Lyrischer Regenbogen. Ingrid Rathje-Kohn

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Lyrischer Regenbogen - Ingrid Rathje-Kohn


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West he öbert Land jetzt neiht.

      He treckt dat Water ut de Schlie,

      dat Iis blifft staan, ik weet nich, wie.

      Een Dack ut Iis, so stünn dat hier,

      und dor, wo sünst dat Water weer,

      spazeert wi Kinner as in Drohm

      verzaubert ünnern Märchendom.

      De Schoh vull Matsch bit an de Kneen,

      een Wunnerwark weer hier to sehn,

      so still und anners weer de Welt,

      as in Undines Waterzelt.

      Een Dack ut Is, dat is nich fast,

      dat drücht nich lang sien egen Last,

      und weer dat kracht mit Wucht und Beben,

      denn wörn wi hüt wohl nich mehr leben.

      Denkt mien Verstand nochmal torüch,

      as wi bestaunt de koole Brüch,

      kloppt mi dat Hart in full Galopp,

      doch jümmers segg ik denn ok "Stop!"

      Wat wi beleevt, dat het dat geben,

      sowat gift eenmal blots int Leben.

      Dat weer so grot, dat weer so schöön,

      wer hett denn sowat schon maal sehn.

      Erinnern will ik düsse Stünnen,

      und nich mit Bangen mi besinnen.

      Is nix passert, wi sünd noch dor,

      freu mi dor an schon so veel Johr.

      25.4.2020

       Ruhezeit

      Wartezeit im Heimathafen

      Ruhe vor der großen Fahrt,

      Schiffe wollen auch mal schlafen,

      ihre Seelen sind so zart,

      Seemannsbraut ist ihre Heimat,

      wiegt sie sanft im nassen Arm,

      fest verankert in dem Boden

      ruhen sie mit sanftem Charme.

      19.7.2018

       Missunde

      Es wird dunkel vor den Tannen,

      und im Westen wird es rot,

      Nebel steigt aus feuchten Wiesen,

      Gänse fliegen nach Kielfoot.

      Himmelszelt verliert an Farbe,

      Schwärze legt sich auf die Schlei,

      und in sanftem Waldesrauschen

      kommt die nächste Nacht herbei.

      Ich sitz träumend an dem Ufer,

      seh den Dom im letzten Licht,

      der so eben noch zu sehen,

      Schleswig ist fast außer Sicht.

      Letzte Segelboote kreuzen,

      finden ihren Liegeplatz.

      Kind- und Jugendzeit Missunde:

      Meines Lebens größter Schatz.

      4.12.2018

       Libellentanz

      Mitten drin im tiefen Wald

      wo kaum ein Mensch sich hin verirrt,

      liegt sonnbeschienen und geheim

      das Moor, von Flügelglanz umschwirrt.

      Libellen wirbeln auf und ab

      und hin und her als Blütenkranz,

      nach heimlicher Musik sie drehn

      im Reigen hier den Elfentanz.

      Hast du es einmal nur gesehn,

      dann kommst du immer wieder her,

      um dann im hellen Sonnenglanz

      zu sehn ein tanzend Blütenmeer.

      3.1.2002

       Hafenspaß

      Es gluckert das Wasser im Hafen so schön -- gluck, gluck,

      will ich es mal hören, dann geh ich dorthin - gluck, gluck

      ich setz mich ans Ufer, genieße den Laut,

      die Füße zu tauchen, man sich doch nicht traut,

      zu kalt, zu nass, verdreckt, darin man die Füße

      nicht steckt - gluck, gluck, - gluck, gluck - gluck, gluck.

      2019

       Seelenkur

      Lass die Seele einmal baumeln

      ganz allein im Wald spazier´n,

      ohne Folge und Begleitung,

      will die Vögel singen hör´n.

      Will den Duft der Tannen atmen

      Hauch von Pilzen in der Luft,

      hören, wie die Zweige wispern

      und von fern der Kuckuck ruft.

      Ganz allein will ich´s genießen

      frei gelöst in der Natur,

      selbstbestimmte Einsamkeit

      ist meine schönste Seelenkur.

      2018

       Waterkant

      Kommt dir das Wasser hinterher,

      dann bist im Norden du am Meer,

      haut ab das Wasser? Wat is dat?

      Dann siehst du weithin übers Watt.

      Zerzaust der Westwind dir das Haar

      bist du to Hus, dat ist doch klar.

      21.7.2019

       Hügelberge

      Bei uns sind Berge nur gehügelt,

      die hat die Eiszeit glattgebügelt,

      als Endmoräne hinterlassen,

      sind hügelige Fjordterassen,

      da haben Wikinger gesoffen

      und Pläne für den Raub getroffen.

      In Haithabu da ward gehandelt,

      als ihre Männer Welt gewandelt.

      Und saß als Kind ich an der Schlei,

      da zogen sie an mir vorbei.

      Im Geiste hörte ich sie singen,

      begleitet von dem Möwenschrei

      Sie hatten Schätze mit an Bord

      und zogen an dem Wald vorbei.

      Vorbei sind längst die alten Zeiten,

      die Wikinger- und Kinderjahre,

      Erinnerungen schweben noch

      wo ich seitdem durchs Leben fahre,

      die Schlei im Geiste ist dabei,

      träum ich davon, fühl ich mich frei.

      10.2.2019

       Schlei-weh

      Die salzige Luft und ein Windhauch aus Osten,

      das ist sehr erholsam und wird uns nichts kosten,

      mit


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