The Trial and Death of Socrates. Plato

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The Trial and Death of Socrates - Plato


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      Der Cumanchee hatte nicht minder aufmerksam in der Stube umhergesehen, als sein durchdringender Blick in die Ecke fiel, wo die drei Ausländer saßen. Plötzlich fingen seine Augen an Feuer zu sprühen, seine Nasenlöcher schwollen wie die Nüstern eines Rosses, er begann zu schnauben und, in die grimmigste Wut ausbrechend, fuhr er auf den Tisch zu, hinter welchem die drei Ausländer saßen.

      »Hat,« so sprach er mit einer Donnerstimme, »hat die Schlinge der Cumanchees und die Lanze der Pawnees deshalb des Diebes geschont, damit dieser mit seinem giftigen Atem abermals das Gesicht des unglücklichen Vaters vergifte, dem er die Tochter und die Seinigen geraubt?« Und indem er nach dem Dolche griff, würde er auf Lafitte losgestürzt sein, wenn ihm nicht die Milizen in die Arme gefallen wären.

      »Im Namen des Gesetzes, Ruhe!« sprach der Sergeant, »oder ich führe Euch augenblicklich ins Gefängnis.«

      »Mein Sohn,« sprach der Miko bedeutsam, »wir sind im Wigwam der Weißen.«

      Der Seeräuber hatte, während der Wilde den Dolch zückte, mit vieler Kaltblütigkeit sein Glas ausgetrunken.

      »Mag ich erschossen sein,« flüsterte einer der Milizen seinen Gefährten zu, »wenn dieser Mann nicht mehr kaltes Blut in seinen Adern hat, als alle Alligatoren im großen Sumpf zusammengenommen.«

      »Das ist auch das beste, was er hat. Er schneidet Euch mit demselben Gleichmute die Kehle ab. Kennt Ihr ihn?«

      »Werde ihn doch. Für jetzt ist ihm seine Zeche abgeschrieben, bekommt er aber wieder etwas auf die Kreide, dann hängt er doch.«

      Lafitte, ohne irgendeinem der Anwesenden besondere Aufmerksamkeit zu schenken, goß sich wieder sein Glas voll und trank ruhig fort, als die Türe abermals aufging und die beiden Cumanchees herein und auf den jungen Häuptling zusprangen. Kein Kind, das den Armen der Mutter entrissen und nach einer langen Abwesenheit wieder zurückgegeben wird, kann mit mehr Entzücken in die ausgebreiteten Mutterarme eilen, als die beiden Wilden in die des jungen Cumanchee. Die drei Wilden waren wirkliche Kinder geworden. Sie fielen einander in die Arme, sie umschlangen, sie besahen, sie betasteten einander, als mißtrauten sie ihren Augen, sie schienen ihres Entzückens nimmer ein Ende zu finden. Als dieses so eine Weile gewährt hatte, traten die beiden von ihrem Häuptlinge zurück, kreuzten ihre Arme auf der Brust und standen eine lange Weile in ehrfurchtsvoller Stellung vor ihm, der seinerseits eine hohe, gebieterische Miene angenommen hatte. Mit Hoheit hörte er ihren Bericht und ihre Schicksale während seiner Abwesenheit. Aber bald verwandelte sich diese in heftigere Symptome, die bald Schmerz, bald Wut, wieder Scham und Zorn im ungemein schnellen Mienenspiele ausdrückten. Auf einmal brach er in einen lauten Schmerzensruf aus; seine Arme fielen straff an seine Seite, und als schämte er sich vor den Anwesenden, trat er mit den beiden Cumanchees aus der Stube.

      Das Gespräch der Indianer war im Pawneedialekte geführt worden und hatte die Aufmerksamkeit aller sehr erregt; denn es mußte offenbar etwas Besonderes sein, das die Seelen dieser an Selbstverleugnung so sehr gewohnten Menschen so außerordentlich bewegen konnte. Auch der Miko war es; aber in seinen starren Zügen war bloß ein bitteres Lächeln zu bemerken. Als die Milizen sahen, daß sie vergeblich auf Aufklärung warteten, entfernten sie sich.

      Der Miko hatte sich in der Ecke des Feuerplatzes niedergelassen und saß eine geraume Zeit, ohne irgendein Merkmal von Leben von sich zu geben; dann begann er sein Haupt zu erheben, und sein Blick fiel auf den Seeräuber, der noch in seiner Ecke saß, wandte sich jedoch immer wieder mit Abscheu von ihm. Es schien, als ob dem alten Manne eine Anwandlung von Neugierde ankäme, zu wissen, was seinen Feind hierhergebracht habe, und daß nur Stolz und Scheu ihn vom ersten Schritte zur Annäherung zurückhalte.

      Der Seeräuber brach endlich das Eis, indem er aufstand und an den Miko herantrat.

