The Trial and Death of Socrates. Plato

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The Trial and Death of Socrates - Plato


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Rücken hing eine Pantherhaut herab, die, mit goldenen Spangen an seinen Schultern befestigt, eine Form sehen ließ, die Thorwaldsen oder Canova entzückt haben würde. Es war eine herrliche Gestalt männlicher Schönheit, frei, rein und unverdorben aufgesprossen in den entzückenden Fluren Mexikos und in der Mitte eines mächtigen Volkes, das außer dem großen Geiste keinen Meister erkannte. Ein Dolch mit Griff von gediegenem Golde stak in seinem Gürtel, ein kurzer Stutzen und eine neun Fuß lange Lanze, an welcher ein Roßschweif hing, boten eine Rüstung dar, die, was Zweckmäßigkeit und Reichtum betraf, nicht schöner gedacht werden konnte.

      Als der junge Häuptling sich von seinem Roß geworfen, wurde dieses von einem seiner Begleiter aufgefangen. Es war ein schönes Rassepferd, gleichfalls mit einer Pantherhaut behangen, deren vier Enden mit goldenen Spangen am Nacken und Rücken befestigt waren. Es hatte weder Sattel noch Steigbügel; zu beiden Seiten hing jedoch an einem Riemen eine Kapsel herab, in welcher die Lanze und der Stutzen ruhten.

      Ähnlich gekleidet und bewaffnet waren noch vier Krieger des mächtigen Indianerstammes der Cumanchees. Sie trugen ihre Haare zu beiden Seiten der Stirne herabgekämmt, ihre Gesichtsfarbe war eine Mischung der Oliven- und Kupferfarbe. Sie schienen stolz zu sein und selbst auf die Pawnees vornehm herabzublicken. Um den Hals ihrer Pferde hing der Lasso, diese gefährliche Waffe, mit welcher der mexikanische Reiter Feinde, Büffel und Pferde im wildesten Galoppe fängt, indem er mit wunderbarer Schnelle und Geschicklichkeit die Schlinge über den Kopf von Mensch oder Tier wirft.

      Der Rest der Schar waren Pawnees des Toyaskstammes. Ihr Haar war glatt am Kopfe weggeschoren, und bloß ein Büschel war am Scheitel stehen geblieben, sorgfältig geflochten. Über ihren Schultern hatten sie weichgegerbte, rotgefärbte Büffelhäute, die sie mit der haarigen Seite nach innen gekehrt trugen. Statt des Sattels diente ihnen gleichfalls eine Büffelhaut. Jeder hatte einen zollbreiten Gürtel, an welchem sein Hüftenhemd befestigt war. Sie trugen Mokassins von Elksfellen. Etwa die Hälfte war mit Musketen und Stutzen bewaffnet, alle aber hatten Lanzen, ein langes Schlachtmesser oder vielmehr einen Fänger und den Tomahawk. Sie waren wohlgeformte und kräftige Männer, mit denen verglichen die Oconees, mit ihren dünnen Armen und schmalen Schultern, wie Kinder aussahen.

      »Mein Bruder ist dreimal willkommen!« wiederholte der Miko nach einer Weile, während welcher sein Blick mit dem Ausdrucke der reinsten Zufriedenheit auf seinem herrlichen Gaste und seinen Begleitern geruht hatte.

      »Hat der große El Sol der Worte gedacht, die ihm Tokeah durch seinen Läufer gesandt?« fragte der Miko.

      »Er hat offene Ohren und ein weites Herz mitgebracht«, versetzte der junge Häuptling würdevoll. »Ist die Rede des großen Miko für El Sol allein, oder mögen die Krieger der Cumanchees und Pawnees sie auch anhören?« fragte er nach einer Pause.

      »Die Häuptlinge und Krieger der Cumanchees und Pawnees sind willkommen im Councilwigwam der Oconees. Sie sind ihre Brüder.«

      Als der Miko diese Worte gesprochen, stiegen die vier Cumanchees und eine gleiche Anzahl der Pawnees von ihren Pferden und gingen mit den Häuptlingen auf das Councilwigwam zu. Nachdem diese mit den Kriegern in die Hütte eingetreten waren, stiegen auch die übrigen von ihren Pferden und bildeten, an die Hälse dieser gelehnt, einen Halbkreis.

      Näher am Councilhause standen die Oconees, bloß mit ihrem langen Schlachtmesser bewaffnet, und hinter ihnen in ehrerbietiger Entfernung die jungen Männer des Wigwams, gleichfalls in einem Halbkreise. Weit hinter diesen die Squaws und Mädchen und Kinder, denen die strengen Regeln indianischer Rangetikette selbst einen näheren Anschluß an ihre eigenen Leute nicht gestattete. Das Wigwam hatte so allmählich die Gestalt eines kleinen Lagers angenommen, in dem die verschiedenen Truppenkorps in rascher Bewegung auf und nieder strömen.

      An dem Ufer lagen vier Seeräuber auf ihre Arme gestützt, während ihr Kapitän und ihr Leutnant durch das Gebüsch dem Ufer entlang sich ergingen. Einen scharfen Blick ausgenommen, den sie zuweilen hinüber auf die Gruppen der Indianer warfen, schienen sie beide kein besonderes Interesse an ihnen zu nehmen.

