5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker

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5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - Alfred Bekker


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musste, damit es nachließ.

      Libbie war ans Fenster getreten, hatte die Lampe kleingedreht und spähte durch einen Schlitz des Ladens. „Es wird schon hell. Zwei Reiter und mein Vater. Einer der Männer ist Sheriff Klein ...“

      Tom war es, als habe er in Feuer gegriffen. Er spürte auf einmal keinen Kopfschmerz mehr. Sheriff Klein! Und jetzt waren sie wirklich hier!

      Libbie, die Toms Erschrecken gar nicht bemerkt hatte, noch immer am Fenster stand und nach draußen spähte, sprach weiter: „Der andere hat auch einen Stern. Es ist Wolters, ich erkenne ihn. Komisch, er trägt etwas um den Kopf, hat gar keinen Hut. Ein Verband. Deshalb hätte ich ihn fast nicht erkannt. Mein Gott, ob sie Vater dabei beobachtet haben, wie er...“ Sie sah Tom an. „Tom, sie kommen hierher!“

      Tom dachte weniger an die Sache mit den beiden Cowboys. Er konnte sich einen ganz anderen Grund dafür erklären, wieso Dutch-Billy und Wolters gekommen waren.

      Aber sie schienen draußen von Tracy Johnson aufgehalten zu werden. Tom hörte sie sprechen; ein Pferd schnaubte, und er verstand deutlich, als Wolters sagte: „Eine ganz schöne Leistung für so einen jungen Burschen. Ich hätte geschworen, dass er nicht nur Hilfe hatte, als er geflohen ist. Vielleicht ist er nicht allein, Mr. Johnson. Könnte nicht ein zweiter Mann in der Nähe gewesen sein, als es zu der Schießerei mit Cornfields Cowboys gekommen ist? Mein Gott, denken Sie nach, Mr. Johnson! Dieser Terry war kein Greenhorn. Der ließ sich doch nicht einfach von Indianer-Hennies Jungen abknallen, dazu noch mit einer Greener. Und der andere, dieser Greaser, der hatte doch auch mehr auf dem Kasten, als eine Zielscheibe abzugeben. Schlimm, Mr. Johnson, dass Sie kein zweites Gewehr hatten, um sich Ihre Flinte wiederzuholen ...“

      „Ich habe ein zweites Gewehr, zwei sogar, aber zu der Zeit waren sie nicht geladen. Die Parker nicht, und auch nicht die Marlin.“

      „Hat sich der Bastard irgendwie Ihrer Tochter genähert?“, fragte Dutch-Billy. Die Stimme des Sheriffs kannte Tom sehr gut.

      „Nein, ich kam ja gleich heraus, als ich ihn hörte. Die Schmerzen, verstehen Sie, Billy, die Schmerzen im Bein. Ich kam heraus, und da hatte er sich das Gewehr geangelt. Und schon war er wieder weg. Kaum war er draußen, sah ich die beiden Cowboys und der eine, ich glaube, dass es Terry war, schrie: ,Das ist der Indianer-Bastard! Sie suchen ihn! Sie sind hinter ihm her! Wir verdienen uns die Belohnung! Los!’ Und die beiden sind ihm nach. Ja, und auf einmal knallte es zweimal. Ich bin hin, und da lagen sie schon.“

      „Hm, Tracy“, hörte Tom den Sheriff sagen, „ich frage mich nur, woher sie gewusst haben, dass Tom Cadburn den Colonel umgelegt hat.“

      „Na, vielleicht von Ihnen, Billy. Mir haben Sie’s doch vorhin auch erzählt.“

      „Tja, ich habe die beiden nicht getroffen, aber es sind ja wahrhaftig genug Leute in der Weltgeschichte herumgeturnt diese Nacht. Also gut, Tracy, ich schicke jemanden heraus, der sie abholt. Oder meinst du, wir sollten sie hier irgendwo begraben? Wenn es richtig hell ist, knallt die Sonne drauf, und dann ...“

      „Wenn mir Wolters hilft, könnte ich ...“, begann Johnson, aber Dutch-Billy unterbrach ihn.

      „Mit deinem Fuß? Auch was, ich schicke ein paar Leute aus der Stadt, die können die beiden holen. Bis später mal, Tracy. Und denk dran, es könnte sein, dass wir deine Aussage brauchen, wenn wir Tom Cadburn eingefangen haben. Vergiss nicht, was du gesehen hast!“

      „Macht es gut!“, rief Johnson. Dann ertönte Hufschlag.

      Dutch-Billy antwortete ihm aus etwas größerer Entfernung: „Auch so, und pass ein bisschen auf die Geier auf, Tracy, bis meine Leute die beiden holen!“

      „Mach’ ich!“, brüllte Johnson. Der Hufschlag wurde leiser.