      »So finden wir uns denn wieder, Miko,« sprach er nicht ohne Teilnahme, »um drei Monate älter, weiser, aber nicht glücklicher. Wo sind die Zeiten, wo wir so friedlich beisammen saßen im Wigwam am Natchez?« Er sprach die letzten Worte mit einer so schmerzlichen Betonung, daß der Indianer ihn forschend ansah.

      »Ja, Miko, wenn Ihr mich damals nicht so trotzig von Euch gewiesen hättet, und ich kein solcher Narr gewesen wäre, eines Mädchens halber alles auf das Spiel zu setzen – –. Ja, Miko, ich meinte es gut. Wir hätten ein glückliches Leben führen können. Wir hätten eine herrliche Kolonie gegründet, kein Feind in der Welt hätte uns etwas anhaben dürfen. Es war ein schöner Traum.«

      Der alte Mann schwieg noch immer. »Wie kommt es,« fragte er endlich mit sichtlichem Widerstreben, »daß der, auf den der große Vater der Weißen einen Preis von so vielen Dollars gesetzt hat, sich nun in ihren Wigwams sehen läßt?«

      »Erinnert Ihr Euch, Miko, jenes Morgens, als ich Euch im Councilwigwam sagte, Lafitte würde Euch verteidigen?

      Ihr braucht Euch nicht zu fürchten? Miko, hättet Ihr damals auf meine Stimme gehört, wäre alles besser gewesen. Schon damals war der Plan reif, der mich mit der Welt versöhnen sollte. Hilft nun aber alles nichts.«

      »Und der Häuptling der Salzsee ist ein Freund der Weißen?« fragte der Indianer.

      »Sowie man Freund sein kann,« versetzte der Seeräuber bitter lachend, »wenn man einen Dienst erwiesen hat, der zu groß ist, um bezahlt zu werden. Sie haben mir gnädigst erlaubt, ihre Kanonen zu bedienen und mich der Gefahr, verstümmelt oder totgeschossen zu werden, so an die sieben Stunden bloßzustellen; dafür habe ich nun eine Art Pardon und die huldreiche Weisung, mich so schnell von hinnen zu packen, als möglich.«

      »Und der Häuptling der Salzsee ist zu den Weißen gegangen, um mit ihnen den Tomahawk gegen die Söhne des Vaters der Kanadas zu erheben?« fragte der Indianer gespannt.

      »Ich komme soeben von der Affäre herauf. Die Weißen haben einen glänzenden Sieg davongetragen.«

      »Und er hat die große Schlacht der Weißen mitgeschlagen?« fragte der Indianer beinahe ängstlich.

      »Ja,« erwiderte der Seeräuber mit demselben verzweifelt bittern Hohnlachen, »und dafür hat er den guten Rat erhalten, das Land sobald als möglich zu räumen.«

      Der Indianer, der seine Gefühle bisher gewaltsam unterdrückt hatte, war nun nicht länger imstande, dem furchtbaren Kampfe, der in seinem Innern tobte, zu gebieten. Seine Brust hob sich, als drohte es, ihn zu ersticken. Seine Augen rollten, als wären sie von einem innern Feinde im Kreise getrieben. Seine Hände auf sein Gesicht schlagend, stöhnte er laut und fiel dann bewußtlos über den Sarg hin.

      »Miko!« schrie der Seeräuber, der herbeisprang und den bewegungslosen Mann wieder aufrichtete. »Miko, was ist dies?«

      Der alte Mann blickte stier um sich her. »Geister meiner Oconees! Geist meiner Tochter! ich habe Euch Sühnopfer bringen wollen; der Dieb hat Euch und mich betrogen. Nein!« rief er schmerzlich, »die Weißen haben mich betrogen.«

      »Häuptling!« sprach der Wirt auf den gedeckten Tisch weisend, »eßt und trinkt und schlagt Euch das übrige aus dem Sinne. Trinkt! je mehr, desto besser, es geht auf Kosten der Regierung.«

      Der Indianer nahm das dargebotene Glas an, trank es aus und bedeutete dem Wirt, es wieder zu füllen. Wieder stürzte er es hinab, und wieder wurde es gefüllt. Er wiederholte den Zug ein drittes, ein viertes, fünftes und sechstes Mal und sank dann bewußtlos am Boden hin.

      »Ist doch bei alledem ein indianisches Vieh«; sprach Benito.

      »Ein König willst du sagen«, sprach der Seeräuber ernst. »Ein Legitimer mit so edlem Blute, als je in den Adern eines geflossen. Wenn du den hunderttausendsten Teil seiner Leiden erfahren hättest, wärest du längst im Tollhause – oder auf dem Galgen vermodert.« Er sah auf den Wilden mit verschränkten Armen herab. »Schaffe ihn weg; das Schmerzlichste steht ihm noch bevor.«

      »Doch horch, was ist das? Neun Salven von einem Dampfschiffe. Ein neunmaliges Hurra. Der General en Chef ist angekommen. Gute Nacht, Miko, morgen wirst du mehr hören.«

      Einundvierzigstes Kapitel


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