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solle ihm den Mantel bringen. Doch er hielt abrupt inne, denn Fräulein Grüber stand, ihre Handtasche umklammernd, in der Eingangshalle. Und neben ihr, vor Kälte fröstelnd und ohne Mantel, Matthias. »Es ist nicht Fräulein Grübers Schuld«, sagte er. »Sie ist gerade aus dem Haus gekommen.«

      Julius schüttelte den Kopf. Er fühlte sich plötzlich alt und sehr müde. »Ich bin im Begriff auszugehen.«

      »Natürlich, ich verstehe, es tut mir leid, ich wäre nicht gekommen, wenn ich nicht … ich wollte nur fragen, ob ich meinen Mantel wiederhaben kann. Es ist mein einziger.«

      Seinen Mantel. Sonst nichts. Er klang noch müder als Julius. Julius nickte verständnisvoll. »Frau Lang wird ihn dir bringen.«

      »Oder soll ich ihn holen?«, bot Fräulein Grüber an. »Dauert keine Minute.«

      »Das wäre nett. Danke.«

      Nachdem sie davongeeilt und die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, herrschte betretenes Schweigen. Matthias seufzte. »Verzeih mir«, sagte er.

      »Ich bin sicher, Fräulein Grüber macht das gern.«

      »Nicht wegen des Mantels. Neulich Abend, als ich einfach so davongelaufen bin …«

      »Ist schon vergessen.«

      »Für mich nicht.«

      »Schau, es war mein Fehler, es gehörte sich nicht.«

      »Nein, du warst aufrichtig«, erwiderte Matthias leise. »Ich aber nicht. Ich wollte es dir sagen, ich habe es versucht, konnte es aber nicht. Ich habe befürchtet, wenn du wüsstest …«

      »Wenn ich was wüsste?«

      Die Tür zum Dienstbotentrakt öffnete sich, und Frau Lang hastete in die Eingangshalle, Fräulein Grüber im Schlepptau. Sie funkelte Matthias misstrauisch an. »Haben Sie nach mir gerufen?«, fragte sie Julius. »Fräulein Grüber scheint zu denken, dass Sie ausgehen wollen.«

      »Ich bin mir noch nicht sicher«, erwiderte Julius, »vielleicht später.« Aber Matthias schüttelte den Kopf. Er ließ sich von Fräulein Grüber den Mantel reichen und schlüpfte hinein.

      »Ist gut«, meinte er. »Ich gehe.«

      »Dann brauche ich meinen Mantel auch«, sagte Julius zu Frau Lang.

      Sie spazierten gemeinsam den Kanal entlang, in dem das dunkle Wasser im Schein der Straßenlaternen schimmerte. Matthias brauchte lange, um die richtigen Worte zu finden. An jenem Abend, als Julius ihn gedrängt hatte, seine Geheimnisse zu offenbaren, habe er alles erzählen wollen, aber der Mut habe ihn verlassen. Er sei aus Angst davongelaufen, Angst vor Julius’ Missbilligung oder, schlimmer noch, vor seinem Abscheu, Angst davor, dass die Wahrheit alles verändern und das zerstören würde, was für Matthias stets kostbar und rein gewesen sei. Erst in Köln habe er begriffen, dass Lügen zerstörerisch wirken konnten, selbst wenn sie nicht laut ausgesprochen wurden. Er wolle nicht mehr lügen.

      »Du hast mich gefragt, ob ich eine Freundin habe, weißt du noch?«, sagte er. »Ich habe verneint, aber das war nicht die ganze Wahrheit. Es gibt da jemanden.«

      Plötzlich kam Julius der absurde Verdacht, es könnte Luisa sein. »Also, wer ist sie? Kenne ich sie?«

      »Keine Sie. Ein Er.«

      Julius schwieg. Vielleicht hätte er geschockt sein sollen oder sogar entrüstet, aber stattdessen war es für ihn, als wäre in einem vertrauten Zimmer ein Licht angegangen und als nehme er erst jetzt etwas zur Kenntnis, was er schon die ganze Zeit gewusst hatte.

      »Ich darf nicht verraten, wer er ist«, erklärte Matthias. »Darauf habe ich ihm mein Wort gegeben. Er fürchtet, sonst Schwierigkeiten zu bekommen, er hat Angst vor der Polizei. Seine Familie ahnt nichts, deshalb konnte ich in Köln nicht mit dir sprechen. Er war mit mir zusammen.«

      »Der Mann mit dem Samtmantel.«

      »Ich hatte ihm versichert, es bestehe kein Risiko, dort würde uns niemand kennen. Ich wollte, dass er die Sonnenblumen sieht. Wir hatten so viel über sie gesprochen. Nichts als Sonnenblumen im gleißenden Licht der Sonne. Und das Bild war dort nicht einmal ausgestellt. Nur dieses … dieses entsetzliche …«

      »Ich weiß«, sagte Julius sanft. Und dann: »Liebst du ihn?«

      Matthias antwortete nicht. Erst als er stehen blieb und sein Gesicht in den Händen vergrub, bemerkte Julius seine Tränen. Zaghaft legte er seine Hand auf Matthias’ Rücken. Es war lange her, dass er ein solch tiefes und reines Mitgefühl empfunden hatte.

      »Alles gut«, flüsterte er. »Alles wird gut.«

      Julius spürte, wie ein Zittern durch Matthias’ Schultern ging. Ohne nachzudenken, schlang Julius seinen Arm um den jungen Mann und hielt ihn fest an sich gedrückt. Trotz Matthias’ Geständnis war an dieser Geste nichts Peinliches, kein Anflug sexueller Intimität. Woher auch immer es gekommen war, dieses rastlose Verlangen, das Julius zur Grünstraßenbrücke geführt hatte – es war vorbei, und an seine Stelle war eine wortlose Innigkeit getreten, die ihn wie ein kostbares Feuer wärmte.

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