      So mochte etwa eine Stunde verflossen sein, als die Türe des Councilwigwams sich öffnete und Tokeah heraustrat, mit hastigern Schritten als gewöhnlich dem Ufer zueilend. Er schien jemanden zu suchen, und die Seeräuber, seine Absicht erratend, deuteten schweigend auf das am Ufer krumm sich hinziehende Gebüsch. So wie der Pirat den auf sich zukommenden Miko bemerkte, hielt er stille.

      »Die Häuptlinge der roten Männer«, sprach dieser, »sind in die Wohnung gekommen, die Tokeah seinem Bruder eingeräumt hat, um da Rat zu halten. Will der Häuptling der Salzsee ihre Rede anhören?«

      Dieser nickte bejahend, und beide gingen durch die Menge dem Councilhause zu. Kaum daß einer der Indianer seine Augen erhob, um, wie es in zivilisierten Gemeinden der Fall gewesen sein würde, aus den Gesichtern der beiden gewichtigen Männer herauszulesen, was die plötzliche, ernste und so ungewöhnliche Versammlung zu bedeuten habe. Als sie beide ins Innere getreten waren, deutete der Miko schweigend auf den Ruhesitz. Eine geraume Weile schwiegen alle. Endlich begann er in feierlichem Tone: »Häuptling der Salzsee! Zweimal haben die Bäume ihre Blätter von sich geworfen, und zweimal sind sie wieder in ihre Gewänder vom großen Geiste gehüllt worden, seit Tokeah und sein Volk für Lafitte gejagt, und ihre Weiber für ihn Korn gesäet und geerntet haben.«

      »Das ist bezahlt; zur Hauptsache, wenn es beliebt«, versetzte der Seeräuber.

      Die Indianer saßen unbeweglich. – El Sol jedoch erhob sein Haupt und blickte den Sprecher neugierig forschend an.

      »Der Miko der Oconees«, fuhr der Häuptling in demselben kalten Tone fort, »kann nicht länger für Lafitte und sein Volk jagen. Die roten Männer und die von der Salzsee müssen verschiedene Pfade einschlagen.«

      »Mit andern Worten,« unterbrach ihn der Seeräuber, »Ihr schlaget die Vereinigung und Verbrüderung mit Lafitte aus. – Darf er die Ursache wissen?«

      »Sieh!« sprach der alte Mann, sich von seinem Sitze erhebend und durch das Fenster auf einen Kottonbaum zeigend, der die Hütte überschattete, »dieser Baum sproß vor sieben Sommern aus dem Boden. Er war so zart und klein, daß der Schnabel eines Vogels ihn hätte aus der Erde reißen können, in die die Winde den Samen hingeworfen hatten; aber dieser kleine Samen ist gewachsen und ist groß geworden, und zehn rote Männer könnten ihn nun nicht aus dem Grunde reißen. Er würde sie unter seinem Gewichte begraben. Der Häuptling der Salzsee wird nie ein Jäger auf den Wiesen werden; er liebt, seine Hand nach dem auszustrecken, was nicht sein ist; sein Durst nach fremdem Gute ist stark geworden, wie der Stamm des Baumes, und würde alles übrige erdrücken. Er wird nie lernen, mit wenigem zufrieden zu sein.« – Der Seeräuber lächelte höhnisch; aber seine Züge ebneten sich schnell wieder.

      »Der Miko« – fuhr der Indianer fort – »spricht bloß, was die Freunde und Feinde Lafittes sagen. Sieh,« – sprach er, indem er aus seinem Gürtel die Proklamation hervorzog und sie vor dem Piraten ausbreitete – »der Vater der Weißen hat einen Preis von vielen Dollars auf seinen Skalp gesetzt. Er nennt ihn einen Dieb.«

      Der Seeräuber hatte mit diplomatischem Gleichmut zugehört. Kaum eine Miene verzog sich in seinem Gesichte. »Dieser elende Fetzen Papier ist denn die Ursache Eurer heimtückischen Retirade«, versetzte er endlich mit Verachtung. »Diese elenden fünfhundert Dollar! wollt Ihr sie verdienen? Hier sind tausend – zehnmal tausend.«

      Der Indianer schien beleidigt. »Lafitte«, sprach er, »ist im Wigwam des Miko der Oconees, und er mag in Sicherheit schlafen. Die Oconees sind arm; ihr Reichtum ist das Feuergewehr und der Pfeil, mit denen sie den Büffel und den Hirsch jagen; sie bedürfen des Reichtums Lafittes nicht; wenig würde er auch unter ihnen finden. Ihre Pfade müssen denn in verschiedener Richtung gehen.«

      »Ich dachte, Tokeah wäre ein Mann«, sprach der Seeräuber, der sich eine Kaltblütigkeit aufdrang, die ihm augenscheinlich schwer wurde. »Ich dachte, er wäre ein braver Feind, der das Unrecht, das die Weißen ihm zugefügt, nicht vergessen hätte; ich sehe, ich habe mich geirrt. – Ein Stück Papier bewegt ihn, seinen ehemaligen Freund zu verraten. – Er ist kein Mann.«

      Das Feuer begann in den Augen des verdorrten Indianers zu glühen, als er diesen


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