      *

      Tom sah Libbie an, deren Busen sich vor Aufregung stark hob und senkte. Sie erwiderte seinen Blick. „O Gott, was hat er ihnen nur erzählt!“, keuchte sie.

      „Er hat mir die beiden, die er erschossen hat, der Einfachheit halber mit angehängt.“ Tom wischte sich enttäuscht über die Augen. „Und ich habe geglaubt, dass er anständig ist.“

      „Du hast den Colonel erschossen, nicht wahr? Ist das anständig?“, fauchte Libbie.

      Tom schüttelte den Kopf. „Der Colonel wurde von Webster erschossen. Aus Versehen. Aber Webster hat es mir so angehängt, wie dein Vater das eben mit den beiden Cornfield-Cowboys getan hat.“

      „Ehrlich?“, fragte sie zweifelnd.

      „Leider, Libbie, leider. Ich jedenfalls könnte mich an deines Vaters Stelle nicht mehr im Spiegel besehen. Ich bin gespannt, was er sich jetzt für mich ausgedacht hat. Aber so blöd, wie er meint, bin ich auch nicht.“

      Und damit ergriff er Johnsons Jagdwaffe, die Marlin.

      „Tom! Tom, was willst du tun?“, rief sie.

      „Ich will nur nicht, dass er den Skalp bekommt, den er sich jetzt holen will. Vermutlich“, erwiderte Tom und hebelte die Marlin durch.

      Sie sah ihn bestürzt an. „Das glaubst du?“, fragte sie erschüttert.

      Er nickte. „Ich habe eben eine Menge gehört und dabei gelernt. Sam, komm her zu mir!“

      Das Wolfsblut knurrte nur zur Tür hin, rührte sich aber nicht von der Stelle. Und dann kam Tracy Johnson herein. Er sah zunächst nur Libbie und fragte:

      „Wo ist der Junge?“

      Tom hatte sich an die Wand gelehnt, so dass ihn Tracy nicht gleich sehen konnte, zumal an einem Haken Mäntel und Jacken hingen, die ihn etwas verdeckten. Und das Licht der Lampe brannte immer noch klein.

      Tracy Johnson trat zwei Schritte weiter, und da entdeckte er nicht nur Tom, den Wolfshund und das Gewehr, sondern sah auch, dass Tom fest entschlossen war, seine Freiheit zu verteidigen.

      Aber Tracy Johnson war auch nicht von gestern. Er grinste plötzlich, humpelte zum Tisch, legte die Flinte darauf und sagte scheinheilig: „Die beiden Armleuchter sind weg. Die habe ich vielleicht geleimt, was?“

      „Sie haben sich reingewaschen und mich beschuldigt“, platzte Tom heraus.

      Tracy Johnson winkte belustigt ab. „Das musste ich doch sagen. Sie haben mich doch an der Schlucht gesehen. Was sollte ich denen denn sagen? Jetzt bin ich aus dem Schneider, in Ordnung. Aber du doch auch, Junge. Dich suchen sie nicht hier, wo du bist, sie suchen dich sonstwo.“

      „Und sollten sie mich schnappen, dann ...“

      „Mein Junge, auch mit einem Gewehr in der Hand bist du für mich kein Grund, in die Hosen zu machen, weil du einfach noch zu grün bist. Du hast den Colonel umgelegt, aus welchem Grund auch immer. Wir hier sind dem Colonel dankbar. Nun, ich habe Schulden bei ihm, und am Ende hast du mir einen Gefallen getan. Nur, wenn du frech werden willst, dann nimm deinen Kram und dieses Vieh und verschwinde!“ Er deutete auf die Marlin. „Die lass aber schön hier, denn die gehört mir.“

      „Ich werde gehen und tun, was ich für gut halte. Ihre Tochter ist in Ordnung, Mr. Johnson, aber Sie selbst... Sie nicht!“ Er nahm die Flinte, entlud sie. Die andere war ohnehin noch nicht wieder geladen. „Packt mir Vorräte ein!“, befahl er.

      „Ja“, sagte das Mädchen bereitwillig.

      Der Jäger schrie sie empört an: „Und wovon leben wir? Willst du etwa das bisschen, was wir haben, diesem Tramp mitgeben?“

      „Es war wirklich nicht richtig, was du zu Dutch-Billy gesagt hast“, erwiderte das Mädchen.

      „Was ich tue, ist immer richtig, merke dir das!“, polterte er. „Und jetzt scher dich hinaus, Tom Cadburn. Scher dich hinaus, oder erschieß mich! Denn wenn du nicht freiwillig gehst, schmeiße ich dich eigenhändig aus meinem Haus!“

      Er war aufgestanden und humpelte heran. In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen. Die Helligkeit des frühen Morgens fiel in die


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