist über ihm stünde, nicht ein Mann. Aber es war ein Mann. Es musste ein Mann sein. Wenn er nur erkennen könnte, wer es war – aber Hendersons Bewusstsein strömte aus ihm hinaus wie Sand durch seine Finger und er konnte nicht mehr. Irgendwas floss aus ihm, ließ ihn kalt und leer zurück. Er wusste, dass es fast vorbei war. Die Welt um ihn herum wurde schwarz, die wässrige Gestalt über ihm sah schweigend zu.
Der Schatten erstreckte sich über ihn und hob ein letztes Mal seinen Kopf und schlug diesen gegen den Beton, eine Einwirkung, die Henderson kaum bemerkte, bevor er kopfüber in die Dunkelheit fiel.
Der Job war erledigt.
Er würde nicht wieder aufwachen.
KAPITEL EINS
Zoe strich die Risse auf der Lehne des Ledersessels nach, sah, wie ihr Muster eine Geschichte des Alterns offenbarte, von so vielen Händen und Armen, die auf genau dieser Stelle gelegen hatten. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob das beruhigend war, ein Zeichen der Erfahrung oder einfach eklig. Wer wusste schon, welche Art Bakterien sich in diesem Bezug verbargen?
„Zoe?“ ermunterte Dr. Lauren Monk sie, von einem ähnlich bequemen Sessel ihr gegenüber.
Zoe sah schuldbewusst hoch. „Entschuldigung, hätte ich das beantworten sollen?“
Dr. Monk seufzte, tippte mit ihrem Kugelschreiber gegen den Block in ihrer Hand. Trotz des Rekorders auf dem Schreibtisch, der all ihre Sitzungen aufnahm, schien es, als ob Dr. Monk immer noch ein Fan traditioneller Methoden war. „Ändern wir für einen Augenblick den Kurs“, sagte sie. „Wir hatten nun schon einige gemeinsame Sitzungen, Zoe, nicht wahr? Ich bemerke, dass Sie ab und zu Probleme mit sozialen Hinweisen haben.“
Ah. Das. Zoe zuckte mit den Schultern, versuchte, Gleichgültigkeit vorzutäuschen. „Ich verstehe nicht immer die Arten, auf die Menschen zu reagieren scheinen.“
„Oder die Arten, auf die sie erwarten, dass Sie reagieren sollen?“
Zoe zuckte erneut mit den Schultern, ihr Blick wanderte zum Fenster. Dann gab sie sich eine mentale Ohrfeige, sie sollte aktiv an diesen Sitzungen teilnehmen, sich nicht wie ein launischer Teenager benehmen. „Meine Logik unterscheidet sich von ihrer Logik.“
„Warum ist das Ihrer Meinung nach so?“
Zoe wusste, warum sie so war, wie sie war, oder dachte zumindest, dass sie es wusste. Die Zahlen. Die Zahlen, die überall waren, wo sie hinsah, jede Sekunde des Tages. Sie sagten ihr sogar jetzt, welche Brillenstärke Dr. Monk trug (kaum stark genug, um eine Sehhilfe nötig zu machen), dass ein halber Millimeter Staub auf den Rahmen der Diplome an der Wand war, aber nur ein Viertelmillimeter auf dem Psychologiediplom (was auf größeren Stolz über dieses im Vergleich zu ihren anderen Abschlüssen hinwies) und dass Dr. Monk während ihrer bisherigen Unterhaltung genau sieben Worte aufgeschrieben hatte.
Sie wollte es sagen, zumindest wollten Teile von ihr das. Sie hatte Dr. Monk gegenüber immer noch nicht zugegeben, dass sie über eine Fähigkeit verfügte, die niemand sonst zu haben schien. Niemand sonst abgesehen von dem gelegentlichen Serienmörder, wenn man nach dem Fall gehen konnte, den sie vor etwa einem Monat bearbeitet hatte.
Aber da war ein anderer Teil von ihr, der stärkere Teil, der nicht ertragen konnte, überhaupt irgendetwas zuzugeben.
„Ich wurde einfach so geboren“, sagte Zoe.
Dr. Monk nickte, schrieb aber nichts auf. Anscheinend war diese Antwort nicht relevant genug. „Wie fühlt es sich an, wen Sie diese sozialen Hinweise übersehen? Stört es Sie?“
Vielleicht lag es daran, dass sie mittlerweile genug Sitzungen gemeinsam verbracht hatten, um die anfängliche Unbehaglichkeit schwinden zu lassen. Vielleicht war es einfach die Freiheit, mit jemandem zu reden, mit dem sie keine wirkliche berufliche