Könige, Fürsten, so bleich. Robin Wasserman

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Könige, Fürsten, so bleich - Robin Wasserman


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die Clary ihm über den Dunklen Krieg erzählt hatte. In dieser Schlacht hatte die gesamte Familie Blackthorn schwere Verluste erlitten, aber Simon war immer der Ansicht gewesen, dass es Helen und ihren jüngeren Bruder Mark am härtesten getroffen hatte.

      »Lügnerin!«, rief Mayhew. »Fang noch mal an.«

      »Wenn ich lügen kann, sollte Ihnen das nicht zu denken geben und als Beweis genügen?«, konterte sie. Doch es war offensichtlich, dass sie seine Antwort bereits ahnte.

      »Du kennst die Bedingungen für deinen Aufenthalt in Idris«, knurrte er. »Sag ihnen die Wahrheit oder geh nach Hause.«

      »Dort ist nicht mein Zuhause«, entgegnete Helen mit leiser, aber fester Stimme.

      Nach dem Dunklen Krieg hatten die Ratsmitglieder Helen auf die Wrangelinsel verbannt, auch wenn niemand es offiziell so formuliert hätte. Diese winzige Insel im Arktischen Ozean war der zentrale Standort für alle Schutzschilde der Welt – und außerdem eine trostlose Eiswüste, wie Simon gehört hatte. Offiziell widmeten sich Helen und ihre Freundin dem Studium der Schutzschilde, die nach dem Dunklen Krieg wieder errichtet werden mussten. Inoffiziell wurde Helen für die Umstände ihrer Geburt bestraft. Der Rat war zu dem Schluss gekommen, dass man ihr nicht trauen konnte – trotz ihres Muts im Dunklen Krieg, trotz ihrer makellosen Vergangenheit und trotz der Tatsache, dass ihre jüngeren Geschwister nun Waisen waren und nur einen entfernten Onkel hatten, der sich um sie kümmerte. Denn die Ratsmitglieder vertraten die Meinung, dass Helen keine richtige Schattenjägerin war – und das, obwohl ihre Haut Runenmale problemlos vertrug.

      Was Simon wiederum die Meinung vertreten ließ, dass die Ratsmitglieder allesamt Idioten sein mussten.

      Denn es spielte überhaupt keine Rolle, dass Helen weder Waffen noch sichtbare Runenmale besaß und eine schlichte Jeans und ein hellgelbes T-Shirt trug. Allein ihre Haltung, die Selbstkontrolle, mit der sie ihren Zorn zügelte, und die Würde, die sie dabei ausstrahlte, machten offensichtlich, dass Helen Blackthorn eine Schattenjägerin war. Eine Kriegerin.

      »Das ist deine letzte Chance«, knurrte Mayhew.

      »Helen Blackthorn«, wiederholte die junge Frau strich sich die Haare aus dem Gesicht, sodass ihre hellen, leicht spitzen Ohren zum Vorschein kamen. »Tochter von Andrew Blackthorn, Schattenjäger, und Lady Nerissa, Prinzessin am Lichten Hof.«

      Bei dieser Erklärung stand Julie Beauvale auf und verließ wortlos das Klassenzimmer.

      Simon hatte Mitleid mit ihr … oder zumindest versuchte er, Mitgefühl aufzubringen. In den letzten Stunden des Dunklen Kriegs hatte ein Elbenritter Julies Schwester vor ihren Augen getötet. Aber das war nicht Helens Schuld. Helen stammte nur zur Hälfte von einer Elfe ab und das war nicht die Hälfte, auf die es ankam.

      Aber das schien weder den Rat noch irgendjemanden im Klassenzimmer zu interessieren. Die Schüler tuschelten aufgeregt, wobei Simon den Begriff »Feenwesen« aufschnappte, der wie ein Schimpfwort die Runde machte. Helen stand reglos und schweigend an der Tafel, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

      »Ruhe!«, donnerte Mayhew. »Haltet gefälligst den Mund!« Nicht zum ersten Mal fragte Simon sich, warum dieser Mann überhaupt Lehrer geworden war, wenn es allem Anschein nach nur eine einzige Sache gab, die er noch mehr verabscheute als Jugendliche: das Unterrichten besagter Jugendlicher. »Ich erwarte keineswegs, dass ihr diese … Person respektiert. Aber sie ist hier, um euch eine lehrreiche Geschichte zu erzählen. Und die werdet ihr euch jetzt anhören.«

      Helen räusperte sich. »Mein Vater und sein Bruder waren einst Schüler dieser Akademie, genau wie ihr jetzt.« Sie sprach mit leiser, tonloser Stimme, als würde sie über Fremde reden. »Und genau wie ihr wussten auch sie nicht, wie gefährlich das Lichte Volk sein kann. Ein Irrtum, der sie fast vernichtet hätte.«

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